Dunkle Wolken schon wieder....

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Jürgen zur Horst

Re: Deutsches Werkzeug

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #37243]
Hallo,

deutsches Werkzeug war mal ein Synonym für Qualitätswerkzeug. Leider ist es so, dass mit der Auslagerung an billige Produktionsstandorte die Qualität der Produkte meistens leidet. Ohne Deutschtümelei oder falsch verstandenen Patriotismus, wähle ich bei gleichwertigen Produkten das einheimische, weil dann das Geld im Lande bleibt. Wenn die Qualität sinkt oder mir unter gleichem Label asiatische Produkte untergejubelt werden, kann ich natürlich gleich China oder Japan kaufen. Wo diese Entwicklung hinführt, kann man bei Kameras sehen. Alles fest in japanischer und chinesisch/taiwanesischer Hand. Selbst Leica hängt da nur noch am Tropf.
Wenn der chinesische Produzent der Billigwaren Geld verdient hat, kauft er übrigens westliche Qualitätsprodukte, weil er weiß was gut ist.

Tschüß Jürgen


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Warum den Fehler anderer wiederholen..

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Dietrich,

so einfach ist es leider nicht. Ein Beispiel:

Ich stand vor der Frage, welche Bankbohrmaschine soll ich mir kaufen. Es wurde am Ende eine Hitachi, keine Kress oder Bosch blau. Die Hitachi habe ich beim örtichen Händler gekauft, der mit seinem Laden die Famillie ernährt. Die Kress oder die Bosch hätte ich in einem großen Baumarkt gekauft, oder irgendwo bestellt. Der Baumarkt vedient sein Geld in erster Linie mit Chinakram. Das hätte ich mit einem Kauf dort auch unterstützt. So bleibt mein Geld aber in der Region, obwohl ich eine japanische Maschine gekauft habe. So kann man das also auch sehen.

Meiner Meinung nach ist es wichtiger die regionalen Händler zu unterstützen, statt irgendwelche Firmen, zu denen man keine persönliche Beziehung hat und deren Geschäftsgebahren man auch nicht durchschauen kann.

Versteh mich jetzt bitte nicht falsch. Ich finde es auch schlimm, dass deutsche Firmen Leute entlassen. Deshalb aber die Produktionen im Ausland zu verteufeln ist mir zu einfach. In der Firma in der ich arbeite standen wir vor einigen Jahren sehr schlecht da. Die Firma läßt seitdem in China einiges fertigen. Und trotz dieser Auslagerung konnten in den folgenden Jahren die Bilanzen verbessert werden und es wurden viele Mitarbeiter neu eingestellt. Es wurden auch teure Maschinen angeschafft, von Trumpf und Homag. Ohne die Ausagerung eines Teils der Produktion wäre das alles nicht machbar gewesen.

Man sollte bei dieser Diskusion, in der es um Werkzeug geht auch ganz klar unterscheiden zwischen wirklich biligem Ramsch und hochwertigem, aber im Ausland produziertem Werkzeug. Das werfen hier glaube ich einige durcheinander.

Gruß

Heiko


Jürgen zur Horst

Re: Warum den Fehler anderer wiederholen..

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Heiko,

die Hitachi würde ich auch nicht in die Rubrik billiger Chinakram stecken. Das ist ein hochwertiger japanischer Hersteller. Makita würde ich in die gleiche Kategorie stecken. Ärgerlich ist es wenn mir ein ehemaliger deutscher Hersteller Produkte aus einem Billiglohnland unter eigenem Label unterschieben will.

Ich kaufe ebenfalls grundsätzlich beim Einzelhändler vor Ort. Ausnahme sind alle Spezialprodukte die man nur z.B bei Dieter bekommen kann. Bei diesen Artikeln wird es niemals wieder eine flächendeckende Versorgung geben.

Tschüß Jürgen

Tschüß Jürgen


Florian R.
Beiträge: 6
Registriert: Sa 29. Okt 2016, 16:58

Re: Metabo verlagert nach Asien

Beitrag von Florian R. »


Hallo,
ich hab lange überlegt, ob ich mich hierzu auch äussern soll. Im Endeffekt führen wir diese Diskusion nun schon zum x-ten Male!
So ist halt der Lauf der Zeit, die Globalisierung lässt sich nicht aufhalten. Auch ich bin weiß Gott kein Globalisierungsfreund aber wie Heiko oben schon aufgezeigt hat, sie hat nicht nur ihre schlechten Seiten.

Und was Metabo betrifft: In meinen Augen sind die zum Großteil selber schuld an ihrer momentanen Situation. Keine Ausrichtung erkennbar, zu große Produktpalette, man will vom Billigwerkzeug bis zum Profigerät alles abdecken. Schlechtes Marketing, wenig bis keine innovativen Produkte.

Für viele Handwerker ist Metabo heute ja nicht mal eine Profimarke. Ich hab z.B. von Metabo nur eine 1-Gang Bankbohrmaschine, sonst nix. Und ich kann mich ehrlich gesagt auch nicht erinnern, wann ich zuletzt auf irgendeiner Baustelle oder in einer Werkstatt mal jemanden gesehen hab der mit den "tannengrünen" (wie ihr so schön sagt) arbeitet.
Für den Handwerker zu heimwerkermäßig, für den normalen Heimwerker aber scheinbar noch das Profigerät das er eh nicht braucht.
Wie gesagt, für mich hat Metabo keine klare Ausrichtung wie z.B. Festool oder Mafell im Profibereich oder Bosch grün und Black&Decker im Heimwerkersektor.
Die beiden letztgenannten können sich aber aufgrund ihrer Größe eine große Produktvielfalt leisten und sind in beiden Sektoren Heimwerker und Profi erfolgreich, da sie diese klar trennen (Bosch grün/blau, Black&Decker/DeWalt)

