Rauhbank

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Skewing - Schnittwinkel

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

was hier so schön neumodisch als "Skewing" bezeichnet wird, lernt jeder Schreinerlehrling zu Beginn seiner Ausbildung: "Halt den Hobel n' bisschn schräg".

Eigentlich ging ich bisher davon aus, dass dies "Allgemeinbildung" beim Hobeln sei.

Gruß

Heiko


Friedrich Kollenrott
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Und so ist das bei einem alten Stanley

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #120575]
Ihr Lieben,

obwohl die Diskussuon inzwischen etwas über diesen Punkt hinweggegangen ist, möchte ich hier noch die entsprechenden Bilder von einem alten Stanley einstellen.
Es ist mein #5, vermutlich aus den 30er Jahren.

Das erste Bild ist der Hobelkörper. Der Frosch liegt auf den beiden Flächen auf, die direkt hiner dem Schlitz plangefräst sind. Die Sohle ist dort etwa 2,7 mm dick. Die Rippe zwischen den beiden Auflageflächen versteift die Sohle an dieser dünnsten Stelle.

Zweites Bild: Der Frosch mit dem aufgespannten Hobeleisen, von der Seite (Eisen in Gebrauchsposition). Man sieht, der Überhang des Eisens über die Auflagefläche am Frosch ist minimal.

Drittes Bild: Das gleiche von unten.

Schlussfolgerung (und Vergleich): Diese Eisenauflage ist in Ordnung, die des gezeigten neueren Stanley ist es nicht.

Wie ist sowas möglich? Wohl nur dadurch, dass auch bei der einst ruhmreichen Firma Stanley irgendwann niemand mehr überhaupt wusste, welche Funktionsanforderungen ein solcher Hobel hat und wie Funktion und Konstruktion zusammenhängen. So fängt man dann an, die Anwender zu verar....... Und weil die es auch nicht besser wissen und auch an den Namen des Herstellers glauben, suchen sie den Fehler bei sich.

Wie gut, dass es andere Anbieter gibt.

Friedrich






Bernhard Loos

Re: Skewing - Schnittwinkel

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Heiko,

Du schreibst:

"was hier so schön neumodisch als "Skewing" bezeichnet wird, lernt jeder Schreinerlehrling zu Beginn seiner Ausbildung: "Halt den Hobel n' bisschn schräg".
Eigentlich ging ich bisher davon aus, dass dies "Allgemeinbildung" beim Hobeln sei.


Auch wenn Du es (das Schräghalten des Hobels) für Allgemeinbildung beim Hobeln hältst, so spricht doch nichts dagegen, dies hier zu erörtern. Dies würde im Endeffekt dazu führen, dass jeder seine Allgemeinbildung für sich behält und Wissen nicht mehr weitergegeben wird!

Ich bin kein Freund von Anglizismen - ich habe den Begriff aber verwendet, weil in dem verlinkten Thread davon die Rede ist. Ob der Begriff überhaupt "neumodisch" ist, mag ich nicht zu beurteilen und selbst wenn, müßte diese Tatsache für sich gesehen noch nicht schlechtes bedeuten!

Gruß, Bernhard



Rolf Richard
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Re: Schande über......

Beitrag von Rolf Richard »


Friedrich, Du sagst es!

Es ist wirklich eine Schande, was dieser Traditionsverein heute unter die Leute bringt!

Klar, ich bin dankbar dafür, was ich in den letzten 3 Tagen lernen durfte: Aber es ist schon schlimm, wie die Leute auf den Arm genommen werden. Der gute alte Namen des Herstellers wird missbraucht! Warum fertigt man eigentlich nicht gleich in Rotchina?

Das mag jetzt polemisch klingen! Ich persönlich fühle mich betrogen.

Andererseits - man muss dankbar dafür sein, was man in diesem Forum lernen kann!

Gruss

Rolf



Bernhard Loos

Re: Und so ist das bei einem alten Stanley

Beitrag von Bernhard Loos »

[In Antwort auf #120588]
Hallo Friedrich,

ja, das sieht bei Deinen Stanleys doch alles etwas anders aus - ein Anreiz für mich, meinen No. 6 zu frisieren (werde berichten).

