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Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 19:39
von Friedrich Kollenrott

Ihr Lieben,

meine Hobelbank ist eine Ulmia 4, von 2002 glaube ich (jedenfalls wenige Monate vor der Pleite geliefert, Zusammenhänge sehe ich nicht). Diese Bank ist gut und eigentlich bin ich auch zufrieden.



Ich hatte aber immer das Gefühl, dass das Gestell weicher ist als es sein sollte. Nun ist das wichtigste bei einer Hobelbank ihre Masse, und 132 kg (nach Ulmia- Angabe) sind ja nicht schlecht. Trotzdem hat man ein Gefühl der "Wabbeligkeit" um es übertrieben zu sagen. Insbesondere beim Bestoßen auf der Stoßlade (Bewegung von vorn nach hinten) "steht" die Bank nicht wie sie sollte.
Bernhard Kühnen hatte mir schon vor langer Zeit dringend geraten, das Gestell zu versteifen (hat er selbst bei seiner Bank auch gemacht).

Das Gestell ist wie üblich: Zwei Fußgestelle, verbunden mit zwei Schwingen. Die Verbindung erfolgt durch je zwei lange Zuganker (M8) die in Nuten der Schwingen aufliegen. Querschnitt der Schwingen 25 x 120. Die Fußgestelle sind aus Buche mit Querschnitt 67 x 67. Die Platte liegt auf den Fußgestellen praktisch frei auf, rechts und links nur mit je einem 10mm- Holzdübel positioniert und mit zwei 6mm- Holzschrauben gehalten. Das Gestell soll also ein Arbeiten der Platte nicht behindern.

Ich habe zwei Maßnahmen angewendet: 1. Vergrößerung der Biegesteifigkeit der Schwingen durch ein Doppel- T- Profil und 2. Versteifung der Fußgestelle durch eine Diagonale.

Nebenbei: Ich habe den Verdacht dass die Fußgestelle nicht gezapft sondern gedübelt sind, so weich erscheinen sie. Aber beweisen kann ich es nicht, ich habe sie nicht zerlegt.

Die Arbeiten mussten auf der Hobelbank gemacht werden (ich habe ja nur eine), ich musste also gut überlegen was wann gemacht wird, teilweise habe ich an der Hobelbankplatte gearbeitet als sie nur noch auf zwei Böcken stand. Mein Material waren gedämpte Rotbuchenbohlen die ich mittig aufgetrennt und dann vor dem Aufschneiden von Hand abgerichtet habe, da war die Bank schon ein bißchen an der Grenze, will sagen man hatte das (falsche) Gefühl gleich kippt sie um:



Es erwies sich aber als durchaus machbar, Teile dieser Größe mit der Raubank von Hand abzurichten. Aufgeschnitten habe ich dann auf der Tischkreissäge und dann die einzelnen Teile wieder mit der Raubank bearbeitet.

Für das Doppel- T- Profil der Schwingen habe ich die vorhandene Nut entfernt, dann je eine Leiste 40 x 50 oben und unten aufgeleimt. In beide zu verleimenden Teile je eine 8mm- Nut eingehobelt und eine lose Feder eingelegt. Die Nut in der aufgeleimtem Leiste so tief dass ein Kanal für den Zuganker (an gleicher Stelle wie vorher) entstand. Das nächste Bild zeigt das Verleimen der Schwingen:



Die in die Fußgestelle eingesetzten Diagonalen haben den Querschnitt 67 x 50, sie sind nur verschraubt (M12). An ihrem Ende sind sie im 25 mm abgesetzt (kann man auf dem Bild nicht sehen, man sieht nur die halbe Dicke) und genau in die Innenkontur des Gestelles eingepasst. Hergestellt mit Spann- und Rückensäge.



Die fertige Bank zeigt das letzte Bild. Sieht besser aus als vorher, oder? Sensorischer Eindruck: Vor allem die verbesserte Steifigkeit der Fußgestelle ist ganz deutlich spürbar, die Bank "steht" jetzt so wie sie soll. Und ein paar Kilo mehr können ja (bei einer Hobebank) nicht schaden.



