Langer Schlichthobel/ Try plane

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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Langer Schlichthobel/ Try plane

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Freunde,
ich wollte Euch meinen neuen Hobel vorstellen. Die Briten nennen so etwas Try oder Fore plane. Der Sache nach ist es ein langer Schlichthobel. Der Hobel ist 43 cm lang, 7 cm hoch, und hat eine Eisenbreitte von 5,5 cm. Der Griff ist klasse. Da haben die alten Werkzeugmacher den neuen definitiv etwas voraus.



Ich brauche den Hobel um den Übergang vom Schruppen zum Richten etwas flüssiger als biher zu gestalten. Dazu ist das Eisen leicht gerundet:



Interessanterweise ist die Hauptfase des Eisens 15° flach, das habe ich schon mal bei einem Nooitgedaagt Hobel beobachtet. Die 30° waren als recht zügig daran geschliffen. Mit der Kurzrauhbank habe ich die Sohle etwas richten müssen. Irgendein Werkzeugbrutalo hatte ihr einige Riefen beigebracht, als hätte er Nägel hobeln wollen. Wäre es ein Hobel für feine Arbeiten hätte ich das Maul wieder geschlossen. So kann es bleiben, wie es ist.

Immer wieder begeistert mich bei alten Hobeln mit welcher Sorgfalt Präzision Keil und Eisen eingepasst sind:



Eigenartig, daß dieser Eisen auch gedoppelt ist. Bei einem Schlichthobel ist eine spanbrechende Funktion eigentlich überflüssig. Das Doppel ist ebenfalls gerundet. Das bestätigt mich in meiner Ansicht, das Doppeleisen eher die Funktion habenEisen an der schwächsten Stelle zu stabilisieren als den Span zu brechen.

Eion sehr handlicher und nützlicher Hobel.

Viele Grüße, Christof



Hutmacher Beat
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Re: Langer Schlichthobel/ Try plane

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Christof, und alle Andern,

Gratuliere zu Deiner neuesten Errungenschaft. Sieht toll aus!
Wünsche frohes hobeln!

Die Form und Grösse dieses Hobels, bringt mich auf einen alten Gedanken von mir zurück. Angeregt durch die Diskussionen im Forum, überlege ich mir, die Anschaffung einer Rauhbank. Zur Zeit bin ich etwas hin und her gerissen zwischen Holz- oder Eisen-Rauhbank. Grund : Ich hab eine eher kleine Hand, deshalb empfinde ich die 4-kant-Form einer Holz-Rauhbank als eher unhandlich. Da scheint mir die Eisen-Rauhbank günstiger zu sein. Allerdings rühmst Du die Holz-Rauhbank, gerade wegen Ihrer Form. So wie ich's verstehe; "man hätte besser den Überblick, wegen verkanten und so". Seh ich auch.

Zu meiner Idee : Wie sieht's aus, würde man oben auf die Holz-Rauhbank einen Griff anbringen, ähnlich dem, der Eisen-Rahubank ? Wäre man "zu weit weg vom Holz", würde man eher verkanten ? Vielleicht hat das schon jemand ausprobiert, gesehen hab ich aber bis jetzt nichts dergleichen.

Was meint Ihr dazu ?

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher

Christof Hartge
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Re: Langer Schlichthobel/ Try plane

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Beat,

deine Idee ist gut und wurde auch schon verwirklicht. Die Holländer haben auf den Hobelkorpus eine Nase angebracht, genau zu dem Zweck, den du beschreibst.

Als ich noch ziemlich unvertraut mit meiner Rauhbank war, habe ich ernsthaft daran gedacht, sowas auch zu machen und mir vorgenommen damit zu warten, bis ich dazu handwerklich in der Lage sei.

Nun wäre ich dazu in der Lage, aber ich mache es nicht mehr. Alle drei Rauhbänke, die ich jetzt habe, kann ich auch ohne zweiten Griff sicher führen. Nun ist die Frage woran liegt: Is es nicht nötig oder habe ich mich an einen ungenügenden Zusatand gewöhnt ? Weiß ich auch nicht. Tatsache ist, daß eine Rauhbank beim Ansetzten vorne Druck braucht, dazu greift man ambesten mglichst weit vorne an den Korpus, ansonsten aber vom Hinteren Griff aus gut geführt werden kann.

Zur Frage Eisern oder Hölzern: Tja, da werden hier wohl wieder alle Argumente auf den Tisch kommen. Ich persönlich hab die Holzhobel so lieb gewonnen, dass ich nichts anderes mehr will und rate dir deshalb auch ganz subjektiv und parteiisch zu einer Holzrauhbank.

Sicher ist, wie immer du dich netscheidest, daß das Ergebnis in Präzision und Finish nicht zu unterscheiden sein wird. Die Handhabung ist freilich eine völlig andere. Das ist wohl der wesentliche Unterschied. Die Sache mit dem geometrisch günstigen Hobelkasten stimmt. Ich hab das Argument zum ersten Mal von Larry Williams, einem Bauer hochwertiger Holzhobel gehört und nicht recht glauben wollen, bis ich es selbst auprobiert habe.

Viele Grüße, Christof

Christof Hartge
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Re: noch was vergessen

Beitrag von Christof Hartge »


Meine Hände sind auch ziemlich klein. ECE, Ulmia und alle alten Werkzeuggriffe haben bisher gut gepasst (die alten sind noch um Längen besser).

Viele Grüße, Christof.

