Frage wegen Hinterzange *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
PropellerPeter
Beiträge: 10
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 17:56

Frage wegen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von PropellerPeter »


Hallo zusammen,
ich überarbeite gerade meine Hobelbank. Ein Erbstück welches übrigens 1938 in meinen Wohnort geliefert worden war wie man einem Aufkleber auf der Unterseite entnehmen kann. Sie ist für dieses Alter noch in einem guten Zustand.
Die Befestigungsschrauben der Vorderzange habe ich erneuert da verbogen. An der Hinterzange hat eine gefehlt, ich musste allerdings für die Neue das Gewinde auf DIN nachschneiden. Nun zu meiner Frage.
Wozu ist der Spalt an der Hinterzange? Hat es einen Grund warum die Zange hier nicht auch schließt?

Gruß Peter

Rafael
Beiträge: 847
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von Rafael »


Hallo Peter,

ohne gesicherte Informationen von den Herstellern zu haben möchte ich mal meine Vermutung loswerden.
Erstens ist da der Schraubenkopf, welcher sowieso im Wege steht. Man müßte also entweder den Kopf versenken, oder dafür eine Aussparung in dem Beweglichen Teil schaffen.
Zweitens, und das wird wohl der praktische Grund sein, bekommen die Klemmflächen mit der Zeit Macken und man möchte diese vielleicht nacharbeiten. Wäre da nicht der Spalt, könnte man es nicht machen, oder müßte umständlich auch die Fläche am Spalt bearbeiten.
Zuguterletzt müßte die Hinterzange sehr genau gearbeitet werden damit sie an den eigentlichen Klemmflächen sicher schliesst aber auch den Spalt verschließt. Da das Holz arbeitet könnte es dazu kommen, dass der Spalt schon geschlossen ist die Zange eigentlich aber noch nicht geschlossen ist.

Gruß, Rafael



HelmutWolff
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Registriert: Sa 22. Jun 2013, 10:21

Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von HelmutWolff »

[In Antwort auf #69484]
Moin, Peter!
Was willst Du da "hinten" im Spalt klemmen und wozu?
Gruß,
Fragmut

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Uwe.Adler
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Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Peter,

wie Rafael schon schrieb, ist da die Schraube im Weg. Aber für mich stellt sich die Frage nach einem Sinn für eine zweite Klemmwirkung, wenn es sich an der Vorderseite der Bank viel bequemer arbeiten lässt. Die Gleichzeitgkeit, zwei Stücke zu klemmen und dann auch noch die Hinterzange anzuziehen, stelle ich mir schwierig vor, mit "nur" zwei Händen. Aber genau kann ich Dir den Grund dieser Konstruktion nicht sagen. Vielleicht kannst Du den Grund, wenn Du ihn weißt, hier ja einmal mitteilen.

Aber was Du uns von Deiner 74jährigen Bank auschnittsweise zeigst ist schon toll. Wenn ich da meine 62jährige so betrachte ist das ein riesiger Unterschied. Trotzdem möchte ich meine nicht missen, und würde sie auch nicht eintauschen wollen. Sie hat ja auch eine Geschichte.

Herzlichen Gruß

Uwe

reinhold
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Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #69484]
hallo Peter,

der freie Arm der Hinterzange hatte bei traditionellen Hobelbänken die Aufgabe, die Führungsleiste zu halten, die den parallelen Vorschub der Hinterzange sichert.
Dieser Arm ist NICHT dazu gedacht, Werkstücke einzuspannen. Er ist auch gar nicht dafür ausgelegt: die einzige Verbindung zur Hinterzange ist die mit Zinken gesichtere Kante - es ist zu befürchten, das die Hinterzange sich verzieht, wenn mit dem freien Arm gespannt wird. Zumal der Hebelarm durch den Abstand zur Hinterbankschraube ganz beachtlich ist.

Ulmia (und andere Hersteller) haben daher daher den Kopf der Spannschraube für das Endstück (heisst im englischen lustigerweise breadbord) nicht vertieft, sonder vorstehen lassen. Um das Spannen zu verhindern oder wenigstens zu erschweren.

