Kantenhobel- links oder rechts?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jan Baumann
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: auf Zug?

Beitrag von Jan Baumann »


Hallo Friedrich,

der Anleitung des Hobels kann man dies entnehmen:

Using the Plane:
The plane may be pushed forward in the usual manner. Many people, however,
find the plane more convenient to use by pulling it toward them.

Viele Grüße
Jan


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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was ich damit machen will

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #131185]
Hallo Gerd

grundsätzlich mach ich das so wie Du:Ich richte rechtwinklige Kanten mit der Raubank freihändig ab, Kontrolle mit einem kleinen Präzisionswinkel. Kein Problem, ich kann das und mach das gern.

Ich will den Hobel vor allem für etwas Spezielles einsetzen (es sei denn, das wird mir hier ausgeredet):

Wenn ich Leimholz herstelle, schneide ich die Lamellen mit der Kreissäge vor. Die Lamellen haben rechteckigen Querschnitt, die breite Seite liegt (normalerweise) im Leimholz außen, die schmale wird Leimfuge.

Jede Lamelle wird jetzt mit der Raubank abgerichtet: Eine breite Seite und rechtwinklig dazu eine schmale. Die sind damit fertig. Jetzt schiebe ich die Lamelle über die Kreissäge (die beiden fertigen Seiten auf dem Tisch und am Anschlag) und schneide die zweite schmale Seite. Die ist jetzt rechtwinklig und gerade, aber noch zu rau (vom Längsschnittblatt), da gehe ich vor dem Verleimen noch einmal mit dem Handhobel rüber. Und das ist (bei z.B. 15 mm Breite) ein kippeliger Vorgang mit einem normalen Hobel, z.B. einem Putzhobel, da versaut man schnell die Rechtwinkligkeit. Das müsste mit einem Kantenhobel viel besser gehen, der kippt dabei nicht, denke ich.

Ich hobele als Rechtshänder von rechts nach links. Und ich meine: dabei würde der Hobel, der als "Linkshänderhobel" bezeichnet ist, sowohl die Kante eines flachliegenden Brettes (dessen Kante über die Hakenleiste der Hobelbank vorsteht) als auch die Kante eines hochkant stehenden Brettes besser bearbeiten. Im letzteren Fall passt er besser zur Richtung von Unterarm und Handballen.

Das Vermeiden von Ausrissen duch Hobeln immer nur mit der Faser spricht natürlich dafür, beide Schätzchen zu haben. Aber wirklich scharf und mit einem ausreichend großen Spanwinkel trau ich mir ein hinreichend ausrissarmes Hobeln gegen die Faser auch bei dem relativ weiten Maul (des Hobels) zu. Für eine Leimfuge wirds immer reichen.

Friedrich



Dieter Schmid
Beiträge: 668
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Re: Kantenhobel- links oder rechts?

Beitrag von Dieter Schmid »

[In Antwort auf #131184]
Hallo,

Bei Woodtalkonline verweist ein "Onboard" auf drei Links:
http://woodtalkonline.com/topic/5519-how-do-i-hold-this-veritas-edge-trimming-plane/

Der erste weist auf das Canadian Woodworking Magazine:
http://www.canadianwoodworking.com/Newsletters/NL_reviews/Veritas%20Edge%20Plane/Iron%20Edge%20Plane.htm
findet man, wenn man ganz nach unten scrollt, zwei Bilder, wie der Hobel gehalten wird.

Der Hobel, den er in der Hand hat, ist eindeutig der von Veritas als Rechtshänderhobel beschriebene.

Hinweis: der 2. Link wird nicht vollständig als Link angezeigt, am besten die ganze Zeile kopieren und in das Adressfeld des Browsers einfügen.

Gruß
Dieter



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: was ich damit machen will

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Friedrich,

hast du mal versucht, den Jointer sammt Anschlag mit dem Eisen nach oben in die Vorderzange einzuspannen und das Holz dann, wie bei einer Abrichthobelmaschine über den Hobel zu schieben?

