Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ludwig Mörl

Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Ludwig Mörl »


Liebe Leute,
heute habe ich mal im Laden in der Cauerstr. die Schärfhilfe von Richard Kell in die Hand genommen und mich gefragt, ob sie die Lösung meiner momentanen Probleme sein könnte.
Hintergrund: Ich bin im Sep./Okt. in Japan gewesen und habe mir Shapton-Steine mitgebracht (Körnung 1000, 2000, 5000), nach Empfehlung hier im Forum und auch vor Ort. Sie waren auch deutlich billiger als Vergleichbares hier.
Nach dem ersten, groben Materialabtrag auf einem KING 300er Schruppstein, habe ich darauf meine Hobeleisen zugerichtet, Spiegelseiten, dann die Fase des ersten, .... oh Schreck, oh Graus, meine Stanley Schärfhilfe macht den Stein kaputt. Es ist eine Spur der beiden Rollen zu sehen, der Haarwinkel zeigt dort leichte Kuhlen an und, noch schlimmer, es gibt (noch) winzige, aber deutlich fühlbare Krater, wo die Steinoberfläche partiell zerbröselt ist.
Als ich mir die Schärfhilfe von Stanley zulegte, gab es die von Kell noch nicht. Und auf dem bisher verwandten relativ weichen KING Stein (1000/4000) war das Problem nicht vorhanden, wahrscheinlich, weil der Stein auch viel öfter abgerichtet werden muss. Kann aber auch sein, dass ich (ich will doch Hobeln, nicht nur Schleifen) mit zu starkem Druck gearbeitet habe.
Also Hände weg von dem Stanley-Teil. Aber was dann? Die Schärfhilfe von Richard Kell hat sicher dieses Problem nicht (so), da die Räder aus weicherem Material sind und bei breiten Eisen seitlich neben und nicht auf dem Stein laufen.
Doch vor dem Kauf ratterte meine Birne: Ist das Prinzip zur Einstellung des Schleifwinkels nicht zu ungenau, speziell bei verschieden hohen Steinen, wenn die Räder nicht auf dem Stein laufen? Und bei schmaleren Eisen gefällt es mir nicht, wenn der Stein noch von etwas anderem als dem Eisen beansprucht wird. Wie soll ich denn beim Nachschleifen, wenn ich nur eine Mikrofase an der Schneidkante nachziehen will, die richtige Einstellung finden? Und für die Zurichtung des Eisens meines 112-Ziehklingenhobels ist die Schärfhilfe von Kell auch nicht geeignet, da sie das 70mm breite Eisen nicht spannt und ob sich die 45° einstellen lassen?
Benutzt jemand die Schärfhilfe von Kell und kann/mag der sich dazu äußern?
Die Birne ratterte noch weiter, man müsste, man sollte etwas Besseres konstruieren, universeller, genauer, einfacher einzustellen. Oder hat jemand so was schon in petto? Schneller wäre auch noch schön, wenn ich daran denke, wie lange die Schärfarbeiten bisher gedauert haben ... Aber da wären wir bei der Maschine angelangt.

Schöne Grüße

Ludwig

PS: Vielleicht schaffe ich es demnächst, hier einen Beitrag mit Bildern zu meiner Japan-Reise reinzustellen (wenn die Dias gerahmt, sortiert und eingescannt sind), ich war unter anderem im Takenaka Museum für Tischler-/Zimmererwerkzeuge in Kobe.


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Ludwig,

über Bilder würde ich mich auf jeden Fall freuen!

Ist das Prinzip zur Einstellung des Schleifwinkels nicht zu ungenau, speziell bei verschieden hohen Steinen, wenn die Räder nicht auf dem Stein laufen? Und bei schmaleren Eisen gefällt es mir nicht, wenn der Stein noch von etwas anderem als dem Eisen beansprucht wird.

Was du mit diesen Sätzen genau meinst, ist mir nicht ganz klar. Es ist aber schon ein bisschen spät:-)
Wovon - außer vom Eisen - sollte der Stein beansprucht werden?
Inwiefern ist die Höhe der Steine von Bedeutung?
Ich habe nur die kleine Kell Führung (für Stemmeisen) und bin alles andere als ein Schärfexperte.
Um zu verhindern, dass die Steine nur in der Mitte benutzt werden, solltest du sie am besten in ein entsprechendes Brett einlassen, sodass die Oberflächen der Steine mit denen der Bretter auf einem Niveau liegen.
Eine kleine Winkellehre kann man sich vermutlich selber bauen, was ich allerdings noch nicht als notwendig erachtet habe. Ich lege aber auch keinen extrem hohen Wert darauf, dass meine Eisen immer im selben Winkel angeschliffen werden. Was ich an der Kell Führung auf jeden Fall schätze, ist, dass die Fase ziemlich genau im 90° Winkel zur Klinge/zum Eisen geschliffen wird. Anders ist das z. B. bei der Veritas Führung, dort wäre es brauchbar, einen kleinen Anschlag zu benutzen, an den man das Eisen exakt anlegen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Christian



Rolf Schmid
Beiträge: 222
Registriert: Di 22. Dez 2020, 12:08

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Rolf Schmid »


Hallo Ludwig , ich benutze die Schärfhilfe von Veritas,
die hat auch eine kleine Rolle, die wesentlich schmaler ist als die STeine.
ich habe aber noch nie ein Problem mit hohlen Shapton steinen gehabt. Allerdings werden die auch immer kurz nach einer Session ein wenig abgerichtet.

