Ruchtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Gunther Weiss
Beiträge: 23
Registriert: Di 21. Apr 2015, 07:56

Ruchtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Gunther Weiss »


Hallo,

ich hab da mal eine etwas "blöde" Frage.

Ich habe das Problem das mir der Sägeschnitt immer verläuft. Egal ob ich mit einer Feinsäge oder Japansäge (von den Zähnen) säge.

Es verläuft immer (nicht rechtwinklig sondern zieht immer auf eine Seite), egal welches Holz (Buche oder Fichte), egal welche Säge.

Gibt es irgendwelchen einfachen Tricks oder häufige Fehler die ich machen könnte.

Meinen Sägestil weiß ich leider nicht wie beschreiben, ganz grob:

Schnittkante anzeichnen (ganze Länge, hinten und vorne, oben)
Säge ansetzten, wenn Führung vorhanden Säge arbeiten lassen
und per Auge kontrollieren.

MfG Gunther



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Gunther,

da du ja mit verschiedenen Sägen Probleme hast, wollen wir den Faktor "stumpfe/falsch geschränkte Säge" erstmal beiseite stellen.

Meine Vermutung ist, dass du zu viel Druck auf die Zähnchen gibst. Die fressen sich dann teifer ein, schlucken mehr Späne als in die Zahnlücken passt und quetschen das überschüssige Material seitlich heraus. Im Ergebnis verläuft die Säge.

Wenn dies der Grund des Übels war, konzentriere dich mal die Säge wirklich nur zu ziehen und zu schieben und nicht nach unten zu drücken. Das kommt dem Gefühl nicht entgegen, weil man denkt so ein Holzstück müsse sich absäbeln lassen, wie eine Scheibe Rinderbraten. Ist aber nicht so. Lass die Säge alleine arbeiten und wenn es dann läuft, wenn auch scheinbar langsamer, darfst du - mindestens bei westlichen Sägen - einen leichten Druck dazugeben, aber nur soviel, dass die Säge wirklich mühelos läuft.

Eine einmal verlaufene Säge ist wirklich ein Kreuz, gewisse begrenzte Korrekturmöglichkeiten gibt es. Mann muß sozusagen ein Stück zurück im Schnittverlauf und mit Zartgefühl neu ansetzten. Das ist aber sehr heikel.

Viele Grüße, Christof.


Gunther Weiss
Beiträge: 23
Registriert: Di 21. Apr 2015, 07:56

Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Gunther Weiss »


Hallo,
darauf werde ich mich das nächste mal 100% konzentrieren.
Gibt es denn eine bestimmte Sägenart mit der man nicht viel falsch machen kann??

Wollte mich langsam mal an eine gezinkte Verbindung machen aber habe da noch das Problem mit dem verlaufen des Schnittes....

mfg gunther


HELLE
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von HELLE »


Naja Gunther,

wenn du schon so frägst --- diese Japansägen sind für's Zinken nicht zu verachten --- schau mal beim Hausherrn nach (oben im Header).

Gruß, Helmut


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Ruchtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #116102]
Hallo Gunther,

es hört sich so an, als meintest du z. B. Kanthölzer oder Balken sägen. Ich zeichne auf allen 4 Seiten an und säge beim ersten Strich nur ein paar mm oder 1 cm ein. Dann drehe ich um 90°, säge wieder nur an (über das Eck, dann ist der erste Schnitt schon eine Führung), drehe wieder usw. Dann sind die vorhergehenden Schnitte die Führungen für die Säge und sie verläuft gar nicht. Tage Frid hat irgendwo für einen perfekten Sägeschnitt bei Balken folgendes beschrieben: Mit dem Stechbeitel leicht die Linie anstechen und im wegfallenden Teil mit dem Stechbeitel dann eine kleine Kerbe herstellen. Wenn man das auf 3 Seiten macht, kann die Säge in der Kerbe auch nicht verlaufen. Das ist mir aber ein zu großer Aufwand, zumal es so auch geht.

Viele Grüße von
Edi



Gunther Weiss
Beiträge: 23
Registriert: Di 21. Apr 2015, 07:56

Re: Ruchtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Gunther Weiss »


Hallo,
erstmal danke fürdie bisherigen Antworten.

Das mit dem Anzeichnen ist mir soweit schon klar, bzw. mach ich es ähnlich. auch mit dem Sägen selbst mach ich es ähnlich (versuch es wenigstens).
Jedoch komm ich aus (für mich) unerklärlichen Gründen meist nach rechts vom Anriss ab und das ist zb. bei einem Zapfen schlecht da dann leider ein Teil fehlt.

Daher bin ich eher auf der Suche nach einem Tipp oder Trick um es gar nicht soweit kommen zu lassen oder hilft da nur weiter üben.
Ich bin mir nicht sicher ob ich irgend einen "Haltungsfehler" oder so begehe.

