Zingana/Zebrano Oberflächenbearbeitung *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Uwe.Adler
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Zingana/Zebrano Oberflächenbearbeitung *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo liebe Mitstreiter,

an diesem Wochenende habe ich eine mühsame Erfahrung mit der Herstellung einer Oberfläche gemacht, die noch durch den Ausfall des Forums erschwert wurde. Da ich aber gerne an meinem Projekt weitermachen wollte, habe ich mich mit viel ausprobieren zu einem Ergebnis gearbeitet.

Trotzdem möchte ich meine Schwierigkeiten vorstellen und die Frage nach einer handwerklich gekonnten Lösung stellen. Wäre schön, wenn ich Antworten erhalten würde, die auch von den Fachleuten und Könnern gegeben wird. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Mein Projekt ist ein Hängeschrank aus Nussbaum kombiniert mit Zingana/Zebrano. Dieses Holz ist drehwechselwüchsig und nadelrissig. Es lässt sich schwer hobeln und die Oberfläche ist schwer zu glätten. Trotzdem wollte ich, hervorgerufen durch die interessante Textur, dieses Holz einmal verarbeiten. Die Bohle wurde aufgetrennt und dann mit einem Schrubhobel gezwercht. Dieses habe ich dann mit dem Nr.5 wiederholt und dann diagonal von beiden Seiten das Brett weiter bearbeitet. Mit dem Hobel Nr.4 habe ich dann weiter geputzt. Die Ergebnisse hatten keine durchgehend glatte Oberfläche. Die Eisen sind leicht gerundet und wurden vor der Holzbearbeitung frisch geschärft und abgezogen. Nach der Hobelarbeit habe ich dann weiter mit der Ziehklinge und weiter noch mit Stahlwolle gearbeitet. Nach der Ölauftrag stellten sich die Fasern wieder auf und nach Trocknung und Zwischenschliff und erneutem ölen, das gleiche Ergebnis.

Wie muss ich ein so schwieriges Holz richtig bearbeiten?

Herzliche Grüße
Uwe

Die Bilder vom Holz und einige Erklärungen:

Das Holz noch als Bohle
Deutlich die unterschiedlichen Teile der Oberflächen erkennbar
Die rauen Streifen konnten auch nach dem Hobeln nicht ganz geglättet werden
Nach dem Trennen Aufschnitt der Bohle (leider keine Bilder) blieb auch im inneren Teil das gleiche Verhalten.
Das Probebrett nach einem Ölauftrag. Die weißlichen Streifen sind die rauen Streifen.
Hier nun noch zwei Makroaufnahmen nachdem ich mit Ziehklinge und Stahlwolle gearbeitet habe, das ganze geölt und anschließend wieder mit angeschliffenem 400er Abranet den Zwischenschliff gemacht habe
Den Zollstock daneben gehalten, zur besseren Anschauung

Pedder
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Ist das nicht Wechseldrehwuchs?

Beitrag von Pedder »


Hallo Uwe,

ich habe mal ein Stück Padouk gehabt, das eine ähnliche Struktur hatte. Ich habe beschlossen, das für mich als Wechseldrehwuchs zu bezeichnen. Man arbeitet teilweise gegen die Faser. Wenn Du das Brett andersherum hobeln würdest, blieben die jetzt rauen Stellen glatt und die glatten Stellen würden aufreißen. Wie ich schon auf Deinem Blog kommentiert habe: Ich höre dann auf mit spanenden Werkzeugen und schleife. Vielleicht gibt es Menschen, die ein Messer so scharf bekommen und das Holz mit Alkohol so gefügig machen, dass Hobeln geht. Ich kann das nicht und würde in jedem Fall mehr Schleifmittel beim Schärfen verbrauchen, als beim Schleifen des Holzes.

Liebe Grüße
Pedder

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
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Re: Zingana/Zebrano Oberflächenbearbeitung

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Uwe,

dieses Holz ist wahrlich nicht leicht zu bearbeiten. Der ständige Wechseldrehwuchs und -beinahe noch schlimmer- die enorme Sprödigkeit stellen hohe Anforderungen an den Bearbeiter.

Wenn Du einen Fase-oben-Hobel hast, kannst Du den Versuch unternehmen, den Schnittwinkel durch Anschleifen einer Microfase auf 60°, vielleicht sogar 65° zu erhöhen und das Maul extrem eng einzustellen. Das ganze natürlich mit minimaler Spanabnahme. Der Hobel ist nicht mehr leicht zu führen, man kommt schon ins Schwitzen. Wenn dann immer noch Ausbrüche verbleiben, hilft wirklich nur noch die Ziehklinge oder -igitt- die Schleifmaschine.

Für derart problematisches Holz nehme ich gerne einen Infill Putzhobel mit 55° Schnittwinkel. Was ich mit dem nicht hinbekomme, macht auch keiner meiner anderen Handhobel.

Viele Grüße
Klaus

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Re: Zingana/Zebrano Oberflächenbearbeitung

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #134788]
Hallo Uwe,

nach den Bildern würde ich sagen: Dein Hobel ist nicht optimal scharf, und vielleicht könnte auch das Maul enger sein.

Ich würde es machen, wie Klaus schrieb: Bevel up, hoher Schnittwinkel (bei mir 62°), sehr scharf, sehr enges Maul. Ist ein bißchen mühsam zu hobeln, aber eigentlich kein Problem auch wenn das Holz schwierig ist, und das kann bereits Birkenholz sein. Zebrano hatte ich allerdings noch nie auf derBank. Mein Glück ist, dass ich derartige Hölzer nicht besonders schön finde.

Du dürftest es gern bei mir hobeln, aber von Köln wird es zu weit sein. Du könntest mir aber auch das Eisen schicken und bekommst es ganz schnell optimal zurück, dann würde man sehen ob das überhaupt die Ursache war.

