Neue Werkbank: WIP *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael_I
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Neue Werkbank: WIP *MIT BILD*

Beitrag von Michael_I »


Kürzlich habe ich beschlossen, dass ich das Problem 'Neue Hobelbank' jetzt lange genug in meinem Kopf rumgewälzt habe und kurzerhand angefangen, eine neue zu bauen. Im wesentlichen orientiere ich mich an der Roubo-Werkbank aus dem vermutlich allseits bekannten Buch von Chris Schwarz. Besonders einleuchtend fand ich die Idee, Weichholz zu nehmen - damit die Werkbank nicht die Werkstücke verhaut. (Außerdem ist's billiger)
Außerdem wollte ich ein 'split top' haben (wie bei diesen extrem eindrucksvollen Benchcrafted-Hobelbänken), die Idee mit dem Brett, dass man als Hobelanschlag einfach zwischen die beiden Platten steckt, finde ich auch recht überzeugend.

Im Sägewerk habe ich einen ziemlich großen Haufen 9x13-Kanthölzer aus Nordischer Fichte für einen Spottpreis gekriegt, weil es lauter Reste waren. Das Holz ist ziemlich weich, eigentlich ist's mir sogar zu weich, aber für den Preis war es dann auch wieder ok.

Inzwischen habe ich das Untergestell mit gewaltigen Schlitzen und riesigen Zapfen versehen und das ganze mit Holznägeln und Leim zusammengebaut. Die erste Hälfte der Platte habe ich bei einem freundlichen Schreiner abgerichtet, verleimt und dickengehobelt. Das hätte ich zwar mit der Hand auch hingekriegt, aber wahrscheinlich hätte ich da zwei Wochen gehobelt, das habe ich dann doch nicht eingesehen.

Als nächstes muss ich mir noch Holz für die zweite Hälfte der Platte besorgen und die dann verleimen, anschließend werden Schlitze in die Unterseiten der Platten gestemmt und die Platten befestigt.

Als Vorderzange hätte ich gerne ein 'leg vise' - ich weiß leider nicht wie das auf deutsch heißt. Dafür brauche ich noch eine Spindel. Beim Hausherrn habe ich zwei verschiedene gesehen, ich weiß aber noch nicht, ob ich die kleinere oder die größere nehme. Auf eine Hinterzange werde ich vorläufig verzichten, und wenn sich dann rausstellt, dass ich doch gerne eine hätte, kann ich sie immer noch anbringen. Der Plan ist, erstmal Werkstückniederhalter (also das ist ja ein sehr umständliches Wort, 'holdfasts' ist viel eingängiger) zu benutzen, die muss ich mir auch noch besorgen. Vielleicht spreche ich da mal mit einem Schmied -

Hier noch ein Bild vom aktuellen Stand - weitere Bilder gibts, wie üblich, in meinem Blog. Für Fragen, Anregungen und Kritik bin ich offen.

Viele Grüße,

Michi



Pedder
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Beinzange und Haltfix

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

den Vorteil einer leg vise (oder vice?) habe ich noch nicht verstanden. Eine "Schulterzange" (skandinavische oder auch deutsche Vorderzange) scheint mir wesentlich geeigneter für 99,5% der Aufgaben und ist nur etwas aufwändiger zu bauen.

Marc hat bei seiner Zweitbank den Bereich um die Löcher aus Eiche gebaut. Find ich logisch, weil man ja nur da härteres Holz braucht.

Das mit den Namen ist so eine Sache. Deutsche versuchen immer, die komplette Funktion im Namen abzubilden. Werkstückniederhalter ist geradezu klassisch. Als ob das der Sinn von Sprache wäre. Da übernehmem Bürokraten die Fachsprache und machen per DIN aus einem Schraubenzieher einen Schraubendreher.

Nenn das Ding Haltfix oder Haudrauf und bald weiß jeder, was es ist.

Liebe Grüße
Pedder



reinhold
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Re: Beinzange und Haltfix

Beitrag von reinhold »


hallo Pedder,

ich habe auch schon ein paar mal über die Anschaffung (Selbstbau) eines "Beinschraubstocks" nachgedacht.

Die Vorteile sind klar :
Dieser Schraubstock ist sehr stabil, er kann parallele oder schräge Objekte festhalten, auch schwere. Und er kann breite Bretter spannen, weil keine Führungsstange im Weg ist und die Spindel tiefer ansetzt als bei einer französischen Vorderzange. Und er braucht weniger Platz als eine deutsche Vorderzange. Dazu lässt er sich auch noch leicht selbst herstellen. Er lässt sich leicht entfernen, wenn man ihn nicht braucht und ebenso leicht wieder anbauen.

Der Nachteil scheint mir zu sein, dass das Bein mit der Vorderkante der Werkbank eben sein muss, also möglicherweise gelegentlich mit der Kniescheibe kollidieren kann.

Ansonsten: "Im Zweifel für den Beinschraubstock!"

gruss
reinhold



Jockel
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Weichholzwerkbank

Beitrag von Jockel »

[In Antwort auf #127244]
Hallo Michael
Ein interessanter Ansatz.
Wenn man auf seiner Werkbank nur Holz verarbeitet ist Weichholz sicherlich nicht schlecht. Ich hoffe du bekommst mit dem Harz keine Probleme!

