Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
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Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Philipp »


Für einen Teil meiner Klaviernoten sollte ein Regal her, daß eine kleine dreieckige Nische zwischen Klavier und Wand wenigstens teilweise ausnutzen sollte und farblich zum Klavier (Kirschbaum und Eibenfurnier) paßte, her. Die bislang verwendeten Sperrholzschuber hatten bei mir mittlerweile für den Beginn einer Netzhautablösung gesorgt…;-)



Rahmen und Böden sind aus Kirschbaum gefertigt, die Füllungen und die Rückwand sind aus irgendeiner Zierkirsche, die ich einst aus dem Straßenbegleitgrün gerettet und mit der Motorsäge aufgeschnitten hatte.







Bis auf den Falz für die Rückwand ist alles mit Handwerkzeugen hergestellt. Diesen Falz habe ich gefräst, da er nicht durchgängig ist und dann der Nuthobel nicht einzusetzen ist.
Die Nuten für die Füllungen sind durchgängig gehobelt und einfach unter den unteren Querstreben wieder mit einem Einleimer verschlossen worden. Einfach, praktisch, keiner sieht’s.
Die Brettchen für Füllungen und Rückwand habe ich allesamt mit Handsägen aus den Rohbrettern geschnitten, was eine, äh, interessante Erfahrung und fürs Auftrennen von Hand sehr lehrreich war.
Die Rückwand ist mit 1 mm-Nägelchen festgenagelt, wobei ich ratlos war, wie ich so dünne Schlitze/Langlöcher hätte machen sollen, damit die Rückwand nicht reißt. Ich bin daher gespannt, wie sie sich im Laufe der Zeit verhalten wird.



Die Böden sind eingedübelt, wobei ich die Löcher für den Mittelboden zuerst einmal in falscher Höhe gesetzt hatte (typischer Fehler, geht wohl nicht ohne den). Mit dem Veritas Dübelschneider von Dieter habe ich versucht, diesen Fehler unsichtbar zu machen, aber man erkennt doch noch die falsche Bohrung (v.a. nach der Oberflächenbehandlung).
Oberflächenbehandlung ist einmaliges Ölen mit Walnußöl und zweimaliges Wachsen mit meiner Mischung aus Carnauba- und Bienenwachs in Balsamterpentinöl.

Natürlich paßt das kleine Regal nicht ideal in die vorhandene Nische, aber es nutzt sie wenigstens ein bißchen aus und nimmt dadurch nicht zu viel freien Raum weg.



Ach ja: so sah dann das Regal nach Inbetriebnahme durch ein weibliches Wesen im Haus aus. Kennt Ihr das? ;-)



Viele Grüße, Philipp



Pedder
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Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Pedder »


Hallo Philipp,

vielen Dank für den Beitrag. Das Holz und die Verarbeitung finde ich ganz toll, nur die abgefälzten Zapfenschulern sind nicht mein Ding.

Und natürlich kommt das bekannt vor. Ich überlege ernsthaft, waagerechte Flächen mit schrägen Aufsätzen zu versehen. :o)

Liebe Grüße
Pedder


Philipp
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Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Philipp »


Hallo Pedder,

Du meinst die angefasten Zapfenschultern? Die ergeben sich halt aus Symmetriegründen, wenn man die Kanten der Friese anfast - und ich mag saubere Fasen sehr gern.

Bei meinem letzten Möbel, dem hier ebenfalls vorgestellten Badschrank, hatte ich auf Fasen und damit auch auf angefaste Zapfenschultern verzichtet, weil ich "sauber" arbeiten wollte. Ich fand dann aber, daß derartige Rahmen sehr streng anmuten und habe bei diesem Regal nun bewußt angefast und somit die vertikalen und horizontalen Rahmenelemente besonders betont.

"Und natürlich kommt das bekannt vor. Ich überlege ernsthaft, waagerechte Flächen mit schrägen Aufsätzen zu versehen."


Oder wir versehen in Zukunft jedes Kommödchen, Kleinregal etc. mit einem pyramidalen Dach - ergibt sogar mehr Fläche für schöne Holzbilder. Aber wer weiß, vielleicht kommen dann die Fraue und packen ihren Kram mit doppelseitigem Klebeband dran, is' alles möglich.

Gruß, Philipp



TorstenKüpper
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Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #128959]
Hallo Philipp,

vielen Dank für Deinen schönen Bericht.

Das Regal gefällt mir sehr gut, vor allem die sauberen Gehrungen ganz oben (da, wo die Hausfrauenablagegelegenheit ist ;-) ).

Bei der Herstellung von Gehrungen graust es mich immer, bei mir passt das meistens nie so genau.

Schön auch, dass nochmal ein Projekt hier vorgestellt wird. Ich habe so den Eindruck, dass das hier so langsam immer ruhiger wird. Vom Marc Waldbillig und vom Friedrich liest man immer weniger, schade eigentlich.

Grüße
Torsten



Stefan Krieger
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Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Stefan Krieger »

[In Antwort auf #128959]
Hallo Philipp,

das Regal gefällt mir ausgesprochen gut! Das Holz ist ein Traum - das "normale" Kirschbaumholz ist schön harmonisch und sanft (aber trotzdem lebhaft genug, um nicht langweilig zu wirken) und die Zierkirsche dagegen hat eine irre Zeichnung, wunderschön. Allerdings wäre es für größere direkt sichtbare Flächen wahrscheinlich zu lebhaft...

