Kleine Spannsäge (eigenbau) - BILDER

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Philipp
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Kleine Spannsäge (eigenbau) - BILDER

Beitrag von Philipp »


Vor längere Zeit hatte ich einmal mit dem Bau einer kleinen Gestellsäge begonnen, dann aber das Projekt unterbrochen, weil ich mich vor dem Bezahnen des Sägeblattes drückte. Ich muß schon in besonderer Stimmung sein, um mich dem Sägenschärfen hinzugeben…Derzeit erlebe ich eine kleinere Tiefphase bei meinen Möbelbauprojekten, weshalb ich beschloß, zunächst einmal etwas ganz anderes zu machen, um wieder gelöst an die Dinge herangehen zu können.

Die Holme sind aus Ahorn, der Steg aus Nusssplintholz, die Hörnchen aus Buchsbaum und von D*** gekauft. Als Schnur habe ich dünne Rolloschnur aus dem Baumarkt verwendet, die wenig Reck hat. Um auch einfach mit halben Umdrehungen spannen zu können, baute ich die „Nuߓ (Padouk) mit frei beweglichem Klemmhölzchen (Nußsplint). Diese Möglichkeit habe ich mir von einer alten englischen Spannsäge abgeschaut, die noch auf ein neues Sägeblatt wartet.







Das Sägeblatt feilte ich aus C-Stahl von HS-Folien, die Dicke beträgt 0,30 mm, die Länge zwischen den Aufhängungslöchern ca. 26 cm. Da ich für Längsschnitte schon mehrere gute (selbstgeschärfte) Rückensägen besitze, und für Querschnitte immer noch auf meine Japansägen angewiesen bin, wollte ich nun zunächst einmal ein feines und sauber arbeitendes Querschnittssägeblatt machen.
Gefeilt wurde ein Zahnabstand von 1,5 mm, Neigung 12°, Schrägung 25°. Es war sehr mühsam, die Feile bei solch kurzem Zahnabstand anzusetzen, ohne abzurutschen. Und da hatte sogar ich einmal eine brauchbare Idee: Zahnteilung vorschleifen. Dazu klemmte ich den Bandstahl für das Sägeblatt mit Überstand und auf ihm ein zölliges Stahllineal mit 1/16’-Markierung (entspricht 1,5 mm) auf ein dickes Holzbrett. Mit dem Dremelnachbau und einer großen Trennscheibe schliff ich jeden 1/16’ eine kleine Kerbe in das werdende Sägeblatt. Was langwierig klingt, ist in Wahrheit recht zügig gemacht.
(Spätere Versuche mit der Diamattrennscheibe zeigten, dass diese wesentlich genauere Einschnitte erlaubt als die zuvor verwendete Korundscheibe. Was nun vorteilhafter ist, muß ich erst noch herausfinden).
In die so erzeugten Kerben ließ sich die Feile nun leicht ansetzen und der Zahnzwischenraum einfeilen.



Die Kerben auf der Oberseite des Sägeblattes stammen von einem erfolglosen Erstbezahnungsversuch. Da noch nicht geschränkt war, bereitet das keine Probleme beim Sägen.

Was soll ich sagen: ich bin, äh, angetan. Das Sägeblatt ist (fast) ein Traum. Es sägt hervorragend, sauber und dabei schnell und – wichtig! – leise – viel leiser, als meine ebenfalls feinen Japansägen, wahrscheinlich wegen der nicht auftretenden Resonanz. Das Führen der für mich ungewohnten Säge bedarf freilich noch etwas Übung, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das noch hinkriegen werde. Meine ersten Schnitte ließen sich gut am Riß halten und wurden sehr sauber und schmal.

Glücklicherweise habe ich noch eine Menge Bandstahl im Schrank liegen und auch noch ein paar Feilen…

Und in der Werkzeugwand macht sie sich an ihrem notdürftigen Platz auch ganz gut. Mal was anderes…



Das nächste Sägenprojekt wird eine Spannsäge mit geschlossenem oder mit Pistolengriff sein, um ein ergonomisches Experiment zu wagen.

Wer weiß, vielleicht kann ich ja nach dem Verabschieden meiner Japanerinnen auch meine englischen Mädchen in den Urlaub schicken…

Ritzeratze
Philipp



Pedder
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Wow!

Beitrag von Pedder »


Hallo Phillipp,

die ist ja stark geworden. Besonders die Nuss gefällt mir sehr gut!

Beim Blatt würde ich schon wegen der Optik (aber auch der sichtbare grat könnte stören) die Zähne auf der Rückseite entfernen. Ist eine Sache von wenigen Minuten mit der Hieb 1 Feile.

16tpi ist in cross und dann bei so einem dünnen Blatt wirklich eine Strafe für die Augen. Bei Crossbezahnungen forme ich erst ein mal mit Fleam 0° und für den später hinzu. Bei gröberen Bezahnungen erledigt das inzwischen der Retoother für mich.

Liebe Grüße
Pedder


Roger Wenkin
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Re: Kleine Spannsäge (eigenbau) - BILDER

Beitrag von Roger Wenkin »


Hallo Philipp

Interessant, schöne Holme und raffinierte Lösung mit der Nuss.

Du schreibst:"Das Sägeblatt feilte ich aus C-Stahl von HS-Folien, die Dicke beträgt 0,30 mm". Was sind HS-Folien? Wo kann mann die beziehen?
Ich bin nähmlich auf der Suche nach Sathlblätter um ebenfalls Sägeblätter nach Mass und Bezahnung herzustellen.

Ich habe mir neulich eine Spannsäge ohne viel Schickimicki herum hergestellt aber ohne Angeln. Das Sägeblatt führt durch einen Schlitz in den Holmen und wird mit Holzdübel aussen blockiert. Dadurch ist die Säge ca 15cm kürzer als eine 600er Gestellsäge. Die Holme laufen nicht paralell sondern sind mit 12 Grad Neigung am Mittelsteg befestigt. Damit lässt sich die Kopflastigkeit der Gestellsägen stark reduzieren. Einziger Nachteil ist, dass mann das Blatt nicht mehr drehen kann.

Ich werde Bilder machen und demnächst hier im Forum einbinden.

mit besten Grüssen

Roger


Pedder
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Folien

Beitrag von Pedder »


Hallo Roger,

HS-Folien ist der Lieferant: http://hs-folien.de/deutsch/praezisionlehrenband.html

Dort nimmst Du den C-Stahl 1.1274

Bestellung telefonisch oder per E-Mail dort alles ganz unkompliziert. Das ist ein Superladen.

Liebe Grüße
Pedder



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