Hallo,
vor knapp zwei Jahren habe ich hier meine Wippdrechselbank gezeigt:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/73158/sbj/wippdrechselbank/
Das ist eine hölzerne Maschine mit Pedalantrieb, bei der das Werkstück mit Zentrierungen zwischen feststehenden Spitzen aufgenommen und von einer Treibschnur direkt angetrieben wird. Es gibt also keine gelagerte Spindel und das Werkstück dreht sich einige (etwa 5 bis10) Umdrehungen in Arbeitsrichtung und dann wieder zurück.
Ein Werkstück (Feilenheft) auf der Maschine, vor dem Schleifen (es ist das kleinste Heft von Bild 4, aus Kirschholz, vor dem Schleifen):

Solche Werkzeughefte und ähnliches wollte ich damit herstellen. Und so ist es denn auch gekommen. Ich habe die Drechselbank ab und zu aufgebaut (derzeit ist sie aufgebaut) und daran beschaulich gewerkelt. Einige Ergebnisse:
Verschiedene Feilenhefte, die schon im Einsatz sind (da habe ich mal probiert, was am besten in der Hand liegt):

Oder andere Formen:

Und die favorisierte Version in verschiedenen Größen und Hölzern. Der schwarze Ring an der dicksten Stelle ist erzeugt, indem ein Draht in eine eingestochene Rille gesetzt (mit ungefähr 180° Umschlingung) und straff gehalten wird, wenn man dann fleißig tritt erwärmt sich der Draht durch die Reibung bis zum Schwarzbrennen des Holzes:

Feilenhefte sind sehr nützliche und gern genommene kleine Geschenke, habe ich festgestellt (ein mit mir sehr nah verwandter Holzwerker nahm sich gleich drei).
Für mich selbst: Das Heft für einen Schnitzbeitel den ich aus einem alten englischen Stecheisen gearbeitet habe:

Und mein Maurerhammer brauchte auch einen neuen Stiel:

Aber ich habe nicht ausschließlich Werkzeughefte und -stiele angefertigt, sondern auch Möbelknöpfe, hier ein Schlüsselbrett aus Erlenholz:

Die notwendige zentrische und sauber axiale Bohrung in ein Feilenheft kann ich auf der Drechselbank natürlich nicht machen. Dafür spanne ich das Heft mit der Zwinge in einer Spannvorrichtung ein, das ist ein Vierkant mit passender Bohrung, lotrecht zu seiner Unterseite, und geschlitzt. Das Heft hängt beim Bohren seitlich neben dem Tisch der Säulenbohrmaschine herunter :

Ich bin bei meiner Meinung geblieben, dass man sich auf Werkstücke beschränken sollte, die mit einer solchen Wippdrechselbank problemlos machbar sind. Ich weiss, es gibt Artisten die darauf sogar Schalen machen, ich halte das für sportlich aber nicht sinnvoll. Und die beliebten Kreisel mit feinen Spitzen, die gehen gar nicht. Ansonsten, es ist ganz eindrucksvoll, was damit möglich ist. An Feilenheften muss der zylindrische Zapfen auf den die Zwinge aufgedrückt wird im Durchmesser eine Toleranz von höchstens +/- 1/10 mm einhalten. Das ist überhaupt kein Problem (ich mache es mit einem Werkzeug, das einen Schneidgrat hat wie eine Ziehklinge).
Wippdrechseln macht Freude.
Friedrich