Welche Stärke haben die Füllungen noch? Zu der Langloch-Problematik der Rückwand: Könnte man nicht mit einem 1mm Metallbohrer zwei kleine Löcher mit bspw. 3mm Abstand machen und dann ein Laubsägeblatt durch ein Loch stecken, einspannen, und dazwischen einen kleinen Schlitz aussägen? Oder ist der Kopf Deiner Nägel sogar nur 1mm dick - dann geht das natürlich nicht...

Mir gefallen die Fasen übrigens gut. :-)
Ebenso wie die sauberen Gehrungen des "Deckels", sieht wirklich klasse aus!

Und was die Ablagemöglichkeiten betrifft: Sind das immer nur die Frauen? Wenn ich mir gerade meinen Schreibtisch so angucke, der müsste auch dringendst mal wieder befreit werden. Auch sonst nutze ich solche Flächen auch schonmal ganz gerne zum Ablegen irgendwelcher Dinge... o:-)

Schöne Grüße und vielen Dank fürs Einstellen,
Stefan



Bernd Kraft
Beiträge: 73
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Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Bernd Kraft »

[In Antwort auf #128959]
Hallo Philipp,
mir gefällt das Regal sehr gut. Fürwahr ein würdiger Ort fürs Wohltemperierte K. Und "Hut ab" vor dem ganzen Aufsägen von Hand! Weiter frohes Handarbeiten, mit Noten und Sägen,
wünscht Bernd



Johannes M
Beiträge: 1638
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #128959]
Hallo Philipp,

ein schönes Notenregal hast Du da gebaut. Die Rückseite hättest Du klassisch verbrettern sollen. Also die Bretter der Rückwand nicht verleimen, sondern abfälzen und dann annageln. Dann kann das Holz arbeiten ohne das die Nägel in Langlöcher müssen.

Es grüßt Johannes



Michael_I
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Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Michael_I »


Lieber Philipp,

das ist ein sehr schönes Regal geworden, Glückwunsch! Es erinnert mich nur allzusehr an ein Projekt das bei mir schon lange aufgeschoben wird - ich habe auch eine zu füllende Nische, sowie aus dem Straßenbegleitgrün gerettete Kirsche, und auch die müsste mit der Hand aufgeschnitten werden...
Sollte ich irgendwann mal tatsächlich wieder Zeit haben,sowie die Werkstatt wieder erträgliche Temperaturen erreichen, dann werde ich mir Dein Regal als Inspiration nochmal sehr genau anschauen.

Viele Grüße,
Michi



Martin Sprandel
Beiträge: 277
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Martin Sprandel »

[In Antwort auf #128959]
Servus Philipp,

Ich machs kurz. Toll gelungen!
Hast Du evtl. Bilder von der Entstehung?

Schönen Gruß

Martin :o)


Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Kleines (Noten)regal aus Kirschbaum

Beitrag von Philipp »


Liebe Gemeinde,

vielen Dank für die Rückmeldungen. Es freut mich, wenn der eine oder andere hier mitliest und etwas an Einschätzungen Anderer zurückkommt.

Torsten:
Schön auch, dass nochmal ein Projekt hier vorgestellt wird. Ich habe so den Eindruck, dass das hier so langsam immer ruhiger wird. Vom Marc Waldbillig und vom Friedrich liest man immer weniger, schade eigentlich.


Mir geht es ähnlich, ich frage mich auch immer wieder, wo denn die alten Hasen verblieben sind. Aber nicht immer hat man im Leben Zeit für Holzarbeiten, so daß diejenigen, die wir hier vermissen, vielleicht einfach mit anderen, zur Zeit wichtigeren Dingen beschäftigt sind.

Stefan K.:
Welche Stärke haben die Füllungen noch? Zu der Langloch-Problematik der Rückwand: Könnte man nicht mit einem 1mm Metallbohrer zwei kleine Löcher mit bspw. 3mm Abstand machen und dann ein Laubsägeblatt durch ein Loch stecken, einspannen, und dazwischen einen kleinen Schlitz aussägen? Oder ist der Kopf Deiner Nägel sogar nur 1mm dick - dann geht das natürlich nicht...


Die Füllungen sind ca. 8 mm, die Rückwand noch dünner, so ca. 7 mm.
Deinen Lösungsvorschlag hatte ich auch anfangs versucht, aber mir ging das ewige Ein-und Ausspannen meiner Billiglaubsäge echt auf den Nerv. Mit einer mit schnellem Klemmmechanismus hätte ich diesen Weg wohl verfolgt.

Johannes:
ein schönes Notenregal hast Du da gebaut. Die Rückseite hättest Du klassisch verbrettern sollen. Also die Bretter der Rückwand nicht verleimen, sondern abfälzen und dann annageln. Dann kann das Holz arbeiten ohne das die Nägel in Langlöcher müssen.


Klar, das liegt nahe, nur hätte ich angesichts von 7 mm Füllungsdicke Fälze mit gut 3 mm erhalten, was mir irgendwie – vielleicht grundlos – sehr wenig vorkam. Auch hätte ich dann aus ästhetischen Gründen gleich breite Rückwandbrettchen verwenden müssen, was bei dem vorhandenen Holzvorrat schwierig geworden wäre.

Viele Grüße, Philipp (mit Heizkörperbank in der Kopfplanung)



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