Bau einer Ofenbank

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
alexb
Beiträge: 88
Registriert: So 20. Mär 2016, 11:41

Bau einer Ofenbank

Beitrag von alexb »


Hallo zusammen,

heute möchte auch ich einmal ein Projekt Vorstellen. Es handelt sich dabei um mein zweites selbstgebautes richtiges Möbel und um meinen ersten "Außeneinsatz". Konkret sind meine Schwiegereltern, die etwa 150km von mir entfernt wohnen, vor kurzem umgezogen und benötigten für ihren Kachelofen eine passende Ofenbank.

Da das Wohnzimmer eher in der Art einer Bauernstube ist, sollte die Ofenbank dazu passend sein, jedoch nicht im rustikalen Stil, sondern eher schlicht, aber funktionell (wie die Möbel im Allgäu früher auch gebaut wurden).

Obwohl ich eigentlich für ein Sitzmöbel zu einem etwas härteren Holz, wie beispielsweise Kiefer, geraten hatte, wollten sie, passend zum Dielenfußboden und zum Rest der Einrichtung, Fichte als Material.

Letztlich habe ich 40 mm dickes Fichten-Leimholz verwendet. Die Maße sind in etwa:

lange Seite: Breite 45 cm, Außenkante: 185 cm
kurze Seite: Breite 35 cm, Außenkante: 170 cm
Höhe: 45 cm.

Die Bilder sind übrigens vor dem letzten Feinschliff gemacht worden.





Der Zeitbedarf war mittel und lag in Summe bei etwa 30 Stunden. Ich muss dazu sagen, dass ich vieles zum ersten mal gemacht hatte und sorgfältig vorging, um Ausschuss zu vermeiden (ich hatte kein Reservematerial).

Am aufwändigsten für mich waren die Gratungen, mit denen ich die Beine an den Platten befestigt habe (es waren meine ersten Gratverbindungen).





Das Spiel zwischen Nut und Feder ist weit geringer als im Bild zu erkennen, da ich zum Fügen die Kanten etwas angefast hatte.

Die Gratnut habe ich mit einer selbstgebauten Schablone gefräst, die Gratfedern auf der Woodrat. Mangels Erfahrung war der für mich schwierige Teil, die Passung korrekt zu erhalten:
Das erste Bein ließ sich beim Ausprobieren recht leicht in die Nut schieben, wackelte dann aber minimal. Nach der Leimaufgabe (und obwohl ich zügig gearbeitet habe) ließ sich die Gratfeder im letzten Drittel aber nur noch mit dem Klüppel fügen.

Beim nächsten Bein hatte ich nur zwei Zehntel mm in der Breite der Gratfeder zugestellt. Diese ließ sich trocken zwar stramm, aber noch von Hand fügen. Also diesmal etwa zur Hälfte eingeschoben, dann Leim auf die verbleibenden Hälften von Nut und Feder und: nur mit wirklich schweren Hammerschlägen und einigen Minuten schweißtreibender Arbeit war das Bein an seinem vorgesehenen Platz. Letztlich habe ich wider etwas mehr Spiel gelassen und alle Beine hinbekommen. Sie halten nun auch bombenfest.

Für die Gehrung habe ich drei Küchenplattenverbinder verwendet (Danke an Roland Heilmann für den Tipp), mit entsprechenden Einfräsungen auf der Unterseite.





Zusätzlich habe ich, nach den Gehrungsschnitten vor Ort mit der Hankreissäge (um die Bank zu transportieren, hatte ich die vorgefertigten zwei Seiten getrennt transportiert), noch insgesamt 8 zwanziger Flachdübel zwischen den Küchenplattenverbindern verwendet, die Gehrungsflächen verleimt und dann die Verbinder zügig festgezogen.

Für die beiden Beinpaare sowie die Rundungen an den Sitzflächenenden habe ich Sperrholzschablonen angefertigt, die Umrisse mit Aufmaß für die Kopierhülse auf die vorgeschliffenen Rohlinge übertragen, grob mit der Stichsäge vorgesägt, von einer Seite Kopiergefräst und anschließend (wegen mangelnder Frästiefe meiner Oberfräse) von der anderen Seite mit einem Bündigfräser bearbeitet. Abschließend noch den Radius bzw. die Fase gefräst und der Rest geschliffen.





Für den Transport meines Werkzeuge war ich übrigens froh um dass ich das Meiste mittlerweile in Systainern habe, da die im Auto super verstaut werden konnten.

So dann bitte ich um Kommentare, bitte mit etwas Nachsicht, denn ich versuche mich erst seit etwa einem Jahr in meiner relativ knappen Freizeit am Möbelbau.

Viele Grüße,
Alex



justus

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von justus »


guude,

eine sehr schön gelungene arbeit! später mehr.

weiterhin gut holz! justus.


