Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf Richard
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Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von Rolf Richard »


Heute auf einer ehemaligen Hofreite bei uns im Ort. (Ich habe dort einen Youngtimer untergestellt.)

Sagt, die Besitzerin "Ich hab das was für Sie gefunden, gehen Sie mal am Unterstellplatz schauen!" Was ishc vorfand, war eine alte Rauhbank. Im Ausgedingehaus des Hofes hatte der Bauer eine Werkstatt eingerichtet und von dort stammte der Hobel. Da der Bauer schon vor Jahrzehnten verstarb, hat das Werkzeug wohl auch lange Zeit dort unbeachtet herumgelegen. Und so ist dann auch der Zustand - total verwurmt!

Ich denke, man könnte zwar den Keil neu herstellen und vielleicht den Griff auch, obwohl letzterer noch ziemlich stabil zu sein scheint. Gleiches gilt für den Hobelkörper ( 66 x 7 cm). Aber die Sohle? Ich würde mir zwar zutrauen, eine neue, viellecht 1 cm starke Weissbuchensohle draufzuarbeiten, aber ist das wirklich sinnvoll? Aus welcher Holzart der Hobel besteht erschliesst sich mir auch noch nicht. Eine getrennte Laufsohle besitzt er jedenfalls nicht, dafür eine Sacklochbohrung im vorderen Bereich der Sohle.

Das Eisen trägt eine Markierung "Gottfried Scharff" bzw 2 mal "P*ML" Davor ein Zeichen, das sich nicht mehr gut erkennen lässt. Nach etwas Reinigung mit einer Messingbürste - und mit Hilfe von EBV - kann ja vielleicht jemand mehr erkennen als ich das vermag? Eisenbreite: 50mm, verjüngt sich leicht nach hinten.

Gottfried Scharff macht Sinn, da die Firma (auch) in Frankfurt ansässig war und der Fundort des Hobels kein 50 km südlich liegt. Das was wie eine Firmenmarkierung ausschaut ähnelt aber - soweit man das noch erkennen kann - nicht ganz den Firmenzeichen, die im Internet kursieren. ( http://www.alte-beitel.de/scharff_g.html ) ( http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/scharff_gottfried.phtml )

Photos:


Rauhbank im Fundzustand


Eisenkasten und Griff


Das Ganze von der Seite


Hobelsohle im vorderen Bereich


Hobelsohle im hinteren Bereich - heftiger Wurmschaden!


Eisen im Fundzustand


Keil im Fundzustand


Eisen gereinigt....


....und das Bild nachbearbeitet

Ich wünsche allen Alles Gute fürs kommende Jahr!

Rolf

Rafael
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Re: Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von Rafael »


Hallo Rolf,

schade, dass man nicht mal schreiben kann "ein toller Fund". Ist schon traurig, wenn man sowas sieht.
Bedenkst Du tatsächlich den Hobel wieder in verwendungsfähigen Zustand zu versetzen? Ich sehe da absolut keinen Sinn, vielleicht bin ich auch mittlerweile einfach zu sehr Realist geworden. Wenn man bedenkt, wie wenig Geld man manchmal für eine Rauhbank ausgeben muss, die in einem gebrauchsfägigen Zustand ist... ich habe jetzt den Gebrauchtmarkt im Sinn.
Selbst wenn man Spaß daran hätte die Holzteile in Schuß zu bringen, das Eisen ist doch in einem Zustand, welcher keinen Platz für Hoffnung lässt.
Bevor Du die Spiegelseite fertig hättest, wären die Nerven und die Schleifsteine am Ende.
Da bleibt wohl nur zu sagen: zwar schade um das Teil, vergiss es aber.

Rafael, der momentan auf Kriegsfuß mit dem E.C.E Chrom-Vanadium Eisen steht.

Wolfgang Jordan
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Re: Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Rolf,

es gibt auf meiner Seite eine Markensuche, mit der man auch dieses Zeichen finden kann:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/markensuche.phtml

Einfach "pml" oder "p*ml" oder auch "ml", jeweils ohne Anführungszeichen bei Detail eingeben. Damit findet man den Hersteller Peter Müller in Remscheid mit seinem Markenzeichen dem Vorhängeschloss:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/mueller_peter.phtml

Ich interpretiere die doppelte Markierung so, dass Peter Müller das Eisen für den Händler Gottfried Scharff hergestellt hat. Beide haben eine sehr lange Geschichte, was gut zum Alter deines Hobels passt. Ich schließe mich Rafaels Meinung an, dass es sich nicht lohnt, die Rauhbank wieder in Betrieb zu nehmen. Vielleicht machst du sie einfach sauber und stellst sie auf den Kaminsims oder als Deko in die Werkstatt. Das wäre Ehre genug nach einem arbeitsamen Leben.

Gruß, Wolfgang

Rolf Richard
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Re: Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Rafael, hallo Wolfgang!

Erst mal herzlichen Dank für die weitergehenden Erläuterungen zur Eisenmarkierung! Nach einem Säubern zeigt sich das Eisen in gar keinem ganz schlechten Zustand. Besonders die Spiegelseite ist ziemlich ok. Allerdings muss man sagen, dass die Fertigungsqualität hinsichtlich Exaktheit doch nach heutigen Massstäben zu wünschen übrig lässt. Die Klappe hat ein aufgeschweisstes (geschmiedetes?) rechteckiges Teil, das im Schlitz des Eisens gleiten soll um es zu führen. Tut es auch, aber dann steht die Klappe schräg, weil das Führungsteil nicht gerade steht. Soweit, so gut, ich denke, das Eisen wäre trotzdem zu retten. Der Rost ist scheinbar nur Flugrost, der keine grösseren Narben hinterlassen hat.

Zum Arbeiten würde ich den Hobel sicher kaum verwenden, da habe ich dann doch noch eine eiserne (kurze) Rauhbank und einen ECE 701, mit dem ich sehr gut zurechtkomme. Trotzdem würde es mich schon reizen, eine Restaurierung anzugehen. Ein 100 Jahre altes Auto benutzt man ja auch nicht zum Brötchenholen. Dazu sollte man aber neben dem Ersatz der Sohle den ganzen Hobelkörper stabilisieren. Kann man die Wurmlöcher evtl. mittels einer Kanüle und sehr dünnflüssigem Epoxydharz füllen oder ist das eine Schnapsidee? Andererseits wäre das Anbringen einer separaten Sohle schon eine Verfälschung, denn der Hobel hat ursprünglich keine!

Genau - Holz! Was ist das eigentlich für eine Art? Die Unterseite zeigt einen rötlichen Farbton mit nur schwach ausgeprägten Jahresringen, Ahorn?

Egal was daraus wird - ich wünsche allen ein gutes neues Jahr!

Rolf

HelmutWolff
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Registriert: Sa 22. Jun 2013, 10:21

Re: Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von HelmutWolff »


Moin, Rolf!
Für Hobelkörper wurde u.A. Apfelbaumholz genommen, das wäre aufgrund der Farbe meine Vermutung; als nächstes käme Birnbaum...
Gruß und ein gutes Neues Jahr noch!
Helmut

Rolf Richard
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Re: Manchem ist wohl nicht mehr zu helfen!

Beitrag von Rolf Richard »


Moin, Rolf!
Für Hobelkörper wurde u.A. Apfelbaumholz genommen, das wäre aufgrund der Farbe meine Vermutung; als nächstes käme Birnbaum...
Gruß und ein gutes Neues Jahr noch!
Helmut


Danke für den Hinweis, da werde ich mich mal umtun,

Auch Dir alles Gute für 2015!

Rolf

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