Friedrich




Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 20:13
von Rolf Richard

Hallo Friedrich,

nichts ist schlechter, als wenn sich eine Bank beim Arbeiten bewegt! :-(

Ganz offen gesagt gefällt mir die von Dir beschriebene Grundbauweise der Bank nicht. Die Ständer sind nicht gerade üppig und generell erscheint mir das Gestell in Relation zur Bankplatte recht klein.

Besonders die Befestigung der Platte auf den Ständern könnte man auch anders lösen, ohne ein Arbeiten zu behindern. In Längsrichtung ist das eh kein Problem und quer kann man es nach meiner Meinung sehr einfach in den Griff bekommen.

Gut, bei meiner Bank ist die Platte wegen der mittigen Beilade zweigeteilt, was natürlich auch das Arbeiten in absoluten Grössen halbiert. Meine Lösung sieht wie folgt aus:

- Beide Plattenhälften sind nahe der Beilade - also zur Mitte hin - mit 10mm Holzschrauben mit beiden Gestellen fest verschraubt. Die Stärke der Querhölzer der Gestelle beträgt 100 x 40 mm. Nach aussen hin (vorn bzw. hinten) können die Plattenhälften arbeiten. Um dem Raum zu geben, sind die äusseren Befestigungsbohrungen in den Ständern als Langlöcher ausgeführt, lang genug um den Plattenhälften ausreichend Freiraum zu geben. Befestigung wiederum mittels 10mm Holzschrauben, natürlich mit Unterlagscheiben (Karosseriescheiben).

So trägt die 75 mm starke Platte nahezu voll zur Versteifung der Bank bei. Da wabbelt nichts!

Dein Lösungsansatz verbessert sicher auch um ein gutes Stück. Obs hinreicht kannst Du natürlich nur selbst bei der Arbeit erfühlen.

Gruss

Rolf




aber ich habe nun mal nur die!

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 20:29
von Friedrich Kollenrott

Hallo Rolf,

ich hatte Deine Berichte zu Deiner Bank mit Respekt und etwas Neid gelesen. Nie hätte ich mich an den Selbstbau einer Bank herangetraut.

Die handelsüblichen Bänke neuerer Bauart haben durchweg recht schwache Gestelle und dann muss man sich eben nachträglich um Verbesserung bemühen. Für mich ist meine Bank jetzt gut. Dass sie mit Deiner hinsichtlich Masse und Steifigkeit nicht zu vergleichen ist, weiss ich :-(

Ich hatte überlegt, auch in Längsrichtung eine Diagonale einzuziehen. Das Teil habe ich schon angefertigt, aber ich glaube es ist so schon gut, warten wir mal ab.

Friedrich




Ich bin auch auf Deine neidisch! *NM - Ohne Text*

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 20:40
von Pedder




Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 20:55
von Bernhard
[In Antwort auf #126948]
Hallo Friedrich,

schön, das es mit der Versteifung mit Deiner Hobelbank geklappt hat. Wir sprachen vor mehr als einem Jahr darüber. Insbesondere die Schwingen gefallen mir sehr gut. Ich habe lediglich eine stärkere Schwinge eingesetzt, Deine "Doppel T Lösung" zeigt zweifellos den Bezug zum Metaller. Hast Du die alten Schrauben weiter genutzt?

Zu den Diagonalen habe ich noch eine Frage. Warum hast Du die sie aufgesetzt und nicht in das "Viereck" eingelassen. Diese Bauweise ist nach meiner Meinung stabiler und auch platzsparender für eventuelle Unterbauten oder Ablagemöglichkeiten. Ich habe Kreuzdiagonale eingelassen, die nehmen keinen Platz weg und daran kann man Besen, Schaufel und diverse Bestoßladen anhängen. Vor dieser Versteifung hat meine Hobelbank (ein Vorläufer Deines Modells mit zünftiger Beilade und viereckigen Bankhaken) ebenfalls grauenhaft gewackelt und dies schon bei leichten Hobel- und Sägearbeiten. Jetzt widersteht sie auch heftigsten Schrupparbeiten.

Wenn das Gestell runde 70 mm stark ist, dürfte das durchaus ausreichend sein. Fotos können auch durchaus täuschen. Die Auflage mit Rundzapfen ist ebenfalls eine uralte bewährte Befestigungsform.
Meine ist auch so aufgelegt und da wackelt überhaupt nichts.

