Hallo Holzgemeinde,
da einmal das Verlangen nach Objektvorstellungen und Fotos geäussert wurde, hab ich gedacht es wäre an der Zeit nun wieder einmal etwas von mir zu präsentieren.
Ein Video über das schärfen auf Wassersteinen zeigt im Vorspann Ausschnitte von diverse japanische Kunstwerken darunter auch eine Laterne, an dieser fand ich sogleich grossen Gefallen und setzte mich sogleich hinter mein Skizzenbuch und änderte, verkleinerte und proportionierte die Leuchte nach meinem Geschmack.
Es war kein leichtes, die Proportionen wären gut, aber sie ist noch zu gross. Die richtige Grösse wäre erreicht, aber die Proportionen stimmen nicht mehr,...
... Jeder, der schon einmal etwas entworfen hat, kennt diesen Teufelskreis. Schliesslich fand ich nach mehreren Skizzen eine Lösung, diese wurde anschliessend noch rein gezeichnet. (CAD)
Mit den Plänen in der Hand, folgte die Holzauswahl. Da die Möbel in meinem Zimmer aus Buche sind, entschied ich mich für Buche natur (hell). Dies war mir aber zu langweilig, weshalb noch eine andere Farbnuance in mein Projekt sollte Buche gedämpft. (rötlich)
Jetzt, da ich Pläne und Holzauswahl habe folgte die Holzliste. Bewaffnet mit Holzliste, Kreide und Doppelmeter, rückte ich dem Holzlager meines Arbeitgebers zu Leibe. Nach getroffener Auswahl
Wird gesägt, abgerichtet , gefügt und auf dicke gehobelt. Im meinem Fall maschinell, geht aber auch von Hand, wie wir schon von vielen Forumsteilnehmern gehört, bzw. gelesen haben.
Als erstes fertigte ich den Fuss an.
Dazu längte ich mit einer Kataba einen 110/32er ab, 33cm; 3 Stk. Anschliessend zeichnete ich die Teile zusammen, Leim angeben, zusammenfügen und mit der Hinterzange des Hobelbanks pressen.
Unheimlich, was man damit für einen Druck erzeugen kann. Nach dem abbinden des Leims, glättete ich die Fläche mit einem Kanna. Es war kaum zu glauben was für feine Späne dabei entstanden.
Vor dem letzten Streich wischte ich die Werkstückoberfläche mit einem nassen Tuch ab, damit sich die Poren der Holzfasern fühlen konnten und sich dadurch sauber schneiden lassen. Die Oberfläche hat nun einen Seiden schimmernden Glanz. Der Fuss wird auf Mass gesägt (Kataba längs und Kataba quer) und die Sägeschnitte sauber bestossen und gefast.
Der Ständer fertigte ich aus gedämpftem Buchenholz, er besteht aus zwei stehenden und zwei waagerechten Teilen, welche mit einer Jigoku-hozo-sashi verkeilte Zapfenverbindung, der Ständer und der Fuss wurden mit einer warikusabi durchgestemmter und verkeilter Zapfen verbunden.
Ein bisschen Leim darf bei mir nicht fehlen, denn doppelt genäht halt besser ;-) Auch wenn es teilweise auf den Fotos etwas schräg erscheint, es ist alles rechtwinklig.
Weiter wurde auf der unteren Traverse eine Lampenfassung angebracht, das gute Stück soll ja leuchten.
Auf die Fertigung des Gestells folgte der Schirm
Alle Teile sind bereits angerissen, so dass man sie bearbeiten konnte. Der Schirmrand besteht aus 12 Teilen, je 3 verschiedene Sorten.
Die Eckverbindungen wurden als Suberi-hozo-sashi Kreuzblatt mit abgesetztem Zapfen.
Hier die Herstellung der Zapfenlöcher (12/24mm), ich stemmte etwas tiefer als die Mitte.
Ausarbeiten der Kreuzüberblattung, zuerst links und rechts einsägen, mit dem Stemmeisen von einem Sägeschnitt diagonal zum andern auf die richtige Höhe stemmen, anschliessend das übrig gebliebene Dreieck von vorne und hinten mit einem schräg angeschliffenen Stechbeitel (gibt einen ziehenden Schnitt) ausarbeiten und planen. Das Zapfenloch hab ich aus diesem Grund tiefer gestemmt, damit es beim ausarbeiten der Kreuzüberblattung nicht zu ausrissen am Zapfenloch kommt.