Schön wie in diesem Thread die Bälle (Erfahrungen) so zufliegen!
So stell' ich mir das vor!

Gruß, Bernhard



Heiko Rech
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Anglizismen

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #120589]
Hallo Bernhard,

versteh mich bitte nicht falsch. Mit meinem Beitrag wollte ich lediglich darlegen, dass sehr vieles, das neu und amerikanisch klingt eigentlich nichts neues ist, sondern altbewährt.

Auch ich mag diese englischen Begriffe nicht sonderlich. Und natürlich sollte man auch dieses "Allgemeinwissen" weitergeben und erörtern. Aber einheimische Begriffe dafür wären meiner Meinung nach halt schöner.

Gruß

Heiko


Gerhard
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Re: Schande über......

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #120590]
Hallo Rolf,

Ich denke das bestätigt die bereits gelegentlich aufgetauchte Aussage, daß die Anant den neuen Stanley vorzuziehen sind. Sie orientieren sich eher an Vorkriegs-Stanleys als das neue "Originale" tun.

Ich denke ich werde mir mal meinen Anant #4 vornehmen und etwas tunen. Nachdem ich komplett den Flachwinklern verfallen bin habe ich an meinen ersten Eisenhobel keinen Gedanken mehr verschwendet. Das hat er wohl nicht verdient.

Viele Grüße,
Gerhard


Rolf Richard
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Re: Skewing - Schnittwinkel

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #120585]
Hallo Bernhard,

die Veränderung des Schnittwinkels beträgt

Schnittwinkel x cos(Schrägstellung)

Bei 20° ergibt sich ein Cosinus von ca. 0,94, damit erniedrigt sich der Schnittwinkel bevon 45° auf 42,3° ´bzw von 60° auf 56,4°

Gruss

Rolf



Rolf Richard
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Re: Anglizismen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #120592]
Hm,

was für ein richtig passendes Wort gibts denn für das englische "skewing" in Bezug auf Hobeln? Mir fällt da einfach nichts ein.

Ist es vielleicht ein bischen so, wie in den späten 70er Jahren, als bei Mikroprozessoren Siemens den "Stack" einzudeutschen versuchte und einen (unsäglichen!) "Kellerspeicher" daraus machte? (Handbuch zum 8080 von Siemens) Hat sich natürlich nie durchgesetzt.

Aber auch in die andere Richtung wandern Begriffe. Im Englischen gibt es keinen Begriff für einen geologischen Graben(bruch). Der heisst dort einfach "Graben". :-) "Kindergarten" wäre noch so ein Beispiel. Also keine Angst vor Anglizismen, wo es keine brauchbare deutsche Bezeichnung gibt.

Und bitte auch bedenken - nicht alle hier haben eine holzbezogene Ausbildung hinter sich.

Gruss

Rolf



Philipp
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Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Anglizismen

Beitrag von Philipp »


"Also keine Angst vor Anglizismen, wo es keine brauchbare deutsche Bezeichnung gibt."

Naja, zu meinen, für ein simples Wort wie "skewing" gäbe es keine deutsche Entsprechung, klingt in meinen Augen nach etwas mangelnder Sprachphantasie. Es muß ja nicht unbedingt für jede Begrifflichkeit eine Einwortbezeichung gefunden werden, sondern es gibt auch andere, weitläufigere Beschreibungsformen, wie z.B. "schräg hobeln", "Hobel schräg führen", "Anschrägen" oder sonst was.
Wie Heiko schon schrieb, das Schräghalten des Hobels erscheint den "Gelernten" wohl als so banal, daß ein "Fachbegriff" dafür als nicht nötig angesehen wird - was ich nachvollziehen kann.

[KlugschXXXermodus an]: "Skewing" ist kein Anglizismus, sondern ein englisches Wort. "Schräghobeln in 2008" wäre ein A., denn das "in" vor der Jahreszahl ist ein Import aus der englischen Grammatik.[/KlugschXXXermodus aus]. ;-)

Viele Grüße und happy planing (wie sagt man dazu auf deutsch?)

Philipp



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