Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bastian
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Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln *MIT BILD*

Beitrag von Bastian »


Liebe Neandertaler,

ich baue gerade eine neue Werkbank. Ich muss zwar zugeben, dass ich dabei bereits Strom eingesetzt habe. Aber erstens handelt es sich dabei bislang lediglich um eine Bohrmaschine in einem Bohrständer, zweitens wird der Schwerpunkt in der späteren Anwendung der Werkbank auf Handwerkzeugen liegen und drittens hat Heiko mich ermutigt, dass das Forum Projektvorstellungen vertragen könnte. Daher würde ich gerne Eure Meinung zu der Werkbank lesen. Ich bin mir sicher, dass ich dabei viel lernen kann.

Ich folge relativ stark dem Design, das Bob von Logan's Cabinet Shoppe vorgestellt hat. Er stellt es samt Bau in diversen Video Podcasts unter dieser Adresse vor: http://www.logancabinetshoppe.com/podcast-the-workbench.html

Meine Werkbank weicht in einigen Punkten davon ab. Ich werde sie kürzer machen (Original ist 2,40m!) und denke an etwas zwischen 1,6m und 1,8m. Den Anschlag zum Hobeln der flachen Seite von Bohlen, die auf der Werkbank liegen möchte ich nicht als quadratischen Klotz in der Arbeitsplatte realisieren sondern als versenkbare Leiste an der linken Stirnseite. Anstelle des Moxon-Schraubstocks plane ich, meine Vorderzange ggf. an der rechten Stirnseite zu installieren.

Leider mache ich meistens keine Skizzen und erst recht keine guten. Ich habe trotzdem eine gemacht, damit ich eine Diskussionsgrundlage bieten kann:


Das folgende Bild zeigt schon mal die beiden stirnseitigen Elemente des Gestells der Werkbank. Das dürfte auch relativ anschaulich sein. Weniger anschaulich zeigt es, dass einer der beiden Rahmen reichlich schief ist. Vielleicht hätte ich die zusammengeleimten Füße doch etwas abrichten sollen. Oder ich habe die Löcher mit dem Bohrständer nicht präzise gebohrt.


Abschließend noch ein Bild einer Zapfenverbindung, die mit Ausnahme des Ausbohrens mit Handwerkzeugen hergestellt ist.

Ich freu mich auf Eure Tipps und Meinungen.

Mit besten Grüßen
Bastian



reinhold
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Re: Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln

Beitrag von reinhold »


hallo Bastian,

Du schreibst von "Werkbank" aber Deine Zeichnung ist eine Hobelbank, die die derzeit in den USA modischen Symptome einer englischen Hobelbank aus dem 18. Jahrhundert zeigt: Das Anschlag-Horn und die tiefe Schürze.

Die Unterscheidung, die ich zwischen Werkbank und Hobelbank mache, ist einfach die, dass eine Hobelbank fast ausschliesslich auf das Hobeln spezialisiert ist, eine Werkbank aber universeller einsetzbar ist. Es gibt ein paar gute Bücher (auf englisch) zu diesem Thema.

Diese englischen Hobelbänke haben den Vorteil, dass hochkant eingespannte Bretter sehr gut auf der Schmalseite gehobelt werden können. Und den Nachteil, dass beim Hobeln der Fläche eine vernünftige Spannvorrichtung fehlt. Auch Du hast weder einen Längsanschlag noch eine Zange skizziert. Die Löcher für den Einschlaghaken befriedigen nicht, weil Haken beim Hobeln immer im Wege sind.
Ein weiterer Nachteil der englischen Bänke ist, dass sie beim Verleimen nicht oder nur sehr erschwert eingesetzt werden können - wo willst Du die Zwingen ansetzen?

Um die Mail nicht zu lange werden zu lassen. Ich denke, du solltest links noch einen oder zwei versenkbare Anschläge für das flächige Hobeln von Brettern vorsehen. Auch da gibt es nette Lösungen.

Und wenn Du genug Platz hast, um um die Bank herumzugehen, dann kannst Du ja von der Rückseite aus verleimen.

viele Grüsse und viel Erfolg
reinhold



Heiko Rech
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Re: Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

ich habe mir die Videos der Bank mal angesehen und finde die Konstruktion nicht sonderlich überzeugend. Im letzten Video des Erbauers zeigt er ja auch, was er inzwischen Ich weiß auch nicht, warum diese Konstruktionen neuerdings so beliebt sind.

Wenn man einmal in Büchern nachsieht, in denen diese Bänke abgebildet sind, sieht man sie in Tischlereien, die eher Bautischler- Arbeiten verrichtet haben. Nicht aber bei Möbelbauern. Für den Möbelbau halte ich eine klassische deutsch Hobelbank (eventuell mit kleinen Abwandlungen) für die Lösung, die am universellsten einsetzbar ist.

