Roentgen Marketerie *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Robert Z
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Roentgen Marketerie *MIT BILD*

Beitrag von Robert Z »


Hallo Zusammen,
nachdem ich mich kürzlich angemeldet habe, kommt nun auch ein Beitrag ohne Frage von mir. Ich wollte hier auch gleich das Bildereinstellen ausprobieren. Nachdem ich demnächst ein ähnliches Motiv an einem klassizistischen Sekretär rekonstruieren muß, war ich in den letzten Tagen mit einer Testphase beschäftigt. Ähnliches habe ich auch schon während des Studiums als Übung rekonstuiert, aber das ist schon länger her. Es ging eigtl. hauptsächlich um das (Durch)Beizen der Furniere. Ich habe mich dann entschlossen, gleich ein kleines Motiv in Anlehnung an die Roentgenwerkstatt daraus zu machen. Die Blume wurde zuerst auf ein Stück Ahornsägefurnier übertragen. Die jeweiligen Farbabstufungen nummeriert und die Einzelteile mit einer sehr feinen Laubsäge ausgeschnitten.



Einzelteile des Motivs. Die Teile der drei Felder wurden nach alten Rezepten komplett durchgefärbt. Verwendet wurde 3 mm starkes Ahornsägefurnier


Detail


Einzelteile wie beim Puzzle zusammengefügt (ohne Leim)



Blume in Nußbaum eingelegt und mit Wachspolitur als Abschluß
Der Sinn und Zweck des Durchfärbens der Furniere bestand in der z.B. in der Roentgenwerkstatt darin, dass man ausgeblichene Partien im Lauf der Zeit abziehen konnte, um so wieder die ursprüngliche Farbigkeit herzustellen. Die damaligen Beizrezepturen waren nicht sehr Lichtstabil. Auf die einzelnen Rezepturen und Verfahren kann ich leider nicht eingehen, das wäre zu umfangreich.


daniel s
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Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von daniel s »


Vielen Dank für den Beitrag,

Als ich den zuerst überflogen hatte, habe ich vergeblich das wort "lasercutter" gesucht. Wirklich erstaunlich wie du das ausgesägt hast ;)
Ich hatte mal für den Deckel einer Konzertina eine relativ umfangreiche Marketerie gemacht, auch mit gebeizten Furnier dabei allerdings die Furniere ~1-2mm übereinander gelegt und dann mit einem Schnitzer ausgeschnitten. Vielleicht komm ich da nochmal ran, liegt in ner Berufsfachschule in Sachsen rum. Wenn ich mir vorstelle das mit einer Säge zu machen, stelle ich mir die Frage wie du das angerissen hast. Ein gewöhnlicher Bleistiftstrich kommt mir dafür viel zu dick vor.

Sag mal, kann man bei dir auch praktizieren? Würde mich sehr interessieren.

Schönen Gruß
Daniel

Robert Z
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Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von Robert Z »


Hallo Daniel,
ich habe die Vorlage kopiert und auf das Furnier geklebt. Man hat beim Aussägen natürlich auch eine gewisse Freiheit. Genau am Riß zu bleiben ist natürlich auch möglich. Wichtig ist immer, das Werkstück zu drehen und nicht die Säge. Sinn einer solchen Rekonstruktion ist es, in der jeweiligen historischen Technik zu arbeiten. Solche Marketerien mit dickerem Furnier wurden im 18. Jahrhundert mit der Säge geschnitten. Es gibt auch Marketieren mit Sägegravuren. Mit einem Lasercutter gehts natürlich etwas schneller ;)
Wichtig ist auch, zuerst die kleinen Teile auszuschneiden und dann die großen. Ein Teil in der Größe 4 auf 6 mm nochmal mehrfach zu teilen ist natürlich dann nicht mehr so einfach wie wenn diese Teile an einem größeren Teil hängen.

Zu deiner Frage, ob man bei mir praktizieren kann:
Ich biete immer eine 1-2 jährige Stelle für ein restauratorisches Vorpraktikum an. Dies ist jedoch dann gleichzeitig die Vorraussetzung, um Restaurieung/ Konservierung an einer Hochschule studieren zu können. Ab und zu biete ich Wochenendkurse für Laien an, aber dann eher in klassischer Holzverarbeitung (Holzverbindungen, Handhobel, Schnitzen usw.)

Bert Wallraff
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Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Robert,

sehr beeindruckend deine Arbeit. Könntest du näher erläutern, wie du das Furnier auf der Bandsäge schneidest.

Liebe Grüße

Bert

Pedder
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Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #138449]
Hallo Robert,

die Passgenauigkeit ist wirklich beeindruckend. Hachst Du das ganz herkömmlich mit einer Laubsäge (kommt wohl das "Laub" im Namen von diesen floralen Elementen?) und einem Laubsägetisch?

Liebe Grüße
Pedder

Thomas Schuermann
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Farben und Rezepte

Beitrag von Thomas Schuermann »

[In Antwort auf #138449]
Hallo Robert,

vielen Dank für Deinen tollen und technisch eindrucksvollen Beitrag. Die Rose erscheint uns zwar nach heutigen Massstäben etwas kitschig, Du hast sie aber wirklich perfekt umgesetzt.

Am Ende schreibst Du, dass es zu umfangreich wäre, auf die Rezepte und Farben einzugehen. Damit hast Du mich sehr neugierig gemacht. Hast Du dazu vielleicht ein paar Links, oder ist das erworbenes Wissen, dass nicht bzw. noch nicht im Netz zugänglich ist. Vielleicht magst Du noch etwas dazu schreiben?

Herzliche Grüße,
Thomas

Robert Z
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Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von Robert Z »


Hallo Pedder,
ich schneide das ganz normal mit der Laubsäge und einem sehr dünnen Blatt. Der Sägetisch ist nichts anderes als eine beschichtete Palatte mit einem V- förmigen Einschnitt.

Robert Z
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Re: Farben und Rezepte

Beitrag von Robert Z »


Hallo thomas,
dieses Thema ist wirklich sehr komplex. Es gibt hunderte historischer Rezepturen mit jeweils unterschiedlichen Vorgehensweisen und zum Teil sehr giftigen Ragenzien, die ich ohne Lösemittelabsaugung und gewisser Laborausstattung nicht verarbeiten würde. Es gibt zu dem Thema das Buch "Vom Färben des Holzes" von Buchholz/ Michaelsen

Robert Z
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Re: Roentgen Marketerie

Beitrag von Robert Z »

[In Antwort auf #138467]
Mit einer großen Bandsäge, gut scharfen und breiten Blatt ist es kein Problem, Sägefurniere herzustellen. Wenn ich jedoch große Längen und Breiten benötige, bestelle ich das auch im Handel (Es gibt nicht mehr viele Firmen, die Sägefurnier anbieten)

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