Metabo hat sich viel zu lange auf dem guten Ruf von früher ausgeruht und auch wenn viele hier immer noch der Magnum-Baureihe nachweinen, selbst wenn sie diese Linie noch hätten würde das an der Situation in der Metabo steckt nichts ändern. Insofern ist es finde ich nur verständlich, dass sie keine "Stationärmaschinen" mehr anbieten. Denn das war seit jeher nur ein Nischenprodukt, für die Profis zu klein und leicht, für Otto-Normal-Heimwerker viel zu teuer und überdimensioniert. Was bleibt dann noch für eine Zielgruppe? Der ambitionierte Hobbyschreiner, Hut ab vor solchen Leuten und was ihr da zum Teil auf die Beine stellt, aber mal ehrlich: Damit lassen sich leider für den Hersteller keine relevanten Umsätze erwirtschaften.

Metabo bleibt zu wünschen, dass sie sich wieder gesund schrumpfen können ob mit oder ohne Produktion im Ausland. Und dass sie es schaffe ihr Profil ein bisschen zu schärfen. Ohne so lächerliche Produkte wie diesen Porschebohrhammer.

Das Wunschdenken das hier, in meinen Augen, manche Leute haben, vonwegen Metabo über alles, ist einfach ein bissl realitätsfremd finde ich.

Sorry, dass es so lang geworden ist, aber das musste jetzt mal raus!

Gruß

Florian



arnd
Beiträge: 148
Registriert: Fr 3. Aug 2012, 00:29

So einfach ist es nicht

Beitrag von arnd »

[In Antwort auf #37264]
Hallo zusammen,

ich denke Heiko hat recht. Die Welt ist komplexer als es uns lieb ist. Viele Firmen können in Deutschland deswegen Arbeitsplätze erhalten, weil sie z.T. im Ausland produzieren.
Vor ein paar Wochen habe ich Lothaer Spät gesehen. Er sagte einen bemerkenswerten Satz: "In zehn Jahren leben 2 Milliarden Menschen mehr auf dieser Erde, so viele wie auf der Erde waren als ich geboren wurde. Jedes Jahr werden in Asien Millionen hoch motivierter Ingeneure fertig. Wir können uns nicht vorstellen was dies für die Weltwirtschaft bedeutet. Doch ein ist klar, wir können in Deutschland nicht so weiterleben wie bislang.“ Was Abschottung bedeutet werden wir vielleicht in den nächsten Jahren an Amerika sehen.

Ich hoffe nicht zu sehr vom Thema abzuschweifen und finde es auch richtig sich als Käufer bewusst zu verhalten. Nur, das gallische Dorf ist mittlerweile (seit eineigen 100 Jahren) auch verschwunden.

Nachdenkliche Grüße

Arnd



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

"Importe" waren gemeint *NM - Ohne Text*

Beitrag von Dietrich »

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Es gibt eine Erklärung von Metabo...

Beitrag von Dietrich »


...oder auch die Bombe ist geplatzt.

Hier steht eigentlich alles zum Thema: http://www.werkzeug-news.de/news7/09-metabo-aufbruch.html

Frei nach einem engl. Vorbild wird an meiner Werkstatt demnächst stehen:

"This Working Area is free of chinese Tools"

Guten Abend

Dietrich


Martin B.
Beiträge: 59
Registriert: Mo 24. Feb 2020, 21:58

Re: Wo liegt denn Festool? :-)

Beitrag von Martin B. »

[In Antwort auf #37240]
Hallo!

Festool ist bald auch nicht mehr ausschließlich "Made in Germany" wie in den VDI-Nachriten zu lesen war:
...Ähnlich ist die Situation bei der TTS Tooltechnic Systems AG & Co.KG aus Wendlingen. Schon seit acht Jahren vertreibt das Unternehmen professionelle Elektrowerkzeuge der Marke Festool nach Amerika. Die weltweit agierenden Baden-Württemberger er - zielen inzwischen rund 10% ihres Umsatzes in den USA. Noch werden alle Endprodukte, Ersatz- und Zubehörteile per Container über den Atlantik verschifft. Doch das soll sich jetzt ändern.
"Wir werden in Kürze eine eigene Fertigung in Indianapolis in Betrieb nehmen", sagt Christian Oltzscher, Chef der US- Tochter von TTS. Zunächst wird es sich dabei nur um ein reines Montagewerk handeln, doch Ziel ist es, so schnell wie möglich US- tieferanten für die einzelnen Baugruppen und Montageteile zu finden. Hierzu laUfen bereits die Ausschreibungen auf Hochtouren. Laut Oltzscher sollen rn Zukunft nur noch ein paarwenige kritische Bauteile aus Deutschland bezogen werden, der Rest soll komplett von US-Zulieferem stammen.
Die Zahlen dieser Produktionsverlagerung sprechen für sich: Für die geplanten 60 Mitarbeiter rechnet TTS mit einem Durchschnittslohn von 15 $ für die dann nur noch 30 % an Nebenkosten zu veranschlagen sind. "Das ist nur rund die Hälfte von dem, was wir Deutschland zu zahlen haben", freut sich Oltzscher. Hinzu kommen bei dieser Rechnung noch die Einsparungen beim Transport, dem Handling und dem Zoll.
Rund 6 Mio. $ investiert TTS für den Aufbau des Montage-Werks im amerikanischen Mittleren Westen. Laut Oltzscher fiel die Wahl auf Indianapolis, weil sich von dort aus alle Kunden im Westen und Osten der USA am besten erreichen lassen und weil die dortige Arbeitsmoral sehr hoch ist.

Grüße aus Ettlingen

Martin



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