Sehr aufschlussreich ist auch das Video in dem der Ersteller seine Erfahrungen nach einem Jahr Nutzung schildert.

Du solltest dir das wirklich noch einmal überlegen.

Gruß

Heiko



Rolf Richard
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Re: Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #131098]
Hallo Bastian,

dann gebe ich auch noch meinen Senf dazu:

Die Variante überzeugt mich auch nicht, scheint mir als Hobelbank nicht sonderlich nützlich. Hinzu kommt noch die Ausführung des Gestells in Nadelholz. Nach meinem Geschmack zu wenig stabil und vor allen Dingen viel zu leicht.

Ich kenne zwar Dein Gewicht nicht, aber eine Bank, die zum Hobeln taugen soll, sollte steht mehr wiegen als der Mensch, der daran arbeitet. 50% mehr sind auch nicht verkehrt.

Auch ich rate zum Überdenken.

Gruss

Rolf


Alexander Oerterer

Re: Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln

Beitrag von Alexander Oerterer »

[In Antwort auf #131110]
Also prinzipiell finde ich deinen Plan und die bisherige Umsetzung schon geil.

Allerdings sehe ich auch das Problem mit dem der Länge nach auf der Bankplatte spannen. Da ist eine klassiche deutsche Variante natürlich Gold wert.

Ich hatte letzten Sommer - als ich meinen Hybriden (Hobelbank/WErkbank) baute - dieses Problem gelöst, indem ich eine Emmert Kopie an Stelle einer Hinterzange montierte! Als Spannsystem dient das von Veritas

Kannst dir ja bei Gelegenheit mal reinziehen:
http://oertys-hot-chili-blog.blogspot.com/2012/01/hobelbank-fahrbar.html

Bin vollends zufrieden (gut man hätte vielleicht die ersten Bankhakenlöcher auf einen max. Abstand vün 10 cm zu Bankaussenkante setzen können =)!

Man findet für meine Lösung übrigens alles hier bei Dieter im Shop!

MfG

Oerty



Pedder
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Re: Werkbank mit Schwerpunkt Handhobeln

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #131098]
Hallo Bastian,

ich habe mich ganz schön lange mit einem Gestell rumgeschlagen, dass Deinem ähnlich sah. Schade um die Zeit. Wenn Du preiswert bauen möchtest, kauf Dir ein paar laufende Meter 10+18 KFH.

Jetzt habe ich eine alte Ulmia und die ist einfach besser. Und hat nicht mehr gekostewt, als zwei neue Hobel....

Liebe Grüße
Pedder


Bastian
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Zusatzerläuterungen zu meinen Plänen

Beitrag von Bastian »

[In Antwort auf #131098]
Vielen Dank für Eure Antworten. Natürlich habe ich ebenfalls alle Videos von Bob angesehen, inklusive der kritischen Rückbetrachtung nach einem Jahr, und habe mir einige Gedanken gemacht. Hier noch ein paar Hinweise zum Konzept:

1) Am linken Ende der Werkbank soll ein versenkbarer Anschlag zum Hobeln von flachen Seiten von Bohlen installiert werden.
2) Die Arbeitsplatte soll 60mm starkes Hartholz werden. Das löst das Problem von Bob mit den Niederhaltern und außerdem gibt es eine Menge Gewicht.
3) An der rechten Seite werde ich wahrscheinlich stirnseitig meine Vorderzange mit sehr großer Backe installieren. Dort könnte ich auch Bankhaken vorsehen, die wie eine Hinterzange verwendet werden könnten.

@Reinhold: Ich habe das Workbench Buch von Scott Landis, weitere leider nicht. Den versenkbaren Anschlag an der linken Stirnseite habe ich geplant, aber nicht skizziert. Damit müssten eigentlich die meisten Hobelaufgaben gelöst werden können. Das Verspannen von Brettern mit Hinterzange zum Hobeln habe ich in einem Kurs mal ausprobiert, es hat mich aber noch nicht so richtig begeistert. Der Hinweis mit dem Verleimen und dem praktischen Nutzen der Werkbank ist nicht schlecht. Ich hatte bislang an der Rückseite auch eine Schürze geplant, aber das lasse ich jetzt vermutlich weg.

@Heiko: Welche Funktionen würdest Du bei der geplanten Konstruktion konkret vermissen, die eine deutsche Hobelbank bietet?

@Rolf: Ich versuche, Masse über die Arbeitsplatte (1600x600x60) aus Holz mit etwa Dichte 0,6 g/cm^3 hereinzubringen. Zusätzlich würden die Schürzen Gewicht auf die Waage bringen, so dass ich glaube, dass das Gestell nur einen geringen Anteil am Gesamtgewicht hat und die Holzwahl egal ist. Hast Du denn an dem Design auch Kritikpunkte oder lediglich das Gewicht?

