Hobelbank Entwurf *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
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Re:verkeilter Zapfen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Christoph,

Gewindestangen in voller Länge des Abstands zwischen den Böcken muss nicht sein. Zu teuer, zu aufwendig. (Wenn trotzdem gewünscht, keine Edelstahlstangen nehmen, da die eine Tendenz zum Kriechen haben (können).)

Bei meiner Bank sind "nur" jeweils 20 cm lange 10er Maschinenschrauben im Einsatz. Es sind Öffnungen in die Längsschwingen geschnitten. Dort kommen dann die Schraubengewinde raus und es wird Mutter/Unterlegscheibe angebracht. (sieht man auch auf den Photos). Die Öffnungen sollten so dimensioniert sein, dass man mit einem geraden Ringschlüssel die Mutter blockieren kann. Wenn Du dir nicht zutraust, die Bohrungen für die Schrauben genau rechtwinklig einzubohren - auf ca. 18 cm kann man sich mächtig verbohren, - dann hilft der folgende Trick:

Längsschwingen in den Länge mittig auftrennen oder gleich zwei Stücke in nur halber Höhe vorsehen. Die Mutternöffnungen an den nebeneinander liegenden Teilen anzeichnen, einsägen und den Rest ausstemmen. Dann von der Öffnung bis zum Schwingenende mit der Oberfräse und einem 12er Halbrundfräser mittig eine halbrunde Nut fräsen. Wenn beide Teile der Schwinge zusammengeleimt werden, erhält man eine (fast) exakte 12er Bohrung. Die Schwingen selbst sind relativ flach (2cm?) in die Gestelle eingezapft, diese dann auch noch für die Schraube durchbohrt und auf der Aussenseite mit dem Forstner so vertieft, das Mutter und Unterlagscheibe unter der Holzoberfläche sitzen, also nichts störend übersteht

Die beiden Teile einer Schwinge sind bei meiner Bank mit Lamellos verbunden, aber auch auf der ganzen Fläche verleimt. Die Lamellos dienen eigentlich nur der Ausrichtung. Ja und Unterlegscheiben sind eigentlich Karosseriescheiben. Die haben mehr Auflagefläche.

Gruss

Rolf

Christoph M.
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Re:

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Rolf,

Längsschwingen in den Länge mittig auftrennen oder gleich zwei Stücke in nur halber Höhe vorsehen. Die Mutternöffnungen an den nebeneinander liegenden Teilen anzeichnen, einsägen und den Rest ausstemmen. Dann von der Öffnung bis zum Schwingenende mit der Oberfräse und einem 12er Halbrundfräser mittig eine halbrunde Nut fräsen. Wenn beide Teile der Schwinge zusammengeleimt werden, erhält man eine (fast) exakte 12er Bohrung. Die Schwingen selbst sind relativ flach (2cm?) in die Gestelle eingezapft, diese dann auch noch für die Schraube durchbohrt und auf der Aussenseite mit dem Forstner so vertieft, das Mutter und Unterlagscheibe unter der Holzoberfläche sitzen, also nichts störend übersteht


Ich muss lachen. Habe mir echt überlegt wie du es wohl geschafft hast so gerade Bohrungen in die Längsseite der Schwinge zu bohren. Nun ist mir das klar :) Danke für die Aufklärung!

Die Gewindestangen 2m in M10 oder M12 habe ich als nicht so teuer empfunden. Hatte mir schon überlegt die von oben und unten in eine Nut der Schwinge zu legen.
Längen sich die Edelstahlstangen oder was meinst du mit kriechen? Wie groß ist der Effekt auf 2m, ist das wirklich wahrnehmbar, hätte gedacht, dass da eher das Holz nachgibt. Ist normaler Stahl besser?

Viele Grüße
Christoph

Rolf Richard
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Re:

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Rolf,
Ich muss lachen. Habe mir echt überlegt wie du es wohl geschafft hast so gerade Bohrungen in die Längsseite der Schwinge zu bohren. Nun ist mir das klar :) Danke für die Aufklärung!

Die Gewindestangen 2m in M10 oder M12 habe ich als nicht so teuer empfunden. Hatte mir schon überlegt die von oben und unten in eine Nut der Schwinge zu legen.
Längen sich die Edelstahlstangen oder was meinst du mit kriechen? Wie groß ist der Effekt auf 2m, ist das wirklich wahrnehmbar, hätte gedacht, dass da eher das Holz nachgibt. Ist normaler Stahl besser?

