Falzhobel - warum so stiefmütterlich behandelt?
Falzhobel - warum so stiefmütterlich behandelt?
Kürzlich hatte ich einige kleinere Fälze zu hobeln und packte dafür meine beiden Falzhobel aus dem Schrank: ein Ulmia mit gerade stehendem Eisen und ein älterer namenloser mit schrägen Eisen. Beide in gutem Zustand und mit scharfen Eisen.
Jedoch gelang es mir nur schwer, ordentliche Fälze zu hobeln, alle mussten mit dem eisernen Simshobel, der auch hauchdünne Spanabnahme erlaubt, nachgearbeitet werden.
Als Grund für das Versagen der hölzernen Falzhobel sehe ich an:
- Die Anschläge sind Müll. Erstens gehen sie nicht über die gesamte Hobellänge (warum das so ist, ist mir völlig unverständlich!) und zweitens sind sie weder gerade noch exakt rechtwinklig, egal ob in billiger Blechvariante wie beim Ulmia oder in besserem Messing wie bei meinen älteren Falzhobeln. Ohne exakte Anschläge ist jedoch kein richtig gutes Ergebnis zu erzielen.
- Da meistens eher schmale Falze gehobelt werden, erfährt die Hobelsohle ungleiche Abnutzung. Will man später einmal breitere Falze hobeln, bedarf die Hobelsohle des Abrichtens, ansonsten greift das Eisen entweder stellenweise nicht, oder an den Stellen mit der größten Sohlenerosion zu stark.
- Vorschneider: bei allen mit bekannten hölzeren Falzhobeln war das Einstellen des Vorschneiders immer fummelig, ein exaktes Fluchten mit der Eisenaußenkante Glückssache.
Da liegt der Gedanke nahe, dass ein Falzhobel am besten aus Metall (Eisen oder Stahl) sei, mit exakt rechtwinkligen Kanten, rechtwinkligen und geraden Anschlägen, keinem ungleichmäßigen Sohlenverschleiß und einem guten Vorschneider mit guter Einstellbarkeit.
Sieht man sich auf dem Markt um, stellt sich aber schnell Ernüchterung ein:
- Stanley/Record No. 78: gibt es zuhauf und zu günstigen Preisen, allerdings ist der Parallelanschlag windig, da nur auf einer Stange aufgehängt.
Allgemein wird daher eher die No. 778 mit einem Parallelanschlag mit zwei Führungsstangen empfohlen. Gebrauchte Exemplare sind hier allerdings teuer und nur selten zu haben.
- Anant baut zwar einen 778 nach, allerdings ist Rechtwinkligkeit hier angeblich Glückssache (glaube ich nach meinen Erfahrungen mit Ananthobeln gerne).
- Die Edelgießereien LN und Clifton haben m.W. keinen Falzhobel im Programm.
- LV hat mittlerweile ein Falzhobelpaar rausgebracht, allerdings ist der Preis dann doch etwas zu heiß, finde ich (und auch Veritas-Hobel haben ihre Schwächen, wie immer mal wieder anklingt und jetzt gerade endlich einmal offen thematisiert wird, (s.u.).
- Kombinationshobel: die können theoretisch auch falzen, allerdings nur selten auch richtig gut. Die fehlende Sohle und das fehlende Hobelmaul machen sich bei Kombihobeln meistens ungünstig bemerkbar.
Meine bisherigen Erfahrungen legen mir einen Selbstbau im Infill-Prinzip nahe. Allerdings möchte ich in erster Linie Möbel und keine Werkzeuge bauen. Klar, letzteres macht große Freude, kostet aber auch viel Zeit und die ist nun mal begrenzt.
Ich frage mich da, warum der Falzhobel so stiefmütterlich behandelt wird, stellt er doch ein wichtiges Werkzeug für Aufgaben mit hohem Präzisionsanspruch dar.
Kann mir jemand erklären, warum das so ist?
Welche Falzhobelempfehlung habt ihr?
