Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jörg Bullmann
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Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jörg Bullmann »


Hallo zusammen,

Dieter hat einen Tischlerschraubstock modell 53ED ( http://www.feinewerkzeuge.de/schraub.htm#ziel307781 ) und eine schwere Vorderzangenmechanik deutscher Fertigung ( http://www.feinewerkzeuge.de/spindel.htm#ziel300651 ) im Angebot, beide mit Schnellverstellung. Kosten praktisch gleich viel (135 und 134 Euro). Der Tischlerschraubstock hat 25 mm Fuehrungsstaebe. Die Vorderzangenmechanik hat 20 mm Fuehrungsstaebe. Beim Tischlerschraubstock liegen die Fuehrungsstaebe aber dichter an der Spindel, die der Vorderzangenmechanik haben einen groesseren seitlichen Abstand.

Welche Variante waere wohl stabiler, speziell auch im Bezug auf Scherkraefte wenn man nicht genau zentriert klemmen kann? Ich ueberlege, eins von beiden rechts seitlich an meine Bank zu montieren anstelle einer 'echten' Hinterzange. Ungefaehr so, wie Rolf es bei seiner grossen Bank http://www.feinewerkzeuge.de/G10026.htm gemacht hat, allerdings wahrscheinlich nicht auf ganzer Plattentiefe (meine Platte ist ca. 60 cm tief), sondern eher nur vorne.

Habe sowas in einem Buch von Chris Schwarz gesehen und bin nun am Gruebeln. Er nimmt dort einen Tischlerschraubstock.

Schoene Gruesse
Joerg


Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Joerg,

die Vorderzangenführung kenne ich nicht, nur den etwas kleineren 52 1/2 Tischlerschraubstock, Du willst ja den 53er. Der Schraubstock hat mir immer gute Dienste erwiesen, aber der Einbau sollte besser geplant werden als es damals bei meiner Bank geschah.

Verkanten gibt es unvermeidlicherweise auch - da ist halt eine Mechanik mit zwei Spindeln - egal ob die grosse Vorderzangenmechanik oder der Twin Vise schon deutlich im Vorteil. Aber natürlich auch kostenintensiv.

Das Problem des Verkantens steigt bei allen Einspindelvarianten mit der Backenlänge bzw. der Distanz Einspannpunkt Werkstück zur Spindel an. Insofern ist ein geringer Abstand der Führungsstäbe manchmal sogar ein Vorteil, weil das Werkstück näher als Zentrum der Zange gebracht werden kann, wenn es zu hoch ist, um über Spindel und Stäben eingespannt zu werden.
Eine Lösung hat Ejler Hjorth-Westh entwickelt. Eine Holzstellschraube auf einer Seite der äusseren Backe, die das Schrägstellen verhindert. Leider finde ich im Net kein Photo, In Lon Schleinings Buch "The Workbench" ist die Sache auf Seite 83 abgebildet. Trotz allem geht halt nichts über eine Doppelspindel.

Gruss

Rolf

Claus Keller
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Claus Keller »


Servus, Jörg,

ich werde die Vorderzange meiner alten Ulmia-Bank demnächst durch einen alten englischen Tischlerschraubstock Record 52 1/2 (also die mittelgroße Ausführung) ersetzen. Der Record liegt schon gereinigt und geschmiert da. Wenn man die angeschraubte Holzplatte nicht so breit macht wie Rolf, sondern seitlich rechts und links nur ca. 2--3 cm überstehen lässt, kann sich nicht allzu viel verkanten. So arg zudrehen braucht man diese Schraubstöcke ja nicht.

Freundliche Grüße aus dem Neandertal

Claus Keller

Dietrich
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #137394]
Hallo Jörg,

für eine typische Vorderzange ist doch vorn links an der Bank ein guter Platz, warum nicht, wie Du selbst schreibst, "eine echte Hinterzange" rechts hin bauen.
Keine ist stabiler und absolut sicher gegen verkanten. Eine einfache stählerne Linearführung über eine große Länge zwangsführt, da kommt keine Vorderzangen-Bauart mit.

Gruß Dietrich

Andreas N.
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #137395]
Die Stellschraube auf der linken Seite der Vorderzange, als Entlastung der Mechanik,
wenn weit rechts an der Kante der Vorderzange etwas gespannt werden soll,
gibt es schon bei meiner Uraltbank.
Die sieht übrigens eher schlecher aus, als die als Möbel verwurstete.
Ich hatte auch schon daran dadacht meine etwas auf zu hüpschen und
als Küchentisch/Arbeitsplatte zu vermarkten, aber wer sollte die dann haben wollen,
ist ja nicht so klein wie die meisten Bänke hier?

