Falzhobel mit Anschlag

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Falzhobel mit Anschlag

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo liebe Leute,

Mir geht's ja oft so. Ich kauf mir ein Werkzeug, in diesem Fall einen Falzhobel und nach dem Schleifen des Eisens und einem ersten Versuch, kommt die Ernüchterung. Der Falz in diesem Fall will nicht rechtwinklig werden. Kein Wunder, denn der mitgelieferte Anschlag ist eigentlich keiner, eher ein Begrenzer für die Breite des Falzes. Genaugenommen sieht er so aus, wie der Begrenzer für die Tiefeneinstellung. Daraus kommen dann allenfalls krumme Fälze hervor, viel Fluchen, weil nichts will fluchten. Rechtwinkligkeit wird zum obersten Ziel ernannt und mit Simshobel und Stechbeitel undund soll der Falz seinem Namen alle Ehre machen.

Dem Überdruss nahe, gab Jake mir einen Anstoß. Er versah seinen alten #45 mit einem Anschlag, der seinen Namen auch verdient. In diesem Sinne fand ich mich gestern Abend kurzerhand vor der Bank wieder und stellte ein ähnliches Pendant aus Holz her. Hier könnt ihr es sehen:



Der Anschlag streckt sich in voller Tiefe gegen das Arbeitsbrett, das natürlich über die Bankkante stehen muss. Zum Anschlag selbst; er besteht aus 2 10 und 12mm dicken Eichebrettchen, mit Schrauben in einen rechten Winkel gezwungen und mit Langlöchern versehen ihren Dienst unterm Falzhobel verrichten. Später irgendwann, d.h. womöglich nie, werd ich den Innenwinkel mit rechtwinkligen Klötzchen aussteifen. Nun ein Bild, das den Hobel in Aktion zeigt:



Was soll ich sagen, ich bin zufrieden mit dem Resultat und das Nuten gestaltet sich ab jetzt erfreulich schnell, sorglos, ohne Fummeln und genau. Der Mensch schafft, das Werkzeug arbeitet:



Gruß und schönen Dank fürs Anschauen, vielleicht kann dies ja dem einen oder anderen helfen, so wie Jake mir geholfen hat,

Marc



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Gut. Merkwürdig nur.....

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


dass offenbar ein solches Werkzeug vom Markt akzeptiert wird,obwohl man gar nicht richtig damit arbeiten kann (oder solltest Du besonders ungeschickt sein und Andere können es? :-). Warscheinlich ist es so: Damit arbeitet außer Dir niemand mehr, die Tischlermeister kaufen das Ding wenn mal ein neuer Lehrling eingestellt wurde, und dann bleibt es liegen.

Hallo Marc!

Bei den eisernen Falzhobeln hat der Breitenanschlag immerhin Löcher mit Senkung und lädt so dazu ein, die Anschlagfläche durch ein aufgeschraubtes Brettchen zu vergrößern. Mein Nuthobel (Stanley 13050?) hat diese Vergrößerung bekommen, der Falzhobel (Record 778) noch nicht. Den hasse ich, er ist ein Folterinstrument, mine Hände weigern sich schon fast mit ihm zu arbeiten.

Nebenbei hast Du da ein schönes Beispiel für den Sinn des Winkels mit verschiebbarer Zunge (Starrett?) geliefert, der steht auch auf meiner Liste.

Es schneit. Werkstattzeit! Aber erst muss ich noch die Dahlien reinholen, so früh hatte ich mit der Kälte nicht gerechnet.

Friedrich


Robert
Beiträge: 203
Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Re: Gut. Merkwürdig nur.....

Beitrag von Robert »


Hallo Marc und Friedrich,
Ich habe auch vor kurzem einen ähnlichen Falzhobel erworben. Nachdem das Eisen mal geschärft war, hatte ich ungefähr das gleiche Problem. Die Lösung von dir werd ich auf jeden Fall mal probieren, so wies aussieht funktioniert sie ja tadellos. Was mir an dem Hobel (Ulmia Falzhobel): Durch den ziehenden Schnitt mit dem schräg eingebauten Eisen schneidet er wirklich leichter als mein Record 778, den ich übrigens nicht als Folterinstrument empfinde (ok, der Griff ist sogar für meine eigentl. kleinen Hände zu klein, sonst ist er aber gut). Ein wirkliches Folterinstrument ist der Record 044 (Nuthobel). Bei dem steht der hintere Ende des Eisens in den Griffbereich und da muss man wirklich schauen wo man die Hände noch unterbringen kann. Funktionieren tut er aber gut.
Mit dem Schnee und der Werkstattzeit triffst du den Nagel auf den Kopf, Friedrich. Ich werd in der kommenden Zeit hoffentlich auch wieder mehr Werkstattzeit bekommen...
Gruß
Robert



Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Falzhobel mit Anschlag

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #113486]
Hallo Marc,

dieses Problem kenne ich auch von meinem Ulmia-Falzhobel. Nun werde ich Deinen Anschlag nachbauen und hoffen, dass ich rechtwinklige Falze bekomme. Vielen Dank für Deine Info.

Viele Grüße von
Edi


Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Falzhobelanschlag

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #113486]
Hallo Marc,

schöner Hobel und schöner Anschlag ! Kann die von Dir gemachte Beobachtung nicht ganz nachvollziehen. Tatsächlich ist der fabrikseitige Anschlag wohl wirklich nur ein Breitenanschlag, die Rechtwinkligkeit des Falzes entsteht durch die ebene Auflage der Sohle. Natürlich wird nicht jeder Falz exakt rechtwinklig, das läßt sich aber sehr einfach mit einigen Stößen richten (eben weil der Anschlag nicht recht breit ist). Mag aber gut sein, daß mein Genauigkeitsanspruch weniger ausgeprägt ist ... ;-)
Vieleicht bringt es etwas Besserung, wenn Du den Tiefenanschlag andersherum montierst (Anschlag "weg vom Hobel"), so hat Du bei den letzten&entscheidenten Stößen mehr Auflage auf dem Brett. Ich kenne den Falzhobel ehrlich gesagt nicht anders.

Daß das System dieses Anschlags nicht erfolgreich bzw. sinnvoll ist, glaube ich nicht, da immerhin sehr lange Zeit damit gearbeitet wurde. Sehr viele (mehr oder weniger) rechtwinklige Fälze wurden damit hergestellt.

Gruß, Andreas



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Falzhobelanschlag

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo liebe Leute,

Friedrich, es scheint so, dass auch andere Ungeschickte durch die Welt ziehen, siehe bitte nachfolgende Beiträge und diesen Link hier:-))

http://www.ukworkshop.co.uk/forums/viewtopic.php?t=12535

Robert, ich hab den aktuellen Ulmia-Falzhobel, der hat ein grades, will sagen kein schräg stehendes Eisen. Trotzdem find ich die Oberfläche toll. Dazu will ich noch anmerken, dass das Eisen allererste Wahl ist, schnell geschliffen und sehr standhaft. Ich wollte auch schon die hohe Nase absägen bis zum Ulmia-Zeichen, so dass ich meinen Daumen näher an das Werkstück bringen kann. (Die restlichen Finger pressen den Anschlag seitwärts gegen das Werkstück) Das ist auch ein wichtiger Punkt am Anschlag, er soll so dünn wie irgend möglich sein, am besten vielleicht aus Metall. Der würde den besten "Kontakt" herstellen.

Andreas, ich dachte schon niemand würde kontern ;-) (absolut positiv gemeint). Die Ebenheit - ich will's mal so nennen - des Bodens des Falzes ist einigermaßen wieder schnell hergestellt, falls, und nur dann, wenn man noch nicht auf eingestellter Tiefe ist. Nur die schiefe Seitenwand, die du ja gezwungenermaßen mit dem schrägen Boden erkauft hast, steht immer noch dumm krumm da. Also wirst du, nachdem du den Boden geebnet hast, die Seitenwand mit dem Simshobel nacharbeiten - geh mal davon aus, dass ich alles schön im Winkel haben will - dann wirst du unweigerlich ein Übermaß in Kauf nehmen müssen. Hobelst du mit dem Anschlag, bleibt alles im Lot bis zum Schluss. Du kannst dich auch drauf verlassen und musst nicht nachmessen. Natürlich wirst du erst langsam Vertrauen aufbauen ;-)

Der Falzhobel ist in meinen Augen ganz gemein. Ich kann eine ganze Menge Züge schaffen und kontrollieren, alles im Lot zu halten. Die letzten Züge sind aber entscheidend. Ich hab die Tendenz, immer noch ein Reststückchen irgendwo abnehmen zu müssen. Und so kommt es, dass ich den Hobel unnötigerweise verkante bei den letzten Zügen. An schlechten Tagen läuft er allerdings immer schon von Anfang an, fies, wie er ist, so wie er will und eben nicht senkrecht zu irgend welchen Kanten.