Die zweite Serie ist den obengenannten Teilen sehr ähnlich, nur das Zapfenloch fehlt. Die Eckpfosten besitzen auf beiden Seiten einen abgesetzten Zapfen. Diese reisste ich mit einem Keshiki an, einer japanischen Form des Zapfenstreichmasses, nur das dieses mit einem Messer statt einer Nadel ausgestattet ist und somit saubere Linien erzeugen kann, selbst auf Hirnholz oder starken Maserungen. Die Zapfen sägte ich mit einer Dõzuki-Nokogiri mit Nezumi-ba-Zahnung Universal Verzahnung (sowohl für längs als auch für Querschnitte geeignet). Eine Dõzuki-Nokogiri mit Querverzahnung (1mm) benutzte ich um die Zapfenbrüstung zu sägen. (Dõzuki = Zapfenbrüstung
Anschliessend fertigte ich die Nuten an, in diese danach die Shojipapier Bespannung kommt. Das war ein bisschen knifflig, da ich keinen Nut oder Falzhobel habe. Der Simshobel war dafür nicht das richtige.
Nun folgte die Probe auf Exempel, sozusagen eine trocken Übung des Zusammenbaus ohne Leim und Verkeilung der Zapfen. Hier stellt sich heraus, wie genau man gearbeitet hat. Es passt fast alles, nur da und dort benötigte es noch ein paar Anpassungen mit dem Oire-Nomi Stemmeisen.
Keile in die Zapfenschlitze und Leim angeben, mit dem weissen Gummihammer (der schwarze hinterlässt so hässliche Kampfspuren) zusammenklopfen, alle Winkel prüfen und pressen.
Hier zu wurde in der Zimmermannstrickkiste gewühlt!!! Spannset, Zwingen, Verschwertungen und Zulagen durfte hier nicht fehlen ;-)
Als der Klebstoff abgebunden hat, folgte die Sprossenmontage. Diese sind stumpf mit dem Rahmen verbunden, indem sie ein bisschen länger (~0.5mm) abgesägt wurden und durch Selbstklemmung und Leim halten. Die Sprossen untereinander sind mit einer Go-ten-jyo-gata abgesetztes Blatt auf Gehrung verbunden.
Scherz beiseite, wahrlich eine anmutende Verbindung, aber bei einer Material Dimension von 1/1cm und 1.5/2cm und einer Stückzahl von 12 Verbindungen, wäre dies ein bisschen viel verlangt. Ich sage nicht das es nicht geht, aber...
Statt dessen bevorzugte ich eine Ai-kaki einfache Uberplattung der Sprossen.
Als weitere Herausforderung stellte sich die Shojipapier Bespannung dar. Shoji gami ist ein festes und dennoch gut lichtdurchlässiges Papier, das auch zur Bespanung von Shoji = jap. Schiebetüren verwendet wird, daher auch sein Name. Dieses Papier wird aus der Rinde des Maulbeerbaumes gewonnen. Aufgeklebt wir es mit Reisleim (Stärkeleim) dieser ist sehr ähnlich unserem Fischkleister. Ausserdem lässt er sich gut verarbeiten und bindet gemütlich ab. Ausserdem lässt sich die Verklebung unter Zugabe von Wasser wieder lösen.
Das Shojipapier wird zugeschnitten, gefaltet und zu einem viereckigen Rohr zusammen gefaltet. Ich hab noch ein Bügeleisen zur Hilfe genommen, da sich dieses Papier auf einer Rolle befand wollte es mir nur schwer gehorchen. Also glätten und das Problem ist gelöst ;-)
Als nächstes strich ich auf einer Seite die Sprossen mit Reisleim ein positionierte den zusammen gefalteten Papier - Lampion auf die mit Leim bestrichene Fläche, ein Brettchen in dieser Grösse folgte, Latten darauf und Zwingen montieren. Warten bis der Leim abgebunden hat (30-60min.) Dann folgte die nächste Seiten genau gleich.
Nach beendeter Tat, Leim hat abgebunden, den gesamtem Papierbereich mit einem Wassernebel aus einer Planzenspritze benetzen, nicht ersäufen ;-) und trocknen lassen. Dadurch spannt sich das Shoji- papier.
So zeigt sich das vollbrachte Werk bei Tag
und bei Nacht (Ich wuste garnicht, dass es so schwer sein kann, ein solches Objekt mit einer normalen Digi-Cam zu fotografieren. Es fehlten mir die manuellen Einstellmöglichkeiten. Da sieht man wieder einmal, Automationstechnik ist doch nicht alles!) Die Lampe gibt in Wirklichkeit 3-mal soviel Licht.
Noch ein paar tech. Details:
- Breite 31cm
- Tiefe 31 cm
- Höhe 68 cm
- Gewicht 5.6 Kg
- Leuchtmittel 23 Watt Sparlampe (entspricht einer 125 Watt Lampe)
- Buchenholz natur / gedämpft
- Total 33 Holzteile mit 26 gesammt Verbindungen
Mit freundlichen Grüßen
Michel Siegrist
PS: Für allfällige Internetkosten bin ich nicht zuständig ;-)
