Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bildern

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernhard Loos

Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bildern

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo allerseits!

Wie ein Thread der vergangenen Tage gezeigt hat, gibt es bei der Konstruktion und Verarbeitung der Stanley-Hobel aus England erhebliche Defizite, vor allem am sogenannten Frosch.

Ich möchte Euch nun zeigen, wie ich den Frosch meines Stanley No.6 frisiert habe:

Bild 1
Dieses Bild zeigt den Frosch vor der Bearbeitung: Die schlechte Abstützung des Eisens hinter der Fase ist gut zu erkennen. Im Prinzip fehlt hier einfach Material. Eine Auftragsschweißung schien mir bei dem Gußmaterial nicht angebracht, also mußte ich die gewünschte Form durch Fräsen erreichen. Aus diesem Grund sind auch die Einstellmöglichkeiten, in den Langlöchern und der Spandicken-Einstellschraube nun so gut wie ausgereizt.



Bild 2
Der Frosch nach der Bearbeitung. Das Eisen wird bis zur Fase abgestützt; demzufolge neigt das Eisen weniger zum Rattern:



Bild 3
Zuerst wurde die Auflagefläche des Hobeleisens am Frosch geebnet:



Bild 4
Der Maschinenschraubstock an meiner Drehmaschine (hier als Fräse) wurde mit einer Meßuhr justiert, damit eine gleichmäßige Spanabnahme erfolgt:



Bild 5
Die untere Auflage, die spitz auslaufen sollte, wird gefräst:



Bild 6
Hier wird die obere, breite Auflagefläche gefräst. 0,8 mm wurden an oberer und unterer Auflagefläche weggenommen:



Bild 7
Hier die fertig gefrästen Flächen:



Bild 8
So sieht das schon besser aus:



Bild 9
An den Abstützungspunkten des Hobelkörpers wurden 0,4 mm weggefräst:



Bild 10
Der "neue" Frosch: Die Niet der Lateralverstellung wurde durch eine M3 Senkschraube ersetzt.



Bild 11
Der "alte"Frosch:



Bild 12
Verbesserung ca. 3mm:



Gruß, Bernhard



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bilder

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Bernhard,

wieder mal eine tolle Doku. Merkt man jetzt denn jetzt wirklich
einen Unterschied beim Hobeln?

--
Dirk


Bernhard Loos

Re: Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bilder

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Dirk,

na ja, ich hatte ja von vornherein nicht die Probleme, die Rolf mit seinem Stanley hatte; aber die Bilder von Friedrich haben mich eines Besseren belehrt, dass es auch bei meinem Hobel Handlungsbedarf gibt - Friedrich wollte gar nicht glauben, dass mein Hobel ein Stanley ist!
Mir scheinen die Anants (hab' ich auf Heikos Seite gesehen) von besserer Qualität zu sein - da ist auch der Frosch spitz zugefräst! Schade wenn ein Hersteller die elementarsten Konstruktionsanforderungen vergisst!

Zumindest kann ich mir jetzt sicher sein, das Maximum aus diesem Hobel herausgeholt zu haben.

Gruß, Bernhard



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bilder

Beitrag von Gerhard »


Hallo Bernhard,

gute Doku. Da wird leider wieder richtig deutlich, wo bei den neueren Stanleys "geschummelt" wurde. Die in Bild 9 zu sehenden Auflageflächen sind echt ein Witz. Auch wenn sie jetzt exakt gefräst sind bleiben sie ein schönes Zeichen für die Sparwut eines Herstellers.

Friedrich hat mal die Hacken und Schaufeln aus Baustahl erwähnt. Das geht in die gleiche Richtung. Einsparungen und Vereinfachungen der Konstruktion die ein Werkzeug an den Rand der Verwendbarkeit bringen.

Viele Grüße,
Gerhard


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Wa-ha-nsinn!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #120608]
Hallo Bernhard,

ich beneide Dich um die Möglichkeiten in Deiner Werkstatt. Und mal nebenbei- hier geht ja nichts raus- Eigentlich hättest Du doch auch was Ordentliches werden können- ich denke so in Richtung Maschinenbau :-)
(wie sagt man jetzt: duckundwech)

Friedrich


Bernhard Loos

Re: Wa-ha-nsinn!

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Friedrich,

.......Eigentlich hättest Du doch auch was Ordentliches werden können- ich denke so in Richtung Maschinenbau :-)

Du weißt, mein Sohn studiert Maschinenbau - na wenigstens einer in der Familie der damit sein Geld verdienen will:-) und ich bin stolz drauf!

Gruß, Bernhard



Michael Hoffmann
Beiträge: 282
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03

Re: Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bilder

Beitrag von Michael Hoffmann »

[In Antwort auf #120608]
Hallo Bernhard,

schöner Bericht. Auch deine Möglichkeiten mit der Drehbank gefallen mir gut (Neid).

Allerdings: Während ich bei machen Beiträgen bei dir schon gedacht habe (nicht ohne Bewunderung): "... Man bin ich froh das ich Maschinen verwenden darf ...."