Mit Deiner Bank ist also (soweit) alles in Ordnung.

viele Grüsse und viel Freude mit Deiner Bank
reinhold



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Uwe.Adler
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Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Reinhold,

nun hast Du mich neugierig gemacht und ich habe mir eine Funktion angeschaut. http://www.feinewerkzeuge.de/G300650b.htm im sechsten Bild von oben ist eine Hinterzange mit der Mechanik gezeigt. Diese hört aber vor dem Querriegel auf. Hat Ott früher längere verbaut. Bin noch nicht in der Werkstatt gewesen, um bei meiner nachzuschauen.

Herzlichen Gruß

Uwe

Bernd Zimmermann
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Re: Frage wegen Hinterzange

Beitrag von Bernd Zimmermann »

[In Antwort auf #69484]
Hallo Peter,

auch ich habe eine sehr alte Hobelbank (kenne weder den Hersteller, noch das Baujahr) die ich bei einer Schreinereiauflösung an meinem Wohnort ergattert habe. Und meine Hinterzange ist nach exakt dem gleichen Prinzip wie auf Deinem Bild zu sehen montiert. Auch hier bleibt beim Schließen der Hinterzange (ohne Werkstück drin) ein "Spalt" am Ende. Scheint wohl tatsächlich konstruktionsbedingt (riesiger Schraubenkopf) und vollkommen beabsichtigt zu sein.

Gruß
Bernd

reinhold
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Re: Frage wegen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von reinhold »


hallo Uwe,

na ja, das ist eine sehr moderne Hinterzangenkonstruktion (das ist nicht negativ gemeint).
Ich habe noch zeitweilig an einer alten Bank gearbeitet, bei der die gesamte Hinterzange einschliesslich Spindel aus Holz war.
Der Querriegel trug eine längs verlaufende Leiste, die das Gewicht der Zange ausbalanziert und den parallelen Lauf gesichert hat.
Derartige Konstruktionen sind in der amerikanischen Literatur als "Tage-Frid-Bank" oder "Frank-Klauß-Bank" oft genannt, immer mit Ehrfurcht vor den europäischen Traditionen. Die Abbildung zeigt die von Klauß gefertigte Hinterzange .

Möglicherweise hat Ulmia den Querriegel aus Tradition oder einem ähnlichen Gefühl heraus beibehalten, obwohl in der Zange selbst eine moderne Stahlführung verbaut ist. Dass herkömmliche Formen weiterleben, obwohl die moderne Ausführung sie nicht mehr benötigt, findet man in der Technikgeschichte oft. Meine Lieblings-Beispiele sind die Plastik-Waschkörbe, die immer noch ein Flechtmuster tragen oder die Joghurtgläser, an denen immer noch die Handgriffe der früheren Milchkannen rudimentär eingeprägt sind. Es gibt viele derartige Beispiele.

mit freundlichem Gruss
reinhold


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Uwe.Adler
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Re: Frage wegen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Reinhold,

vielen Dank für die Antwort. Da meine Bank Baujahr 1951 ist, bin ich kurz in die Werkstatt und habe zwei Bilder gemacht. Auch meine ist konstruktiv mit dem Querriegel ausgestattet, indem aber ein Teil der Technik eingebettet ist. Die Mechanik besteht aber schon aus Metall und scheint eine Weiterentwicklung der Hölzernen zu sein.

Hier sitzt die linke Befestigungsschraube der Halterung vom Zangenschlüssel auf und in dem Querriegel

Die Mechanik läuft in der Hnterzange, bis auf die obere und untere Führung. Die sitzt in dem Querriegel

Herzlichen Gruß

Uwe

PropellerPeter
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Re: Frage wegen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von PropellerPeter »

[In Antwort auf #69490]
An der Unterseite ist die Führung gut zu erkennen:

Die Hinterzange hat eine verdeckte obere Führungsleiste, und eine sichtbare unten. Diese Leisten haben eine Nut. Sie werden von der breiten Metallplatte, welche an der Bankplatte angeschraubt ist, geführt..

Hier in einer anderen Perspektive. Eine zusätzliche Führung hat sie nicht. Der Gewichtsausgleich scheint mir einzigste Grund dieser Ausführung zu sein.
Gruß
Peter

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