Gruß und habt Dank ob eurer Antworten,

Marc

P.s.: Friedrich, ja es ist ein Starrett von Dieter, allererste Sahne und der Winkel, den ich am meisten neben dem kleinen Haarlinealwinkel benutze. Ein Ding mit unmöglich vielen Anwendungen.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Wir Ungeschickten....

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Marc,

Ich sehe, auf dem Feld mühen sich viele. Ich muss zugeben, für mich ist mein Falzhobel eigentlich immer "fürs Grobe". Alles, was ich damit hoble, arbeite ich mit dem Simshobel nach. Ist eine Unart, ja. Ich benutze (quer zur Faser, beispielsweise beim Abhobeln von Zapfen) nicht mal den Vorschneider, da säge ich lieber vor.

Als Resumee bleibt, dass die Falzhobel wohl doch zu wünschen übrig lassen, ein offenbar konstruktiv vernachlässigtes Werkzeug. Ich habe die Hoffnung, dass mal ein innovativer Hobelhersteller sich der Sache annimmt. Wer einen Grundhobel für wirtschaftlich interessant hält, könnte ja auch mal einen richtig guten Falzhobel anbieten. Ach ja, und einen Nuthobel auch...... Die müssten allerdings ganz deutlich beser als die Alten sein, aber so schwierig kann das nicht sein.

Zum Link: In wie vielen Foren treibst Du Dich eigentlich herum? Bei woodcentral hatte ich die Bilder auch schon gesehen. Ich werd mich mal in das angegebene englische Forum einlesen, das kannte ich noch nicht.

Gruß nach Luxemburg

Friedrich



Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Falzhobelanschlag

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Marc,

trotz eines leicht schrägen Bodens wird die Seitenwand des Falzes nicht krumm, kann eigentlich gar nicht krumm werden.
Der "angeklagte" Breitenanschlag sorgt dafür, er verhindert, daß der Falz sich seitlich (also auch in der Schräge der Seitenwand) vergrößern kann. Mit fortschreitendem Falz wird auch bei richtig schrägem Boden des Falzes die Seitenwand zwangsweise immer wieder rechtwinklig.
Du schreibst, daß Du bei den letzten Zügen immer noch irgendwo im Falz was abnehmen mußt und dabei verkantest. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, da gerade der Falzhobel mit seinen Anschlägen ja solange hobelt, bis die an den Anschlägen (parallel zu den Kanten des Werkstücks, also am Ende dann auch mit - ich nenn´s jetzt mal `weitestgehend´ - rechtwinkligen Kanten) eingestellte Größe des Falzes erreicht ist, dananch ist "Leerlauf".
Wie gesagt, stell´ den Tiefenanschlag des Hobels mal andersherum, dann erhälst Du mehr Auflage für die letzten Stöße. Und eigentlich zwangsweise einen rechtwinkligen Falz.
Eventuell mag es wirklich sein, daß ein Freund von Holzhobeln einen nicht ganz so ausgeprägten Genauigkeitssinn hat als Freunde der mechanisierten&metall´nen Wunderwelt. ;-)

Gruß, Andreas



Jürgen zur Horst

Re: Falzhobel mit Anschlag

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #113486]
Hallo Marc,

mit dem Falzhobel habe ich mich auch schon geplagt und beiseite gelegt. Vielleicht ist Dein Bericht ein Anlaß den Hobel wieder hervorzuholen. Ich habe den Tiefenanschlag auch andersherum montiert. Aber eigentlich nur, weil der Anschlag schon so montiert war, als ich den Hobel bekommen habe.

Du hast den Anschlag aus einem Stück Eiche (?) gefertigt. Bleibt der rechte Winkel erhalten? Ich hätte Angst, dass sich das Holz verzieht. Zum Testen werde ich mal schnödes Multiplex nehmen.

Tschüß Jürgen


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