Hallo zusammen,
ich bin in meinen fast 5 Jahren der Holzbearbeitung bisher ohne größere Zwischenfälle davon gekommen. Aber heute Nachmittag war es dann so weit, dass ich umgehend die Arbeit beendet habe und erst einmal überlegt habe, was überhaupt geschehen ist.
Der Beitrag findet sich natürlich auch wieder in meinem Blog (diesmal aber auch vollständig hier):
http://holzjournal.blogspot.de/2013/06/fehler-bei-der-arbeit-frasrichtung.html
Der Zwischenfall passierte an meinem Frästisch. Um das im Voraus zu klären - ich hatte keine Eile, wollte nicht mal eben schnell und habe so wie immer
meine Schritte zuerst im Kopf durchgespielt, bevor ich an die Maschine gegangen bin. Jedenfalls benötige ich vier von den gezeigten Teilen:

Die Umrissform habe ich bereits mit der Kreissäge zugeschnitten. Im Detail geht es nun um die Aussparung für die Standfüßchen. Ich habe mir gedacht, dass ich ein Stück aufwendig herstelle und
die restlichen drei mit dem Bündigfräser kopiere. Anschließend werden die Ecken mit einem Stechbeitel sauber ausgestochen und ich habe vier identische Teile. Dieses Vorgehen benutze ich häufig und bin damit auch vertraut, was ich meinem Fräser zumuten kann und was nicht. Allerdings habe ich bisher größtenteils Plattenwerkstoffe verarbeitet, bei denen es keine Faserrichtung gibt,
die beim Fräsen zu beachten ist.
Dies ist kein Problem gewesen, da ich vor Beginn der Arbeit daran gedacht habe das Holz so zu drehen, dass ich mit dem Fräser in Faserrichtung (Lektion gelernt - vom Bau der
Nachttischplatten für meine Tante) an der Kante entlang fahre. Das folgende Bild straft mich dieser Aussage Lügen und ich möchte auch erklären warum:

Ich habe das erste Seitenteil mit temporären Anschlägen aus doppelseitigem Klebeband und Holzresten gefräst. Die Holzleisten habe ich am Anriss der Form aufgeklebt und danach bündig gefräst.
Die folgende Teile wollte ich dann mit diesem fertigen Teil als Schablone in einem Stück fräsen. Die Verbindung der beiden Seitenteile erfolgte ebenfalls mit doppelseitigem Klebeband.
Mit dieser Methode habe ich zwei Seitenteile fehlerfrei und problemlos herstellen können. Beim dritten Teil habe ich aus Versehen die Schablone verkehrt herum aufgeklebt, wodurch das Werkstück
nun "quasi" auf der Vorderseite liegt und an den Fräser geführt wird. Eigentlich hätte es mir spätestens bei Fräsbeginn auffallen müssen, so kann aber aus einem Versehen und einer kleinen
Unachtsamkeit ein Zwischenfall mit unbestimmbarem Ende werden.

Das obige Bild veranschaulicht die Folgen dieses Fehlers. Die Drehung des Fräsers ist beim Einbau einer Oberfräse in den Tisch immer gegen den Uhrzeigersinn. Durch die Schräge, die ich
herstellen möchte, hat der Fräser nun nicht die Holzfasern gekappt und dann abgetragen, sondern hat mit der Schneide in die noch zusammenhängenden Faserbündel gehackt (gleiches Prinzip wie beim Hobeln gegen die Faser).
Als Folge wurde mir das Werkstück aus der Hand geschlagen und ist an mir vorbei über die Tischkante hinaus geschleudert worden. Ich bin mir nicht sicher, ob das Holz erst beim Aufschlag auf
dem Boden abgeschert ist, oder schon durch den Schlag der Fräse.
Im ersten Moment habe ich jedenfalls überhaupt nicht begriffen, wo mein Werkstück plötzlich hin ist. An dieser Stelle möchte ich noch einmal dringend empfehlen bei jeder Arbeit sich gut zu
überlegen, wo die Finger auf dem Werkstück hin dürfen und wo nicht. Ich halte meine Finger immer so (trotz ausreichendem Abstand), dass sie auch im Falle eines Rückschlages vom Werkzeug weggerissen werden und nicht zum Werkzeug hin!
Unterm Strich habe ich durch vorherige Überlegung zumindest meine Finger gerettet und muss so keinen Schaden an mir selber beklagen. Das Werkstück ist bei der Aktion natürlich zerstört worden und ein weiteres Zeichen für die Kräfte die bei solchen Zwischenfällen wirken, mein Fräser ist verbogen! Der Fräser ist am Übergang zum Schaft minimal (nicht sichtbar) verbogen und
eiert nun.
Mehr als ein Recycling der Schneiden und des Kugellagers ist hier nicht zu machen... Seufz... Die Fräse hat zum Glück (hoffentlich!) keine Schäden abgekommen.
Ein vorsichtiger Test in kontrollierter Umgebung mit einem langem (anderen) Fräser in der Spannzange hat keinerlei sichtbare Unwucht des Fräsers durch eine Beschädigung der Lager oder
Spindel ergeben. Merkwürdige Geräusche und eine ungewöhnliche Erwärmung der Spindel habe ich auch nicht beobachten können.

Viele Grüße und sicheres Arbeiten
Tobi