Hallo allerseits,
ich möchte Euch meine ersten Erfahrungen und Eindrücke mit dem Veritas Low Angle Jack Plane (LAJP) Flachwinkelhobel mitteilen.
Zuerst ein großes Lob an den Hausherrn die Abwicklung und der Versand waren beispielhaft!
Der erste Eindruck nach dem Auspacken: Tadellose Verarbeitung - schöne Flächen; man sieht auf den ersten Blick, dass sich Veritas große Mühe gibt.
Bestellt habe ich den Hobel mit dem 25° und dem 38° Eisen (was zusammen mit dem Bettungswinkel von 12°, einen Schnittwinkel von 37° bzw. 50° ergibt). Die Eisen sind hervorragend plan (ganz im Gegensatz zu einem neuen Kunz-Eisen) und sie lassen sich sehr gut abziehen. Einige feine Kratzer zieren leider die Spiegelfläche das könnte Veritas bestimmt noch besser. Auf das Hobelergebnis scheinen sie aber keinen Einfluss zu haben, schon gar nicht, wenn man auf der Spiegelseite eine Mikrofase anbringt.
Im Gegensatz zu den gängigen Verstellsystemen an Eisenhobeln, welche über eine getrennte Einstellung der Ausrichtung zur Hobelsohle (laterale Einstellung) und der Schnitttiefe verfügen, vereinigt der Veritas diese Einstellungen in einem einzigen Verstellelement. Die Schnitttiefe, durch herein- bzw. herausdrehen der Einstellschraube - die laterale Verstellung, durch seitliches Bewegen dieser Schraube. Die laterale Verstellung geht deutlich schwergängiger (bei gleichem Anzug der Eisenklemmung) als die Schnitttiefenverstellung und das ist auch gut so so bleibt die laterale Einstellung von einer Schnitttiefenverstellung unberührt. Um nicht so hohe Kräfte bei der Lateralverstellung aufzuwenden, empfiehlt es sich, die Eisenklemmung ganz leicht zu lockern und danach wieder etwas festzuziehen. Zum Einstellen der Schnitttiefe muss die Eisenklemmung nicht gelockert werden. Der Einstellmechanismus weist nur sehr geringes Spiel auf. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Schnitttiefe müsste sich feinfühliger dosieren lassen! Das gleiche Problem, wie bei meinem ECE Reform-Putzhobel.
Bevor ich loshobeln konnte, mussten erst noch ein paar mini-Tuningmaßnahmen durchgeführt werden:
Die lose zentrale Einstellschraube aus Messing zur Eisenbefestigung hat mich gestört mit etwas Teflon-Band oder Loctite-Schnur ist das kein Problem. Dann habe ich alle Teile, die der Eisenverstellung dienen, mit einem zähen Fett eingefettet. Nach dem Abziehen der Eisen und dem leichten Runden der Eisenecken, sowie dem Einwachsen der Hobelsohle konnte es losgehen.
Angefangen habe ich mit dem 25°-Eisen auf einer (bereits vorgehobelten) Fichtenlatte. Der Hobel lässt sich durch seine relativ langes Vorderstück (knapp so lange , wie das Vorderstück des 85 mm längeren Stanley No. 6) und sein hohes Kopfgewicht sehr gut aufsetzen - dann der erste Span: Ein spielend leichter Zug und ein durchgehend breiter Span von 3/100 wurde produziert die Oberfläche seidig glänzend und zart anzufassen einfach Klasse! Da macht sich die Präzision des Eisens und der Hobelsohle bemerkbar! Das 25er Eisen ist natürlich prädestiniert zum Bestoßen von Hirnholz und von Gehrungen. Seine Grenzen hat dieses Eisen beim Hobeln gegen die Faser und bei ausgesprochen harten Hölzern oder astigem Holz, dann sollte man zum 38°-Eisen greifen, das ebenfalls ganz hervorragende Ergebnisse liefert, sich aber natürlich nicht ganz so leicht schieben lässt. Den größten Spaßfaktor hat man mit dem 25er Eisen eine ungekannte Leichtigkeit für mich. Aber auch das 38er Eisen lässt sich immer noch leichter schieben als ein Reform-Putzhobel mit Klappe, welche den Spanfluss offensichtlich doch erheblich behindert.
Zusammenfassend die Vorteile dieses Hobels:
- Erstklassige Verarbeitung - hohe Präzision von Sohle und Eisen.
- Relativ langes Vorderstück und hohes Kopfgewicht der Hobel lässt sich gut aufsetzen und problemlos steuern; niedriger Schwerpunkt und sehr gutes Handling.
- Niedrige Schubkräfte, vor allem mit dem 25°-Eisen, auch dadurch eine sehr gute Kontrolle. Der Hobel eignet sich sehr gut für lange, durchgehende Züge.
- Durch die werkzeuglose Hobelmaulverstellung (mit Anschlagschraube für Minimalöffnung) und die Spantiefenverstellung ist der Hobel sehr vielseitig vom 3/10 zum 3/100 Span (vom Schlichthobel bis zum Putzhobel) innerhalb weniger Sekunden. Durch die Länge von 381 mm, besitzt der LAJP schon eine deutliche Abrichtfunktion.
- Sehr gute Funktion der Einstellmechanismen. Die Reproduzierbarkeit der Einstellung wird erleichtert, wenn man sich die Positionen an den Einstellknöpfen mit Edding markiert. Das Eisen lässt sich im Handumdrehen auswechseln und einstellen, vor allem durch die fehlende Klappe.
- Die Spanbildung ist, wie bei allen Eisen-Hobeln, sehr gut zu beobachten.
- Hervorragend für Füge- und Stoßlade geeignet.
Alles in allem ist dieser Hobel ein wirkliches Premium-Werkzeug, an dem man seine wahre Freude haben kann.
Nicht billig aber dafür bleibt einem auch stundenlanges Abrichten der Hobelsohle und der Eisen erspart. Ich kann diesen Hobel uneingeschränkt empfehlen!
Gruß, Bernhard
Hier der LAJP zusammen mit dem Stanley No.6. Auffällig das lange Vorderstück beim LAJP:

Das Herz des LAJP: Hobeleisen mit Einstellmechanismus:

Einstellschraube für Lateral- und Schnitttiefenverstellung. Auch zu sehen, die ab Werk etwas wacklige zentrale Einstellschraube zur Eisenbefestigung aus Messing, welche mit etwas Teflonband aber leicht zu fixieren ist:

Der LAJP auf der Stoßlade (mit Gehrungsanschlag)
