Hobelbank Entwurf *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christoph M.
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Hobelbank Entwurf *MIT BILD*

Beitrag von Christoph M. »


Hallo,

ich bin neu hier im Forum und möchte nun auch meinen ersten Beitrag starten. Eher durch Zufall habe ich das Holzwerken für mich entdeckt und schon ein paar kleinere Projekte abgeschlossen. Bisher habe ich alles auf einem wackeligen Gartentisch, selbst gebauten Böcken oder gar dem Küchentisch erstellt. Das alles soll nun besser werden, ich habe mir in den Kopf gesetzt eine Hobelbank zu bauen. Kaufen möchte ich keine, da ich mir denke mit etwas Ehrgeiz und Motivation sollte das zu machen sein, von dem Lerneffekt ganz zu schweigen.

Platz für die Bank habe ich in einem Kellerraum, nicht sehr groß, aber für den Anfang soll es reichen. Der Keller ist trocken, Luftfeuchte +/- 50%, und nicht zu kalt.

Dies wird dann mein erstes größeres Projekt. An Werkzeugen steht mir eine kleine Grundausstattung zur Verfügung, Stechbeitel, Lochbeitel, Putzhobel, Rauhbank, Einhandhobel, Ziehklingen, Japansäge, Feinsäge, sowie eine TS55 und eine OF1400.

In den letzten Wochen habe ich hier im Forum und in Büchern schon viel gelesen und nützliche Tipps sammeln können. Meinen Entwurf habe ich hier aus verschiedenen Perspektiven angehängt.

Die Bank soll eine Höhe von ca. 90 cm bekommen und eine Tiefe von ca. 60cm, von der Länge sollten es nicht mehr wie 180 cm werden. Als Hinterzange werde ich die Veritas Twin Vise anbringen da mir deine klassische Hinterzange nicht zusagt, für die Vorderzange ist ein Tischlerschraubstock geplant. Da ich keinen ADH habe, werde ich auf gedämpfte Pollmeier Buche, parallel besäumt und geschliffen zurückgreifen. Stärke 48mm, Längen: 270 - 290 cm.

Ich plane das Gestell mit Zapfen zu verbinden. Die Schwingen möchte ich mit langen Schrauben oder Gewindestangen am Gestell verbinden. Die Bankplatte soll keine Beilade bekommen. Die Hirnleisten möchte ich eingraten und an der Bankhakenleiste mit Schwalbenschwanzverbindungen zusammenbringen. Damit sollte die Platte nach hinten arbeiten können ansonsten jedoch gut gesichert sein. Zum Schluss soll es 19mm Lochreihen für die Veritas Elemente geben.

Ein paar Fragen sind mir aber noch geblieben:
- Wie wird die Bankplatte am sinnvollsten auf dem Gestell befestigt, einige haben Stockschrauben verwendet, andere Platten werden nur aufgelegt, was ist zu empfehlen?
- Wie groß müssen die Schwingen sein, gibt es hier Empfehlungen, besser 2 große oder eher 3 etwas kleinere?
- Sollte ich die Bankplatte in mehreren Schritten verleimen oder kann ich 12 Leisten auf einmal verleimen?
- Die Spindeln der Twin Vise laufen bei der Hinterzange durch das Gestell, gibt es hier elegantere Lösungen?

Ich freue mich auf Kritik und Anregungen!

Grüße
Christoph





Klaus Kretschmar
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Christoph,

der Entwurf zeigt eine klassische Bank, die mir gefällt.

