Schabhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Schabhobel

Beitrag von Philipp »


Die Cliftons habe ich (konkav und konvex). Beiden liegen schön in der Hand, fühlen sich gut an, sehen gediegen aus - und man kann mit ihnen auch anständig arbeiten.
Für ihren Preis und für das Renommée, das Clifton besitzt, könnten sie aber besser gefertigt sein. V.a. das Hobelmaul ist meines Erachtens zu groß und der Firma eigentlich nicht würdig. Abhilfe können vielleicht unter das Eisen gelegte Einlagen sein.

Wenn ich sie nicht recht günstig im Zweiersatz bekommen hätte und wenn es damals schon die von Veritas gegeben hätte, hätte ich mich wohl eher für die entschieden (obwohl es von Veritas keinen konvexen Schabhobel gibt).

Gruß
Philipp


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Schabhobel

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #116336]
Hallo Bernhard,

Wie schon gesagt, für die gerade oder gebogene Sohle empfehl ich dir gleich zweimal den #53 von Stanley oder Kunz und wenn's das Budget erlaubt gleich mit Hock-Eisen und dann die Sohle bei letzterem selbst leicht rund gefeilt.

Der konkave Schabhobel von Veritas scheint mir eine gute Wahl zu sein, besser wie der Clifton, wegen dem engeren Maul. Dazu gibt's die Unterlegplättchen, ich nehm an auch für dieses Modell. Das Maul kann also sehr eng gemacht werden. Die Eisenfeineinstellung ist angenehm da schneller am Anfang. Das LN-Pendant scheint mir auch einen Blick wert zu sein, du musst entscheiden ob die Krümmung passt oder ob sie zu eng ist. Beide Marken haben ein gutes Eisen.

Was die Ziehklingen-Schabhobel angeht, gibt's auch wunderbare Dinge bei Veritas, chair-devils mit fixen Rundungen und den scraper shave, einfach mal bei leevalley.com unter Scraping stöbern. Vielleicht nimmt Dieter ja das eine oder andere ins Programm.

Allerdings kannst du so ein Teil nach den eigenen Wünschen auch selbst herstellen, s. mal hier: http://www.cornishworkshop.co.uk/scraper.html

Eigentlich denke ich, dass es immer auf ein gutes Eisen ankommt und die Maulöffnung nicht so wichtig ist, es sei denn du bearbeitest schwierige, gegenläufige und spröde Fasern. So gesehen geht auch ein Kunz mit einem Hock-Eisen. Das Kunz-Eisen hat nicht die Standzeit, es wird schnell stumpf. Auf jeden Fall war das bei meinen bis jetzt drei oder vier getesteten Eisen so. Ich kann aber nichts über die aktuelle Produktion sagen, da soll sich einiges verbessert haben. Das A und O bleibt das Schärfen, du wirst dir was überlegen müssen für das konkave und das konvexe Eisen...

Gruß und viel Spaß,

Marc



Ludwig Mörl

Re: Schabhobel

Beitrag von Ludwig Mörl »

[In Antwort auf #116327]
Hallo Bernhard,
bin zwar kein Bogenbauer, habe aber am Wochenende einen Eibenast bearbeitet. Dies war die Spitze eines jungen Stamms, ca. 2 bis 3 Jahre getrocknet (in der Wohnung), außer am der Schnittfläche ohne Risse, Durchmesser: ca. 5cm unten bis ca. 3 cm oben.
Also Äste entfernen, entrinden, dünner machen/Splint abtragen, Finish. Zur Verfügung standen mir ein kleines Zugmesser von Pfeil, ähnlich dem von Veritas im Angebot des Hausherrn, und jeweils von Veritas drei Schabhobel: Flachwinkel-Schabhobel, Schabhobel mit gerundeter Sohle, Schabhobel konkav. Außerdem ordinäre Ziehklingen (0,8 mm).
Zunächst mal eine allgemeine Bemerkung zum Veritas-Hobel aus der Packung nehmen und loslegen. Ich hab das aus Ungeduld gemacht, ging auch. Dann habe ich mir doch die Zeit genommen, die gerade Klinge des Schabhobel mit gerundeter Sohle zu schärfen - ein sehr deutlicher Gewinn. Ist ja auch verständlich, wenn man die Klinge im Originalzustand anschaut: feine Riefen und eben nicht so glatt wie nach einem Abziehstein.
Der Einsatz des Flachwinkel-Schabhobels ist insgesamt gewöhnungsbedürftig. Darüberhinaus ist mir anfangs immer die Klinge aus dem Halter geflogen. Meines Erachtens ist die Konstruktion deutlich verbesserungswürdig. Die Halteschrauben sitzen nur zum Teil auf dem seitlichen Keil des Eisens und im Originalzustand sind beide zu glatt. Egal wie fest man die Schraube anzieht ("gleich nach fest kommt ab"), es hält nicht. Abhilfe habe ich dadurch geschaffen, dass ich mit einem Körner auf beide Seiten dieser Keilflächen auf dem Eisen, die zum Befestigen dienen, sehr viele Punkte geschlagen habe. Ist etwas mühsam, aber jetzt kann sich das Eisen in das weichere Material des Hobelkörpers und der Feststellschraube krallen, das Eisen rutscht nicht mehr raus.
Trotzdem, ich habe Mühe im Umgang mit diesem Hobel, würde ihn wahrscheinlich nicht mehr kaufen. Vielleicht fehlt mir auch nur die Übung.
Ums kurz zu sagen: Zugmesser fand ich am effektivsten für die Grobarbeit. Für das Finish, bei dem durchaus auch noch ordentlich Material abgetragen wurde, war die Ziehklinge unschlagbar. Bei den Hobeln gab es (wie natürlich auch mit dem Zugmesser) immer wieder tiefe, lange Ausrisse, wenn ich in meiner Ungeduld einfach so über die Aststellen drübergeratscht bin. Die sind ganz gemein, sind hart und stehen über. Also etwas energischer dagegen und schon hackt die Klinge nach dem Ast (in Zugrichtung gesehen) in die absteigende Faser und es ist passiert. Wahrscheinlich auch eine Eigenheit der Eibe. Das passierte auch mit den Hobeln, nicht aber mit der Ziehklinge.
Mit der Ziehklinge arbeiten kann man ganz gefühlsam, aber auch heftiger, dass Späne fliegen. Man braucht sie hier nicht zu biegen, deshalb geht es mit einer Hand, mit der anderen kann man ganz flexibel das Werkstück halten, das ist ganz angenehm. Bei längerer Arbeitszeit ist sicher ein Halter noch angenehmer.
Fazit: Zugmesser und Ziehklinge reichen, zusammen 60 €, gerade 2/3 eines Veritas-Hobels.
Ach ja, einen Kunz-Schabhobel, am Anfang meiner Holzaktivitäten gekauft, habe ich auch noch. Da war nichts mit auspacken und loslegen, die Klinge erforderte viel Arbeit und taugt immer noch nicht so richtig (wenn ich das mit Veritas aus der Schachtel vergleiche).

