Re: Klassische Hobelbank
Verfasst: So 5. Feb 2012, 19:36
[In Antwort auf #131134]
Hallo Bastian,
zu allererst: meiner Meinung gibt es keine ernstgemeinten dummen Fragen.
Es ist wunderbar, wenn man für sein Leben etwas entdeckt hat, was einem Freude bereitet. Wenn das bei Dir ebenfalls auch Arbeiten mit Holz ist optimal.
Niemand hier im Forum will einem anderen irgendwas "aufoktroyieren", das empfinde ich als sehr angenehm. Es gibt grundsätzlich immer mehr als einen Weg zum Ziel und zum Glück haben alle unterschiedliche Herangehensweisen.
Zu Deiner momentanen Situation:
offensichtlich bist Du mit Deiner derzeitigen Lösung bzw. Gegebenheit unzufrieden bzw. hast erkannt, daß man daran etwas ändern muß.
Als kurze Empfehlung, wie Du an Deiner momentanen Situation etwas verbessern kannst, empfehle ich Dir, die Beine Deiner Hobelbank mit Brettern, Latten oder irgendwelchen Abschnitten diagonal (also von der einen Seite oben zur anderen Seite unten) auszusteifen. Motto: ein Viereck vergeht, ein Dreieck besteht. Vor allem auf der Längsseite, auf der Du hobelst. Das müßte eine spürbare Verbesserung bringen.
Es muß auch keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern nur seinen Zweck erfüllen. Stabil anschrauben oder nageln genügt vollkommen. Damit wird Dir auf dem Weg zur neuen Hobelbank Deine jetztige hoffentlich etwas nützlicher sein.
Zu Deiner neuen Hobelbank:
daß man auch ohne wie auch immer geartete Hobelbank ein unglaubliches Ergebnis erzielen kann, beweisen die japanischen Handwerker. Vom Prinzip her bräuchte man bei entsprechender Arbeitsweise also gar keine Hobelbank, keine amerikanische und auch keine europäische.
Wenn eine Hobelbank, dann ist der Königsweg für mich (und da kann ich nur von mir reden!) eine europäische. Ob nun mit französischer Vorderzange oder deutscher, ist dabei nicht so maßgebend. Etwas seltsamerweise sage ich das, ohne jemals an einer anderen Hobelbank gearbeitet zu haben. Außer besagten europäischen Bänken kenne ich nur irgendwelche Provisorien für außerhalb der Werkstatt.
In Foren beeindrucken etliche amerikanischen Holzwerker mit eigenen oder wieder ausgegrabenen Lösungen. Ohne mich damit aber überzeugen zu können.
Es gibt auch hier im Forum teilweise sehr imposante andere Lösungen, an denen man bestimmt auch wunderbar arbeiten kann. Sie bieten aber meiner Ansicht nach keinen Zusatznutzen, sondern schauen nur etwas anders aus bzw. sind der Arbeitsweise des Benutzers angepaßt.
Wie gesagt, das kann jeder so machen wie es ihm beliebt.
Ich halte von diesen "Roubo"-Nachbauten im Vergleich zu einer traditionellen europäischen Bank wenig bis gar nichts. Interessant vielleicht auf einem Mittelaltermarkt.
Heiko hat schon erwähnt, daß man die Kanten von langen Brettern problemlos mit Hilfe eines Banknechtes bearbeiten (Hobeln, Fälzen, Nuten usw.) kann. So einen Banknecht kann man auch leicht selber bauen.
Die Werkstückniederhalter sind nicht schlecht, gibt es aber auch für "normale" Hobelbänke. Ansonsten erfüllen eine oder zwei 30er Schraubzwingen (die wie Handbesen und Kehrschaufel m.M. zu jeder Hobelbank gehören) denselben Zweck.
Du hast Dich aber zumindest für einen Weg entschieden, das ist ja schon mal ein sehr wichtiger Schritt.
Wenn Du mit Anschlagleisten zurecht kommst, ist das vollkommen in Ordnung. Sehr dünne Leisten lassen sich auch nicht besonders gut in eine Hinterzange einspannen, da hast Du recht. Dazu braucht man bei einer traditionellen Bank eine Vorrichtung oder Hilfskonstruktion (neudeutsch: der/die/das Jig?). Es kann ganz rustikal auch nur eine auf die Hobelbank genagelte Hilfsleiste sein oder aber auch eine ordentlich hergerichtetes Brett mit aufgegratetem Anschlag. Sicherlich wird man aber nicht jeden Tag 50 lfm. dünne Leisten "be"hobeln.