Berthold Cremer
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Re: Langer Schlichthobel/ Try plane *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #99358]
Hallo Beat!
Kennst du den Halblanghobel von ECE?
Das müßte doch eigentlich genau der Hobel sein, den du suchst. Länge knapp 40 cm!
Den gibt es natürlich bei Dieter.
Gruß
Berthold

Hutmacher Beat
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Re: Langer Schlichthobel/ Try plane

Beitrag von Hutmacher Beat »


Hallo Christof und Berthold,

Vielen Dank schon mal für die Tipp's. Hab in der Zwischenzeit im Internet nach einer "Holländischen Nase" gesucht. Leider ohne Erfolg. Vielleicht hat jemand ein Bild, oder kann eine Quellenangabe machen. Ich seh da ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wär also interessant zu sehen, was sich bewährt hat.

Christof : Interpretiere ich Dich richtig, wenn ich annehme, dass Deine Aussage; "die alten sind noch um Längen besser" nicht nur für die Griffe, sondern für die Hobel an sich gilt? Demnach wäre man ja nicht schlecht beraten, mit einem "Alten" vom Flohmarkt oder Brockenhaus anzufangen? Die alten Hobel, die ich kürzlich geschenkt bekam, (ich hab sie in einem Beitrag thematisiert) machen mir jedenfalls, von dieser Seite betrachtet, keinen schlechten Eindruck.

Berthold : Ja, ich hab diesen und die Rauhbänke auf Dieter's Seite schon studiert. Was mir da noch unklar ist : Für was ist der schwarze Knopf am hinteren Ende? (Hat mal einer gesagt, dumm ist nur die Frage, die nicht gestellt wird. Das tröstet mich.)
Sollte ich mich zu einer neuen Holz-Rauhbank entschliessen, wird's bestimmt in diese Richtung gehen!

Im übrigen hat Dein Beitrag bei mir noch zu einer Assoziation geführt : Rauhbank-Berthold-Holzgewinde-Griff! Hätte den Vorteil, man könnte je nach dem, den Griff aufschrauben, oder wegnehmen.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher

Ingolf Surel

Rauhbanksohle abrichten

Beitrag von Ingolf Surel »

[In Antwort auf #99357]
Lieber Christof, habe ein verwandtes Problem: nämlich kürzlich eine Ulmia Kurzrauhbank gebraucht erstanden. Ein - wie sagtest du: Werkzeuggrobian ? - hat den Schlagknopf oben auf dem Hobel völlig ignoriert und immer wacker wie beim kurzen Hobel hinten drauf geschlagen, dabei auch noch schlecht gezielt und die untere Kante derart getroffen, daß die Sohle an der Stelle einen Huckel hat. Einige Kratzer hat die Sohle außerdem...
Was rätst Du mir - wie soll ich die Sohle abrichten, damit sie wieder ganz plan wird? Wie geht man diesbezüglich auch bei kürzeren ge- bzw. mißbrauchten Holz-Hobeln vor? (Ich dachte ja zuerst an Schleifen...wie aber die Planheit gewährleisten???) Fragen über Fragen eines Greenhorns...
Vielen Dank im Voraus
Ingolf


Berthold Cremer
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Re: Halblanghobel

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Beat!
Der schwarze Knopf am hinteren Ende?

Dieses Modell hat die "Primus" Mechanik. Mit der hinteren Schraube wird das Hobeleisen gehalten, bzw. gespannt.
Auf der Seite von Wolfgang findest du alles genau beschrieben.
Gruß
Berthold

http://www.holzwerken.de/museum/patent/primus.phtml

Stefan Wagner
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Re: Rauhbanksohle abrichten

Beitrag von Stefan Wagner »


Hallo!

Schleifen ist schon richtig, man braucht aber eine plane Unterlage.

Ich verwende eine 8mm starke Glasscheibe (ehemaliger Vitrinenboden, "Unfallopfer" nach Umzug), auf die ich einen entsprechend großen Bogen Schleifpapier klebe.

Beim Schleifen empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass die Hobelsohle rechtwinklig zum Korpus bleibt. Dann kann man nämlich den Hobel im Bedarfsfall seitlich führen, wie es zum Beipiel in der Stoßlade notwendig ist.

Viel Erfolg!

Stefan

Christof Hartge
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Re: Langer Schlichthobel/ Try plane

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #99369]
Hallo Beat,
altes Werkzeug kann schon sehr gut sein. Das gilt besonders für die kleinen Details, die heutzutage zuviel Zeit kosten: Also besonders die Griffe. Aber auch die Griffmulden im Hobelkasten, u. ä. Bei altem Werkzeug weißt du allerdings nie ganz genau, was du bekommst. Ein bißchen Arbeit muß man meistens noch hineinstecken.

Gleichwohl kannst du den Hobeln von ECE und Ulmia bedenkenlos vertrauen. Auch das sind sehr gute, in sich abgestimmte Werkzeuge. Was die Qualität der Weißbuchen- oder Pockholzholzsohle betrifft, vieleicht sogar besser als mancher alter Hobel. Die Holzhobel von Clark und Williams haben die einzige Schwäche, daß sie ausschließlich Rotbuche verwenden. Da meine ich, waren wir in Kontinentaleuropa mit Weißbuche schon weiter.

Entgegen dem Vorurteil können Holzhobel eine hohe Lebensdauer haben. Wenn man sie pfleglich behandelt und wenn es wirklich nötig ist, das Hobelmaul mit einem Flicken schließt, halten die länger, als du sie brauchst.

Viele Grüße, Christof.

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