Zu deinen Fragen:

Bei der Ulmia ist die Bankplatte nur aufgelegt und mit 2 Rundzapfen fixiert. Das funktioniert gut, setzt aber eine schwere Platte voraus. Das Gewicht deiner Platte sollte reichen.
Die Schwingen hast du mit 110 x 45 mm ausreichend dimensioniert. Dennoch könnte es vorteilhaft sein, das Gestell zu versteifen, wie Friedrich Kollenrott es an seiner Ulmia gezeigt hat. Es ist immer wieder überraschend, welche Kräfte die Bank vor allem beim Hobeln aufnehmen muss. Meine Ulmia kommt da gelegentlich ins Zittern, weswegen ich schon daran dachte, das Gestell zusätzlich zu versteifen.
12 Lamellen würde ich nicht auf einmal verleimen, das artet in Stress aus. 2 x 6 geht deutlich entspannter zu machen.
Mit den Spindeln der Hinterzange besteht wenig Flexibilität. Soweit ich weiss, gibt es die Twin Screw Zange in 2 Breiten. Andererseits sehe ich keine gravierenden Nachteile, wenn die Spindeln auch durch das Gestell gehen.

Noch eine Anmerkung zur Hakenleiste. Die scheint mir etwas schmächtig mit 45 mm Breite. Kommt aber darauf an, mit welchen Bankhaken du die Bank ausstatten möchtest. Bedenke auch bei der Dimensionierung der Hinterzange, dass Bankhakenlöcher unterzubringen sind. Im Zweifel lieber etwas stärker auch wenn es ein paar mm Spanntiefe kostet.
Die Schwalbenschwanzverbindung zw. Hakenleiste und Hirnleiste wird üblicherweise so gemacht, dass die Schwalben an der Hakenleiste sind, die Zinken an der Hirnleiste (in deiner Skizze ist es umgekehrt). Ich weiss nicht, ob das fürchterlich viel Unterschied macht, würde es aber im Zweifel klassisch machen.

Gutes Gelingen und viele Grüße.
Klaus

Klaus Kretschmar
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Christoph,

die Verzinkung von Haken- und Hirnleiste sollte halbverdeckt ausgeführt werden, damit im Spannbereich der Hinterzange ausschließlich Längsholz liegt. Eine Kombination aus Längs- und Hirnholz im Spannbereich sollte vermieden werden, weil aufgrund des unterschiedlichen Quell- und Schwindverhaltens Unebenheiten entstehen würden. Daher muss auch die Ausrichtung der Schwalben und Zinken "klassisch" sein, nur so bewirkt die Halbverdeckung das erwünschte Ziel.

Grüße
Klaus

Rolf Richard
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Re: Hobelbank Entwurf *LINK* *MIT BILD*

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #133073]
Hallo Christoph,

Dein Entwurf hat einige Gemeinsamkeiten mit der von mir ausgeführten Bank. Einzige Ausnahme ist die nicht vorhandene Beilade, was Geschmacksache ist. Dafür sind die Spannelemente praktisch identisch.

Mit dem Link unten kannst Du dir die ausgeführte Bank mal ansehen. Sie hat sich für mich sehr bewährt. Allerdings war sie zuerst zu hoch ausgeführt, musste nachträglich in der Höhe um 8 cm reduziert werden. (bin 1,83 m)

Gruss

Rolf

Jochen
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Jochen »

[In Antwort auf #133073]
Hallo,

zu Deinen geplanten "Schwingen", Stegen oder wie man es nennen mag:

An der Hinterseite zwei einzubauen halte ich für überflüssig. Hinten wirst Du kaum Horizontalkräfte einleiten. Vorne würde ich den Steg höher setzen, damit der Hebelarm verkürzt wird. Hinten einen auf die selbe Höhe; so kannst Du später noch eine Ablage oder Klapplade oder Schübe darauf aufsetzen. Wenn keine klassische Verbindung mit Zapfenschloß sondern Schrauben zwischen Steg und Gestell eingesetzt werden, würde ich zwei Schrauben/Gewindestangen je Anschuß einsetzen. Diese vom Randabstand bei den Stegen so gering wie möglich halten.

