Hallo,
ich habe an meiner selbstgebauten Bank eine Vertias Twin Vise verbaut. Wenn ich so drüber nachdenke habe ich die Hinterzange bisher überwiegend wie eine tradionelle Hinterzange benutzt. Lediglich zum Spannen eines Korpus war die Twin Vise durchaus hilfreich.
Rolf muss ich aber recht geben, das der Überstand bei den Bänken mit Hinterzange nicht schön aussieht. Dieser optische Makel sagt natürlich nichts über die Funktion aus und wie heißt es so schön form follows function.
Bernhard, mit einer Twin Vise ist man aber auch recht nahe an dem Gestellbein, so dass die Kräfte beim Arbeiten direkt nach unten abgetragen werden können. Bisher habe ich nur an selbstgebauten Bänken die Twin Vise gesehen und bei selbst gebauten Bänken sind die Platte und das Gestellt sicherlich eher zu massiv als zu zierlich ausgelegt, so dass da nicht viel schwingt oder nachgibt. Als Vorteil für die Twin Vise spricht dann wohl noch die etwas einfachere Montage, die tradionelle Hinterzangenführung ist sicher nicht für ein Anfängerprojekt geeignet.
Ich denke man kommt mit beiden Modellen gut zum Ziel, ein richtig und falsch sehe ich hier nicht.
Viele Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
zu Deinen Ausführungen praktisch 100% Zustimmung!
Ein klein wenig möchte ich mit der Beitragsüberschrift schon sticheln. Soll nicht böse gemeint sein, aber vielleicht zum Nachdenken anregen. Manche Dinge bekommen ernsthafte Konkurrenz wenn sie älter werden.
Überhaupt habe ich bis heute noch nichts am Twin Vise entdeckt, das - wohlgemerkt nach meiner bescheidenen Kenntnis - nicht gut mit einer traditionellen Hinterzange mithalten könnte. Die Backenhöhe beträgt 180 mm, die horizontale Spanntiefe entsprechend einer traditionellen Hinterzange 170 mm. Maulöffnung bis über 300 mm. Die aufbringbaren Drücke könnten aufgrund der zwei Spindeln insgesamt sogar grösser sein, beidhändige Bedienung hilft dabei sicher. Richtig ist aber auch, dass der Druck etwas seitwärts einer Bankhakenreihe aufgebaut wird - bei Nutzung von mehr als einer Reihe kompensiert sich das wieder. Andererseits will man sicher spannen und das Holz nicht beschädigen. Da hat Spanndruck irgendwo seine Grenzen.
Der Abstand von der Druckseite der festen Backe des Twin Vise, die ja identisch mit der Plattenkkante ist, beträgt bei meiner Bank mal gerade 11 cm. Da die äusseren 5 cm der Platte - die Hirnleiste - wegen des Twin Vises eine Stärke von 180 mm aufweisen, kann man hier auch ziemlich rohe Kräfte walten lassen.
Was eine traditionelle Hinterzange nicht kann ist ein relativ breites Brett auf voller Breite senkrecht einzuspannen. Meine Zange erlaubt bis zu 510 mm. (400mm hatte ich schon drin.) Wichtiger ist mir die Mehrreihigkeit der Spannelemente und gebrauchen konnte ich es schon gut, wenngleich natürlich nicht sehr oft. (Das ist wie mit der Skidurchreiche im Pkw - selten benutzt, aber hilfreich, wenns sein muss.) Da wäre dann zwei schmalere Hinterzangen - ähnlich einer Vorderzange - an beiden Seiten der Bankkante angebracht - noch vorteilhafter, aber eben auch schwerer zu bedienen, weil nicht synchronisiert.
Was mir auch gefällt ist der mit der Frontschürze und ihren Hakenlöchern korrespondierend Bankhaken. Gefallen bedeutet allerdings nicht, dass es einen hohen Nutzungsgrad hätte (bei mir). Diese Ausführung findet man aber auch (seltener) bei traditionellen Hinterzangen. Laguna hat sowas und Harold Foss' sehr massive Bank ebenfalls.
Vielleicht nur ein Gimmick, aber eventuell doch hilfreich: Den Twin Vise kann man in geringem Umfang schräg stellen um ein schräg zulaufendes Werkstück besser zu klemmen. Also sozusagen ein gewolltes Wracking (wei bezeichnet man das eigentlich auf Deutsch: Verkanten?) Bis zu 15 mm sind möglich, was auf den 170mm Einspanntiefe horizontal immerhin eine Konizität um ca. 3mm bedeutet. Das Zurückstellen auf den parallelen Modus geschieht quasi automatisch.
Nur so nebenbei: Ich glaube, das die Anforderungen beim Einbau des Twin Vises leicht zu unterschätzen sind. Nur als Beispiel: Für einen leichtgängigen Lauf müssen beide Spindeln absolut parallel ausgerichtet sein und das gleichzeitig horizontal wie vertikal, das Ausrichten der Druckplatten zu den Spindelmuttern ist nicht trivial. Die Mühe wird durch das Ergebnis aber sicher gerechtfertigt.
Gruss
Rolf