Vor längere Zeit hatte ich einmal mit dem Bau einer kleinen Gestellsäge begonnen, dann aber das Projekt unterbrochen, weil ich mich vor dem Bezahnen des Sägeblattes drückte. Ich muß schon in besonderer Stimmung sein, um mich dem Sägenschärfen hinzugeben Derzeit erlebe ich eine kleinere Tiefphase bei meinen Möbelbauprojekten, weshalb ich beschloß, zunächst einmal etwas ganz anderes zu machen, um wieder gelöst an die Dinge herangehen zu können.
Die Holme sind aus Ahorn, der Steg aus Nusssplintholz, die Hörnchen aus Buchsbaum und von D*** gekauft. Als Schnur habe ich dünne Rolloschnur aus dem Baumarkt verwendet, die wenig Reck hat. Um auch einfach mit halben Umdrehungen spannen zu können, baute ich die Nuß (Padouk) mit frei beweglichem Klemmhölzchen (Nußsplint). Diese Möglichkeit habe ich mir von einer alten englischen Spannsäge abgeschaut, die noch auf ein neues Sägeblatt wartet.



Das Sägeblatt feilte ich aus C-Stahl von HS-Folien, die Dicke beträgt 0,30 mm, die Länge zwischen den Aufhängungslöchern ca. 26 cm. Da ich für Längsschnitte schon mehrere gute (selbstgeschärfte) Rückensägen besitze, und für Querschnitte immer noch auf meine Japansägen angewiesen bin, wollte ich nun zunächst einmal ein feines und sauber arbeitendes Querschnittssägeblatt machen.
Gefeilt wurde ein Zahnabstand von 1,5 mm, Neigung 12°, Schrägung 25°. Es war sehr mühsam, die Feile bei solch kurzem Zahnabstand anzusetzen, ohne abzurutschen. Und da hatte sogar ich einmal eine brauchbare Idee: Zahnteilung vorschleifen. Dazu klemmte ich den Bandstahl für das Sägeblatt mit Überstand und auf ihm ein zölliges Stahllineal mit 1/16-Markierung (entspricht 1,5 mm) auf ein dickes Holzbrett. Mit dem Dremelnachbau und einer großen Trennscheibe schliff ich jeden 1/16 eine kleine Kerbe in das werdende Sägeblatt. Was langwierig klingt, ist in Wahrheit recht zügig gemacht.
(Spätere Versuche mit der Diamattrennscheibe zeigten, dass diese wesentlich genauere Einschnitte erlaubt als die zuvor verwendete Korundscheibe. Was nun vorteilhafter ist, muß ich erst noch herausfinden).
In die so erzeugten Kerben ließ sich die Feile nun leicht ansetzen und der Zahnzwischenraum einfeilen.

Die Kerben auf der Oberseite des Sägeblattes stammen von einem erfolglosen Erstbezahnungsversuch. Da noch nicht geschränkt war, bereitet das keine Probleme beim Sägen.
Was soll ich sagen: ich bin, äh, angetan. Das Sägeblatt ist (fast) ein Traum. Es sägt hervorragend, sauber und dabei schnell und wichtig! leise viel leiser, als meine ebenfalls feinen Japansägen, wahrscheinlich wegen der nicht auftretenden Resonanz. Das Führen der für mich ungewohnten Säge bedarf freilich noch etwas Übung, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das noch hinkriegen werde. Meine ersten Schnitte ließen sich gut am Riß halten und wurden sehr sauber und schmal.
Glücklicherweise habe ich noch eine Menge Bandstahl im Schrank liegen und auch noch ein paar Feilen
Und in der Werkzeugwand macht sie sich an ihrem notdürftigen Platz auch ganz gut. Mal was anderes

Das nächste Sägenprojekt wird eine Spannsäge mit geschlossenem oder mit Pistolengriff sein, um ein ergonomisches Experiment zu wagen.
Wer weiß, vielleicht kann ich ja nach dem Verabschieden meiner Japanerinnen auch meine englischen Mädchen in den Urlaub schicken
Ritzeratze
Philipp