Gruß
Jochen

Christoph M.
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Re: Hobelbank Entwurf *MIT BILD*

Beitrag von Christoph M. »

[In Antwort auf #133076]
Hallo Klaus,

vielen Dank für deine Antworten. Die Verbindungen als halbverdeckte Schwalbenschwanzverbindung auszuführen wird übernommen, in der Zeichnung war es nicht so einfach Schwalben und Zinken zu tauschen, ist aber eingeplant. Auf der linken Seite müsste es ja ebenfalls halbverdeckt geschehen, wenn die Vorderzange bis zum Rand abschließt. Die Zeichnung ist geändert. Aus dem Link von Rolf habe ich entnommen, dass er die Platte auch mit Schrauben am Gestell verbunden hat. Die müsste doch auch zur Steifigkeit der Bank beitragen. Der Vorschlag mit den diagonalen Streben gefällt mir noch nicht so gut, die werde ich zur Not nachträglich einbauen.

Als Bankhaken habe ich die 19mm Veritas Haken vorgesehen. Die Hinterzange wird aufgedoppelt, dass ergibt dann 96mm Stärke, da haben die 19mm Löcher genug Fleisch.

@ Jochen. Ich hatte erst die Schraubverbindungen bevorzugt, da man die festanziehen und nachspannen kann. Ich habe nun jedoch doch ein Zapfenschloss geplant. Das ist ja auch wieder zu demontieren. Ganz schlüssig bin ich mir hier noch nicht.

Das Holz liegt schon ein paar Wochen im Keller ich werde dann nachher mal die ersten Sachen anzeichnen und vielleicht schon die Leisten zusägen.

Ich werde über den laufenden Fortschritt berichten.

Grüße
Christoph



Christoph M.
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Christoph M. »

[In Antwort auf #133078]
Hallo Rolf,

vielen Dank für deinen Link. Deine Bank hatte ich vorher schon bei Dieter auf der Seite gesehen, allerdings nicht so ausführlich beschrieben wie auf deiner Seite. Die Idee mit dem Tischlerschraubstock habe ich in der Tat von deiner Bank übernommen, dies erschien mir eine günstige Lösung, daher auch wohl die Ähnlichkeit.

Ein paar Fragen noch zu deiner Bank:

Auf einem Bild sieht man die Kufen, sind die aus 4 Teilen verleimt? Warum?

Warum hast du den Tischlerschraubstock nicht weiter links zum Bein montiert und einen Abschluss mit der linken Kante geschaffen?
Die Empfehlung für den Schraubstock ist eine Sicherung mit Bohrung von oben durch die Platte, dies kann ich bei dir nicht erkennen. Hast du die großen Schrauben also nur von unten eingedreht?

Die Führung der Vertias Spindeln in den Rohren im Gestell gefällt mir gut! Hält die Befestigung der Spindeln in der Hirnleiste, oder hängen die Spindeln etwas durch wenn die ganz geöffnet sind?

Ich bin mit 1,86m ähnlich groß, die Höhe mit 90cm oder etwas darunter sollte dann doch passen. Ich hatte mir das schon mal auf die Höhe zu recht gelegt. Wenn dazu noch ein Werkstück + Hobel kommt erschien mir das als passende Höhe.

Eine letze Frage, was würdest du heute anders bauen wenn du eine Bank noch mal bauen müsstest?

Grüße
Christoph



Rolf Richard
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Christoph,

Auf einem Bild sieht man die Kufen, sind die aus 4 Teilen verleimt? Warum?


die Kufen bestehen nur aus zwei zusammengeleimten Hölzern, da mir keine passenden Hotzdimensionen zur Verfügung standen. Alles ist aus 49/50 mm starken Buchenbrettern entstanden. Dass es so aussieht als seien das 4 Teile liegt an den Klötzchen, die zum Verdecken der Stellfüsse angeleimt wurden, Da kann man ganz gut auf dem letzten Photo erkennen. Wenn man es genau nimmt und nach Spannagel geht, sind die Holzstücke im Übrigen fehlerhaft verleimt, weil mit den Kernseiten gegeneinander. Das wusste ich damals nicht besser, es ist allendings auch nie etwas Negatrives damit passiert.
Warum hast du den Tischlerschraubstock nicht weiter links zum Bein montiert und einen Abschluss mit der linken Kante geschaffen?


