Besuch bei Lee Valley Veritas (Bilder)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Kaethner

Besuch bei Lee Valley Veritas (Bilder)

Beitrag von Michael Kaethner »


Hallo zusammen!

Kürzlich konnte ich eine Führung durch das Stammhaus von Lee-Valley Veritas in Ottawa machen. Es befindet sich in 4 mehr und weniger unscheinbaren Hallen. Dort befindet sich die Auftragsannahme, Kundenberatung, Fotostudio für die Kataloge, Versandabteilung, die Fertigung der Veritashobel und ein Reihe anderer Werkzeuge sowie ein Verkaufsladen. Der Versand erfolgt in alle Welt auch an Privatkunden.
Es mutet fast seltsam an, heute noch zu sehen wie aus großen Behälter Leim in kleine Flaschen abgefüllt oder ganz bestimmte Stückzahlen von Kleinmaterial per Hand abgezählt und versandt werden, aber Lee-Valley hält sehr viel davon, wo möglich auf individuelle Kundenwünsche eingehen zu können

Am interessantesten für mich war die Fertigung der Veritas Hobel. Die Grundkörper der Hobel werden nicht im Stammhaus hergestellt, eine Giesserei ist nicht am Ort.
Die Gussrohlinge werden dann `CNC gefräst` und mit Bohrungen, Gewinden etc. versehen.





Das nächste Bild zeigt die Läppmaschine für die Hobeleisen. Für kleine Eisen dauert der Vorgang eine halbe Stunde, für grosse zwischen 3-4 Stunden.



Jeder Arbeitsschritt wird dokumentiert und auf Einhaltung der Spezifikation geprüft. Jedem Hobelkörper wird dann ein Zertifikat mitgegeben. In der Endkontrolle wird z.B. geprüft wie gut der Frosch und Spanbrecher an den Hobelköper passen. Beim Schäden am Hobelkörper z.B. nach einem Sturz muss laut Lee Valley der komplette Hobel eingeschickt werden, um sicherzustellen, dass die Ersatzteile entsprechend der Spezifikation aufeinander abgestimmt sind.



Auch mit dem Einsatz moderner Maschinentechnik, steckt sehr viel Liebe zum Detail und know-how der Mitarbeiter im Endprodukt. An allen Stationen der Fertigung waren die Mitarbeiter sehr auskunftsfreudig und gerade zu stolz, ihren Beitrag zu präsentieren.

Etwas enttäuschend war, dass man auch im Verkaufsraum die Hobel nicht testen kann, das ist wohl bei Lie-Nielssen (sowie auch in anderen Läden möglich).

Unten noch ohne weiteren Kommentar ein paar Beispiele aus der Endmontage.











Für mich war, dass ein hochinteressanter Besuch. Deshalb von hier noch mal herzliche Grüsse an unseren Führer Jason und die anderen Mitarbeiter von Lee Valley, die sich für uns viel Zeit an einem späten Freitagnachmittag genommen haben!

Grüsse,

Michael



Bernhard Loos

Re: Besuch bei Lee Valley Veritas (Bilder)

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Michael,

vielen dank für diesen wundervollen Beitrag!

Gruß, Bernhard


TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Vielen Dank, ...

Beitrag von TorstenKüpper »


... wie Bernhard schon geschrieben hat, ein toller und interessanter Beitrag.

Hast Du dir denn bei der Gelegenheit auch gleich das passende Hobel-Sortiment zugelegt? ;-)

Grüße
Torsten



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Sehr interessant!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #120829]
besonders das 3. Bild, das ist die Maschine, auf der Hobeleisen plangeläppt werden. NC- Fertigung hätt ich auch gern gesehen, aber man kann nicht alles haben, vielleicht durftest Du nicht alles fotografieren?.

Was mich wundert, ist, dass die Passung von Hobelkörper und Frosch einzeln überprüft wird. Bei industrieller Fertigung nach dem Stand der Technik müsste jedes Teil für sich ordentlich konstruiert, toleriert, gefertigt und geprüft werden, und dann passt es immer. Andererseits: Das ist eben trotz CNC- Maschinen noch eine manufakturelle Fertigung, keine Seriengertigung im modernen Sinne. Schön ist das.

Auf jeden Fall: Vielen Dank für diesen Bericht!

