Falzhobel
Re: Wir einigen uns!
Hallo Friedrich,
ich kann verstehen, wenn Du gerne und ausschließlich auf Handwerkzeuge zurückgreifst. Schließlich hast gerade Du mich mit Deinen Schärfweisheiten infiziert es ebenfalls zu versuchen. Es klappt und die Befriedigung ist ungleich höher, wenn ich den 5 Sekundenspan schaffe als das Holz durch die Abrichte zu schieben.
Allerdings fällt auf, daß Deine Aussagen zwar resolut pro Handwerkzeug und kontra Maschinen sind, aber Du nicht so handelst. Selbst Du besitzt noch eine Kity, die Krach macht und eine Bohrsäule, die auch nicht leise sein dürft. Zudem hast Du in Schneverdingen bemerkt, daß bei ungewöhnlich großen Teilen Du auf die Werkstatt eines befreundeten Schreiners zurückgreifen kannst.
Sicherlich ist es bewundernswert, wenn mann ein Möbelstück nach alter Sitte nur mit Handwerkzeugen herstellt. Aber es gibt auch Holzwerker, die haben weder die Zeit, oder aber ein größeres Pensum vor sich, um sich jahrelang mit einem Teil zu beschäftigen.
Oder es fehlt Ihnen einfach der Zugang zu einer Werkstatt (wie Du ihn hast), um größere Teile vorarbeiten zu lassen.
Weiter: "Eine Leimfuge in der Qualität, wie ich sie von Hand mit der Raubank mache, schafft eine handelsübliche Maschinenabrichte nicht."
Das kann auch an fehlender Praxis mit E-Werkzeugen liegen. Momentan arbeite ich mit meiner ADH noch sehr viel genauer als mit meinem Clifton Nr. 7.
"Wenn ich besonders darauf hinweise, dass ich keinen Akkuschrauber benutze, dann weiss ich natürlich, dass ein Bauschreiner auf Montage ohne so ein Ding aufgeschmissen wäre. Aber für Leute wie mich, der ich nur selten viele Schrauben am Stück eindrehe, wäre es in meinen Augen ein lächerliches Werkzeug, dazu teuer, immer abhängig vom Ladezustand- eben etwas, was Leute sich gern aufschwatzen lassen." Dies ist mit der Einschränkung, daß Du nur wenige Schrauben eindrehst ok. Ich mußte mal 100 m² Fußbodendielen verschrauben und hätte gerne den gesehen, der dies ohne Schrauber macht.
Ich werde weiterhin versuchen, meine Fertigkeiten bei der Handarbeit zu vervollständigen. Allerdings werde ich aus Zeitgründen nicht umhinkommen, auch meine Maschinen zu benutzen.
Gruß
Bernhard
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Re: Wir einigen uns!
Hallo Bernhard,
unsere Gemeinsamkeit ist: Wir machen gern Holzarbeiten, und dabei möglichst viel von Hand, sonst wären wir nicht in diesem Forum. Wir haben auch Leute hier, deren Ziel es ist, vom Fällen des Baumes bis zum fertigen Möbel alles händisch zu machen. Dazu gehöre ich nicht, und das habe ich doch auch nie behauptet, wo nimmst Du das her? Ich bin (für mich selbst, immer nur für mich selbst!) dort "resolut" für Handwerkzeuge, wo sie Maschinenwerkzeuge gut überflüssig machen können. Und das können sie in vielen Bereichen, oft arbeiten sie besser.
Ich habe für mich (nur für mich!) sortiert: Was mache ich von Hand, und wofür setze ich weiter auf Maschinen? Dabei sind all die Handheuler eben aussortiert worden. Geblieben ist die Kreissäge zum längs aufschneiden (und nur dafür) und die Bohrmaschine. Die Kreissäge bewahrt mich ganz schlicht vor körperlicher Überforderung- ich mache viel Leimholz selbst, weil ich keine Möglichkeit habe, viele unterschiedliche Holzformate zu bevorraten, das ist ohne Maschine zum Vorsägen unmöglich. Und das Bohren ist m. E. der Arbeitsgang, bei dem Maschinen der Handarbeit deutlich überlegen sind und bleiben, das sehe ich auch ein. Trotzdemm düble ich selten, ich mache lieber Zapfenverbindungen, Schwalbenschwänze und was es noch so gibt.
Was ich in Schneverdingen erzählt habe: Ich könne für größere Stücke auf die Maschinen eines befreundeten Tischlers zurückgreifen- ja, das ist richtig, aber dabei geht es eigentlich nur um die Formatkreissage, wenn Teile für mich einfach nicht mehr zu handhaben sind. Und auch das hab ich schon lange nicht mehr gemacht.
Also, halten wir es so: Ich freu mich, dass Du auch Handwerkzeuge benutzt, und Du nimmst befriedigt zur Kenntnis, dass auch ich auch Maschinen benutze und dazu stehe.
So, jetzt ist Wochenende. Ich wünsche uns beiden viel Freude in der Werkstatt- jeder wie er's mag!
Friedrich
Re: Wir einigen uns!
Hallo Friedrich,
ich habe niemals behauptet, daß Du vom Baum fällen bis zum fertigen Möbel alles händisch machst. Das hast Du meines Wissens auch nie gesagt.
