Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

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Tobias Werner
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Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Tobias Werner »


Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Hallo zusammen,

nachdem ich im Mai meine Hobelbank bekommen habe, stand ziemlich schnell ein Plan, wie der Platz unter der Bankplatte genutzt werden kann.
Nun habe ich eben die letzten Schrauben angezogen und habe meinen neuen Werkzeuglagerplatz vorläufig fertig gestellt. Es fehlen lediglich noch die Frontblenden aus Massivholz und natürlich die Einteilungsraster für die Werkzeuge in allen Schubladen. Aber wichtig ist jetzt erstmal das große Stauvolumen :)



Wie immer beginnt alles, wenn bei mir etwas aus MPX gefertigt wird, mit dem Vorformatieren der Platten (15mm Buche und 6mm Birke) mit der Handkreissäge:



Anschließend geht es weiter an die Erika für den Endzuschnitt. Ich habe diesmal mein Design auf möglichst viele gleiche Teile ausgelegt, sodass ich ohne zu überlegen einfach die Teile durch die Säge schieben kann.



Nach 4 Stunden Arbeit und einem Haufen Sägespäne sind alle Einzelteile zugeschnitten und die Schubladenseiten gefalzt für die Vollauszüge. Der Falz wurde auch auf der Erika gesägt. 65mm MPX im verdeckten Längsschnitt mit 24Z Blatt sind bei langsamen Vorschub möglich, allerdings hat man gemerkt, das die Maschine so langsam an ihre Leistungsgrenze stößt.



Um die Handarbeitsquote in meinen Projekten aufrecht zu erhalten und weil ich für den Tag genug Maschinenlärm hatte, habe ich die Ausklinken in den Seiten mit Handsäge und anschließend mit Stechbeitel und Klüpfel ausgearbeitet:





Am nächsten Tag ging es weiter mit dem Schleifen aller Teile und den Nuten für die Lamellos. Auch hier wieder ein Vorteil der vielen gleichen Teile. Einfach einen Hilfsanschlag gebaut, Maschine ansetzen fräsen, nächstes Teil ansetzen, usw. Die Markierungen waren nur einmal nötig, um den Hilfsblock fest zu zwingen.



Weiter gehts mit dem Verleimen der Schubladenrahmen. Nettes Hilfsmittel sind die Verleimhilfen, die ich mir mal aus Resten gebaut habe und die mich auch auf den Winkelfehler meiner Erika aufmerksam gemacht haben. Damit habe ich mir lästiges Messen der Diagonalen und korrigieren des Zwingendrucks erspart. Einfach in die Ecken spannen, große Zwingen anknallen, Kontrolle ob der Rahmen überall bündig an den Winkeln anliegt und fertig. Auf dem Bild fehlt schon die jeweils 2. Zwinge pro Winkel. Diese habe ich nur für das Anziehen der großen Zwingen angebracht, danach waren sie nicht mehr nötig.



Und wieder einmal ist die Handarbeit gefragt, diesmal mein kleiner Einhandhobel. Trotz Lamellos gab es an ein paar Stellen leichte Versätze. Wobei die Idee MPX an einer Kante am "Hirnholz" und auf der Fläche im Längsholz zu hobeln nicht so dolle ist. Aber da danach sowieso noch einmal der Schleifer gefragt ist... Was soll's..... so ging es schneller.



"Probefahrt" mit meiner neuen Bohrmaschine mit Bohrständer. Serienbohrung von Schraubenlöchern und anschließende Montage der Schubladenböden mit Schrauben und Leim. Ich hätte vielleicht doch 9mm MPX nehmen sollen, da ich gerne überdimensioniere :-D





Im nächsten Schritt durfte auch mein Frästisch seinen ersten Einsatz bringen und die Schubladenböden, die ich ein bisschen auf Übermaß geschnitten habe, bündig fräsen, sowie an den Kanten der Schublade, die später mal potenziell angefingert werden, eine kleine Rundung.