Das wesentliche an den Schärfhilfen ist, dass der Druck auf der Schneidkante liegt, die Rolle dient nur als "Führung" und ist also fast lastfrei.
Dann solltest du keine Probleme mehr mit hohlen sTeinen haben.
Gruesse
Rolf


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #103654]
Hallo Ludwig,

ich würde Dir den ernsthaften Versuch empfehlen, es freihändig zu machen. Ich war auch mal anfangs begeistert von der Arbeit mit einer Schleifführung (bei mir Veritas, habe dann auch das Hohlrollen (und Ausrichten und Ausspannen zum Abziehen der Spiegelseite)erlebt und schließlich auf freihändig (Hobeleisen mit einem Halter, wie im Schärfprojekt http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2.html
beschrieben) umgestellt. Ich bin sehr zufrieden damit, und ich denke, speziell mit einem Halter geht es auch einigermaßen schnell.

Friedrich

Ludwig Mörl

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Ludwig Mörl »

[In Antwort auf #103656]
Hallo Christian, hallo Rolf,

danke für eure Antworten.
Was ich meine ist, dass die Rollen der Schärfhilfe zumindest bei schmalen Eisen auf dem Stein laufen und ihn dort beanspruchen. In meinem Fall kann es durchaus sein, dass ich auf die Rollen zuviel Druck ausgeübt habe. Außerdem sind die Räder der Stanley Schärfhilfe aus recht hartem Plastik und relativ klein und schmal, sie laufen wahrscheinlich gar nicht einmal mit der gesamten Fläche auf dem Stein, so dass der Druck der Rollen sehr groß werden kann. Ich werde auf jeden Fall meine Arbeitsweise überprüfen und wahrscheinlich ändern müssen. Viel schlimmer als die Aushöhlungen sind die entstandenen Löcher, um sie wegzubekommen muss ich beim Abrichten ziemlich viel von dem guten Stein wegnehmen.
Der andere Punkt ist die Definition des Fasenwinkels. Er wird durch das Einspannen des Eisens in der Schärfhilfe eingestellt. Genauer: Wir haben ein rechtwinkliges Dreieck, eine Kathete liegt auf der Oberfläche des Steins, die andere Kathete liegt auf der Senkrechten zu der Oberfläche des Steins durch die Drehachse der Schärfhilfe, die Hypotenuse liegt auf dem zu schärfenden Eisen. Der Winkel Stein-Eisen wird also bei der festen Geometrie der Schärfhilfe dadurch bestimmt, wie lang das Eisen eingespannt wird. So weit, so bekannt, so gut. Wenn aber bei breiten Eisen die Rollen außerhalb des Steines laufen, dann muss natürlich die seitliche Auflage für die Rollen die selbe Höhe wie die Steinoberfläche haben. Auch das ist klar, aber genau da liegt ein Problem, wenn Steine unterschiedlicher Dicke verwendet werden, wie in meinem Fall Schruppstein – Shapton Steine. Und für letztere gehe ich davon aus, dass der 1000er sehr viel schneller dünner werden wird als die anderen beiden, weil er stärker beansprucht und öfter abgerichtet wird.
Vielleicht sehe ich das Ganze zu kritisch und kleine Abweichungen in der Höhe machen sich in der Praxis gar nicht bemerkbar.
Zum Thema universeller Schärfeinrichtung habe ich noch einen wichtigen Aspekt vergessen. Ich arbeite hauptsächlich bildhauerisch, habe also viele Hohleisen und bin nicht zufrieden mit dem Zustand von deren Scheiden. Die müssen nicht unbedingt die Qualität von Hobeleisen haben, zumindest wenn es nur ums Grobe geht. Aber Schärfe beißt einfach besser und die Oberflächen werden schöner. Freihand geschärft werden die Schneiden meiner Hohleisen eher ballig (auch in einem speziellen Stein mit Nuten). Eine Auflage wäre gut, so dass bei der Schleifbewegung einerseits der Schneidenwinkel wohldefiniert bleibt, man andererseits dennoch mit dem Eisen an wechselnden Stellen auf der Oberfläche des Steines schleifen kann, um eine ungleiche Abnützung zu minimieren.
Oder hilft mehr Üben? Oder doch Maschine?

