Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Re: Keilwinkel! *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uwe,

das Bild in Deinem Link ist im Prinzip richtig, aber etwas mißverständlich. Ich hab mal eins gemacht:



oben sieht man das Eisen mit Fase unten, gebettet unter dem "Bettungswinkel". Die Bewegungsrichtung v des Eisens entspricht der Sohle des Hobels.

Die technisch bestimmenden Winkel an der Schneide sind die, die ganz vorn gegeben sind. also ggf. gar nicht die der geschliffenen Fase und der Spiegelseite, die man bei auf den ersten Blick oben sieht, sondern die der winzig kleinen Mikrofase usw. Diese Winkel werden zu einem geradflächigen Keil verlängert, das ist der "Schneidkeil" unten. Kann man sich auch als eine extreme Vergrößerung des Bereiches an der Schneide vorstellen.

Bezug ist die Bewegungsrichtung v bzw. das Lot darauf. Man sieht: Freiwinkel alpha und Keilwinkel beta. Der Schnittwinkel delta ist die Summe alpha + beta, er wird gern bei der Beschreibung des Schnittvorganges am Handhobel verwendet. Die Metaller benutzen dagegen zur Charakterisierung des Schnittorganges den Spanwinkel gamma (auf das Lot bezogen). Der kann bei der Metallbearbeitung positiv oder negativ sein.

Der Bettungswinkel und der Schnittwinkel sind bei einem planparallelen Eisen dann verschieden, wenn an der Spiegelseite ("von oben") eine 2. Fase angebracht wurde. Dann gilt: Schnittwinkel = Bettungswinkel + Winkel zwischen 2. Fase und Spiegelseite. Die Eisendicke hat keinen Einfluss auf die Winkel.

Friedrich



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Uwe.Adler
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Re: Keilwinkel!

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Friedrich,

vielen Dank für diese Erklärung, die sehr einleuchtend ist und besonders verständlich. Jetzt ist mir auch die Winkelbeziehung von Mikrofase und eventueller 2. Fase an der Spiegelseite zum Keil- und Freiwinkel erklärlich. Damit entfällt mein Umweg über die Materialstärke des Werkzeugs.

Herzlichen Gruß

Uwe

Horst Entenmann
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Re: Keilwinkel &Schnittwinkel

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #134432]
Hallo Justus,

Genau da liegt meines Erachtens der Fehler.
Für den Freiwinkel und damit die Zerspanung ist ausschließlich der Winkel an der Mikrofase entscheidend, die Größe der Mikrofase ist jedoch egal. Ob das 1/10 mm ist oder wie bei mir eher 1 bis 2mm macht keinen Unterschied.
Dazu muß man sich nur denken, daß man im Normalfall ja auch nur im Zehntelbereich oder Hundertstelbereich Späne abnimmt, dann relativiert sich die Größe der Microfase.

Den Schnittwinkel kann man beim konventionellen Hobel natürlich nicht in dem Maße anpassen wie beim Flachwinkelhobel. Man kann natürlich an die Spiegelseite noch eine Fase anschleifen. Das ist zwar nicht ganz einfach, kann aber bei unebenen Spiegelseiten oder sehr zerschundenen Messern das Leben erheblich erleichtern. Statt ewig auf der Spiegelseite rumzuschleifen bis die endlich eben ist, kann man nur den vorderen Bereich der Spiegelseite anschleifen (2 bis 3° genügen da völlig) und man hat viel schneller eine ebene Fläche und saubere Schneide und auch der Spanbrecher findet da noch eine Auflagefläche.

Gruß Horst

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Uwe.Adler
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Re: Keilwinkel &Schnittwinkel

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Horst,

auf einer DVD von Davis Charlesworth zeigt er mit einen Metalllineal die Schaffung einer zusätzliche Fase an der der Spiegelseite. Er nennt es den Ruler Trick. Es ist eine ganz einfache Handhabung und sehr schnell durchgeführt. Dazu ist die Spiegelseite aber vorher geplant gewesen.

Herzlichen Gruß

Uwe

Pedder
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Re: Keilwinkel &Schnittwinkel

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #134432]
1/10? 1/10 was? Da fehlt doch die Einheit!
Eindeutigkeit muss schon sein, sonst diskutieren wir hier aneinader vorbei... ;o)

Liebe Grüße
Pedder

Christoph M.
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gute Diskussion

Beitrag von Christoph M. »

[In Antwort auf #134421]
Hallo zusammen,

das ist ja eine gute Diskussion geworden. Etwas harter Stoff aber zum Schluss doch sehr verständlich. Gerade mit den Zeichnungen werden die Begrifflichkeiten und Schneidevorgänge gut erklärt.

Ich bin begeistert über das vorhandene Fachwissen, tolles Forum :-)

Viele Grüße
Christoph

Horst Entenmann
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Re: Keilwinkel &Schnittwinkel

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #134436]
Hallo Uwe,

Ich verwende dazu ein Stück massiven Elektrodraht (mit Isolierung) den ich zwischen Schleifstein und Eisen lege. Der Draht rollt dann beim Schleifen auf dem Stein hin und her. Das hat nur den Nachteil daß man dabei eben auch nicht den ganzen Stein nutzen kann aber wie du schon richtig geschrieben hast, muß man normalerweise nur sehr wenig abtragen.
Mit Gerds Schleifhalterung sollte es auch gehen, die Anschaffung ist noch in der Planung.

Gruß Horst

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