Zeitgleich trockneten im Rest meiner Wohnung verteilt schon die Korpusteile des Schrankes. Weil ich von den Stufen meines Hochbettes noch einen Rest Holzöllasur hatte, habe ich diesen genommen. Jetzt weiß ich wieder, warum die Büchse so lange unbeachtet herumstand. Im Vergleich zu Holzöl, lässt sich das Zeug einfach bescheiden verarbeiten und braucht ewig bis es trocken ist, inkl. aller Eskapaden mit aufgestellten Holzfasern durch den Wassergehalt in der Lasur.



Die Schlange der Schubladen für die Weiterverarbeitung wächst langsam....



... also geht es nun an den letzten Schritt der Montage für die Schubladen: Das Anschrauben der Auflageschiene des Vollauszuges. Für die Interessierten: Hettich Überauszug mit Rollenführung FR 6142 - 500mm. Für mich das Mittel der Wahl, weil die Schublade aufliegt und so der Boden nicht eingenutet werden muss, was die effektive Nutzhöhe in den Schubladen steigert. Durch die Frontblenden ist davon später nichts mehr zu sehen.



Nun lag die Arbeit erst einmal ein bisschen, da ich andere Sachen zu erledigen hatte. Diese Woche konnte ich die fertigen Schubladen nicht mehr sehen und ich habe meine Hobelbank auseinandergenommen, um den Korpus für den Schrank einbauen zu können.
Dafür habe ich erst mit Hilfe eines Anschlages alle Löcher für die Auszüge in den Korpusseiten vorgebohrt, damit die Montage später leichter von der Hand geht. Weil für alle Seiten die gleiche Einstellung genutzt wurde, waren alle Löcher exakt parallel.
Zu diesem Zeitpunkt wartete ich noch auf die passenden Schrauben; 3,5mm Schrauben mit nur 15mm Länge hatte ich nicht im Bestand und Baumarktpreise für Kleinmengen sind ja jenseits von Gut und Böse, sonst hätte ich die Auszugschienen schon direkt angeschraubt.



Jetzt ging es ans Eingemachte. Wie sich herausstellte, waren die Beine meiner Hobelbank nicht sauber gearbeitet, sodass meine rechtwinkligen Seitenteile nicht so ganz passten. Letztendlich habe ich 2,5 Stunden gebraucht, in denen ich das Untergestell tatsächlich komplett zerlegt habe, bis es endlich passte. Wichtig dabei die exakte Positionierung der Seiten- und des Mittelteils des Korpus, damit die vorgebohrten Lochreihen auch später alle auf gleicher Höhe liegen.



Geschafft, alles sitzt richtig. Die massive Verschraubung ist aus rein konstruktiver Sicht für den Schubladenschrank nicht nötig. Aber ich möchte durch die 3 Korpusteile die Nachgiebigkeit der Hobelbank in Querrichtung verringern. Dafür war auch eine kraftschlüssige Verbindung des Mittelteils mit den Schwingen oben und unten nötig.
Hier wartet das fertige Untergestell wieder auf die Hochzeit mit der Bankplatte. Zugunsten der Rücken meiner Familie, habe ich gewartet, bis wir zu 4. waren. Dann heben sich 95kg Bankplatte einfach angenehmer.



Endlich sitzt die Platte wieder an Ort und Stelle und ich habe meine Arbeitsfläche zurück. Wie das so ist, wenn man seine Hobelbank zerlegt, gerade dann braucht man die Arbeitsfläche am dringensten.



Die ersten Auszugschienen habe ich noch mit Wasserwaage und Winkel angeschraubt zur Kontrolle, aber nachdem meine Lochreichen ausreichend genau saßen, habe ich den Rest einfach blind angeschraubt und nicht mehr weiter gemessen. Es soll ja Leute geben, die sich schon tot gemessen haben :-D



Damit kommen wir auch schon zum Ende. Als netter Nebeneffekt ist auf der Fläche des oberen Schwingenpaares noch ein Zwischendeck für die Anbauteile meiner Erika entstanden. Jetzt müssen sie nicht mehr im Wohnzimmer in der Ecke liegen.



Und hier jetzt der neu gewonnen Stauraum von 6 großen Schubladen für alle meine Handwerkzeuge, die ich an der Hobelbank regelmäßig brauche und die bis jetzt unter meinem Hochbett in Schubladen oder einfach so herumlagen. Die Befüllung reiche ich später nach. Ich muss jetzt erst einmal alles zusammensuchen und schauen, ob das überhaupt alles so passt, wie ich mir das überlegt habe.