@Pedder: Meinst Du KVH? Oder was ist 10+18 KFH? Ich habe für das Gestell gehobelte Leisten aus dem Baumarkt in 44x94mm gekauft. Die Beine habe ich aufgedoppelt, also auf 88x94 und die Verstrebungen mit einfachen Leisten gezapft.

Danke nochmal für das Feedback. Ich bin insbesondere froh, eventuell vor Fehlentscheidungen geschützt zu werden und begrüße daher natürlich auch kritische Fragen. Ich weiß nicht, ob meine Zusatzinformationen die Sorgen haben auflösen können. Ich bin mir nicht ganz im klaren, welche Aufgaben einer Werkbank mir durch mein Design verschlossen bleiben werden.

Besten Gruß
Bastian



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zusatzerläuterungen zu meinen Plänen

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Bastian,

@Heiko: Welche Funktionen würdest Du bei der geplanten Konstruktion konkret vermissen, die eine deutsche Hobelbank bietet?

Ich würde mit Sicherheit eine Hinterzange vermissen. Außerdem eine Reihe Bankhakenlöcher an der Vorderkante.

Und natürlich eine Vorderzange. Aber das hast du scheinbar auch schon zum Teil erkannt, wie ich deinen Ergänzungen entnehme.

Gruß

Heiko



Andreas Winkler
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Re: Zusatzerläuterungen zu meinen Plänen

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Bastian,

klinke mich hier etwas "unverblümt" ein.

Was meinst Du, welche Funktion Du bei einer klassischen Hobelbank im Gegensatz zu Deiner geplanten Konstruktion vermissen würdest?

Es hat m.M. einen Grund, warum sich die Bauart der klassischen Hobelbank im Laufe der Zeit durchgesetzt hat und warum diese so aussieht, wie sie jetzt aussieht.
Mit "im Laufe der Zeit" meine ich auch die Zeit, in der die Hobelbank noch der mehr oder weniger wichtigste oder sagen wir der zentrale Einrichtungsgegenstand in einer Schreinerei war, weil es noch keinen Maschinen gegeben hat.

Du kannst auch eine klassische Hobelbank selber bauen, feinewerkzeuge hat dazu Spindeln genug.

Womit hast Du beim Spannen mit der Hinterzange Probleme gehabt?

Gruß, Andreas

P.S.: Bitte nicht falsch verstehen, jeder kann bauen wie und was er will. Und zum Glück haben alle Menschen unterschiedliche Vorlieben.
Aber passen soll es hinterher schon auch und meiner m.M. muß man nicht jeden Schritt einer Evolution auch selbst mitgehen.



Rolf Richard
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Re: Zusatzerläuterungen zu meinen Plänen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #131119]
Hallo Bastian!

Zitat:
@Rolf: Ich versuche, Masse über die Arbeitsplatte (1600x600x60) aus Holz mit etwa Dichte 0,6 g/cm^3 hereinzubringen. Zusätzlich würden die Schürzen Gewicht auf die Waage bringen, so dass ich glaube, dass das Gestell nur einen geringen Anteil am Gesamtgewicht hat und die Holzwahl egal ist. Hast Du denn an dem Design auch Kritikpunkte oder lediglich das Gewicht?
Zitat Ende

Wie schon mal gesagt kann ich nicht abschätzen, welches Gewicht die Bank aufweisen sollte. Meines Erachtens nach sollten es jedenfalls 100 kg oder mehr sein.

Wenn Du nun eine schwere Platte baust, dann kann die Bank kopflastig werden, was die Standfestigkeit verschlechtert. Für eine schwere Bankplatte erscheint mir das Gestell stark unterdimensioniert. Die von Dir skizzierten Masse und das spezifische Gewicht ergeben für die Platte aber gerade mal 35 kg, was nicht sehr viel ist.

Bänke, die nur Anschläge oder Brettklemmungen per "Bird Mouth" (wie bezeichnet man diese Kerbklemmung auf Deutsch?) und Keil haben, legen des Brett nach meiner Meinung viel zu wenig fast, als das man effizient damit arbeiten könnte. Ich habs ausprobiert, das war einfach nichts für mich.

Ich selbst habe das Buch "The Workbench" von Lon Schleining, das man auch empfehlen kann, weil dort auf die Vor- und Nachteile verschiedener Konstruktionen eingegangen wird. Sehr zu empfehlen: Die Seite beim Hausherren, wo auf Selbstbauhobelbänke verlink wird (http://www.feinewerkzeuge.de/werkstatt.html - ganz unten!). Diese Seite würde ich mal näher ins Auge fassen!
Den Bau meiner eigenen Bank findest Du auch über den Link unten dokumentiert. Sie dürfte Dir aber zu gross sein.

Viel Spass und Erfolg beim weiteren Planen!

Rolf



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