Jens Peter Pauly
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Jörg!
Ich würde zur Vorderzange hin tendieren. Die ist einfach stabiler. Du musst über mich wissen, dass ich was solche Sachen betrifft, ein kompromissloser traditionalistischer Purist bin. Letztendlich ist es deine. Entscheidung, was du machst. Mir täte es nur in der Seele weh, wenn so etwas an ein paar Euros mehr oder weniger hängen würde. Die Hobelbank von Rolf sieht wirklich gut aus. Das Einzige was mir daran nicht gefällt ist der Tischlerschraubstock anstelle der Vorderzarge. Aber das ist ganz allein die Entscheidung des Erbauers. Rolf wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Jede selbst gebaute Hobelbank ist ein individuelles Einzelstück, ganz auf die Bedürfnisse des Einzelnen ausgerichtet. Du solltest beim bau deiner Hobelbank nur darauf achten, das die Vorderbeine bündig mit der Bankkante abschließen das ist einfach besser als bei der klassischen deutschen Hobelbank.
Herzlichst
Jens


Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Jens,

Danke für die Lorbeeren!

Das Einzige was mir daran nicht gefällt ist der Tischlerschraubstock anstelle der Vorderzarge. Aber das ist ganz allein die Entscheidung des Erbauers. Rolf wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Jede selbst gebaute Hobelbank ist ein individuelles Einzelstück, ganz auf die Bedürfnisse des Einzelnen ausgerichtet. Du solltest beim bau deiner Hobelbank nur darauf achten, das die Vorderbeine bündig mit der Bankkante abschließen das ist einfach besser als bei der klassischen deutschen Hobelbank.


Meine Entscheidung damals war vielleicht gar nicht so durchdacht. Wenn ich mich recht erinnere gab die Schnellverstellung den Ausschlag - möglich, dass der Hausherr damals keinen Vorderzangenmechanismus mit diesem Feature im Programm hatte? Heute könnte mand as auch anders sehen, denn schliesslich spannt mein Schraubstock ja auch zwischen zwei Holzflächen. Gleichgültig wie, die Lösung funktioniert und hat gute Dienste geleistet.

Was man als Hinterzange nehmen sollte hängt natürlich auch von den eigenen Präferenzen ab. Auch ich würde zu etwas tendieren, was (zwei Spindeln hat und) wie eine Vorderzange spannt. Die Einsatzmöglichkeiten sind einfach vielfältiger. Bei zwei Spindeln entfällt dann auch jegliches Verkanten, dafür steigen Preis und Komplexität. Eine traditionelle Hinterzange erscheint mir als weniger attraktiv.

Wenn ich das aktuelle Video zur Roubo sehe könnte man bei der Mechanik für die Vorderzange schon schwach werden und darauf sparen.

Gruss

Rolf

Jens Peter Pauly
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Rolf!
Baue doch einfach eine Hobelbank, wenn du Geld brauchst. Du weist ja jetzt, wie es geht. Edle Stücke lassen sich in der Bucht gut verkaufen. Vielleicht wird dann sogar ein kleines Geschäft daraus.
Herzlichst
Jens


Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Rolf!
Baue doch einfach eine Hobelbank, wenn du Geld brauchst. Du weist ja jetzt, wie es geht. Edle Stücke lassen sich in der Bucht gut verkaufen. Vielleicht wird dann sogar ein kleines Geschäft daraus.
Herzlichst
Jens


Hallo Jens,

ich glaube, das dürfte ich rechtlich nicht, da steht der Meisterzqang davor.

Gruss

Rolf

Jens Peter Pauly
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jens Peter Pauly »

[In Antwort auf #137424]
Hallo Rolf!
Du bist Elektro Ingenieur, wenn ich das richtig verstanden habe. Damit fällt für dich der Meisterzwang weg, denn du bist mehr als Meister. Das Paradoxe an der Geschichte mit dem Meisterzwang ist, das die Fachrichtung keine Rolle mehr spielt. Du kannst ja zur Sicherheit mal beim BUH nachfragen. Aber wenn ich als Tischlermeister auch Zimmermannsarbeiten und Metallarbeiten ausführen darf. Dann darfst du als Elektromeister, der du ja als Elektro Ingenieur bist, auch Hobelbänke in der Bucht verkaufen. Außerdem wer sagt den das du eine Hobelbank die du zu viel hast nicht verkaufen darfst. Du darfst alles verkaufen was du ohne einen Auftrag bekommen zu haben produzierst. Ab einem gewissen Umfang der Nebeneinkünfte würde ich jedoch raten ein Nebengewerbe an zu melden.
Herzlichst
Jens


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