Kleine Bohrer in der Bohrwinde *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Mario Zimmermann
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Kleine Bohrer in der Bohrwinde *MIT BILD*

Beitrag von Mario Zimmermann »


Mein 8er Schlangenbohrer hat einen Vierkantschaft, der für die Vierkantaufnahme meiner Bohrwinde deutlich zu klein ist.




Der Bohrer hat keinen Halt:



Bei Dieter gibt es für wenige Cent diesen Adapter:



Das funktioniert einigermaßen, man kann damit bohren. Allerdings ist die Kraftübertragung punktförmig, daduch verkantet sich der Adapter in der Aufnahme und sitzt fest. Ich muss das Bohrfutter zerlegen, um den Adapter wieder rauszubekommen.



Das muss doch auch anders gehen.
Der Vierkantschaft des Bohrers hat an der dicksten Stelle 6x6mm, nötig wären 8x8mm. Die Idee ist jetzt, ein 1mm Stahlblech so zu formen, dass es formschlüssig um den konischen Vierkant liegt.

Um die Form dieses Blechs festzulegen, erstelle ich zunächst eine Abwicklung:




Aus dem 1mm starken Stahlblech wird das passende Stück ausgesägt.




Die erste Biegung erfolgt direkt im Schraubstock.



Da die Kraftübertragung über die Ecken erfolgt, möchte ich die Nahtstelle mitten auf der Fläche haben. So sieht das jetzt aus:



Die folgenden Biegungen erfolgen direkt am Objekt (dem Bohrer). Um den Konus im Schraubstock auszugleichen, hilft ein zweiter Bohrer als Gegenstück:




Die zweite Biegung:



Und die dritte:



So sieht das bis jetzt aus:


Jetzt wird der Überstand abgesägt und die letzte Biegung gemacht:


Anschließend noch etwas zurecht gesägt und gefeilt:


Passt genau auf den Bohrer:


Und der Bohrer sitzt jetzt satt in der Vierkantaufnahme der Bohrwinde.


Damit das Stück nicht ständig wieder abfällt, löte ich es weich auf den Bohrerschaft auf. Das mache ich natürlich draußen, da offene Flammen in einer Holzwerkstatt ein no-go sind:


Zum Abschluß noch etwas feilen und polieren.


Bohrerduchmesser einstempeln, fertig:


Der zweite von links ist es:


Von diesen Bohrern fehlen mir noch die Durchmesser 12mm, 14mm und 18mm. Wenn jemand sowas abzugeben hat, freue ich mich über eine Mail.

Viele Grüße,
Mario


Johann Daniel
Beiträge: 88
Registriert: Di 19. Feb 2013, 19:58

Re: Kleine Bohrer in der Bohrwinde

Beitrag von Johann Daniel »


Hallo Mario,

sehr schöner Bericht, vielen Dank dafür. Ich mag solche kleinen, scheinbar nebensächlichen Arbeiten, vor allem wenn sie so gut ausgeführt sind.

Grüße,
J.Daniel

rene.
Beiträge: 50
Registriert: Sa 27. Feb 2016, 23:16

Re: Kleine Bohrer in der Bohrwinde

Beitrag von rene. »


Hallo Mario.

Das ist wirklich eine schöne Beschreibung:
Detailliert und ausführlich, Schritt für Schritt. Wenn ich mal ein ähnliches Vorhaben umsetzen möchte, werde ich deine Beschreibungen und Bilder im Hinterkopf haben.
Vielen Dank dafür!

Zum Verlöten habe ich noch eine Frage:
Lötest du nur die Naht zu? Und verbinden sich Bohrerschaft und Aufsatzplatte dadurch ausreichend?
Oder trägst du auch oben/unten Lötzinn auf? (Zumindest unten kann ich davon nichts erkennen auf den Bildern.)

grüßend,
René

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Mario Zimmermann
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Re: Kleine Bohrer in der Bohrwinde

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo René,

verlötet ist vollständig. Wenn die richtige Temperatur erreicht ist, fließt das Lötzinn durch die Kapillarwirkung in die Spalten. Ich habe das Lötzinn am oberen (breiten) Ende des Vierkantschafts zugegeben.

