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In Antwort auf #137436]
Hallo Bernhard,
volle Zustimmung von mir zur deutschen Hinterzange. Danke für Deine Ausführungen.
Ja, sie ist recht aufwändig herzustellen (Bilder vom Prozess habe ich bei mir im Blog beim Bau der Hobelbank). Wenn ich mir aber anschaue, was Guido da bei der modernen Roubo Bank alles gefräst hat, ist das - noch - aufwändiger. Kraft hat man mit ihr nahezu unbegrenzt - ohne, Angst haben zu müssen, dass irgendwas kaputt geht. Bei Ihr wirkt die Spannkraft im 90 Grad Winkel zu den Halteschrauben. Bei einer am Kopfende montierten Doppelspindelvorderzange wirkt die Kraft senkrecht auf die Halteschrauben - das übt massiv Kraft / Belastung auf die Hobelbankplatte aus und die Halteschrauben werden mit der Zeit aus dem Holz gezogen. Sichert man sie von unten / hinten geht die ganze Kraft in "Kopfholz", was auch nicht sonderlich gut hält.
Bei einer "quasi" Hinterzange in Form einer kettengeführten Doppelspindel an der Seite der Hobelbank sehe ich keinen Mehrwert. Auch die ist nicht "ganz ohne" einzubauen. Seitliche Verwindungskräfte treten - zwangsläufig - auf, wenn an der Vorderkante (Höhe Banklöcher) gespannt wird. Daran ändert dann auch eine Kette nichts, die letztendlich nur die Spannkraft auf beide Spindeln gleichmäßig verteilen kann. Im Ergebnis denke ich - muß - eine "vergewaltigte" Doppelspindel-Vorderzange, die "richtig" als Hinterzange genutzt wird (= einseitige Belastung auf Höhe der Bankhaken (nur) vorne) auf Dauer durch die einseitige Belastung "leiden" - bis hin zu kaputt gehen. Weshalb man das nun unbedingt so machen "muß" erschließt sich mich - auch - nicht. Wo liegt der - echte - Mehrwert gegenüber einer Hinterzange; bis auf "ich will was anderes"?
Eine Vorderzange mit Kettenantrieb finde ich perfekt. Ich habe bei mir eine verbaut und bin sehr zufrieden mit ihr. Eine Kleinigkeit ist bei meiner noch nicht perfekt, das liegt aber an mir und meiner Fertigungstoleranz, nicht an der Vorderzange und ihrem Konstruktionsprinzip bedingt. Der Riesenvorteil des Kettenantriebes ist in meinen Augen, die parallele Spannbacke. Kräfte kriegt man "bärig" drauf. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Spannbacke recht lang ausgeführt werden kann. Das hat beim Fügen von langen Brettern durchaus Vorteile (ein aktuelles Beispiel hierfür ist auch in meinem Blog / 13. Frontbrett).
Als ein modernes Beispiel für einen Schreiner, der sehr viel mit Handwerkszeug arbeitet und eine Doppelspindelvorderzange hat (übrigens in der "richtigen" Position / vorne an der Platte) ist
http://www.doucetteandwolfefurniture.com/Home_Page.html - meist nicht mein Geschmack, aber von der Technik und den Fertigkeiten, die die in den Videos zeigen, ist das schon sehr beeindruckend.
Herzliche Grüße
Tom