Ludwig



Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schabhobel

Beitrag von Thomas Jacobi »

[In Antwort auf #116347]
Hallo Bernhard,

Ich muss vorab sagen dass ich keinen der genannten Schabhobel besitze, erst recht nicht was viel Geld kostet. Dafuer habe ich einige Erfahrung mit englischen traditionellen es gibt sie aus Buchsbaum oder Buche sowie mit den Eisenschabhobeln der seit knapp 1OO Jahren aufgeloesten englischen Firma Preston. Die Hoelzernen haben die Leichtigkeit und die warme Griffigkeit. Sie sind relativ billig alt zu bekommen erfordern jedoch einige Fertigkeit um sie operationell perfekt zu optimisieren. Verstellabr sind sie nicht, leicht schleifen lassen sie sich auch nicht gerade, doch wenn man einen erst ordentlich einjustiert hat, etwa die Auflage vor dem Maul mit einem Knochen, Bambus oder sonstigen Hartholzeinsatz eben bekommen hat da wo sie ausgebeult wie eine alte Flurschwelle ist, dann sind sie eine rechte Freude an Werkzeug. Auch optisch machen sie ganz schoen was her mit ihrer superschlanken ausgewogenen Seemoewenform (da kommt ein Kunz so grazioes her wie ein Sumoringer).
Nun komm ich zu den Prestons. Es gibt sie in ebener und gerundeter Sohle. Ich bevorzuge die ebene. Die Feineinstellung, es sind mir 2 Patente bekannt, erlauben bei dem besseren eine ganz ausgezeichnet funktionierende Mechanik: perfekt regelbarer Vorschub und seitliche Justierung. Im uebrigen sind die Modelle mit viktorianischen (Jugendstilmotiven) Dekorationsmotiven das schlicht schoenste meiner bescheidenen Meinung nach was frei rumlaeuft in punkto Schabhobeln. Sie sind schwerer als die hoelzernen, liegen dennoch sehr gut in der Hand, lassen sich gut auch einhaendig fuehren (geschoben)das Messer ist leicht zu schleifen und sie sind schlicht unsterblich. In gutem Zustand kommt man im Globalflohmarkt an Exemplare schon fuer durchschnittlich ca 45E (Trspt inkl.) Herrichten ist dann je nach betriebenem Aufwand nicht mehr gross da die Dinger wie gesagt kaum zu verhudeln gehen. Waren schon zu ihrer Zeit ein Werkzeug fuer den Fachmann der sie achtete und pflegte.

Koennte mir vorstellen dass die alten amerikanischen Miller Falls "cigar" spoke shaves auch fuer deinen Zweck geeignet sein koennten, vielleicht kann mal jemand der das ominoese Teil sein eigen nennt ueber seine Erfahrungen berichten. Ottmar?

Und last not least waere da auch noch das billigste aller Werkzeuge fuer solche Verwendungszwecke, andere haben seinen Einsatz schon vor langem vorweggenommen, ich habe letztlich mit grosser Begeisterung damit herumexperimentiert (tut mir leid Dieter, wenn alle anfangen mit sowas herumzuspielen dann koenntest Du grad dicht machen, doch wir wissen beide dass der Spieltrieb das verhindert)ich spreche von einer ordentlichen gut zu greifenden Glasscherbe. Es ist wahrhaftig erstaunlich was man damit alles anstellen kann. Kein Schaerfen kein Abziehen einfach einwickeln und entsorgen neue Scherbe nehmen wenns nicht mehr zupft (pardon den Semantikern). Probier es aus, Du wirst staunen wenn du es noch nicht probiert hast.
mit Aussicht auf Athen, die Feuer sind aus, nix mehr zum Brennen da
Thomas



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