Warum China????

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dieter Schmid
Beiträge: 668
Registriert: Di 25. Sep 2018, 21:10
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Made in Germany = mind. 50 % Wertschöpfung in de

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo,
soviel ich weiß, muß mindestens 50 % der Wertschöpfung in Deutschland stattgefunden haben. In einem krassen Fall kann dies so aussehen:

Auf der Schraubenpackung steht: "Made in Germany". Die Schrauben aus China haben einen Wert von 50 Cent, die Blisterpackung aus Deutschland von 1 Euro.

Also ist die Herkunftsangabe vollkommen korrekt. Ich lasse mich aber gerne korrigieren.

Viele Grüße
Dieter



Hauke Schmidt
Beiträge: 419
Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Re: Warum China????

Beitrag von Hauke Schmidt »

[In Antwort auf #32007]
Ein Moin in die Runde,

eigentlich passiert im Moment in China das gleiche, was in den Nachkriegsjahren in Deutschland passiert ist. Auch wir waren damals ein Billiglohnland. Aber dank unseres Know how wurde dann Made in Germany ein Ausdruck für Qualität.

Ja und was habe ich gelacht, als die Japaner mit ihren Autos auf den deutschen Markt kamen. Was früher eher billiger Schrott war, ist heute eine ernstzunehmende Konkurrenz auf den deutschen Automobilmarkt.

Und ich glaube, so wird es auch mit China ausgehen. Was heute billiger Schrott ist, kann in 10 Jahren durch Weiterentwicklung durchaus hohe Qualität haben. auch die Chinesen lernen dazu. Aber dann wollen sie auch mehr Geld.

Aber auch im Warenabsatz bietet China mehr Möglichkeiten, als in unserer gesättigten Gesellschaft..... ich sage nur: jeden Chinesen sein Auto.

Ich halte von der Schimpferei auf China Produkte nicht viel. In erster Linie legt es am Kunden, was gekauft wird. Und scheinbar findet sich hier in Deutschland ein guter Absatzmarkt, warum auch immer.

Was mich aber wirklich beunruhigt, ist der fehlende Umweltschutz und der fehlende Arbeitsschutz.
Mich würde schon interessieren, wie der Deutsche Kunde reagiert, wenn er wüsste, das nicht nur freundlich lächelnde Chinese die waren zusammenbauen, sondern auch Kinder, Zwangsarbeiter etc. Und das alles ohne Arbeitschutz und fast hne Umweltschutz.

Gruss
Hauke


Udo Seipel

Re: Warum China????

Beitrag von Udo Seipel »


Hallo,

Hauke hat es auf den Punkt gebracht. Es sind nicht die Lohnstückkosten, die entscheident sind. Es sind die Material- Rohstoff- und Energiekosten, die den Löwenanteil ausmachen. Bei unseren Umweltschutzstandarts sind diese Kosten halt
um ein vielfaches höher als in China. Dort fragt niemand nach Arbeitsschutzmaßnahmen oder nach einer Gefahrstoffliste. Ich bin übrigens
Betriebsratsvorsitzender einer Firma, die Weltweit Produktionsstandorte besitzt
auch in China.

Gruß, Udo



David Ecker
Beiträge: 17
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Made in Germany = mind. 50 % Wertschöpfung in

Beitrag von David Ecker »

[In Antwort auf #32021]
Hallo,

wann der Begriff "Made in Germany" verwendet werden darf, ist rechtlich sehr schwammig definiert. Artikel 24 des Zollkodex und das Madrider Abkommen regeln die Landerspezifische Kennzeichnung von Waren:

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Artikel 24 Zollkodex
Eine Ware, an deren Herstellung zwei oder mehrere Länder beteiligt waren, ist Ursprungsware des Landes, in dem sie der letzten wesentlichen und wirtschaftlich gerechtfertigten Be- oder Verarbeitung unterzogen worden ist, die in einem dazu eingerichteten Unternehmen vorgenommen worden ist und zur Herstellung eines neuen Erzeugnisses geführt hat oder eine bedeutende Herstellungsstufe darstellt.
------------------------------

Ein guter Startpunkt zu diesem Thema ist:

http://de.wikipedia.org/wiki/Made_in_Germany

bis dann
David



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Warum China????

Beitrag von Martin Essrich »

[In Antwort auf #32022]
Hallo @ll.

Ich denke, vom Prinzip her wird jeder zunächst kaufmannische Grundsätze für seine Einkäufe zugrunde legen.

Als Hobbyholzwerker muß ich keine Maschine neu kaufen auf die ein gewerblicher Schreiner 12 Stunden pro Tag produziert, sondern lege neben dem Nutzwert und der Nutzungsdauer über die Jahre hin eben insbesondere auch das Preisleistungsverhältnis zugrunde und das ist bei den Inlandsprodukten leider immer schlechter und so fällt die richtige Auswahl für mich auch immer schwerer, denn neuen Schrott will ich nun auch nicht kaufen.

Mein persöniches Preisleistungsverhältnis eines Werkzeuges zu berechnen, fällt mir aber zunehmend schwerer.