Hoffe, ich konnte euch ein interessante Projekt vorstellen und, dass das Lesen trotz des Umfanges nicht langweilig wurde. Zumindest ich für meinen Teil bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und bekomme langsam auch einen gewissen Grad der Sicherheit bei der Umsetzung von größeren Projekten.

Viele Grüße und frohes Holzwerken
Tobi


Rolf Richard
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Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Rolf Richard »


Sieht sehr gut aus!

Die Hettich-Auszüge hab ich auch schon mal verwendet, allerdings in einer etwas kürzeren Ausführung. Sie laufen wirklich gut.

Viel Spass mit dem neuen "Möbel"

Gruss

Rolf

Stefan Krieger
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Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Tobi,

sehr beeindruckend, was Du da alles in Deiner Wohnung (und dem kleinen Gartenschuppen) zauberst und vor allem wieviel Werkzeug Du da in der Wohnung hortest. Dafür, dass Du davon sprichst, Dich langsam mal an größere Projekte herantrauen zu können, sieht die Ausstattung aber schon mehr als beachtlich aus. Ich bin gespannt, was denn jetzt kommt, Hobelbank und Frästisch und Absaugung sind ja jetzt perfekt, dann kanns doch tatsächlich losgehen! :-)

Viel Spaß und frohes Schaffen weiterhin mit der schönen Hobelbank und dem klasse Frästisch,
Stefan

PS: Und natürlich Danke für die Dokumentation, hat mir sehr gut gefallen!

Falk Herrmann
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Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Falk Herrmann »

[In Antwort auf #70338]
Hallo Tobias,
Zu diesem Zeitpunkt wartete ich noch auf die passenden Schrauben; 3,5mm Schrauben mit nur 15mm Länge hatte ich nicht im Bestand und Baumarktpreise für Kleinmengen sind ja jenseits von Gut und Böse, sonst hätte ich die Auszugschienen schon direkt angeschraubt.


Kleiner Tipp: Zumindest in den Hornbach-Märkten hier in der Umgebung gibt es alle gängigen Größen seit ein, zwei Jahren als lose Ware, deren Kilopreise zwar kein Dumpingangebot, aber akzeptabel sind, wenn man mal nur ein paar Schrauben braucht.

Ansonsten: Schönes Projekt und eine nette Werkstattausstattung für jemanden, der die Anbauteile der Erika im Wohnzimmer lagert...;)

VG,
Falk

Pedder
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Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #70338]
Hallo Tobi, tolle Projek und schöner Beitrag!

Was mir fehlt: die Schubladenfronten und dir Rückwand. So staubt ja alles ein. Oder willst du da etwas systainer drin lagern?

liebe Grüße
Pedder

TimoB.
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Registriert: Mi 31. Dez 2014, 22:16

Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von TimoB. »

[In Antwort auf #70338]
Hallo Tobi,

sieht klasse aus! Bin schon gespannt wie die Fronten werden.

Deine Verleimwinkel sind eine Steilvorlage.

Viele Grüße
Timo

Tobias Werner
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Re: Projekt: Hobelbank-Unterschrank (viele Bilder)

Beitrag von Tobias Werner »


Hallo zusammen,

vielen Dank für die lobenden Worte und eure Anmerkungen.

Mein nächstes Projekt, wird wahrscheinlich ein Flurschrank aus Massivholz (vielleicht Esche... mal schauen). Aber erst im Frühling oder auch später. Außerdem will ich mir einen Bohrtisch bauen, für den neuen Bohrständer, wobei das eher mal etwas für Zwischendurch, evtl. sogar über den Winter, ist. Den ganzen Kleinkram zur Weihnachtszeit und für Bekannte zähle ich besser gar nicht auf... Die Liste wird immer länger :-P

Zu den Schubladenfronten, diese werden, wie im allerersten Satz beschrieben, noch folgen. Die Rückwand ist eine guter Einwand, den ich allerdings schon eingeplant habe, aber nicht erwähnt, da das noch ein bisschen Zeit hat. Im Wohnzimmer habe ich nicht den Dreckanfall wie in einer Werkstatt.

Viele Grüße und bis bald
Tobi

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