Viele Grüße,
Mario

Jan T.
Beiträge: 186
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Löten

Beitrag von Jan T. »


Hallo Mario,

Schöne Idee und super Ausführung, hast Du den Adapter mit Weichlot verlötet?

Seit ich mit Hartlot arbeite ist das nur noch mein Favorit. Eine Propangasflasche mit Brennerspitze reicht für kleinere Sachen vollkommen aus. Am liebsten nehme ich Hartlot in Stangen wo sich das Flussmittel als Ummantelung um den Stab befindet.

Nur so als Anregung.

Viele Grüße

Jan

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Mario Zimmermann
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Re: Löten

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo Jan,

ja, ich habe weich gelötet. Auf einem der letzten Bilder siehst du meine Lötlampe, mit einer Campinggaskartusche. Würde die auch zum Hartlöten ausreichen?
Welches Hartlot würdest du für diese Anwendung wählen?

Danke und Gruß,
Mario

Rolf Richard
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Re: Löten

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Mario,

mit einer Campinggaz-Kartusche habe ich auch schon Silberlot hartgelötet. Das geht also, was aber für die spezielle Anwendung richtig ist weiss ich nicht.

Gruss
Rolf

Jan T.
Beiträge: 186
Registriert: Di 23. Okt 2018, 15:01

Re: Löten

Beitrag von Jan T. »


Hallo Mario,

ich weiß nicht, wie die Flamme bei dem Brenner ausfällt. Wenn man da einen schönen Flammenkern hat könnte man damit bestimmt 3 - 4 mm dicke Edelstahlrundstäbe verlöten.
Das Werkstück muss, je nach Lot, anfangen dunkelrot zu werden, wenn der Brenner das schafft ist ein Hartlöten möglich. Es gibt verschiede Arten von Hartlot (Silberlot, Messinglot, etc.) so sehr kenne ich mich da auch nicht aus, habe von Bekannten einige Lotstäbe bekommen und auch ein wenig Lot mit Flussmittel, dass verwendet wird um Diamanten an Bohrkronen zu löten. Ich nutze es für viele Kleine Basteleien, Verlöten von Rundstäben, auch habe ich schon mal ein Korn für ein Luftgewehr hergestellt.
Eine kleine Schraubbrücke am vorderen Laufende war vorhanden, dort (auf der Schraubbrücke, nicht auf dem Lauf, denn dass sollte nur ein Büchsenmache machen) habe ich dann einen kleinen Blechstreifen aufgelötet und mir passend gefeilt. Für mein Jagdgewehr hab ich mir einen Lederriemen selbst geflochten und die Ringe und Schnallen, die ich aus Edelstahl-Rundstäben hergestellt habe verlötet.

Fürs Hartlöten lassen sich viele Anwendungen finden. Teilweise gibt es bei ... einzelne Stangen Lot zu kaufen, manchmal nicht ganz so günstig, aber zum ausprobieren sicher nicht schlecht. Ich arbeite gerne mit Edelstahl und in Verbindung mit Hartlot kann man da auch einiges in Richtung Beschläge, etc. selbst bauen, bzw. reparieren.

Bin wie gesagt selbst kein Fachmann, habe das wiedergegeben was meine Erfahrungen sind.

Gruß

Jan

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Löten

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #143558]
Hallo Mario,

kleine Teile mit Silberhartlot funktionieren mit so einem Brenner. Bei Silberloten gibt es verschiedene Silberanteile: je höher der Silbergehalt, desto niedriger der Schmelzpunkt (und meistens auch dünnflüssiger), aber sie sind auch teurer.
Größere Teile sind damit nicht wirtschaftlich zu machen, denn erstens schafft das der Brenner nicht mehr und zweitens ist Silberhartlot sehr teuer, größere Arbeiten macht man daher besser mit dem wesentlich billigeren Messing- oder Neusilberhartlot (entgegen dem Namen ist da kein Silber drin), sofern es nicht zwingende Gründe für Silberlot gibt.

Zum Hartlöten größerer Teile nimmt man den Autogenbrenner mit Acetylen/Sauerstoff oder Propan/Sauerstoff.

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Mario Zimmermann
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Danke!

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo Jan, Rolf und Wolfgang,

vielen Dank für die Tipps, ich werde es dann mal versuchen.

Viele Grüße,
Mario


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