Viele Grüße
Philipp
-
- Beiträge: 683
- Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26
Re: Falzhobel - warum so stiefmütterlich behandelt
Hallo Philipp,
zwar besitze ich selbst überhaupt noch keine Spezialhobel, aber mindestens zwei Besitzer des Veritas Nuthobels, -einer davon war Marc, haben diesem Werkzeug gute Fälzeigenschaften bescheinigt.
Dies zwar nur im Schmalbereich, aber genau das ist ja Deine Hauptanwendung.
Wäre dieses Werkzeug nicht eine Alternative für Dich?
Der Preis ist zwar zugegebenermaßen hoch, doch dafür erhält man ja auch einen anscheinend sehr geschätzten Nuthobel.
Viele Grüsse, Thomas
-
- Beiträge: 95
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Falzhobel - warum so stiefmütterlich behandelt
Hallo Philipp,
der LN Nr.140 kann alles mögliche - unter anderem kann man ihn als Falzhobel einsetzen!
Grüße!
Josef
-
- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Falzhobel: Record 778
[In Antwort auf #124060]
Hallo Philipp,
ich habe einen Record 778. Hobelt gut, ist mit der doppelten Führung des Anschlages und und der Spandickenzustellung über Spindel auch sicher besser als der ähnliche Staley 78 und dessen Nachbauten. Ergonomisch (für den Anwender) ist er quälend. Gibts nur noch antiquarisch. Wenn gewünscht, stell ich Bilder ein.
Friedrich
Hallo Philipp,
ich habe einen Record 778. Hobelt gut, ist mit der doppelten Führung des Anschlages und und der Spandickenzustellung über Spindel auch sicher besser als der ähnliche Staley 78 und dessen Nachbauten. Ergonomisch (für den Anwender) ist er quälend. Gibts nur noch antiquarisch. Wenn gewünscht, stell ich Bilder ein.
Friedrich
-
- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
ach so, ich vergaß..
Hallo Philipp,
warum es keinen ordentlichen neuen Falzhobel gibt? Weil es gelungen ist, den Glaubnen zu verbreiten, dafür gäbe es (nur) die Oberfräse. Und weil die Leute nicht schärfen können, stimmt das dann ja auch irgendwie :-((
Friedrich
Re: Falzhobel: Record 778
Hallo Friedrich,
du schreibst: "Ergonomisch (für den Anwender) ist er quälend."
Kannst Du das ein wenig ausführlicher behandeln? Was quält Dich bei der Benutzung?
Ich könnte gerade einen Anant 778 für 36 GPB inkl. Porto bekommen, eigentlich ein unschlagbarer Preis, aber vielleicht sollte ich es mir doch noch mal überlegen...
Viele Grüße
Philipp
Nuthobel zum Falzen
[In Antwort auf #124061]
Hallo Thomas,
mit dem Nuthobel könnte man allerdings nur sehr kleine Fälze und die nur mit der Maserung machen, kommt daher für mich nicht in Betracht. Nuthobel (Ulmia) ist aber vorhanden und könnte so verwendet werden.
Ich benötige aber einen guten Falzhobel für Schnitte quer zur Faser. Längs zur Faser könnte ich auch einen guten, an einer Anschlagsleiste geführten Simshobel (vorhanden) verwenden.
Gruß
Philipp
Hallo Thomas,
mit dem Nuthobel könnte man allerdings nur sehr kleine Fälze und die nur mit der Maserung machen, kommt daher für mich nicht in Betracht. Nuthobel (Ulmia) ist aber vorhanden und könnte so verwendet werden.
Ich benötige aber einen guten Falzhobel für Schnitte quer zur Faser. Längs zur Faser könnte ich auch einen guten, an einer Anschlagsleiste geführten Simshobel (vorhanden) verwenden.
