Projektvorstellung: Rollschrank *viele Bilder*
Guten Abend zusammen,
kurz nachdem der Wabeco-Bohrständer Einzug bei mir erhalten hat, stand schon der Entschluss fest, dass er auf der Hobelbank nicht bleiben kann. In meinem Beitrag zu den Kleinigkeiten aus der Winterpause ist gut zu sehen, dass er mir sehr viel Fläche auf der Hobelbank raubt. In meinem Kopf hat sich schon lange der Gedanke festgesetzt, dass ich gerne noch weiter Lagermöglichkeiten für ständig gebrauchte Werkzeuge hätte. Bisher musste ich jedes Mal unters Bett krabbeln, um Bohrer/Schrauben/Fräser/etc zu holen. Der Hobelbank-Unterschrank ist leider schon belegt.
Die Aufgabe war also der Entwurf eines Schrankes mit der Möglichkeit den Bohrständer aufzustellen und die Schaffung von möglichst viel Lagerfläche. Damit die Vielseitigkeit gewahrt wird und der Schrank mir irgendwann in meiner Werkstatt immer noch gute Dienste leistet, sollte er Rollen bekommen und die gleiche Arbeitshöhe wie die Hobelbank haben.
Im Design ist der Schrank an den Hobelbank-Unterschrank angepasst und beide werden diesen Sommer zusammen auch die gleichen Frontblenden für die Schubladen bekommen. Viele Arbeitsschritte habe ich diesmal nicht genauer gezeigt, da sie identisch mit denen des Unterschranks sind. Hier noch einmal der Link zum Baubericht:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/93101/sbj/projekt-hobelbank-unterschrank-viele-bilder/
Die Bilder von Holzstücken unter der Tauchkreissäge oder auf der Erika habe ich mir diesmal gespart, deswegen geht es los mit der Herstellung von Nuten für die 2 Einlegeböden. Damit diese möglichst exakt sind, habe ich die beiden Seitenteile nebeneinander gespannt und in einem Rutsch gefräst.

Die Tischplatte hat ebenfalls eine Nut in die Vorderseite zur Aufnahme einer T-Nut-Schiene bekommen:

Alle Zuschnitte und Fräsarbeiten sind erledigt. Der Haufen ist inzwischen nur noch in 3 Portionen tragbar:

Als nächstes kam meine beste Freundin nach der Erika zum Zuge, die Lamello-Fräse:

Auch der Bohrständer durfte wieder seinen Beitrag leisten, hier die Lochreihen für die Schubladenauszüge:

Die Verleimung brachte mich an meine Grenzen, ich habe noch nie so große und schwere Teile verleimt und 1-2 große Zwingen mehr hätten nicht geschadet; die Rückwand misst ungefähr 75x75cm aus 18mm Buche Multiplex. Zuerst habe ich die Rückwand mit einer Seite verleimt, um eine grobe Form als Basis für die weiteren Arbeiten zu bekommen:

Weiter ging es mit dem Boden, der verbliebenen Seite und den beiden Einlegeböden, wobei der obere Einlegeboden vorab die Mittelwange angeschraubt bekommen hat. Hier stellten mich die Abmessungen (Korpusoberkante ungefähr bei 180cm vom Boden) und vor allem das Gewicht vor große Probleme. Nachdem alle Zwingen, wie auf dem Bild zu sehen saßen, wollte ich zwei weitere an der Vorderseite der Einlegeböden anbringen. Aber a) ich hatte keine mehr (--> man kann nie genug Zwingen besitzen) und b) der Korpus war mit den 6 großen Zwingen (4x 80cm und 2x 125cm) so schwer, dass ich ihn nicht mehr so bewegen konnte wie ich wollte. Letztendlich musste dann ein Paket Kopierpapier und meine Oberfräse als Zwingenersatz herhalten.
Die weißen Zettel am Bildrand sind übrigens der Idiotenschutz, nachdem ich mir beinahe die Enden der langen Zwingen ins Gesicht gerammt hätte. So raschelt es zuerst und der Duck-/Ausweichreflex hat noch Zeit zu greifen:

Dieses Projekt verlangte wirklich einiges von mir ab, aber ohne Herausforderungen wird man ja nun mal auch nicht besser. Die 18mm MPX Platte habe ich noch im Winter gekauft; worunter sie auch deutlich gelitten hatte. War ein schöner Bogen drin. Durch das Auftrennen hat sich das ein bisschen (relativ gesehen) gebessert, aber plan ist immer noch anders. Jedenfalls habe ich durch einen blöden Zufall die Einlegeböden mit ihrer Wölbung nach unten eingebaut - Ich war überhaupt schon froh, dass ich sie mit Gewalt in die gefrästen Nuten bekommen habe.
Das hieß, meine Mittelwange oben saß ungefähr 8mm zu tief. Die Vorderseite konnte ich mit Korpuszwingen in Position bringen, die Rückseite ließ dies aber durch die Bauform der Zwingen und des Schrankes nicht zu.
Eines Nachts kam mir dann der Einfall, dass ich von meinem alten Frästisch noch einen Wagenheber irgendwo rumstehen habe. Damit ließ sich der Einlegeboden dann auch an der Rückseite in Position rücken. Den Anblick der stattlichen Reihe 5x60mm Spax-Schrauben erspare ich euch:

Inzwischen hat das Biest auch den oberen Rahmen zur Befestigung der Arbeitsfläche bekommen und ich kann alle Unzulänglichkeiten mit dem Schleifer entfernen (steht hier übrigens auf dem Kopf - der Schrank nicht der Schleifer ;) ). Tragbar nur noch zu zweit:

Ein erster Eindruck, wie sich der Rollschrank an seinem zukünftigen Platz so macht. Ich bin jedenfalls froh, dass ich damals die Rollen mit großen Rädern genommen habe. So lässt sich der Schrank angenehm bewegen und die 280kg Traglast werde ich wahrscheinlich nie erreichen:

Der Schrank ist von Anfang an für die Nutzung mit Schubladen entworfen worden, allerdings war ich mir nicht sicher, wie sich der schwere Bohrständer und die 27mm Tischplatte oben, sowie der Bodenabstand durch die Rollen auf die Kippsicherheit auswirken. Deswegen habe ich die beiden Einlegeböden in der Planung gelassen, damit der Schwerpunkt ein Stück niedriger liegt. So habe ich später einmal die Option die Auszüge wieder abzuschrauben und trotzdem nutzbare Fächer zu haben.
Obwohl die Schubladen Bestandteil der Planung waren, wollte ich den Schrank erst einmal mit offenen Fächern lassen und die Schubladen irgendwann bauen. Allerdings habe ich bei der Kalkulation der Schubladen festgestellt, dass ich aus meinen Holzresten 7 von 8 Schubladen zusammen bekomme. Für die eine fehlende Schublade habe ich im Baumarkt Multiplex aus dem Zuschnitt gekauft, weil ich nur 0,5qm in 3 unterschiedlichen Stärken gebraucht habe, hätten sich die 3x 3,5qm vom Holzhändler nicht gelohnt.
Die im Baumarkt produzierten Schnittkanten und Maßungenauigkeiten waren mir relativ egal, da ich selber sowieso noch einmal nachschneide, aber der Preis und die miese Holzqualität ist zum Haare raufen. Ich habe den 2-2,5fachen qm-Preis bezahlt, als bei meinem Holzhändler und was im Baumarkt B-Qualität ist, wäre beim Holzhändler wahrscheinlich Schalholz für den Bau.... naja nie wieder.
Hier alle Einzelteile der Schubladen bereits gefalzt für den Auszug und ... richtig, es kommen wieder mal Lamellos zum Einsatz:

Das anschließende Verleimen der Schubladen war ein Sonntagsspaziergang im Vergleich zum Korpus:

Die Böden wurden wieder von unten geschraubt. Theoretisch hätte ich auch den Akkuschrauber nehmen können, aber ich wollte meine neue Bohrstation ausprobieren und schauen, wie sie sich mit Übergrößen schlägt, also habe ich ein bisschen improvisiert, um eine ausreichende Auflagefläche für die großen Schubladen zu schaffen. Wie Timo in meinem Beitrag von Gestern anmerkt, Tischverbreiterungen für den Bohrtisch sind eine sinnvolle Ergänzung und werde ich bei Gelegenheit bauen:

Trotz der improvisierten Auflage haben sich auch die großen Schubladenböden sehr angenehm Bohren und Senken lassen:

Die fast fertigen Schubladen warten nur noch auf das Bündig fräsen der Böden, das Abrunden der Kanten und den letzten Schliff.

Und hiermit präsentiere ich stolz meine mobile Hobelbankerweiterung mit viel zusätzlicher Staufläche. Die Außenflächen werden demnächst geölt, damit sie farblich zur Hobelbank passen und die Frontblenden folgen auch noch. Die zwei großen Schubladen werden Maschinenschubladen; Verbindungsmittel (Lamello, Dübel, etc) und Schleifsachen (Excenter, Schleifpapier, etc). 4 der kleinen Schubladen werden für Bohrer, Fräser, Schrauben genutzt. Und der Rest ist für die Zukunft gebaut, man hört ja eh nie auf Werkzeug zu kaufen:


Und hier mein vollständiger Arbeitsplatz in meiner Wohnung:

Ich hoffe es ist nicht zu viel Text geworden und ihr hattet ein bisschen Spaß beim Bilder schauen. Im besten Fall hat der eine oder andere auch noch eine Idee für sich selber aus dieser Dokumentation gewonnen.
Über Anregungen, Bemerkungen, Kritik, etc würde ich mich natürlich freuen :)
Viele Grüße und bis bald zum nächsten Projekt
Tobi