Charly Krau
Beiträge: 5
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von Charly Krau »


tachschen
sehr gut gefallen und um das Arbeiten der Sitzfläche vorzubeugen, tut mir der Grat *daumenhoch*

charly


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #56035]
Hallo Alex,

die Bank ist Dir sehr gut gelungen und passt sich schön in die vorhandene
Umgebung ein. Sei lädt zum Verweilen ein.

Soll die Bank noch nachbehandelt werden?

--
Dirk


TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #56035]
Hallo Alex,

die Bank sieht gemütlich aus, gefällt mir sehr gut.

Steht die Bank denn stabil trotz fehlender unterer Querstrebe?

Grüße
Torsten



Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Alex,

was Du gemacht hast, hast Du gut gemacht.
Proportional, (für mich immer der anspruchsvolle Teil eines Entwurfes) sehr ausgewogen und stimmig!

Wie Torsten, bin ich aber auch ein wenig skeptisch, bezüglich der fehlenden Querstreben.
Wenn Du sie aus optischen Gesichtspunkten weggelassen hast, so hättest Du sie ja zurückgesetzt unmittelbar unter der Sitzfläche anordnen können. Dann wären sie nicht sichtbar, hätten aber die seitlichen Hebelkräfte deutlich reduziert.

Welchen Bereich der Gratverbindung hast Du verleimt?
Es liest sich so, als wäre sie über ihre gesamte Länge verleimt! Ist das so?

Viele Grüsse, Thomas



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Alex

Ich hab mit Interesse mir Deinen Bericht angeschaut, ich finde, Du hast die Abmessungen gut getroffen, mich würde aber auch interessieren wie Du die Bank befestigt hast.
Die Verschraubung der Gehrungsteile zueinander hatte ich in ähnlicher Situation etwas anders ausgeführt, ich hab nicht wie Du den Kanal aufgefräst, sondern ich hab lediglich 10mm Löcher gebohrt, um dann 8mm Stehbolzen einzufädeln, auf jeder Seite hab ich dann dicke Unterlegscheiben, selbstgefertigt aus 4mm verzinktem Blech unterlegt und mit normalen Muttern verschraubt (an jeder Gehrung zwei Stehbolzen).
Auch hatte ich Federn eingelassen, um beim Leimen das Verspannen zu vereinfachen.
Die Bohrungen zu setzen war etwas knifflig, aber es ging leidlich, den Vorteil sehe ich in der geringeren Schwächung der Teile.
Als Holz benutze ich damals (vor etwa 20 Jahren) Buche, 60mm dick, mit Buche-Wasserbeize bebeizt, mit Klarlack gestrichen.



Der Schornsteinfeger hatte dann noch den Anspruch vor der Feuerklappe mit Kacheln auszulegen, er war damit einverstanden, dass vorne das Holzprofil durchläuft.
Der Unterbau hab ich mit Gasbeton gemauert.
Ich kann mich erinnern, ich hatte das Holz einige Zeit im Wohnzimmer an das Raumklima gewöhnt, um die Verzüge klein zu halten, es stellten sich auch keine ein.

Gruß Franz



Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von Thomas Hansen »


Hallo Alex,

gefällt mir auch sehr gut. Auch für mich heißt es demnächst "Gratnur, die erste!", ich freue mich daher über deinen Bericht, der mich ermutigt.

@ Thomas: Den Gedanken hatte ich auch sofort und sah geradezu die Seite aus dem Spannagel vor mir. Dann aber kam mir der Gedanke, dass dort ja längs und Querholz mit ihrem unterschiedlichen Quellverhalten verbaut wird (der Hocker). Hier läuft die Faser aber in die gleiche Richtung und es dürfte meiner Ansicht nach keine Probleme geben. Mich würde aber interessieren, was die Anderen dazu sagen.

Gruß
Thomas


alexb
Beiträge: 88
Registriert: So 20. Mär 2016, 11:41

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von alexb »


Hallo zusammen,

vielen Dank vorweg für die Kommentare. Wie ich sehe, kommt die Bank ganz gut an, was mich natürlich sehr freut.