Ansonsten spanne ich Bretter und Kanthölzer gerne und fest in besagte Hinterzange. Das wackelt nicht so, wie wenn man nur Anschlagleisten und -bretter verwendet. Beim Hobeln fühle ich mich da viel sicherer.
Ob Du nun für das Gestell Nadelholz verwendest oder Buche, naja.
Nadelholz läßt sich auf jeden Fall leichter bearbeiten, es sollte aber feine Jahrringe haben, da Du sonst mit Handwerkzeugen und vor allem am Anfang nicht glücklich wirst.
Persönlich bin ich kein Anhänger von niedrig angesetzten Schwingen, ich denke, da stößt man sich ständig das Schienbein und man tut sich auch furchtbar schwer mit dem drunter Vorkehren. Da gibt es aber sicher andere Meinungen.
Ich würde Dir auch zu breiteren Schwingen raten, mit einem immer wieder nachspannbaren Beschlag. Man glaubt nicht, wie sich bei dauerhafter dynamischer Belastung (was fortgesetztes Hobeln in verschiedene Richtungen ja ist), entsprechendem Hebel und vor allem ungleichmäßigem Umgebungsklima auch ein verleimter Zapfen lockern kann.
Zum rechtwinkligem Verleimen von Rahmen, Kästen, Kisten usw.:
die Zwingen an allen Ecken möglichst gleichmäßig verteilt von selbigen ansetzen und festziehen. Anschließend immer und unbedingt die Diagonalen des Werkstücks prüfen. Soll das Werkstück rechtwinklig verleimt sein, müssen(!!!) die Diagonalen genau (also je nach Werkstückgröße möglichst auf einen halben Millimeter genau) gleichlang sein.
Falls das nicht der Fall ist (und das ist die Regel), die Schraubzwingen immer in Richtung der längeren Diagonale nachstellen. Das heißt, eine Schraubzwinge lockern und die Richtung ihrer Druckkraft so nachjustieren, daß ihre Schiene etwas in Richtung der längeren Diagonale verändert wird. Je nach Werkstückgröße und Verbindungsart kann das dann noch bei mehreren Schraubzwinen notwendig sein. Immer wieder die Diagonalen nachmessen und solange "nachzwingen" bis die Diagonale schließlich paßt. Etwas schwer zu erklären, man bekommt den Bogen aber schnell raus. Messen mit einem Winkel taugt zum Verleimen nicht!
Bei Schubkästen oder anderen Kästen kann man ggf. noch viel über den Einbau der Rückwand drücken, z.B. bei kräftigen Rahmen ohne Füllung muß man aber schon beim Verleimen möglichst genau arbeiten.
Zum Zapfenschneiden und Verleimen:
bei eingestemmten Zapfen empfiehlt es sich diesen zumindest an den Vorderkanten leicht abzufasen. Er rutscht so viel besser in das Zapfenloch und man kann ihn insgesamt etwas strammer ausarbeiten, was der Haltbarkeit zuträglich ist.
Beim Verleimen Deines Gestelles unbedingt nicht nur Zwingen in Richtung der Rahmenteile ansetzen, sondern auch senkrecht zum Zapfen. Diese spannen dann Längsholz auf Längsholz, wo Du ja den größten Leim"effekt" hast. Die Zwingen in Längsrichtung brauchst Du im Prinzip nur zum Zusammendrücken der Verbindung und zum rechtwinkligem Ausrichten. Hast Du die Zwingen senkrecht zur Verbindung angesetzt, kannst Du die anderen getrost wieder entfernen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Projekt!
Möchte Dir aber noch mit auf den Weg geben, während der Entstehung Deiner Bank Deine Fähigkeiten und Erfahrungen an anderen, kleineren Werkstücken und Muster- bzw. Probestücken wachsen zu lassen.
Bei mehreren kleineren Projekten sieht man schneller einen Erfolg (oder Mißerfolg), und kann entsprechend darauf reagieren. Man erarbeitet sich auch schneller die Arbeitsweise, die einem persönlich am besten liegt, weil man gleiche, oft einfache Arbeitsgänge mehrmals und viel öfter vornehmem muß, als dies bei einem einzigen großen Projekt der Fall wäre. Könnte mir vorstellen, daß bei einem sehr anspruchsvollen Projekt wie es eine Hobelbank (egal welche Konstruktion) ist, sehr schnell eine gewisse Frustration erreicht werden kann.
