Sandpapierobjekte 1 (mit Fotos)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Dirk Vogel
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Sandpapierobjekte 1 (mit Fotos)

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo allerseits,

wünsche allen frohe Feste gehabt zu haben (wie mein Griechischlehrer immer zu sagen pflegte). Diesbezüglich wollte ich Euch ein paar Weihnachtsarbeiten zeigen, von denen ich gern wüßte, ob (und wenn ja, wie) sie sich eventuell auch ohne die Verwendung vom allgemein verhaßten Sandpapier hätten herstellen lassen ...

Hier im ersten Beitrag geht es um Kämme. Die beiden ersten Modelle sind für Frauen gedacht :







Übrigens eine ziemliche Geduldsprobe, so ein Kamm. Meine sind aus Teakholz. Nach dem Sägen der Schlitze habe ich noch vier Sorten Sandpapier nur zur Glättung und Rundung der Zinken gebraucht.

Kamm 3 war für mich selbst eine Überraschung :







Ich wollte wohl mal etwas anderes ausprobieren ... Der Griff wurde so lange bearbeitet (acht Stunden !), bis er mir handschmeichlerisch genug schien. Er faßt sich trotz seines extravaganten Aussehens gut :





Was meint Ihr ? Nur mit Stechbeiteln und Schwanenhalsziehklingen wäre ich nicht weit gekommen.

Ein frohes neues Jahr wünscht

Dirk


Dirk Vogel
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Sandpapierobjekte 2 (mit Fotos)

Beitrag von Dirk Vogel »


Hier noch ein kurzer Nachtrag : es geh um einen Brieföffner, ebenfalls ein gern gesehenes Geschenk.





Auch hier meine Frage aus dem ersten Teil des Beitrags : (wie) macht Ihr so etwas ohne Schleifpapier ?

Grüße von Dirk



Pedder
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Re: Sandpapierobjekte 2 (mit Fotos)

Beitrag von Pedder »


Hallo Dirk,

sehr schön, Deine Käme und der Brieföffner. Aus welchem Holz ist der Brieföffner? Bubinga?

Den Brieföffner kann man sicher mit Schweifhobeln, Raspeln, Feilen (!) und Ziehklingen herstellen. Vor allem Feilen werden in der Holzbearbeitung enorm unterschätzt. Dabei muss man an dem Finish, das eine Hieb 3 Feile auf Hirnholz hinterlässt nicht mehr viel machen. Bei den Kämmen glaube ich nicht, auf Sandpapier verzichten zu können. In die Lücken der Zinken passt wahrscheinlich keine Ziehklinge.

Schleifpapiere oder Schleifleinen ist mir aber auch gar nicht verhasst. Letztlich bietet frisches! Schleifleinen den gleichen Effekt wie eine Oberklasse raspel, nämlich zufällige Verteilung des Korns. Der Witz bei Schleifpapieren ist ,es rechtzeitig zu tauschen und keine Körnung auszulassen

Liebe Grüße
Pedder



TorstenKüpper
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Back to the roots! ;-)

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #123060]
Hallo Dirk,

die Kämme gefallen mir sehr gut, das ist mal ganz was anders.

Sie erinnern mich an die Exponate im Römisch-Germanischen Museum in Köln, (besonders der letzte Kamm) ;-)

Wie man so etwas ohne Schleifpapier herstellen kann: keine Ahnung, ich würde es auch so wie Du machen. Eventuell lassen sich die Zinken ja mit einem feinen Schnitzmesser formen.

Viele Grüße und guten Rutsch wünscht
Torsten



Uwe Döttling
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Re: Sandpapierobjekte 1 (mit Fotos)

Beitrag von Uwe Döttling »

[In Antwort auf #123060]
Hallo Dirk,
das sind wirklich sehr schöne Kämme. Da bekomme ich gerade Lust einen nachzubauen. Deshalb meine Frage: Kann man sich damit auch gut kämmen? Mir kommen die Zinken etwas stark vor im Vergleich zu käuflichen Kämmen.

Zur Herstellung fällt mir leider auch keine Alternative ein. Und da man die Haare ja auch nicht schädigen will, sollten die Zinken schon sehr sauber und fein bzw. glatt gearbeitet sein. Da scheint mir die Schmirgelleinwand die wirklich einzige vernünftige Möglichkeit.

Eine andere Frage die sich mir noch stellt: Wie sieht das mir der Reinigung aus? Wasser scheidet ja wohl eher aus. Und wenn ich mir so manchen Kamm bzw. Bürste anschaue ist eine Reinigung schon ab und zu mal notwendig.

Viele Grüße
Uwe



Wolfgang Jordan
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Wie Kämme gemacht werden...

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #123062]
... kann man (wie so oft) mit Google rausfinden. Die Buchsuche bringt eine ganze Reihe von Treffern für "Kammacher", und man findet einiges zu Herstellung und Materialien. Einfach mal stöbern.

Das sind wirklich schöne Exemplare, Dirk, und handwerklich sehr sauber gemacht.

Gruß, Wolfgang



Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Sandpapierobjekte 1 (mit Fotos)

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dirk,

schöne und nützliche Sachen hast Du da gebaut !