Schöne Grüße

Ludwig


Bernd
Beiträge: 94
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Bernd »


Aller Anfang ist schwer. Auch ich habe mich noch vor Monaten mit dem Schärfen von Hobeleisen und Stechbeiteln abgemüht. Auch an eine Schleifhife habe ich gedacht, mir zuerst eine geliehen,dann sogar eine selbst gebaut. Viel weiter hat es mich nicht gebracht. Dauernd mußte ich meine Schleifsteine richten. Dann hate ich die Sch... voll und habe mich intensiv mit der Technik von Friedrich Kollenrott auseinandergesetzt, verschiedene Halter angefertigt,geübt, geübt und nochmals geübt. Folge: Jetzt schärfe ich (fast) alles was da kommt. Die Technik ist einfach genial. Kein Hohlschleifen, keine Ballen, saubere Winkel und Fasen. Die Eisen schneiden wie Gift und es macht Spaß damit zu arbeiten. An dieser Stelle meinen ausdrücklich und herzlichen Dank an Friedrich Kollenrott für seine Ausführungen.
Gruß
Bernd



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Danke

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Danke, Bernd, das freut mich wirklich. Ich bin zur Zeit dabei, meine Schärfanleitung noch etwas zu überarbeiten und zu verschönern. Soll bis etwa Ende des Jahres im Netz stehen.

Friedrich


Wolfgang Peter
Beiträge: 40
Registriert: Fr 13. Sep 2013, 13:24

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Wolfgang Peter »

[In Antwort auf #103665]
Hallo udwig,
Steine oder Maschine? Ich hatte diese Probleme auch und mächtig satt. Deshalb und weil die Ergebnisse meiner Schleifbemühungen (mit und ohne Schärfhilfe) sehr schlecht waren, habe ich mir jetzt nach langem Zögern eine grosse Tormek zu Weihnachten gekauft. Hat sich klar gelohnt. Jetzt gehts sehr viel schneller, sehr viel schärfer (ich wusste vorher gar nicht, was scharf ist) und vor allem einfacher. Für Bildhauereisen soll das Teil laut Werbung angeblich auch sehr gut taugen...das kann ich aber nicht selbst beurteilen.
Für gerade Eisen finde ich sie jedenfalls super und würde nicht mehr tauschen wollen.
Grüsse aus Darmstadt
Wolle

Jürgen z.H.

Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo,

ich schleife sowohl mit der Hand als auch mit der Tormek. Die Geometrie der Schneiden lege ich mit der Tormek fest, weil das schnell und gut geht. Zwischendurch schärfe ich von Hand nach, weil das auch schneller geht, als die Maschine aufbauen, Wasser einfüllen, Klinge einspannen usw.

Besondere Formen schleife ich auch von Hand. Die Tormek verfügt zwar über viel (teures) Zubehör, davon ist meiner Meinung nach einiges bestenfalls als unnötig zu bezeichnen. Ich werde im Maschinenforum das Zubehör zur Diskussion stellen. Ich arbeite auch gerne freihändig an der Maschine, dabei kommt mir sicherlich zugute, dass ich das Schleifen von Hand während meiner Ausbildung gelernt und geübt habe.

Vielen macht das Schärfen an sich Spaß, für mich ist das ein notwendiges Übel, dass ich so schnell wie möglich erledige. Wobei ich aber großen Wert auf ein 1a scharfes Eisen lege.

Tschüß Jürgen

Bernd
Beiträge: 94
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Frage nach Erfahrung mit Schärfhilfen

Beitrag von Bernd »


Auch ich arbeitete bis vor ein paar Monaten fast ausschließlich mit einer Tormek. Das Schleifen von Hand hatte ich da einfach nicht drauf. Heute setze ich die Maschine nur noch ein, wenn ich einmal eine größere Scharte beseitigen muß. Wie in meinem Beitrag von Gestern ersichtlich, habe ich mich intensiv mit dem Schleifen von Hand nach den Techniken von Friedrich Kollenrott befasst und fleißig geübt. Ich empfinde das Schleifen nun keineswegs mehr als notwendiges Übel sondern als einen Teil der Arbeit. Meine Stechbeitel ziehe ich jeweils nach getaner Arbeit sofort wieder ab. Bei meinen Handhobeln verfahre ich ähnlich. Das hat den Vorteil, daß wenn ich die Dinger in die Hand nehme, ich sofort akkurat arbeiten kann. Der Schleifplatz ist immer vorbereitet und die ganze Sache geht ruck zuck. Wenn ich da an Früher denke. Maschine aufbauen, Wasser einfüllen, warten bis der Stein sich voll gesogen hatte, diverse Schleif- und Einstellhilfen vorbereiten usw. Ich möchte niemanden zu nahe treten aber heute sehe ich das alles als Murks und als verlorene Zeit an. Wenn ich das fixe Schleifen von Hand unter Nutzung der Anleitungen von Friedrich gelernt habe, kann das jeder andere auch.
Gruß
Bernd

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