Gruß, Andreas
Hallo Bastian,
zu allererst: meiner Meinung gibt es keine ernstgemeinten dummen Fragen.
Es ist wunderbar, wenn man für sein Leben etwas entdeckt hat, was einem Freude bereitet. Wenn das bei Dir ebenfalls auch Arbeiten mit Holz ist optimal.
Niemand hier im Forum will einem anderen irgendwas "aufoktroyieren", das empfinde ich als sehr angenehm. Es gibt grundsätzlich immer mehr als einen Weg zum Ziel und zum Glück haben alle unterschiedliche Herangehensweisen.
Zu Deiner momentanen Situation:
offensichtlich bist Du mit Deiner derzeitigen Lösung bzw. Gegebenheit unzufrieden bzw. hast erkannt, daß man daran etwas ändern muß.
Als kurze Empfehlung, wie Du an Deiner momentanen Situation etwas verbessern kannst, empfehle ich Dir, die Beine Deiner Hobelbank mit Brettern, Latten oder irgendwelchen Abschnitten diagonal (also von der einen Seite oben zur anderen Seite unten) auszusteifen. Motto: ein Viereck vergeht, ein Dreieck besteht. Vor allem auf der Längsseite, auf der Du hobelst. Das müßte eine spürbare Verbesserung bringen.
Es muß auch keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern nur seinen Zweck erfüllen. Stabil anschrauben oder nageln genügt vollkommen. Damit wird Dir auf dem Weg zur neuen Hobelbank Deine jetztige hoffentlich etwas nützlicher sein.
Zu Deiner neuen Hobelbank:
daß man auch ohne wie auch immer geartete Hobelbank ein unglaubliches Ergebnis erzielen kann, beweisen die japanischen Handwerker. Vom Prinzip her bräuchte man bei entsprechender Arbeitsweise also gar keine Hobelbank, keine amerikanische und auch keine europäische.
Wenn eine Hobelbank, dann ist der Königsweg für mich (und da kann ich nur von mir reden!) eine europäische. Ob nun mit französischer Vorderzange oder deutscher, ist dabei nicht so maßgebend. Etwas seltsamerweise sage ich das, ohne jemals an einer anderen Hobelbank gearbeitet zu haben. Außer besagten europäischen Bänken kenne ich nur irgendwelche Provisorien für außerhalb der Werkstatt.
In Foren beeindrucken etliche amerikanischen Holzwerker mit eigenen oder wieder ausgegrabenen Lösungen. Ohne mich damit aber überzeugen zu können.
Es gibt auch hier im Forum teilweise sehr imposante andere Lösungen, an denen man bestimmt auch wunderbar arbeiten kann. Sie bieten aber meiner Ansicht nach keinen Zusatznutzen, sondern schauen nur etwas anders aus bzw. sind der Arbeitsweise des Benutzers angepaßt.
Wie gesagt, das kann jeder so machen wie es ihm beliebt.
Ich halte von diesen "Roubo"-Nachbauten im Vergleich zu einer traditionellen europäischen Bank wenig bis gar nichts. Interessant vielleicht auf einem Mittelaltermarkt.
Heiko hat schon erwähnt, daß man die Kanten von langen Brettern problemlos mit Hilfe eines Banknechtes bearbeiten (Hobeln, Fälzen, Nuten usw.) kann. So einen Banknecht kann man auch leicht selber bauen.
Die Werkstückniederhalter sind nicht schlecht, gibt es aber auch für "normale" Hobelbänke. Ansonsten erfüllen eine oder zwei 30er Schraubzwingen (die wie Handbesen und Kehrschaufel m.M. zu jeder Hobelbank gehören) denselben Zweck.
Du hast Dich aber zumindest für einen Weg entschieden, das ist ja schon mal ein sehr wichtiger Schritt.
Wenn Du mit Anschlagleisten zurecht kommst, ist das vollkommen in Ordnung. Sehr dünne Leisten lassen sich auch nicht besonders gut in eine Hinterzange einspannen, da hast Du recht. Dazu braucht man bei einer traditionellen Bank eine Vorrichtung oder Hilfskonstruktion (neudeutsch: der/die/das Jig?). Es kann ganz rustikal auch nur eine auf die Hobelbank genagelte Hilfsleiste sein oder aber auch eine ordentlich hergerichtetes Brett mit aufgegratetem Anschlag. Sicherlich wird man aber nicht jeden Tag 50 lfm. dünne Leisten "be"hobeln.