Gruß
Philipp
-
- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Re: Falzhobel: Record 778 (mit Bild)
Hallo Philipp,
quälend ist er (für mich) weil 1. der geschlossene eiserne Griff zu eng ist und ich vorn in der Grifföffnung an eine scharfe Kante stoße (da habe ich zur Milderung einiges Eisen weggeschliffen, ahnt am auf dem Bild)und 2. ich nicht weiss wo ich die linke Hand lassen soll. Es gibt Leute die bauen sich auf die vordere Eisenhalterung einen Griff.
Du hast weiter oben den Hinweis auf Falzen quer zur Faser hinzugefügt. Habe ich bisher selten gemacht und wenn dann mit Vorsägen eines Schlitzes (am rechten Rand). Den Vorschneider des Hobels habe ich nie eingesetzt, ich trau ihm nicht und hätte keinen Ersatz wenn er verschlissen ist, er ist ja nicht nachstellbar sondern hat drei Gebrauchspositionen dann ist Schluss.
Friedrich

-
- Beiträge: 1247
- Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41
Veritas und LN
Hallo,
Der Veritas Falzhobel ist definitiv sehr gut. Das Eisen sitzt schräg zur Sohle, gut für das Querholzhobeln; den Vorschneider kannst du exakt auf die Position bringen, die er zum Fluchten mit dem Eisen braucht. Ich habe schon Federn damit gehobelt, weil es so einfach geht. Das Eisen, sowie die Sohle sind absolut plan. Das Einstellen des Anschlags ist ein Kinderspiel ohne Fummelei.
Der LN 140 ist auch gut, allerdings eher ein kleines Werkzeug für kleine Arbeiten. Es hat keinen normalen Griff, es ist halt ein Blockhobel. Ich brauche ihn selten. Das Eisen sitzt auch schräg, der Vorschneider ist ein unglückseliges Ding mit drei Versuchen ( die neuen sind besser).
Mein Ulmia war auch gut, seitdem ich ihm einen anderen Anschlag - breiter, länger und aus Holz - verpasst hatte, hatte aber kein schrägstehendes Eisen. Eine feine Spanabnahme hat das aber hinbekommen.
Du hast Recht, sauber Fälze brauchen rechtwinklige und grosse Anschläge.
Gruss ;-)
Marc
p.s. Hier noch meine Links zum Veritas und Ulmia
Veritas :
http://woodnotes-marc.blogspot.com/2008/09/not-this-season.html
http://woodnotes-marc.blogspot.com/2008/08/new-veritas-skew-rabbet-arrived-today.html
Ulmia (Video)
http://woodnotes-marc.blogspot.com/2008/04/planing-rabbets-is-fast.html
Einspannen für saubere Fälze
http://woodnotes-marc.blogspot.com/2008/03/mirror-first-one.html
- Jens Gartmann
- Beiträge: 106
- Registriert: Fr 18. Mai 2018, 22:04
Re: Falzhobel: Record 778
[In Antwort auf #124067]
Hallo Phillip,
also der Anant ist auch nicht das gelbe vom Ei, ich habe einen und bin damit nicht wirklich zufrieden.
Mein bester Falzobel ist ein engl. Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865) den ich mir in den Niederlanden besorgt habe.
Bis jetzt ist es der beste Falzhobel den ich je in den Händen hatte aber ich hatte auch noch nicht den vergleich mit LV.
Im Allgemeinen glaube ich das alte Handwerkzeuge besser sind als neue, da diese ihr Können bzw. die Verwendbarkeit unter Beweis stellen mussten.
Viele Grüße
Jens
Hallo Phillip,
also der Anant ist auch nicht das gelbe vom Ei, ich habe einen und bin damit nicht wirklich zufrieden.
Mein bester Falzobel ist ein engl. Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865) den ich mir in den Niederlanden besorgt habe.
Bis jetzt ist es der beste Falzhobel den ich je in den Händen hatte aber ich hatte auch noch nicht den vergleich mit LV.
Im Allgemeinen glaube ich das alte Handwerkzeuge besser sind als neue, da diese ihr Können bzw. die Verwendbarkeit unter Beweis stellen mussten.
Viele Grüße
Jens