(jetzt weiss ich immerhin, wo mein Geld geblieben ist :-) )

Friedrich


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Herzlichen Dank!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #120829]
Schön, das zu sehen!

Präzision ist eben nicht durch lieblosen Umgang mit dem Material zu erreichen.

Gruss

Rolf


Michael Kaethner

Re: Sehr interessant!

Beitrag von Michael Kaethner »


Hallo Friedrich,

bei den CNC Machinen sah man nur geschlossene Gehäuse, zum Teil wurde auch gearbeitet, und ich sollte keine Fotos machen auf denen Mitarbeiter zu sehen waren (Schutz der Privatsphäre, ist ja verständlich).

In Bezug auf Ersatzteile sprach der Mitarbeiter sogar davon, dass im Falle eines Defekts am Hobelkörper möglicherweise ein komplett neuer Hobel verschickt werde. Im Detail habe ich das nicht diskutieren wollen, sehe das aber genau wie Du. Wenn die Teile innerhalb der Spezifikation sind, sollte ja alles passen. Vielleicht gibt es auch andere Gründe, aber dann kann man ja mal bei Lee-Valley nachfragen, der technische Kundendienst weiss das bestimmt.

Ja, bei dem Aufwand denke ich, die Hobel sind ihr Geld wert!

Gruss,

Michael



Michael Kaethner

Re: Vielen Dank, ...

Beitrag von Michael Kaethner »

[In Antwort auf #120831]
Torsten,

diese schönen Hobel kann man ja zum Glück beim Hausherrn kaufen! Ein tolles Schnäppchen kann man bei Lee-Valley beim Ladeneinkauf nicht machen.

Und, nun das sollte ich jetzt vielleicht nicht schreiben, z.B.
der Flachwinkelputzhobel (Stanley 164) von Lie-Nielsen gefällt mir besser, als der ähnliche Veritas, und mit dem konnte ich als ich mal in den USA war tatsächlich zur Probe hobeln und das war dann der Grund ihn dort zu kaufen.

Ich habe es einfach gerne, wenn ich die Handwerkzeuge, die ich kaufe vorher mal in die Hand nehmen kann. Dazu bieten sich ja auch Werkstatttreffs an.

Gruss,


Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Herzlichen Dank!

Beitrag von Thomas Heller »

[In Antwort auf #120833]
Hallo Michael!

Auch von mir, herzlichen Dank für diese tollen Bilder und Deine erklärenden Worte.
Schön, das Du an uns gedacht hast!!!

Obgleich ich grundsätzlich mehr den Holzhobeln zugetan bin, kann ich mich der Faszination der Premium-Klasse im Metallhobelangebot nicht entziehen.
Die Rauhbank mit Fügeanschlag, der grössere Grundhobel mit Seitenanschlag, sowie der neue Nuthobel von Veritas lassen mich nicht mehr los.
Zu speziell diesen Modellen könnte ich mir einen "Seitenwechsel" vorstellen.
Schade, das meine Wünsche und meine Möglichkeiten nicht zusammen passen.

Um diesen Besuch beneide ich Dich auf jeden Fall und wünsche Dir lange, schöne Erinnerungen daran!

Viele Grüsse, Thomas



Marcus Nohr
Beiträge: 300
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sehr interessant!

Beitrag von Marcus Nohr »

[In Antwort auf #120832]
Hallo Friedrich,

ich kenn das aus dem Bereich Radlagerproduktion, da gibt es die Kugeln in diversen Größensortierungen, die dann passend zum entsprechenden Radlager eingebaut wurden. Und das war eindeutig Großserienproduktion. Allerdings deutlich billiger als die Toleranzen um ein bis zwei Zehnerpotenzen zu verringern.

Viele Grüße

Marcus


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ja,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ich weiss dass es sowas gibt, Marcus. Ich vermute, da handelt es sich um Radlager, die montiert eine definierte Vorspannung aufweisen müssen, oder gepaarte Lager. Da sind dann aber auch Toleranzen (bei den zusammenpassenden Teilen) erforderlich, die um Größenordnungen oder Zehnerpotenzen enger sind als bei Veritas. Ein fertigungstechnisch so triviales Ding wie ein Hobel, da dürfte man nicht anpassen oder aussuchen, meinst Du nicht auch?

Friedrich


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