Ob nun Schleifpapier verhaßt ist oder auch nicht, liegt wie immer im Auge jedes Einzelnen. Persönlich habe ich überhaupt kein Problem mit Schleifpapier und dessen Verwendung. Wie Uwe schon geschrieben hat, sollte im Sinne der Haare die Oberfläche der Zinken möglichst glatt sein, sicherlich kriegt man das mit viel Zeit auch mit einer Teppichmesserklinge o.ä. irgendwie hin, Schleifpapier ist aber schließlich nicht umsonst erfunden worden.

Die Kämme empfinde ich als sehr schön - hätte ich noch lange Haare, würde ich gerne mal einen benutzen wollen.
Wenn ich mich nicht täusche, hast Du Längsholz (der Griff) mit Hirnholz (das Zinkenstück) verleimt, das ist normalerweise nicht unproblematisch. Du schreibst, daß Du Teakholz verwendet hast. Es heißt, daß sich Teakholz durch wachsige/ölige Oberfläche verhältnismäßig schwer verleimen läßt. Habe Teakholz bisher nur einmal verarbeitet, da haben wir die Leimflächen vorher mit Verdünnung "entfettet", Probleme sind bisher nicht aufgetreten (Treppenstufen, 13 Jahre her). Bei Kämmen ist ja von Haus auf mit Feuchteschwankungen zu rechnen, bekanntlich verhält sich Holz auf Feuchteschwankungen in und quer zu Faserrichtung sehr unterschiedlich. Hoffentlich bekommst Du keine Probleme mit der Verleimung.

Anbei noch ein Link zu einem "Kollegen" von Dir :

http://www.kammacher.de/

Gruß, Andreas



Dirk Vogel
Beiträge: 510
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Hätt' ich ja nicht gedacht ...

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #123060]
... mit diesen Objekten auf mehrfache ästhetische Zustimmung zu stoßen. (Vielleicht halten sich ja die scharfen Kritiker vornehm zurück.) Zu verschiedenen Gelegenheiten haben sich ja schon hier im Forum Diskussionen ergeben, bei denen die Befürworter strengen Form-follows-function-Designs in der ganz überwiegenden Mehrheit waren, und meine in dieser Hinsicht eher verspielten Produkte mit all ihren nicht absolut notwendigen Rundungen passen dazu nicht unbedingt.

Ja, der Brieföffner ist aus Bubinga, Pedder, das hast Du wie üblich gut erkannt.

Ob man sich damit gut kämmen kann, Uwe ? Sie fühlen sich schon etwas anders an als normale Kämme, wegen ihrer breiten Zinken. Diese noch dünner zu schmirgeln habe ich mich aber nicht getraut. Schon bei dieser Breite bogen sie sich stark beim Nachbearbeiten mit Schleifpapier und wären fast gebrochen. Und reinigen muß man sie wohl schon mit Wasser, deshalb sind sie ja aus Teakholz, das von all meinen Sorten am besten der Feuchtigkeit standhält.

Andreas : alle Holzkämme, die ich kenne, beruhen auf der Verleimung von Längs- mit Hirnholz. Letzteres würde leicht brechen, weil die vielen Schlitze ja beinahe bis zum Ende durchgehen, daher braucht ein Kamm die Verstärkung des Längsholzes, vor allem falls er einen Griff hat. Danke für den Link ! Hätte ich den Kammacher vorher gekannt, hätten die dort vorgestellten Kämme mir sicherlich als Beispiele dafür gedient, wie ich es nicht machen wollte ...

Grüße von Dirk



Marc Waldbillig
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Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Sandpapierobjekte 1 (mit Fotos)

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #123060]
Hallo Dirk,

Alle Achtung, die Kämme sind wunderschön. Womit hast du die Schlitze für die gesägt und was sagen die beschenkten Damen über das neue Handwerkzeug, sprich gibt es schon Rückmeldungen?

Das Einzige, das mir an dieser Arbeit nicht zusagen würde, wäre die Schleifarbeit... Einer muss sich outen.

Guten Rutsch ;-)

Marc


Pedder
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Kreuz und quer *MIT BILD*

Beitrag von Pedder »


Hei Dirk,

jedes Mal, wenn ich Dein Bubinga sehe denke ich, warum ist meins nicht so rot. Hilfst Du da nach? Verblasst das mit der Zeit? Die Besitzer des Bettes und der Ablage mit den runden Ecken müssten doch mehr wissen, oder?

Vielleicht setzt sich langsam die Einsicht durch, dass man über Geschmack zwar streiten kann, es aber selten zu einem sinnvollen Ergebnis kommt?

Zu dem von Andreas angesprochenen link und dem Design des dortigen Kammmachers habe ich mal ein Bild angehängt. Auch er verleimt kreuz und quer. Viel anders kann ich mir das auch nicht vorstellen, es sei denn, man fertigt eine Dreischichtplatte an.

Deine Formen gefallen mir besser. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ein Holz mit feineren Poren als Teak besser geeignet ist für Kämme.

Liebe Grüße
Guten Rutsch

Pedder



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