Habe mir gerade eine gebrauchte knapp 25 Jahre alte Flottjet BS400 zugelegt (Für alle, die ihre Augenbrauen jetzt hochziehen: Baumstämme will ich keine verarbeiten und Platzgründe spielten auch eine Rolle). Ja - es war auch eine emotionale Entscheidung ! Es sollte eine Maschine sein, mit der ich - trotz ihres Alters - alt werden kann, weil sie von ihrer Konstruktion her das locker schaffen wird und bezahlbar sollte sie auch sein. :-) Sie sieht aus wie neu - stammt aus einer Lehrwerkstatt, hat aber leider keinen verstellbaren Tisch. Also habe ich bei Kräku angerufen, um die Säge aufzurüsten, - sie wird ja nahezu unverändert noch so gebaut. Was soll ich sagen - für den Preis der Aufrüstung könnte ich mir die ganze Maschine gerade nochmal gebraucht kaufen oder eben eine nagelneue Maschine aus dem Ausland und die hätte dann sogar noch einen Schleifteller integriert. Da habe ich dann sogar noch 2 bis 3 Jahre Garantie drauf und ein Gehrungsanschlag ist auch noch dabei. Den bekomme ich bei Kräku noch nicht einmal dazu, wenn ich eine neue Maschine für fast 2500,-- Teuronen kaufe, sondern muß nochmal 115,-- Euro zusätzlich berappen. Muß mich wohl schon glücklich schätzen, daß zumindest die Nuten für den Anschlag serienmäßig im Tisch vorhanden sind. :-(

Als ich mir einen Frästisch zulegen wollte, stand natürlich die Frage im Raum, welche Fräse hänge ich da drunter. Schließlich habe ich mich für eine Kinzo entschieden. Erstens hatte ich noch keinerlei Erfahrung mit einem Fräßtisch und seinen Möglichkeiten und wollte zunächst nicht allzuviel investieren und zweitens kommt die Genauigkeit in diesem Fall nicht vom Motor unter dem Tisch, sondern vom Tisch selbst. Für weniger als ein Viertel des Preises eines Markengerätes habe ich nun einen Motor unterm Tisch und ob ein alternatives Markengerät oder die Mehrheit der Teile nicht auch außerhalb Europas hergestellt wird, hätte ich auf Anhieb auch nicht beantworten können. Und sogar eine elektronische Regelung incl. Sanftanlauf kann sie für diesen Preis bieten.

Und so frage ich mich ständig auf's Neue: ist es mir das wert, auf deutsche Produkte zurückzugreifen ? Lohnt sich der Preis für die Halt-/Wertbeständigkeit ? Werde ich morgen arbeitslos, dann muß ich meine Garage wohl aufgeben und meine mühsam ersparten Maschinen ggf. mehr oder weniger schnell los werden. Die Schnäppchenjäger bei einem bekannten Internet#####shaus freuen sich schon.....aber zum Glück erzielen gerade Markengeräte dort ja die höchsten Preise...

Ich könnte mich noch weiter mehr oder weniger auch emotional dazu auslassen, aber die Mittagspause ist rum :-(

Grüße aus Wiesbaden

Martin



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Warum China????

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #32026]
Das gleiche ist doch auch im Bergbau vorhanden. (Ich schreib das, weil ich durchs Studium da etwas Ahnung hab) Die hiesigen Rohstoffe benötigen mit der modernen Technik kaum noch Personal aber die eingentlichen Kosten bestehen nicht nur in der teilweise aufwendigen Wasserhaltung untertage, sonder vorallem in den Umwertauflagen. Wenn ich mich recht erinner um 70% des Preises. Also Rücklagen für Bergschäden, Wasserhaltung als Ewigkeitskosten (die mit Zinsen finanziert werden können müssen), hohe Versicherungssummen und Ausgleichszahlungen, zum teil 10 jahre dauernde Umweltgutachten, das händische umsetzen von Kröten und Fröschen jedes Jahr, bewässern von sonst trockenfallenden Feuchtwiesen, riesige Pumpwerke um die Fließrichtung von Bächen umzukehren damit optisch das Gewässer arhaltenbleibt, obwohl durch das Pumpen keine größeren Lebewesen drinn vorkommen können. Natürlich noch Öfentlichkeitsarbeit um die Anwohner und nicht besonders fachlich gebildete Politiker, zu beruhigen. Und noch viel mehr.
Und wenn man sich die Umweltstandarts in anderen Länder an sieht, graust es einem. Es gibt nur in relatif wenigen Ländern die Auflage Löcher auch nur halbwegs zu verfüllen, neue Begrühnung so gut wie garnicht. Folgen durch veränderungen im Grundwasser werden kaum beachtet, so das in manchen Gegenden das Trinkwasser knapp wird. Studien zu den Auswirkungen gibt es meist nur bei wirtschaftlichem belang, und werden meist nur kleinräumig und für recht kurze Zeiträume gemacht (um 100 Jahre). Selbst bei den Atommüll-Endlager-Standorten ist man in den meisten Ländern von der zuvor aus Deutschland übernommenen Forderung nach einem sicheren Einschluß für mindestens 1Ma aus kostengründen abgegangen. (Gut, die meisten Geowissenschaftler sind sich sicher, das es dann auch keine Menschen mehr geben kann). Ob aber die "Nach uns die Sindflut" These für die Moralischen vorstellungen der Menschen förderlich ist, wird doch stark angezweifelt.
Zu China zurück: Da brennen manche Kohlenflöze schon seit Jahrzenten und verursachen Jährlich einen so großen CO2 Ausstoß das die direkt hinter der Industrie und Stromerzeugung liegen (vielleicht nun nicht mehr). In den Gruben wird sogar noch in anderen Tiefen weiter gearbeitet und das kleine Problem von gerösteten Arbeitern, umgeht man( nach aussage eine Professeors der so einen Schacht besichtigt hat) in dem man die Geschwindigkeit der Förgerkörbe über der brennenden Lage stark anhebt und die Bewetterung (Lüftung) verstärkt.
Gruß
Andreas N.



