Löcher in Griffe bohren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Guido Henn
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Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Löcher in Griffe bohren *MIT BILD*

Beitrag von Guido Henn »

[In Antwort auf #125160]
Hallo Tobias,

in der Holzidee Ausgabe 6 habe ich bei den Tipps und Tricks etwas zum Bohren von senkrechten und mittigen Dübellöchern in Rundstäbe geschrieben, vielleicht hilft dir das ja. Hier erstmal der Text und unten ein Bild dazu:

"Immer schön mittig bohren

Ein Dübelloch in die Stirnkante eines Rundstabs zu bohren ist schon eine recht knifflige Angelegenheit, vor allen Dingen wenn das Dübelloch genau mittig gebohrt werden muss. Aber auch dafür gibt es eine einfache und verblüffende Lösung, denn mit unserer selbstgebauten Bohrlehre können Sie nicht nur genau mittige, sondern auch noch senkrechte Löcher bohren. Dazu benötigen Sie nichts weiter als einen möglichst dicken Holzklotz (ideal ab 50 mm Holzstärke). In diesen Holzklotz bohren Sie zuerst mit einem Forstnerbohrer, dessen Durchmesser genau dem Rundstab entspricht, ein Sackloch, das bis zur halben Holzstärke geht. Die Zentrierspitze des Forstnerbohrers hinterlässt dabei im Sackloch genau die Markierung in, die die Zentrierspitze des Dübelbohrers eingesteckt werden muss. Dadurch liegen beide Bohrungen automatisch im gleichen Achsmittelpunkt. Wenn Sie also mit dem zum Dübel passenden Holzbohrer ein Durchgangsloch bohren (beides unbedingt auf einem Bohrständer!) haben Sie mit dem Holzklotz eine perfekte Führung für Rundstab und Dübelbohrer. Benutzen Sie die Bohrlehre später am besten mit einem Metallbohrer, weil der keine Zentrierspitze hat und im Stirnholz besser geführt wird."

Viel Erfolg und schöne Grüße

Guido



reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Löcher in Griffe bohren

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #125163]
Hallo Tobias,

Wippdrehbänke und ihre Vorläufer, die als Antrieb einen Fiedelbogen hatten, werden seit Jahrtausenden benutzt. Schon in der Jungsteinzeit...
Und sie entstanden mit ziemlicher Sicherheit aus den Bohr"maschinen" der Jungsteinzeitler, die damit ihre Steinäxte durchbohrten.
Es ist möglich, damit zu bohren. Allerdings nicht mit den heute üblichen Bohrerformen, die auf nur eine Drehrichtung ausgerichtet sind. Man braucht Bohrer, die nach beiden Drehrichtungen arbeiten. Die gibt es : Spatenförmige, flache Schneiden, die beidseitig geschäft sind. Die primitiven Formen werden als Drillbohrer für Laubsägearbeiten benutzt. Bessere Ausführungen waren noch vor 100 Jahren bei Uhrmachern und Goldschmieden im Gebrauch - im Zusammenhang mit der Rennspindel. derartige Bohrer können selbst hergestellt werden, durch Umschleifen aus Flachfräsbohrern.
Teubner beschreibt 1756 (siehe : http://www.woodworking.de/cgi-bin/wiki/wiki.pl?Buecher ) den Aufbau mehrerer Wippdrehbänke, mit denen auch fliegend gedreht werden konnte und also auch Bohrungen in Achsrichtung möglich sind.
Wenn Du Dich für Wippdrehbänke interessierst, würde ich Dir dieses Buch wärmstens empfehlen: es zeigt, was mit diesen Maschinen möglich ist.
Ich würde Deine Wippdrehbank um eine Docke ergänzen (der Metaller sagt Lünette) und eine Spindel als Antrieb für den Bohrer herrichten. Dann das Werkstück mit dem Reitstock abstützen und mit der linken Hand in den Bohrer führen, die rechte Hand bedient den Reitstock. Das ist nur eine Möglichkeit, zu bohren, es gibt auch andere.
Es gibt da einige mittelalterliche Darstellungen von Handwerkern aus Nürnberg (?) (ich finde sie leider gerade nicht), da ist ein Drechsler abgebildet, der meiner Erinnerung nach fliegend eine Kanne dreht und es gibt einen Rosenkranzhersteller, der nach obiger Methode seine Perlen bohrt.

Der you-tube-link ist ein eher ärmliches Beispiel und sollte Dir nicht als Vorbild dienen.

Gruss
reinhold



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