Viele Grüße
Christoph


Hallo Christoph,

nach meinen Kenntnissen verhalten sich einige rostfreie Legierungen nicht so elastisch wie normaler Stahl, längen sich unter Zugbelastung. Man muss angeblich oft nachspannen. Ich habe solche Gewinde nicht ausprobiert, weiss nur dass sie in der Oldtimerszene einen zweifelhaften Ruf geniessen. Dazu könnten aber wahrscheinlich Metaller mehr sagen. Das Holz ist bei einem so druckfesten Holz wie Buche weniger ein Problem. Natürlich kann man die Gewindestangen in eine Nut der Schwinge legen. So machen das offenbar auch einige kommerzielle Anbieter. Die Schwinge ganz durchzubohren wäre nicht nur ein Kunststück beim gerade bohren, man bräuchte auch einen wahrhaft gigantischen Bohrer. :-)

Gruss

Rolf

Christoph M.
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Re:

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Rolf,

nach meinen Kenntnissen verhalten sich einige rostfreie Legierungen nicht so elastisch wie normaler Stahl, längen sich unter Zugbelastung. Man muss angeblich oft nachspannen. Ich habe solche Gewinde nicht ausprobiert, weiss nur dass sie in der Oldtimerszene einen zweifelhaften Ruf geniessen. Dazu könnten aber wahrscheinlich Metaller mehr sagen. Das Holz ist bei einem so druckfesten Holz wie Buche weniger ein Problem. Natürlich kann man die Gewindestangen in eine Nut der Schwinge legen. So machen das offenbar auch einige kommerzielle Anbieter. Die Schwinge ganz durchzubohren wäre nicht nur ein Kunststück beim gerade bohren, man bräuchte auch einen wahrhaft gigantischen Bohrer. :-)


ich habe gerade mal Google gefuttert, es gibt in der Tat viele Meldungen, dass Edelstahl spröder ist als normaler Stahl. Edelstahl ist wenig elastisch und dehnt sich nicht, sonder reißt eher. Normaler Stahl hat eine höherer Zugfestigkeit. Wieder was gelernt, danke für deine Unterstützung.

Grüße
Christoph


Christoph M.
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Re: Zapfenschloss Probestück *MIT BILD*

Beitrag von Christoph M. »

[In Antwort auf #133271]
Hallo,

zu meiner Hobelbank...die Platte und die Gestellbeine sind fertig. Die Schwingen wollte ich mit Keil und Zapfen sichern. Ich finde, dies ist eine schöne klassische Verbindung. Heute habe ich aus Resten ein Probestück gefertigt. Die Schwinge ist abgesetzt, der Keil hat einen Winkel von 1:10. Das Zapfenloch ist nicht ganz zauber ausgearbeitet, wollte zu schnell fertig werden. Wenn der Keil fest eingeschlagen ist bewegt sich nichts mehr. Die angedeuteten Gestellbeine haben Originalgröße 75 x 96. Das ist auch für mich das Hauptproblem, es muss jede Menge Material weg. Selbst wenn ich mit einem Forstnerbohrer vorarbeite, dauert das Nachstemmen und Ausarbeiten eine kleine Ewigkeit. Zudem habe ich als Neuling Angst etwas zu versauen, daher werde ich wohl auf Schraubverbindungen zurück greifen und die Schwingen nur zum Teil einzapfen.

Durchgehende Gewindestangen gibt es in 2m Länge in einige Baumärkten, aber selbst die M10, M12 und größer sind krumm und schief.

Ich werde auf den Vorschlag von Rolf zurückgreifen, die Schwingen der Länge nach Auftrennen, eine Nut einarbeiten und Sechskantschrauben mit Unterlegscheiben einarbeiten.

Wie würden Profis mit mehr Ausrüstung eine solche Keil und Zapfen Verbindung anfertigen?

Weiter unten noch ein paar Bilder des Probestücks

Grüße
Christoph






Andreas Winkler
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Re: Zapfenschloss Probestück

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Christoph,

Hut ab vor der Ausführung und Deinem Engagement! Schaut gut aus, sehr massive Beine. Ich würde die Schwingen breiter (also höher, nicht dicker) machen, aber das ist persönlicher Geschmack.

Zwecks Gewindestangen – keine Sorge, wenn Du da Spannung draufbringst, werden die gerade (außer vielleicht jemand ist mit dem Stapler rangedonnert).
Rolfs Idee funktioniert aber sicher ganz genauso gut. Würde Schrauben M10 aufwärts empfehlen. Nicht weil ich eine Gefahr des Abdrehens sehe, sondern weil man bei größeren Schrauben auch größere Muttern hat, bei denen man besser und bequemer ansetzen kann.

Zum rationellen Herstellen eines solchen verkeilten Zapfens wäre die richtige (Standard-)Ausrüstung ein Kettenstemmer für die Zapfenlöcher (oder zumindest eine Langlochbohrmaschine inkl. Handarbeit), eine Tischfräse mit entsprechenden Schlitzscheiben für den Zapfen (oder eine Bandsäge) und eine Kreissäge für den Keil. Für nur vier Verbindungen dauert das Rüsten und Einstellen umgerechnet aber auch eine gewisse Zeit und auch ein paar Probestücke, bei einer kleinen Serie wäre man damit jedoch konkurrenzlos schnell.
Das wäre aber in der Hauptsache Maschinenarbeit, von Hand haben es die Profis früher auch nicht anders gemacht, als Du: Überlegen, Messen, Anreißen, Sägen, Stemmen und zwischendurch ggf. diverse mehr oder weniger gute Gedanken und Aussprüche.

