Bohle: wie anfangen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Oliver K
Beiträge: 150
Registriert: Di 19. Aug 2014, 11:31

Bohle: wie anfangen?

Beitrag von Oliver K »


Hallo,

aus der Bohle (europ. Kirsche) muß ich mehrere Füße (160mm x 55mm x 55mm) für Kommoden sägen.
Wie auf dem Bild zu sehen ist, ist die Bohle (1400mm x 230mm x 100mm) nicht besäumt und abgerichtet.
Könnt ihr mir Tipps geben wie ich am besten anfange (Rinde ab, Kern enrfenen - Schwundriße, etc. ...)?
Beide Seiten der Bohle habe eine wellenförmige Oberfläche (siehe Bild; ca. 1cm Wellenlänge) und scheint
relativ gerade. Mit welchem Hobel fange ich an (habe Ulima Raubank, Bankhobel No5)?

VG,
Oliver



Gerd Fritsche
Beiträge: 592
Registriert: Do 30. Aug 2018, 08:37
Kontaktdaten:

Re: Bohle: wie anfangen?

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Oliver,
zuerst eine Linie ziehen von dem unteren zu dem oberen Riss und an dieser Linie die Bohle z.B mit einen26" Fuchsschwanz, auftrennen. Von diesem Mittelschnitt nach aussen, nachdem noch eventuelle Risse entfernt sind, nach deinen Massen zuschneiden.
So würde ich es Machen.
Viele Grüsse vom Bodensee
Gerd.

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Bohle: wie anfangen?

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Oliver,

es gibt unter der Rubrik Schärfprojekt einen wunderschönen Bericht mit dem Namen "Die Zähmung des widerspenstigen Bretts"
Hier der Link dort hin: http://woodworking.de/schaerfprojekt/brett1.html

Dort wird gut beschrieben wie du vorgehen musst um ein Brett von Hand auszuhobeln, welche Hobel zu benutzten sind und wie die Hobel geführt werden.

Grüße
Christoph

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Bohle: wie anfangen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #138346]
Hallo Oliver,

auf jeden Fall als Erstes in dere Mitte auftrennen. Meine Meinung: Nicht genau von Riss zu Riss, sondern von Mitte (Lage nach den nach den Jahresringen an den Brettenden abschätzen) zu Mitte, das kann das gleiche sein, muss aber nicht. Wenn die Hälften deutlich krumm sind, und sowieso in kürzere Enden gesägt werden müssen, dann mach das vor dem Abrichten mit dem Hobel. Sind sie schön gerade, kannst erst abrichten und dann ablängen und weiter auftrennen.

Du musst Dir genau überlegen, wie Du das Holz optimal ausnutzt, unter Berücksichtigung von Rissen und der schrägen Baumkanten. Ich selbst scheue mich bei einer solchen Arbeit nicht, aus zwei übrigen dünnen Stücken ein noch benötigtes dickeres zusammenzuleimen, wenn es nicht gerade vorn sichtbar ist. Zu guter Handwerksarbeit gehört auch, nicht perfektes Material zu einem ansehnlichen Ergebnis verarbeiten zu können!

Trotzdem wirst Du schrecklich viel Verschnitt haben, aber das ist immer so.

Das eigentliche Abrichten (mit der Raubank) ist dann wieder ein Thema für sich. Ohne das jetzt im Einzelnen beschreiben zu wollen: Ich habe für mich festgestellt, dass der Schrupphobel beim Abrichten von Schnittholz keine gute Wahl ist. Für die erste grobe Bearbeitung nehme ich da lieber einen sehr schweren Stanley 4 1/2 (eigentlich ein Putzhobel!) mit einem Eisen mit deutlich bogenförmiger Schneide, danach dann die Raubank.

Ich wünsche viel Erfolg!

Friedrich

Pedder
Beiträge: 5807
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Bohle: wie anfangen?

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #138346]
Hallo Oliver,

für diese 4 kleinen Stangen würde ich nicht die ganze Bohle abrichten.
Ich würde mit Säges so gut es geht auf Format zuschneiden und dann
die Füße einzeln abrichten.

Liebe Grüße
Pedder

bernhard

Re: Bohle: wie anfangen? *MIT BILD*

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #138346]
Hallo Oliver,

wie schon geschrieben, ist in der Mitte auftrennen sicherlich ein ordentlicher Anfang.

Allerdings finde ich zwei Dinge für die Herstellung von Beinen mindestens genauso wichtig:

1.) Die Beine sollte aus einem Stück sein. Verleimung ist für mich eine deutliche Qualitätseinbeeinträchtigung
2.) Die Maserung sollte diagonal verlaufen. Damit ist eine möglichst gleichlaufende Maserung längs des Beins gewährleistet.

Ich versuche einmal zwei Bilder anzuhängen. Es handelt sich um einen Esstisch aus amerikanischem Nussbaum. Hier musste ich auch schräg aussägen.


Viele Grüße
Bernhard

bernhard

Re: Bohle: wie anfangen? *MIT BILD*

Beitrag von bernhard »


zweites Bild

bernhard

drittes Foto *MIT BILD*

Beitrag von bernhard »


hier sieht man den Maserungsverlauf bei den Tischbeinen



Oliver K
Beiträge: 150
Registriert: Di 19. Aug 2014, 11:31

Re: drittes Foto

Beitrag von Oliver K »


vielen Dank für den Tipp - das hätte ich übersehen

VG,
Oliver

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Das ist aber ein hoher Anspruch, Bernhard!!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #138352]
Die Überlegung mit den Jahresringen diagonal im Bein ist mir neu, aber sicher richtig, da hab ich wieder was gelernt. Nur, soll man wirklich aus einer gegebenen (plattenförmigen) Bohle die Beine in ausgesuchter räumlicher Orientierung schneiden? Da wächst der Verschnittanteil aber nochmal ganz schön heftig......

Ich täts nicht. Dass man ein ähnliches Bild aus einer Blickrichtung möchte, verstehe ich aber durchaus.

Einheitliches Maserungsbild kann aber auch heftig daneben gehen, wenn man es übertreibt. Vor einigen Jahren starben beide Eltern eines Nachbarn innerhalb weniger Tage und wurden zusammen beerdigt. Die sparsamen Erben (es war im Lippischen) hatten offenbar sehr kostengünstige Särge gewählt. Pappe, mit aufgedruckter sehr kräftiger Kiefernholzmaserung. Jedenfalls, da standen die beiden Särge in der Kapelle, nebeneinander, und waren optisch exakt identisch. Ich weiss bis heute nicht ob es irgendjemandem ausser mir aufgefallen ist.

Hat mit Deinen Möbeln nichts zu tun, ich weiss!

Friedrich

Antworten