Muss ich diesmal sagen (mit gleicher Bewunderung): Hier hätte ich mich nicht gewundert wenn Du die Feile geschwungen hättest. (Wenigstens hätte ich mir das noch vorstellen können. Auch weil mir die Möglichkeit fehlt was zu fräsen.)

Finde klasse das du nicht nur in Holz machst - ich bastle auch ab und zu mal mit Metall.

Grüße Michael



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Frisierter Frosch

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #120608]
Hallo Bernhard!

Tolle Arbeit!

Ja, so muss der Frosch aussehen, wenn das Eisen richtig abgestützt werden soll! Dazu habe ich technisch leider nicht die Möglichkeiten - also bleibt mein No. 6 vorerst mal wie er ist und damit ausser Betrieb. (er bräuchte ja nun auch noch eine neue Klappe, nachdem die alte gebrochen ist!)

Vielleicht geh ich ja doch nochmal zu einem Metallkundigen hier vor Ort. Auf dem Land ist sowas recht einfach. Reizen würde es mich schon, noch einen Satz Hobel mit anderem Schneidwinkel griffbereit zu haben. Rückwärtig eine 2. Fase anzuschleifen wäre ja keine grosse Sache.

Obwohl Du den Frosch abgeschliffen hast, er somit niedriger sitzt, gibt es offenbar kein Problem mit der Tiefenjustage des Eisens.

Viel Spass mit dem neuen alten Hobel!

Rolf



Bernhard Loos

Re: Frisierter Frosch

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Rolf,

Du schreibst: "Obwohl Du den Frosch abgeschliffen hast, er somit niedriger sitzt, gibt es offenbar keine Problem mit der Tiefenjustage des Eisens."

Ja, das ist der heikle Punkt an der Sache: Damit der Frosch das Eisen bis vorne abstützen kann, muss das Eisen zurückgestellt werden. Deswegen hätte ich ja am liebsten eine Auftragsschweißung gemacht und dann abgefräst - aber Guß (hoher Kohlenstoffgehalt) und schweißen, das kann lustig sein (Aufhärtungen, Risse etc.) - das wollte ich nicht riskieren. Damit das Eisen sich nun minimal über die Sohle hinaus stellen lässt, mußten auch die Auflagepunkte am Hobelkörper etwas abgefräst werden, allerdings auch nicht zuviel, denn sonst bekommt man das Eisen nicht unter die Sohle (keine Spanabnahme) - wie bereits geschrieben: Die Bandbreite der Einstellung wird verringert, aber die Hauptsache ist ja, dass von 0-0,3 mm alles drin ist!

Angebot: Wenn Dein örtlicher Metaller keine Lust hat, so etwas zu machen, so könnten wir uns gerne mal bei mir treffen. Ich wohne in Taunusstein, das ist ja nicht so weit vom Odenwald weg!

Gruß, Bernhard



Benutzeravatar
Jens Gartmann
Beiträge: 106
Registriert: Fr 18. Mai 2018, 22:04

Re: Englischer Stanley Frosch frisiert, mit Bilder

Beitrag von Jens Gartmann »

[In Antwort auf #120613]
Hallo Leute,

Super Dokumentation die Du da erstellt hast.
Habe so eben mal bei meinen Anants nachgesehen. Die sind am Frosch alle so wie es sein sollte. Auch der A10 liegt satt auf.
Nur die Tiefenverstellungen für die Hobeleisen sind nicht wirklich gut. Das Spiel beträgt zwischen 1/2 bis 3 1/4 Umdrehungen.
Das liegt hauptsächlich wohl an den Blechstreifen des Verstellhebels.
Bei Stanley wird hier ja ein Gussteil eingesetzt.
Leider ist mir noch keine Idee eingefallen wie dieser Hebel ersetzt werden kann.
Irgend wo hab ich mal gelesen, man sollte die Blechstreifen gegeneinander verschieben. Das habe ich auch schon ausprobiert hatte aber damit keinen dauerhaften Erfolg.
Um die Einstellung wirklich spielfrei auszuführen müsste der Hebel im Schlitz der Eisenklappe angepasst werden sowie auch in der Nut der Verstellschraube.

Oder gibt es noch einen Weg auf den ich noch nicht gekommen bin?

Zu den Hobeln von Kunz kann ich nur sagen dass die Verstellung spielfeier läuft.
Ich habe erst kürzlich einen neuen 9 1/2 bekommen der bis in die Spitze sauber gefräst und geschliffen war und auf kleinste verstellung reagiert.

Wirklich gut wird der neue Kunz Plus.
Auf der Eisenwarenmesse in Köln wurde dieser Hobel vorgestellt.
Leider sind im Netz noch keine Fotos verfügbar.

Die Anants sind nicht schlecht aber mittlerweile will ich etwas mehr Qualität haben und bin auch bereit dafür etwas mehr auszugeben.

Wie hier im Forum schon einmal jemand gesagt hat: "Du bekommst was Du bezahlst"

Grüße aus dem Bergischen Land

Jens



Antworten