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Warum China????

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #32013]
Hallo,

ich glaube man sollte nicht immer auf "Fernost" herumreiten. Ich habe einige Maschinen von Hitachi und Makita, mit denen ich sehr zufrieden bin. Diese haben Preise, die sich kaum von anderen renomierten Herstellern unterscheiden. Die Qualität ist entsprechend gut.

Ich kaufe allerdings nicht im billigsten Onlineshop, den ich finden kann, sondern beim lokalen Händler. Dies mache ich auch bei anderen Dingen, wie Büchern, Gartengeräte, Fahrrad etc. Die Globalisierung kann ich nicht aufhalten, ich kann aber sehr wohl die lokalen Händler unterstützen.

Was wir dch glaube ich alle nicht kaufen wollen ist unbrauchbares Zeug, egal wo es hergestellt wird.

Aus dem eigenen Berufsleben kann ich allerdings sagen, dass die Chinesen ein anderes Qulitätsbewustsein haben. Es ist für einen deutschen Hersteller nicht einfach dort die gleiche Qualität fertigen zu lassen, wie im eigenen Land. Wenn er diese schlechteren Produkte so verkauft, ist der gute Name schnell weg. Arbeitet er sie nach oder bringt komplette Chargen nicht in Umlauf, ist der erhoffte Profit weg.

Ich denke, wenn man auf Qualität unabhängig vom Herstellerland achtet und die lokalen Fachhändler mehr unterstützt ist schon viel gewonnen, denn als großes Problem sehe ich nicht unbedingt das erschwinden von deutschen Arbeitsplätzen, obwojl dies natürlich schlimm ist, sondern eher die unsinnige Resourcenverschwendung und entstehung von teils giftigem Müll bei der Herstellung minderwertiger Waren mit kurzer Lebensdauer.

Gruß

Heiko



Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Meine Meinung: Jetzt laßt mal gut sein.

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #32007]
Empirisch habe ich es nicht geprüft. Aber ich habe in der letzten Zeit das Gefühl, dass hier immer mehr 'weltanschauliche', wirtschaftliche usw. Dinge besprochen werden und insbesondere ist die 'Fernostproblematik' und die z.T. miese Qualität von Maschinen usw. ein Dauerbrenner (genauso, warum in den USA deutsche Maschinen zu einem niedrigen Preis angeboten werden usw.).

Seitdem ich in diesem Forum aktiv bin hat es schon viele solcher Diskussionen gegeben, auch z.T. in Threads, in denen man das nicht vermutet hätte.

Ich meine, dass hier alle Argumente schon mehrfach ausgetauscht wurden und wir uns wieder dem Foren-Themen zuwenden könnten.

Viele Grüße
Christoph


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Meine Meinung: Jetzt laßt mal gut sein.

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Christoph,

> Ich meine, dass hier alle Argumente schon mehrfach ausgetauscht wurden
> und wir uns wieder dem Foren-Themen zuwenden könnten.

Hast ja Recht. Was gibt's denn Neues?

--
Dirk


Hauke Schmidt
Beiträge: 419
Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Ist es denn gut???

Beitrag von Hauke Schmidt »


Hallo Christoph,

Du hast Recht, hier sollte nicht über alles Diskutiert werden und vieles wiederholt sich. Dennoch ist es auch so, das immer wieder neue Forumsteilnehmer dazu kommen, denn auch ich bin erst seit 2006 dabei. Und das sich dabei die Fragen wiederholen oder in der Wiedwerholung noch präziser gestellt werden, ist doch fast selbstverständlich. Klar der alte Haase oder ausgebildete Tischler findet es vielleicht irgentwann langweilig.

Ich habe mich für den Baustoff Holz entschieden, da es ein lebendiger Werkstoff ist, es also nicht nur um die emotionslose Verarbeitung geht. Und genau da gehören Randthemen wie Umweltschutz, ökologischer Umgang mit den Werkzeugen und Rohstoffen und andere, zum Teil auch politische, Themen mit dazu.

Liebe Grüsse
Hauke



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