Gruß

Heiko



Jan Baumann
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: was ich damit machen will

Beitrag von Jan Baumann »


Hallo Friedrich,

bei der Leimholzherstellung hobele ich die Lamellen nach dem Zuschnitt immer paarweise, damit die rechtwinklige Führung des Hobels zur Brettfläche keine Rolle mehr spielt.

Viele Grüße
Jan


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Kantenhobel- links oder rechts?

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #131177]
Hallo Friedrich,

Vielleicht kann ich ein paar Erfahrungen, die ich mit dem baugleichen LN-Pendant gemacht habe, weitergeben.

- Die Bezeichnungen Linkshänder- und Rechtshänderversion sind wie schon angesprochen irreführend. Die Rechthänderversion, die ich auch besitze, benutzt man nur mit der linken Hand. Der Hobel ist zu klein, um ihn beidhändig einzusetzen, die rechte Hand bleibt arbeitslos. Sie müsste eigentlich das Schieben erledigen, tut es aber nicht. Der Kraftaufwand ist auch gering. Dabei ist das Werkstück so eingespannt, dass die Referenzseite zu mir zeigt, was ja auch üblich ist und ein Vorteil sein kann.

- Ich benutze den Hobel bei sehr dünnen Werkstücken, 15 mm und weniger. Ein dickeres Brett verlangt nach mehr Hobelmasse.

- Die Schnittkante des Eisens muss sorgfältig parallel zur Sohle ausgerichtet sein, sonst werden die Kanten nicht senkrecht zueinander.

- Es ist wichtig, den Hobel korrekt zu führen. D.h. vor allem muss Druck auf den Anschlag gegeben werden, also seitwärts. Druck von oben ist immer schwächer auszuüben.

Ueber die Jahre gesehen, ist der Hobel in meinen Augen kein Muss. Ich würde eher zwei Lamellen aneinanderzwingen und mit der Raubank rechtwinklig hobeln. Oder, ich habe einen Falzhobel - er könnte die von Dir vorgesehene Arbeit auch erledigen, bessere Handhabung, da größer.

Wenn Du magst, kann ich Dir meinen Kantenhobel gerne zuschicken. Du probierst ihn aus und entscheidest dann.

Gruß,

Marc



Pedder
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OT: wie schön!

Beitrag von Pedder »


Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wie schön zu wissen, dass Du, Marc, hier mitliest!

Die Idee mit den Falzhobeln gefällt mich auch. Da würde ich dann aber tatsächlich die Linkshänderversion nehmen, weil man Rechtshänder Falzhobel aus Holz sehr gut gebraucht beziehen kann. Ich habe leider die Rechtshänderversion des Veritas Falzhobels, die ich für Tests auch zu Verfügung stelle.

Liebe Grüße
nach Luxembourg
Pedder


Horst Entenmann
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Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Kantenhobel- links oder rechts?

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #131177]
Hallo zusammen,

Ich lese hier schon eine ganze Weile mit, konnte aber dank meiner eher dürftigen Kenntnisse bisher nichts sinnvolles beitragen.
Nun versuch ich's mal:

Ich habe die Rechtshänderversion und bin zufrieden damit. Ich spanne das zu bearbeitende Brett senkrecht ein und halte den Hobel mit zwei Händen. Die Linke fasst den Hobel vorne und drückt ihn mit der Anschlagfläche seitlich gegen das Brett während die Rechte gleichzeitig die Messerseite nach unten drückt und den Hobel von rechts nach links über die Stirnseite schiebt.
Diese Arbeitsweise hat sich nach mehreren Versuchen für mich als die zufriedenstellendste erwiesen, denn man muß den Hobel gut andrücken, sonst verkantet er.
Ich hoffe mal ich hab das so verständlich beschrieben.

Gruß Horst


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Was sagt uns das nun?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #131177]
Das ist doch wieder eine schöne Forumsdiskussion. Was schliesse ich daraus?