Zu dem Fügen von langen Brettern: das geht wirklich mit etwas Übung. Ich habe gerade eine Tischplatte mit einer Länge von 2 m gefügt. Für die Abstützung in der Hinterzange habe ich als Auflage ein kleines Brett genutzt. So kannst Du Dir die Konstruktion mit der Zwinge sparen.

Da ich natürlich die Fotos genau studiert habe, möchte ich noch zwei Fragen stellen:

Sind die Bodenplatten einfach nur aufgelegt und steht es sich darauf besser?
Welche Bedeutung haben die drei schönen Knöpfe an der rechten Seite der Hobelbank.

Viele Grüße
Bernhard

PS
Die Bank ist sicherlich schwer genug. Man möchte sie auch noch einmal bewegen




Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 21:19
von Friedrich Kollenrott

Hallo Bernhard,

es ist besonders schön, in dieser Sache von Dir zu hören. Irgendwann melde ich mich auch mit polierten Hobelsohlen, als Rentner habe ich doch mehr Zeit...

Zu Deinen Fragen:

Die Diagonalen sind schon (mit der Hälfte Ihrer Stärke von 50mm) in die Gestelle eingelassen. So sind sie schön dick ohne besonders aufzutragen.. Ich wollte sie aber nicht vollständig einbauen, weil ich es für besser hielt, sie seitlich (kraftschlüssig) anzuschliessen, d.h. sie üben so keinerlei verformende Spreizwirkung aus und wirken auf Druck und Zug, darum brauche ich nur eine... Obs besser ist? Reine Gefühlssache.

Die Zuganker sind die gleichen geblieben und an gleicher Stelle.

An den Knöpfen rechts hängen 1 Handfeger, 1 Schaufel, 1 Zylinder- Blasebalg

Der OSB- Boden liegt einfach lose auf (die Platten sind untereinander mit Leim verbunden). Ist angenehmer und wärmer als der nackte Keller- Estrich und wenn mal ein Werkzeug runter fällt.... Derzeitiger Fehler: darunter ist eine elastische Trittschalldämmung (Weichfaserplatte), die macht den Boden relativ elastisch mit etsprechender Nachgiebigkeit auch der Hobelbank... Das wird aber Ende des Jahres in der neuen Werkstatt besser gelöst (ohne elastische Zwischenlage).

Der Tip mit der Auflage in der Hinterzange ist gut.

Grüße nach Geesthacht

Friedrich




Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 21:38
von Bernhard

Vielen Dank Friedrich,

für Deine Klarstellung mit den Diagonalen. Sicherlich reicht das zur Stabilität aus.

Zu dem OSB Boden: Ich bin da noch wirklich suchend. Gerne hätte ich einen richtigen Holzfußboden, der angenehm zu den Gelenken ist. Allerdings würde der zu hoch auftragen, so daß ich eine Stufe zum Flur hätte und außerdem mein Fenster nicht mehr öffnen könnte.
Zur Zeit habe ich zwei Matten vor der Hobelbank liegen. Darauf steht es sich gut, allerdings ist die Nahtstelle lästig. Deshalb überlege ich, die gesamte Werkstatt einfach mit OSB Platten auszulegen. Das trägt nicht so sehr auf, allerdings bezweifle ich, ob es sich darauf so gut steht.

Bzgl. des polierten Hobels: auf meinem Blog habe ich noch einige Fotos stehen. Dort arbeite ich die Sohle des # 51/2 nach.

Grüße
Bernhard




Re: aber ich habe nun mal nur die!

Verfasst: Mi 26. Mai 2010, 21:45
von Rolf Richard
[In Antwort auf #126953]
Hallo Friedrich,

so sollte das nicht ankommen! Die Bank ist sicher keine, derer man sich schämen müsste.

Aber überlege doch mal, die Platte stärker an den Gestellen zu befestigen. Das trägt gewaltig zur Stabilität bei, ohne - richtige Ausführung vorausgesetzt! - das Arbeiten der Platte zu behindern.