Dass die Vorderzange dort befestigt ist wo sie ist hängt mit einem einigermassen gleichmässigen Abstand der Bankhakenlöcher zusammen. Im Nachhinein muss ich Dir aber Recht geben. Hätte ich die Mechanik der Zange um die maximal 10 cm weiter nach links versetzt, die das Gestell zuliesse, dann hätte man sogar einen ganz gleichmässigen Lochabstand bekommen. Der Belag der beweglichen Backe hätte dann etwas länger ausfallen müssen, was aber kein Problem wäre.

Die Empfehlung für den Schraubstock ist eine Sicherung mit Bohrung von oben durch die Platte, dies kann ich bei dir nicht erkennen. Hast du die großen Schrauben also nur von unten eingedreht?

Das Verschrauben des Schraubstocks nur von unten ist mehr als stabil genug. Als ich die Befestigungszeichnung sah, war ich gleich nicht begeistert. Nach Rücksprache mit dem Hausherrn habe ich mich dann für die Befestigung von unten entschieden, die sicher keinen Nachteil darstellt. Sie hält bombenfest (12er Schrauben mit 100mm Länge.)

Hält die Befestigung der Spindeln in der Hirnleiste, oder hängen die Spindeln etwas durch wenn die ganz geöffnet sind?

Die Gewindestangen hängen nur so viel durch, wie es das Spiel im Gewinde selbst erlaubt. Die Spindelmuttern bewegen sich keinen Deut, da die Hirnleiste 50 mm Stärke hat.


Eine letze Frage, was würdest du heute anders bauen wenn du eine Bank noch mal bauen müsstest?

Was würde ich anders machen? Eigentlich kaum etwas ausser der Höhe, die eindeutig zu gross war. Eventuell würde ich sogar noch einmal 2 cm niedriger bauen. Allerdings würde vieles anders entstehen, da mir inzwischen etwas mehr an Werkzeug und Maschinen zur Verfügung steht. Nochmal die beiden Plattenhälften von Hand einebnen? Nein, danke, das ist eine Qual! Einmal hat genügt.

Gruss

Rolf

Christoph M.
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Rolf,

vielen Dank für deine Antworten!

Den Schraubstock werde ich dann auch nur von unten befestigen, 12 Schrauben sind ja schon ganz ordentliches Kaliber.

Mein Werkzeug und Maschinenbestand ist noch überschaubar. Eine Bandsäge, ein Dickenhobel oder gar Kreissäge sind noch in weiter Ferne. Daher kam für mich nur die geschliffene und besäumte Buche in Frage, die mir von dem Baustoffhändler empfohlen wurde. Heute habe ich die ersten Leisten für die Bankplatte geschnitten, das klappte erstaunlich gut.

Deinen letzten Tipp möchte ich gerne beherzigen, aber ich werde den Platte wohl mittels Handhobel abrichten und mich auf die Erfahrung freuen. Dies wird wohl ein Großteil der Arbeit ausmachen.

Grüße
Christoph



Rolf Richard
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Re: Hobelbank Entwurf

Beitrag von Rolf Richard »


Deinen letzten Tipp möchte ich gerne beherzigen, aber ich werde den Platte wohl mittels Handhobel abrichten und mich auf die Erfahrung freuen. Dies wird wohl ein Großteil der Arbeit ausmachen.


Leim die Lamellen roh zusammen und gehe damit zu einem Schreiner. Der wird Dir die Platte für wenig Geld abrichten. Die Erfahrung "per hand" ist zwar nett, kostet aber zu vieol Zeit und ist ggf. auch noch fehleranfällig, wenn man noch nicht gut ausgestattet ist.

Gruss

Rolf

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