Mfg gunther



Pedder
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Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #116104]
Hallo Gunther,

gezinkte Verbindungen benötigen doch in der Regel nicht viel tiefere Schnitte als 2,5 cm. Gibt es die Probleme wirklich schon auf der Distanz? Vielleicht würde Dir diese Sägeführung helfen? http://www.feinewerkzeuge.de/G307995.htm

Verlaufen die Sägen denn immer zu einer Seite? Wenn ja, kann es sehr wohl an den Sägen liegen. Da kann man was machen. Säge flach hinlegen und mit einem Schärfstein von hinten nach vorne über die Seite ziehen, zu der die Säge verläuft. Geht auch bei gehärteten Sägen. Wem seine Steine zu heilig sind, wickelt Sandpapier K400 um ein Stück Holz.

Wenn das nicht hilft: Andere Sägen nehmen. Dann scheidet das als Fehlerquelle aus. Und dann hilft nur Üben. Lieber häufiger und weniger als selten und ganz viel. Klingt banal, aber der Koordinationsaufwand beim Sägen ist groß.

Gruß Pedder,

der ständig Werkstücke versemmelt, weil er den Probeschnitt vorm Ernstfall weglässt.



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Gunther,

ich vermute immer noch, das Problem liegt in deiner Hand. Es ist gar nicht so einfach das Blatt gerade in der Schnittnut zu führen.

versuch doch mal folgendes: Wenn der Schnitt am Anfang gut läuft, entspanne deine Hand soweit wie möglich. Verwende sowenig Kraft wie möglich zur Steuerung der Säge. Wenn die Säge vom Riss abkommen sollte, lass sie abkommen, Hauptsache die Schnittfläche bleibt in sich gerade. Bist du soweit, dass die Säge freundlich überhaupt einer Linie folgt und in einer Ebene bleibt, dann kannst du dich daran machen, sie so zu steuern, dass sie der gewünschten Linie folgt.

Viele Grüße, Christof.


justus

Re: Richtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von justus »


guude,

stell Dich hin wie Du es intuitv gewohnt bist, und dann bewust ein paar zentimeter nach rechts. häufig hilft das.
als orientierung versuchst Du über das sägeblatt mit einem auge auf die risse zu fluchten, verschiebst die säge in schnittrichtung und fluchtest erneut.
es ist auch hilfreich, eine längere gerade leiste in die hand zu nehmen und sägemäßig auf einem brett mit einem geraden riß die sägebewegung zu simulieren. vorne einen winkel anstellen und so tun, als würdest Du einen luftbalken durchsägen. da merkst Du im vergrößerten maßstab, welche abweichungen entstehen.
auch sollte die säge ruhig, ohne druck, gleichmäßig und in voller länge "durchgezogen" weden.

viel erfolg, justus.


Ferdinand Bozem
Beiträge: 101
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ruchtig Sägen (nicht krumm und schräg)

Beitrag von Ferdinand Bozem »

[In Antwort auf #116102]
Hallo Gunther,

Ich schließe mich meinen Vorrednern an, versuche es mal mit ganz wenig bis gar keinem Druck auf die Säge.
Zur Orientierung kannst du dir auch einen Winkel aufs Werkstück stellen oder legen und dann über das Sägeblatt peilen. Dann siehst du gleich ob du die Säge schief hälst.
Fuchschwanz und Feinsäge halte ich für die Sägen, die am einfachsten zu handhaben sind. Gestellsägen sind sehr kopflastig und bei den Japanern ist es wegen dem dünnen Blatt schwierig einen verlaufenen Schnitt wieder zu korrigieren.
Das Wichtigste ist aber Übung. Das sieht man bei meinem letzten Projekt, einer Türe für einen Hühnerstall. Ich habe einen Rahmen aus 120mm x 33mm Brettern zusammengeschlitzt und das ist auch dreimal gutgegangen, beim Vierten Schlitz verlief der Schnitt um ganze 2mm. Ich muss wohl noch ein paar Meter sägen :-(
Hier mal ein Bild von den Zapfen des verbreiterten unteren Querfrieses:



Und das ist der fertige Rahmen der Türe mit der Aussparung für die Hühner, links und rechts davon habe ich noch eine Gratleiste eingeschoben:



Die Schnitte längs zur Faser habe ich alle mit einer Gestellsäge Zahnteilung 5mm gemacht, die Querschnitte mit einer alten Ulmia Gehrungssäge #354 mit selbstgemachtem Blatt Zahnteilung 2mm. Die kann ich dir nur empfehlen, sägt 100%ig präzise und ist eine echte Arbeitserleichterung!



Viele Grüße,

Ferdinand



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