Friedrich

Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ist das nicht Wechseldrehwuchs?

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #134789]
Hallo Pedder,

ich habe ja den Verdacht, dass Uwe nichts vom Schleifen hören wollte. Daher bin ich froh, dass der Vorschlag von dir kam. Ich würde ihm aber das gleiche raten. Schleifen ist ja keine Schande und auch eine alt hergebrachte Handwerkstechnik. Bereits die alten Ägypter wussten wie man Holz schleift.
Ich höre dann auf mit spanenden Werkzeugen und schleife

Auch Schleifmittel sind spanende Werkzeuge. Die Späne sind eben nur sehr klein und jucken in der Nase. Wenn du eine Möglichkeit des Schleifens ohne Zerspanung gefunden hast, behalt sie für dich, bis du sie patentiert hast :-)

Gruß

Heiko


Pedder
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Re: Ist das nicht Wechseldrehwuchs?

Beitrag von Pedder »


Hallo Heiko,

auch wenn ich ausnahmsweise mal zum Schleifen rate, kenn ich doch den Unterschied zwischen Hobelspänen und Schleifstaub. Schleifen ist allenfalls eine staubende Bearbeitung. ;o)

(Verzeih' den Kalauer)

Aber ist das Wechseldrewuchs?

liebe Grüße
Pedder

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Uwe.Adler
Beiträge: 1317
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Antwort und Zwischenergebnis *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #134791]
Hallo liebe Mitstreiter,

vielen Dank für die Antworten. Wie ich schrieb habe ich durch andere Brettabschnitte eine verminderte Widerspenstigkeit bei der erneuten Bearbeitung als Lösung vorgefunden. Da es aber aus der gleichen Bohle gewonnen wurde, ist die Beeinträchtigung vermindert, aber dennoch vorhanden. Mit der bereits beschriebenen Vorgehensweise habe ich die Bretter wieder bearbeitet und dann zum Schluss mit einem Ziehklingenhobel ein gutes Ergebnis erreicht.
@Pedder
Du hast Recht. Der Fachterminus lautet: wechseldrehwüchsig. Das mit dem Alkohol werde ich mir merken. Das Holz damit gefügig machen: vielleicht mit einem leckeren Obstwasser? Nettes Gedankenspiel.
Bei der gestrigen Versuchsanordnung bin ich dann noch auf eine ganz andere Lösung gekommen. Aus einem Stück Federstahl aus der Sägeblattkiste habe ich mir ein 30 mm breites Stück geschnitten und habe es leicht gerundet und dann als kleine Ziehklinge entgegen der Hobelrichtung bei den wechseldrehwüchsigen Bereichen eingesetzt. Damit erreichte ich die Planung der aufgerichteten Fasern. Und die gesamte Fläche fühlte sich erheblich besser an. Aber es ist kein grundsätzlicher Weg.

@Klaus
Ja, es ist ein schwieriges Holz. Das weiß ich nun für die Zukunft. Als ich es kaufte, gefiel mir die Textur und deshalb habe ich für meinen Zweck auch nur eine schmale Bohle erstanden. Den Rest wollte ich für einige Griffe und Hefte verarbeiten. Nur das Holz ist kein Genuss für die Nase, obwohl es trocken ist.
Den Bevel-up von Veritas habe ich und werde ihn beim ähnlichen Einsatz dann mit 60 oder 65 Grad präparieren. Eine Mikrofase ist dann ja wieder mit etwas schleifen und abziehen zurückgenommen. Bei der Bearbeitung hatte ich die Spanabnahme weitgehend reduziert und das Maul ca. 2/10 mm geöffnet. Aber das Ergebnis war nicht zufriedenstellend.
Die Bearbeitung mit dem Ziehklingenhobel ging sehr gut. 45 Grad war das Eisen und der Grad war auch frisch angezogen. Dann auf einem Probebrett die Stellung mit dem besten Abtrag aufgenommen und den Winkel am Hobel entsprechend übernommen und eingestellt. Das war die Schlussbearbeitung.
Ich möchte auch nicht mehr so viel mit Papier schleifen. Ein kurzer Zwischenschliff um die aufgerichteten Fasern zu eliminieren - ok, aber die Oberfläche mit einem spanabtragenden Werkzeug herzustellen macht mehr Spaß.

@Friedrich
Herzlichen Dank für das Angebot. Meine Wassersteine habe ich auf den Klinkersteinen geplant und dann wurden die Eisen geschärft und abgezogen. Dazu verwende ich Steine mit der Feinheit von 1200, 3500 und 8000. Den 8000er veredle ich noch mit einem Nagura. Zur Bearbeitung verwende ich Gerds Schleifhilfe. Vielleicht ergibt sich ja einmal eine Möglichkeit zu einem Austausch über die richtige Schärfe. Würde mich sehr freuen.

@Heiko
Wenn ich diese Oberflächen betrachte, die durch ein spanabhebendes Werkzeug entstanden sind und mir dann die mit Schleifpapier gewonnen dagegenhalte, dann ist es ein Unterschied, der mich eher zu den glänzenden und sich sehr schön anzufühlenden Ergebnissen tendieren lässt. Wenn es denn sein muss…, mache ich das aber auch anders. Aber vorher habe ich es ohne Schleifpapier und Rotex versucht.

Nun noch einige Bilder nach dem heutigen Werkstatttag.

Nach der letzten Behandlung mit dem Ziehklingenhobel und der ersten Porenfüllung mit Schellack

Das Ergebnis für das Projekt.

Vielen Dank für Eure Anmerkungen. Ich werde alle Vorschläge ausprobieren um die optimale Bearbeitung herauszufinden.

Euch noch einen Schönen Abend,
herzliche Grüße

Uwe


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