- zur Bezeichnung (für Rechts- oder Linkshänder): Das ist offenbar nicht nur für mich verwirrend."Links" (im Sinne von linksschneidend) und "rechts" wäre m.E. eindeutiger, warum muss die Hand des Benutzers da rein?

-Arbeit auf Zug oder Schub: Die Gestaltung des Eckenhobels zeigt m.E. eindeutig, dass er vorzugsweise geschoben werden soll. Alles Andere wäre auch überraschend bei einem amerikanischen Eisen (oder Bronze-)hobel. Aber, ich habe den Verdacht, wenn man nur eine Variante hat, ergeben sich Anwendungsfälle in denen man wegen der Faserrichtung oder aus sonstigen Gründen besser zieht.

Weiteres:

@ Heiko: Bei der Arbeit mit dem Fügeanschlag hatte ich vermutlich Probleme weil ich zu wenig in Anschlagrichtung gedrückt habe. Aber ich kann es ja auch problemlos ohne. Die Raubank fest einspannen und das Brett drüberziehen? Nein, habe ich nie gemacht. Fänd ich auch merkwürdig, und mit dem Anschlag kann man sie kaum noch in die Vorderzange spannen, denke ich. Ich tät es ihr auch nicht gern an...

@ Horst Entenmann: Erstmal willkommen! Und: Deine genaue Schilderung mit der Notwendigkeit des starken Andrückens an den Anschlag lässt mich vermuten, dass das ein eher unkomfortabler Vorgang ist.

@ Marc Waldbillig: Lieber Marc! Deine Schilderung des Einsatzes eines Kantenhobels bestärkt in der Tat den Verdacht, dass man den nicht unbedingt haben muss. Dein Angebot, mir Deinen LN Kantenhobel für Versuchszwecke zu leihen, ist sehr großzügig, dafür vielen Dank. Noch viel besser aber ist Dein Hinweis, dass man dafür doch auch einen Falzhobel nehmen kann. Das hilft mir wirklich weiter!

Schlussfolgerung:

Ich werde bein nächsten Leimholzprojekt meinen Falzhobel (ein alter Record 78) mit einem höheren Anschlag versehen und ausprobieren, ob ich damit die gesägte Seite (Leimfugenfläche) der Lamellen nacharbeiten kann. (Die Leimholzherstellung will ich sowieso dokumentieren und ins Forum stellen).

Wenn das gut funktioniert, werde ich mir überlegen, meinen Record 778 über dessen Folterqualitäten ich schon oft geklagt habe durch einen sicherlich angenehmeren und auch präziseren Veritas zu ersetzen

Wenn es nicht befriedigend geht, versuche ich es mit einem Kantenhobel, dazu würde ich auf das Angebot von Marc zurückkommen.

Und dann sehen wir weiter.

Ich bedanke mich bei allen Diskussionsteilnehmern!

Friedrich


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Was sagt uns das nun?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Friedrich,

die Idee den Hobel in die Vorderzange zu Spannen ist nicht von mir. Ich habe das hier gesehen:
http://www.woodcentral.com/articles/handtools/articles_731.shtml

Probiert habe ich es selbst noch nicht.

Ich selbst richte seit einiger Zeit auch per Hand ab und mache dies wie Jan es beschrieben hat. Dann ist der Winkel egal, es passt immer. Die Idee von Marc, den Falzhobel zu nehmen finde ich sehr interessant. Das werde ich sicherlich mal ausprobieren, denn der Veritas Falzhobel steht auch noch auf meiner Wunschliste.

Mir gelingt es auch, eine rechtwinklige Kante ohne Hilfsmittel zu erzeugen (du nanntest den Fügeanschlag mal "unsportlich") Aber er hilft doch sehr Fehler zu vermeiden. Bei Leimholz- Lamellen ist es sicherlich nicht schlimm, wenn man ein oder zwei Hobelstriche mehr braucht, bis die Kante rechtwinklig ist. Bei Teilen, die ein bestimmtes Maß haben sollen, würde ich persönlich auf Nummer sicher gehen, auch wenn es "unsportlich" ist.

Gruß

Heiko



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