Die Fragen, die aufkamen hatten mich im Vorfeld ebenfalls beschäftigt. Ich hatte mir auch meine Gedanken dazu gemacht:

1.) Stabilität: ich hatte anfangs meine Bedenken, ob die Beine nicht zu lang wären, um ohne Querstreben auszukommen. Allerdings habe ich auch schon ähnliche (alte) Bänke gesehen, die ebenfalls keine zusätzlichen Verstrebungen hatten. Ich hatte mir dann überlegt, warum die Tischler/Schreiner früher darauf verzichtet haben. Ich denke der Grund ist der, dass durch die Konstruktion der Bank über Eck je zwei Beine senkrecht zueinander stehen. Für ein Wackeln sind ja die Kräfte senkrecht zur breiten Fläche der Beine verantwortlich. Denkt man sich die Beine jedoch in Kraftrichtung zusammengeschoben (was für die Betrachtung der Statik korrekt ist), so erhält man praktisch zwei Kreuzbeine, welche an sich nicht wackeln. Querkräfte werden also von den jeweils anderen Beinen in Längsrichtung aufgenommen.
Aus dieser Überlegung heraus hatte ich beschlossen, erst einmal auf die Querstreben zu verzichten und diese im Notfall noch nachzurüsten. Wie sich gezeigt hat, halten aber die Beine jeweils für sich durch die 4cm Materialstärke schon bombenfest und im fertig montierten Zustand wackelt (Gott sei Dank!) nichts.

Ursprünglich wollte ich auch die Bank mit Metallwinkeln unterhalb der Platten am Ofen noch befestigen und zwar, um die Bank nicht am Arbeiten zu hindern und Spannungen auf die Gehrung zu vermeiden, möglichst nahe an der Gehrung selbst. Da die Bank aber durch ihr Eigengewicht schon sehr stabil steht, wollten die jetzigen Eigentümer mit dem Verschrauben noch etwas warten.

2.) Die Gratverbindung sind tatsächlich auf der gesamten Länge verleimt. Die erste Vergratung hatte ich zuerst trocken gefügt und musste fetstellen, dass das Bein durch seine große Länge doch merklich gewackelt hat. Das Spiel war nicht sehr groß, aber absolut spielfrei geht es eben doch nicht. Durch die Feuchtigkeit im Leim ist das Holz aber (sehr flott) gequollen, sodass die Verbindung sehr fest war (und ich teilweise Mühe hatte, die Beine noch zu fügen). Um eine maximale Festigkeit zu bekommen, habe ich schließlich auf die gesamte Länge verleimt.
Ich weiss jedoch auch, dass man beispielsweise bei Tischvergratungen die Gratleiste nicht einleimt, um das Holz nicht am Arbeiten zu hindern. Da ist im allgemeinen die Maserung der Tischplatte jedoch senkrecht zur Maserung der Gratleiste und arbeitet damit viel stärker gegeneinander. Ich habe darauf geachtet (außerdem sieht es meiner Meinung nach besser aus), die Beine in der Maserung passend zu den Platten auszurichten (also die verleimten Bohlen der Beine senkrecht). Die Beine sollten in der Breite also genauso stark arbeiten wie die Platten, sodass ich vermute, dass keine sehr großen Spannungen auftreten sollten.
Im übrigen weiss ich nun, warum die Gratverbindungen früher so beliebt waren - die sind wirklich sehr stabil, wenngleich ich die nicht rein von Hand hätte machen wollen.

3.) Die Gehrungsverbindung wollte ich ursprünglich (mangels Erfahrung) zuerst ebenfalls graten, kam aber nach ein bisschen Überlegen darauf, dass das Material die Spannungen in der Dicke wohl nicht aufnehmen kann und sich abwölbt. Mir fiel jedoch auch nicht ein, wie ich vor Ort die Platten beim Leimen auf Gehrung vernünftig pressen sollte. Eigentlich wolte ich komplett auf metallische Verbindungen verzichten, zum Aufrbingen der Presskraft waren sie aber notwendig. Theoretisch könnte man sie wohl nun auch wieder entfernen, da die Verleimung doch sehr fest wurde - aber so puristisch bin ich nun doch wieder nicht ;-)
Die Lösung mit den Bolzen von Franz ist natürlich etwas eleganter. Ich denke aber, dass der Querschnitt durch die Fräsung nur minimal verliert und daher die Verbindung stabil sein sollte, zumal ich versucht habe, die inneren Beine möglichst nah an die Gehrung heranzubringen.

4.) Die Bank wurde nach dem Feinschliff noch gewachst und anschließend aufpoliert (und wirkt von der Oberfläche her nun auch recht schön).

Ich hoffe, ich habe alle ofenen Fragen beantwortet und hoffe auch, keinen Denkfehler gemacht zu haben (bitte korrigiert mich gegebenenfalls). Es wäre sehr ärgerlich, wenn die Verleimungen der Vergratungen oder der Gehrung aufgingen.

Viele Grüße,
Alex



alexb
Beiträge: 88
Registriert: So 20. Mär 2016, 11:41

Re: Bau einer Ofenbank

Beitrag von alexb »

[In Antwort auf #56043]
Hallo Charly,

die Platten der Sitzflächen waren tatsächlich leicht gewölbt. Zum Graten habe ich diese an der Werkbank eben gespannt und erst nach dem Fügen und Trocknen des Leims die Zwingen wieder gelöst. Die Sitzflächen sind nun schön eben.

Gruß,
Alex


Antworten