@ Pedder
Bürokraten hin oder her ein Schraubenzieher macht einfach keinen Sinn.
Wer diesen Begriff verwendet hat meiner Ansicht nach kein, oder nur ein sehr beschränktes, technisches Verständniss! Oder er will sich damit nicht beschäftigen.

Gruß Jockel



Pedder
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Der Sinn des Schraubenziehers

Beitrag von Pedder »


Hallo Jockel,

das ist genau, was ich meine: Wie im Kindergarten muss ein historisch korrekter Begriff (Schrauben wurden eingeschlagen und festgezogen!) ersetzt werden durch einen, der dann auch nur scheinbar technisch korrekt ist. Schrauben werden an der Drehbank gedreht, aber sicher nicht mit einem Schraubendreher.

Liebe Grüße
Pedder



Rafael
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Re: Der Sinn des Schraubenziehers

Beitrag von Rafael »


Hallo,

das ist doch ein Thema, bei dem man sich wirklich nicht so ereifern muss.

Schrauben werden mit einem Schraubendreher reingedreht, genauso werden sie mit einem Schraubenzieher angezogen.
Dieses Thema hatten wir auch hier schon mal.
Ich ziehe die Bezeichnung Schraubendreher vor, aber genauso gut benutze ich den Begriff Zollstock und erwarte, daß ich da eine Milimeterteilung vorfinde. Natürlich ist es verwirrend und alle Aussagen dazu sehr subjektiv.
Dabei bin ich auch nicht frei davon mir selbst zu widersprechen, da ich zwar den Zollstock mit Milimeter akzeptiere, aber ein zölliges Rohr mir einfach zu wider ist, da ich da nirgends einen Zoll messen kann.
Ich freue mich, daß die Industrie es geschafft hat das Panzergewinde "PG" durch Metrische Bauelemente zu ersetzen.
Vielleicht erlebe ich es auch noch, daß ich einen Fernseher kaufen kann, dessen aktiver Bereich 47x30cm gross ist und nicht 21,6Zoll?
Und vielleicht werden Flugzeuge irgendwann mal in einer Höhe von XX meter fliegen und nicht auf xx Fuss (wenn es dabei hilft, daß eine extraterrestrische Sonde nicht durch Umrechnungsfehler verloren geht umso besser)?

Also: kein Grund sich richtig aufzuregen, es wird alles besser. Das SI System wird schliesslich doch siegen - Anzeichen dafür sehen wir jetzt schon in England, wo der Kauf einer zölligen Schraube mittlerweile zum Abenteuer wird.

Bitte nicht allzu ernst nehmen.

Gruß, Rafael



Jockel
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Re: Der Sinn des Schraubenziehers

Beitrag von Jockel »


Hallo Pedder jetzt gehts aber ein klein wenig drunter und drüber.

Schrauben einschlagen gabs nie auch wenn das ein bei Wikipedia steht, dass ist totaler Unfug! Die handgefeilten Schrauben (sog. Maschinenschrauben) waren immer in Kombination mit der dazu passenden Mutter hergestellt worden und deswegen sehr teuer. Die hätte niemand einfach ins Holz geschlagen. Auch die viel später aufkommenden ersten Holzschrauben waren viel teurer als die vorhandenen Nägel, also warum diese wie einen Nagel ins Holz schlagen?

Schrauben werden auch nicht an einer Drehbank gedreht, dass ist viel zu teuer, sondern geformt (spanlos!). Wenn schon Schrauben drehen dann bitte mit einem Drehmeissel!

Entspannte Grüße aus dem heissen Darmstadt
Jockel



Pedder
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Re: Der Sinn des Schraubenziehers

Beitrag von Pedder »


Hallo Jockel,

ich lasse mal das Beiwerk weg, damit mein Anliegen verständlich wird:

Ich spreche nicht von Mobiltelefon, sondern von Handy.
Ich sage nicht Gliedermaßstab, sondern Zollstock.

Weil jeder weiß, was ich meine. Und das ist der Sinn von Sprache.

In der Sprache muss ein Wort (ggf. im Zusammenhang) eindeutig sein. Und es muss so kurz wie möglich sein. Das wird bei der Begriffsfindung für neue Gegenstände im Deutschen oft vernachlässigt. Aus meiner Sicht, weil es an Fantasie mangelt - wahrscheinlich ersetzt durch technisches Verständnis. ;o)

Liebe Grüße
Pedder



Michael_I
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Re:

Beitrag von Michael_I »


Na, da hab ich ja eine Diskussion angestoßen...
Also "Beinzange" halte ich für einen guten Begriff, und geradezu begeistert bin ich vom "Haudrauf".

Ich hatte mich für die Beinzange entschieden, weil sie erheblich leichter zu bauen ist als eine Schulterzange, und auch nicht so in den Raum reinsteht. Raum ist knapp bemessen bei mir - meine Werkstatt ist ein Gartenhaus mit vielleicht 3x3m Quadratmetern Innenraum.

Die Voraussetzung, dass das Bein in einer Ebene mit der Vorderkante sein muss, erfüllt meine Hobelbank ja, und ich glaube nicht, dass ich meine Knie dagegen hauen werde. Naja, jedenfalls hoffe ich das nicht.

Das Stück Eichenplatte in Marcs Bank leuchtet mir unmittelbar ein, vielleicht mach ich das auch so ähnlich. Ich muss ja eh zum Holzhändler, vielleicht finde ich da was passendes.

Grüße, und einen schönen Abend,

Michi



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