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In Antwort auf #155353]
Hallo Berthold,
mit der Vermutung "Arbeitsprobe" könntest Du richtig liegen.
Schräge Zinken (auch noch hablbverdeckt!), Gratverbindung, Fingerzapfen (auch schräg!), diverse Zapfen (teilweise auch schräg) passen gut für eine Arbeitsprobe.
Vom Umfang allerdings schon mächtig, aus meiner Sicht schwer in einem Arbeitstag mit acht Stunden zu schaffen.
Eigentlich unmöglich.
Habe meine Ausbildung zum Schreiner in Bayern gemacht. Dort ist es so, daß man das erste Lehrjahr Vollzeit nur in der Berufsschule verbringt. Es heißt dort "Berufsgrundschuljahr" ("BGJ"). Man lernt in diesem Jahr grundlegende Dinge über das Schreiner-/Tischlerhandwerk, im Praxis-Unterricht fast nur Arbeit mit Handwerkzeugen.
Am Ende dieses Jahres macht man eine Prüfung mit theoretischem Teil und praktischer Arbeitsprobe. Man erhält zum Beginn der Arbeitsprobe sein vorgerichtetes Material und eine Ausführungszeichnung und hat dann einen Tag Zeit, das Teil nach Plan zu bauen.
Das Stück das Du zeigst, könnte so ein Teil sein (weil nach meiner Sicht die typischen Maschinenanteile für die Arbeitsprobe der späteren Zwischen- und Gesellenprüfung fehlen). Bei mir war zum Beispiel auch eine schräge Zinkung dabei, allerdings offen ausgeführt und nicht halbverdeckt. Die ist mir noch recht lebhaft in Erinnerung, weil nicht besonders gut gelungen... ;-D
Das Stück, das man anfertigen muß, ändert sich aber jedes Jahr. Ein Standard-Pflichtstück gibt es also nicht, die grundsätzlichen Anforderungen sind aber natürlich jedes Jahr sehr ähnlich.
Ziel ist es auf jeden Fall, das Stück fertig zu bekommen, weil unfertige Stücke oder Einzelteile einen relativ dramatischen Punktabzug bekommen - viel mehr, als z.B. eine nicht ganz 100%ige schräge Zinkung.
Erst mit Beginn des zweiten Lehrjahres hat man in Bayern dann einen Ausbildungsvertrag in einem Lehrbetrieb samt Ausbildungsvergütung, ist dann noch einen Tag pro Woche in der Berufsschule .
In anderen Bundesländern gibt es teilweise kein BGJ, da ist man drei Jahre im Ausbildungsbetrieb (den Block Handwerkzeug und traditionelle Holzverbindungen hat man da in einer überbetrieblichen Ausbildung).
Gruß, Andreas