Gruß, Andreas

Wolf. Melloh
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Re: Zapfenschloss Probestück

Beitrag von Wolf. Melloh »


Hallo Christoph,
bis auf Kleinigkeiten sieht das doch gut aus.

Die 4 Verbindungen dauern ca. 6 Stunden (da es Buche ist und mit Stecheisen nach 2 Keilzapfen neu abziehen).

Rationell geht es in Serie:
alles anreißen,
alle Zapfenlöcher stemmen,
Probeholz in Zapfenbreite einstecken und
dann alle Zapfen sägen.
Tipp: Sollten die Löcher etwas groß geraten sein, sägst Du auf der Außenseite des Zapfenrisses (damit werden diese dann 1mm dicker) und es passt wieder.
Beim Sägen der Zapfen bitte daran denken, dass die Flanken noch gefeilt werden müssen ( die Zapfen müssen zu dick sein um diese gleich rein zu stecken). Also hier bitte nicht den halben Riss stehenlassen, sondern den ganzen Riss. So ist genug Holz da um die Oberfläche schön zu machen mit der Feile und auf Brett aufgeleimtem Schleifpapier.

Kleinigkeiten:
Das Hinterstemmen ist auf dem Foto zu sehen, wäre mir noch etwas zuwenig (ich hinterstemme bei diesen Querschnitten 2mm). Das Holz trocknet in den Jahren (10 +) und härtet noch aus, dann müsstest Du nachstemmen...
Die Schräge muss sehr sorgfältig gefertigt werden, damit der Keil oben und unten fest anliegt (besser er hat in der Mitte des Loches etwas Luft, statt oben oder unten Luft zu zeigen).
Verzichte auf das Bohren im Zapfenloch, der unsaubere Rand macht beim Nachstemmen gleich viel Arbeit wie das händische Durchstemmen.
Verzichte auf Versuche dies mit einem Zapfenstemmer zu machen, das Ergebnis ist bescheiden und Du brauchst ca. 2 Stunden für die Vorarbeiten (Schablonen und Anschlag).

Zeit:
Unwichtig! Bist Du fertig hast Du etwas, was Du selbst gemacht hast und worauf Du stolz sein kannst. Möchtest Du jedem erzählen (oder immer daran denken), dass Du ja eigentlich... machen wolltest, es Dir aber zu lange dauerte...
Bei meiner Bank habe ich aus anderen Gründen auf Keilzapfen verzichtet. Keilzapfen sehen schön aus, doch sind die Bänke regelmäßig nachzuspannen und die Bänke wackeln nach ein paar Jahren (meine Erfahrung). Ich habe einen stumpfen, abgesetzten Zapfen und je zwei (oberhalb und unterhalb liegende) Gewindestangen gewählt.

Wer keine langen Gewindestangen bekommen kann: Im Fachhandel z.B. Würth oder Berner sind 2m lange Gewindestangen 10mm zu bekommen. Wer kein Konto hat bei dem Tischler seiner Wahl um Bestellung bitten.

Mit freundlichen Grüßen
Wolf. Melloh


Christoph M.
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Re: Zapfenschloss Probestück

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Andreas,

danke für die Antwort.

Die richtigen Schwingen werden eine Höhe von 11cm haben. Für das Probestück habe ich einen Leistenrest genommen der nicht ganz so groß ist, es ging mir ja nur darum die Verbindung zu testen.
Auch wenn Wolfgang mir noch mal Mut macht, werden es doch Schraubenverbindungen werden. Die Größe ist M10, da ist nämlich schon ein Schlangenbohrer vorhanden um durch die Gestellbeine zu kommen

mehr oder weniger gute Gedanken und Aussprüche

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen! :)

Grüße
Christoph

.



Christoph M.
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Re: Zapfenschloss Probestück

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Wolfgang,

ich bin noch ziemlich Anfänger im holzwerken. Daher lasse ich bisher den Riss immer noch ganz stehen und nehme nachher lieber Material vom Zapfen weg, Rapsel, Hobel und Feile sind da schon in Gebrauch.

Auf dem Bild ist es nicht gut zu erkennen, aber da sind min 4mm hintergestemmt.

Einen Zapfenstemmer oder anderen schweren Maschinenpark besitze ich nicht. Ich habe mir einen Kellerraum im Haus eingerichtet, da möchte ich auch nicht so viel Krach machen. Wenn die Verbindungen bei mir "nur" 6h dauern würden, dann hätte ich es sofort in Angriff genommen. Ich weiß jedoch von den Zapfenverbindungen der Gestellbeine, dass dies bei mir längern dauern wird.

Ich werde die Schwingen mit Schrauben sicher, und auf den Tipp von Rolf zurückgreifen. Es soll ja auch vernünftig halten, ich traue mir die sauberen Keil-Verbindungen noch nicht zu.

Vielen Dank für deine Unterstützung.

Grüße
Christoph



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