Aktuell benötigte ich ein 103 cm breites, 10 cm starkes Bauteil, das auf beiden Längsseiten eine Krümmung aufweisen soll. Dabei soll die Mitte des grösseren Bogens um 10 cm über die beiden Enden überstehen.
Das erste Problem war die Berechnung des zugehörigen Radius. Weitergeholfen haben uralte Schulkenntnisse der Geometrie und eine ebenfalls um die 45 Jahre alte Formelsammlung. Ums kurz zu machen, der Radius ergibt sich zu ca. 137,6 cm, also doch ganz schön gross. So einen Fräszirkel besitze ich nicht - gibts sowas überhaupt zu kaufen?
Also Selbstbau mit Gewindestangen, Muttern Verbindungsstücken, einem Dorn. Das wurde daraus:

Zirkel
Im Hintergrund das grob zugeschnittene Werkstück aus Buche, darauf die Oberfräse. Mit dem Zollstock messe ich dem Abstand zwischen dem Drehpunkt des Zirkels und der hinteren Fräserkante, kleine Abweichungen sind bei solchen Abmassen eher unerheblich. Der Drehpunkt steckt in dem Holzklotz, der in der Hinterzange geklemmt wurde. Die Bohrung für die Zirkelachse liegt so genau als möglich dort, wo sich auch die Mitte des Werkstücks befindet, das Klemmstück ist so eingespannt, das es genauso weit über den Tisch ragt wie die Materialstärke beträgt. Damit wird die Fräse gerade geführt.
Natürlich sind die 8er Gewindestangen auf eine solche Länge bei weitem nicht biegesteif genug. Daher sichern zwei Klemmen aus Multiplex/Sperrholz die beiden Stangen gegen Verdrehen.

Lagerung des Drehpunkts - Messung des Abstands
Da der Drehpunkt fixiert ist, muss das Holz möglichst genau positioniert werden, wenn man geringen Verschnitt haben möchte. Dabei helfen mir die mehrfach vorhandenen Reihen von Bankhakenlöchern und die Veritas Wonder Dogs. Da sie nicht starr sind gleichen diese sich dem nur roh bearbeiteten Holz an. Man kann somit sehr sicher spannen. Das Holzstück wird so eingespannt, dass der grosse Kreisbogen die Kante gerade durchschneidet, aber noch Holz abnimmt.

Spannen mit Wonderdogs

Nochmal die gesamte Anordnung
Als Fräser kommt ein 8mm Hartmetallfräser mit Rechtsdrall (Feine Werkzeuge 362425) in die Fräse, da er die Nut besser ausräumt. Es wird in mehreren Stufen von jeweils ca. 10-12 mm Tiefe geschnitten, Die Fräse ist dazu kräftig genug. Brandspuren entstehen nicht. Da die Holzdicke 48 mm beträgt, reicht die Fräserlänge nicht aus, die Bohle vollständig zu durchschneiden. Das endgültige Abtrennen erledigt dann eine Stichsäge.

Erster Schnitt

Beide Nuten sind eingefräst

"Aufbocken" für die Schnitte mit der Stichsäge
Auch dabei können die Wonder Dogs mit den langen Schäften helfen. (Man kann natürlich nicht in einem Zug durchsägen.)
Am Ende wird das Werkstück herungedreht. Der weiter überstehende Rand, der durch das Abtrennen mit der Stichsäge entstand, kann mit einem Bündigfräser mit Anlaufkugellager unten entfernt werden. (Dazu nehme ich aber lieber einen Fräser mit 12mm dickem Schaft; Feine Werkzeuge 361473)

Abfräsen des Überstands
Sicher ist das nicht der einzige Weg zum Ziel.
Nachträgliche Erkenntnis: Gewindestangen sind für das Oberflächenfinish der Fräse nicht besonders gut, die Gewindegänge graben sich ein, wirken raspelartig. Ich werde sie durch glatte Stangen ersetzen.
Gruss
Rolf