Ansonsten spanne ich Bretter und Kanthölzer gerne und fest in besagte Hinterzange. Das wackelt nicht so, wie wenn man nur Anschlagleisten und -bretter verwendet. Beim Hobeln fühle ich mich da viel sicherer.
Ob Du nun für das Gestell Nadelholz verwendest oder Buche, naja.
Nadelholz läßt sich auf jeden Fall leichter bearbeiten, es sollte aber feine Jahrringe haben, da Du sonst mit Handwerkzeugen und vor allem am Anfang nicht glücklich wirst.
Persönlich bin ich kein Anhänger von niedrig angesetzten Schwingen, ich denke, da stößt man sich ständig das Schienbein und man tut sich auch furchtbar schwer mit dem drunter Vorkehren. Da gibt es aber sicher andere Meinungen.
Ich würde Dir auch zu breiteren Schwingen raten, mit einem immer wieder nachspannbaren Beschlag. Man glaubt nicht, wie sich bei dauerhafter dynamischer Belastung (was fortgesetztes Hobeln in verschiedene Richtungen ja ist), entsprechendem Hebel und vor allem ungleichmäßigem Umgebungsklima auch ein verleimter Zapfen lockern kann.
Zum rechtwinkligem Verleimen von Rahmen, Kästen, Kisten usw.:
die Zwingen an allen Ecken möglichst gleichmäßig verteilt von selbigen ansetzen und festziehen. Anschließend immer und unbedingt die Diagonalen des Werkstücks prüfen. Soll das Werkstück rechtwinklig verleimt sein, müssen(!!!) die Diagonalen genau (also je nach Werkstückgröße möglichst auf einen halben Millimeter genau) gleichlang sein.
Falls das nicht der Fall ist (und das ist die Regel), die Schraubzwingen immer in Richtung der längeren Diagonale nachstellen. Das heißt, eine Schraubzwinge lockern und die Richtung ihrer Druckkraft so nachjustieren, daß ihre Schiene etwas in Richtung der längeren Diagonale verändert wird. Je nach Werkstückgröße und Verbindungsart kann das dann noch bei mehreren Schraubzwinen notwendig sein. Immer wieder die Diagonalen nachmessen und solange "nachzwingen" bis die Diagonale schließlich paßt. Etwas schwer zu erklären, man bekommt den Bogen aber schnell raus. Messen mit einem Winkel taugt zum Verleimen nicht!
Bei Schubkästen oder anderen Kästen kann man ggf. noch viel über den Einbau der Rückwand drücken, z.B. bei kräftigen Rahmen ohne Füllung muß man aber schon beim Verleimen möglichst genau arbeiten.
Zum Zapfenschneiden und Verleimen:
bei eingestemmten Zapfen empfiehlt es sich diesen zumindest an den Vorderkanten leicht abzufasen. Er rutscht so viel besser in das Zapfenloch und man kann ihn insgesamt etwas strammer ausarbeiten, was der Haltbarkeit zuträglich ist.
Beim Verleimen Deines Gestelles unbedingt nicht nur Zwingen in Richtung der Rahmenteile ansetzen, sondern auch senkrecht zum Zapfen. Diese spannen dann Längsholz auf Längsholz, wo Du ja den größten Leim"effekt" hast. Die Zwingen in Längsrichtung brauchst Du im Prinzip nur zum Zusammendrücken der Verbindung und zum rechtwinkligem Ausrichten. Hast Du die Zwingen senkrecht zur Verbindung angesetzt, kannst Du die anderen getrost wieder entfernen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Projekt!
Möchte Dir aber noch mit auf den Weg geben, während der Entstehung Deiner Bank Deine Fähigkeiten und Erfahrungen an anderen, kleineren Werkstücken und Muster- bzw. Probestücken wachsen zu lassen.
Bei mehreren kleineren Projekten sieht man schneller einen Erfolg (oder Mißerfolg), und kann entsprechend darauf reagieren. Man erarbeitet sich auch schneller die Arbeitsweise, die einem persönlich am besten liegt, weil man gleiche, oft einfache Arbeitsgänge mehrmals und viel öfter vornehmem muß, als dies bei einem einzigen großen Projekt der Fall wäre. Könnte mir vorstellen, daß bei einem sehr anspruchsvollen Projekt wie es eine Hobelbank (egal welche Konstruktion) ist, sehr schnell eine gewisse Frustration erreicht werden kann.
Gruß, Andreas