Gruss

Rolf



Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Do 27. Mai 2010, 06:37
von Dirk Boehmer
[In Antwort auf #126951]
Hallo Rolf,

wenn ich mir Deine Bank so anschaue, kann ich an sich gar nicht
glauben, dass sie wirklich so bombenfest steht. Seitlich gesehen
zeigt sich das Gestell doch auch als großes Rechteck, welches sich
nun mal bei Belastung von vorn nach hinten bewegt. Und das große
Gewicht der Platte wirkt sich hier eher noch problematischer aus.
Die Dimensionierung der Stützen macht sicher Einiges aus. Aber
eine Dreiecksverbindung ist noch stabiler.

Ich beziehe mich dabei auf den folgenden Thread. Oder gibt es schon
neuere Bilder?

Bei meiner Bank kann ich diese Vibrationen am besten hervorrufen, wenn ich
mit der flachen Handseite von vorn gegen die Bankplattenkante stoße, so mit
Schmackes. Zwinge ich ein Brett diagonal an die Stützen kann ich dieses
Schwingen nicht mehr beobachten.

--
Dirk



Re: Hobelbankgestell versteifen

Verfasst: Do 27. Mai 2010, 17:41
von Rolf Richard

Hallo Dirk,

die Bank "steht wie eine Eins" :-) Ok, mir fehlt der Vergleich!

Es liegt sicher auch an der recht starren Verbindung von Platte(n) und Böcken.

Leider gibts die ersten Bilder vom Bau nicht mehr, da diese auf meinem ehemaligen Bildsurfer im Orkus verschwunden sind, sonst hätte man da etwas sehen können.

Böcke:
- Kufen 100mm breit, 80 dick, Beine 80 x 80 mm, der obere Querholm hat 100 mm Höhe x 50 mm Dicke.
- Beine sind mit Zapfen von 60 x 60 mm auf voller Stärke durch die Kufen gezapft. Oben sind sie 30 mm breit, 60 tief geschlitzt, der Querholm auf ca. 30 mm verjüngt und in die Beine eingelegt. So entstehen zwischen Beinen und Querholm zusätzliche Anlageflächen, die ein Wanken verhindern. Alles natürlich verleimt.

Platte(nhälften)
Auf beiden Böcken rechts und links der Beilade mit 10mm Holzschrauben fest verschraubt. So können beide Plattenhälften jeweils nach aussen - sprich: von der Lade weg - arbeiten. Ganz aussen (vorn bzw. hinten) sind beide Platten wieder mit 10er Schrauben mit dem Gestell verbunden. Das wäre natürlich tödlich beim Arbeiten der Platte, aber die Bohrungen im Querholm sind auf Übermass gearbeitet, bieten genug Platz, dass sich die Schraube verschieben kann, falls die Platte arbeitet.

Hinzu kommt die 180 mm hohe Leiste über beide Bankplatten, die innere Backe des Twin Vise. Auf dem 1. Bild kann man deren Verbindung mit den Plattenhälften erkennen. Auch hier Übermassbohrungen! (Im Prinzip identisch mit der nicht sichtbaren Verschraubung der Platten und Böcke) Hinzu kommt noch die ebenfalls 180 mm hohe Frontschürze, die mit der festen Vise-Backe verschraubt und mit der vorderen Bankplatte verleimt ist.

Ergänzung: 3 Längsverbinder (80 x 50 mm) verbinden die Böcke, sind in die Beine der Böcke eingezapft, aber nicht verleimt. Sie werden über Schrauben mit den Beinen verbunden (3.- 4.- und 8. Bild), damit die Bank zerlegbar ist.

Hier gab es einen Kritikpunkt: Irgendwann kam Bewegung in die Bank, - in Längsrichtung! Die Verbindungen der Längsverbinder hatten sich leicht gelockert. Nachziehen!

Das Verhalten mit den Schwingungen beim frontalen Anstoss kann ich bei meiner Bank so nicht beobachten. Meiner Auffassung nach spielt dabei die Verzapfung der Bockkomponenten die Hauptrolle. OK, es ist kein Granitklotz! Sicher, mit Diagonalverstrebung würde es noch stabiler! Es gibt allerdings keine Veranlassung dazu.

Gruss

Rolf