Ich habe lediglich darauf hinweisen, daß das generelle "Verdammen" der Elektrowerkzeuge doch etwas überzogen ist. Auch wenn es klar ist, daß jeder nur seine Meinung äußert, hat gerade die Kritik an den elektrisch betriebenen Werkzeugen oftmals etwas absolutes an sich. Vielleicht wäre hier ein toleranterer Ton angemessener.
Dieses Forum sollte meiner Meinung nach dem Erfahrungsaustausch dienen und helfen, die eine oder andere Geschichte zu probieren. So habe ich durch dieses Forum erst Zugang zu Handwerkszeugen erhalten und habe meine Freude daran. Und ich sage es nochmals, den letzten "Schliff" habe ich von Dir bekommen.
Ich finde die Überschrift gut: Wir einigen uns!
Im übrigen möchte ich nicht ausschließen, daß ich in ein paar Jahren, wenn die dringensten Dinge erledigt sind, ebenfalls ein Möbelstück komplett in Handarbeit fertigen werde.
Bis dahin gebe ich gerne zu, daß ein handgeputztes Holzstück in der Herbstsonne edler erscheint, als ein mit 400 er Papier Rotex behandeltes. Allerdings finde ich auch eine konterprofil gerahmte Tür mit ordentlicher Abplattung aller Ehren wert.
Also nichts für ungut, ich wollte Dich auf keinen Fall angreifen und auch ich wünsche Dir ein erfolgreiches "Handarbeitswochenende"
Gruß
Bernhard
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Re:Das krachende Ding
Hallo,
Das krachende Ding hat losgetreten, was es nicht sollte. Es ist doch nur ein persönlicher Ausdruck für eine Eigenschaft, die mir nicht gefällt an diesem Werkzeug. Ich habe auch Handwerkzeug, das ich nicht mehr anfasse, es sei denn zum Wegschmeißen. Niemand denkt in unserer heutigen Welt wohl noch absolut. Oder sollte ich mich da irren?
Müssen wir denn so empfindlich sein in unserer Holzwerkerseele? Warum muss man hier unbedingt einem Lager zugeordnet werden? Friedrich hat doch gesagt, dass er einige Maschinen benutzt und er hat auch klargestellt, dass er andere Maschinen nicht nutzt. Wenn jemand E-Werkzeug benutzt, so kann er das doch nicht gleichzeitig generell verdammen. Ich denke, dass hier jemand verfolgt wird, den es gar nicht gibt, jedenfalls nicht in diesem Thread. Lasst doch bitte gut sein!
Gruß,
Marc
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Re:Das krachende Ding
Eigentlich wollte ich noch einen umfassenderen Beitrag zu diesem Thema verfassen, aber im Sinne einer entspannten Atmosphäre werde ich mich zügeln.
Was Bernhard in seiner vorigen Nachricht geschrieben hat, deckt sich exakt mit meinem Eindruck, der mich veranlasst hat, diese Diskussion ins Leben zu rufen.
Christian
Re:Das krachende Ding
Natürlich bin ich entspannt und werde erst recht keinen Geist verfolgen, den es nicht gibt (und schon gar nicht Friedrich).
Wie heißt es so schön: der Ton macht die Musik. Im Maschinenforum halte ich ihn für deutlich liberaler und man kann nicht sagen, daß dort nur "weichgespülte" Meinungen kundgetan werden. (ich erinnere an die Bohrständerdiskussion)
So jetzt geht es wieder an die Arbeit.
Gruß
Bernhard
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Re: Falzhobel
[In Antwort auf #109050]
Hallo Grat-, Falz-, und Simshobelbenutzer!
Anscheinend hab ich euch ein bisschen durcheinander gebracht. Also, ihr habt einen Hobel, dessen Hobeleisen nicht nur an der eigentlichen Schneide Kontakt mit dem zu bearbeitenden Holz hat, sondern auch an der Seite. Namentlich sind das Grat-, Falz- und Simshobel, wobei wir die mit ziehendem Schnitt, d.h. mit schräg gestellter Schneide erst mal außer Acht lassen. Soll heißen, wenn ihr das Eisen(ich nehme als Beispiel einen Simshobel) rausnehmt und mit der Spiegelseite zu euch auf einen Tisch legt, die Kanten, die im 90°-Winkel zur Schneide stehen. Um genau die Kanten geht es. Jetzt stellt euch vor, ihr sägt in die Spiegelseite (falls ihr es übers Herz bringt auch nur daran zu denken) und zwar so, dass der Schnitt parallel zur Schneide liegt und im Lot zum Tisch. Jetzt geht ihr mit den Augen auf die Höhe des Tisches und seht die nur noch die gesägte Fläche, sozusagen den Querschnitt. Das müsste jetzt ein Rechteck sein, wir beschriften es von der linken oberen Ecke der Spiegelseite beginnend, die A heißt. Die rechte Obere trägt den schönen Namen B, die rechte Untere C, die linke Untere D. Also nochmal zur Sicherheit, die Strecke AB ist die Spiegelseite. Ihr könnt euch auch eine Skizze machen. Winkel DAB beträgt 90°, wobei DA der 1. Schenkel ist, A der Scheitelpunkt und AB der 2.Schenkel, der Drehsinn von Winkeln ist entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn. Dass gilt für alle Winkel. Die Winkel ABC, BCD und CDA sind auch jeweils 90° groß. Jetzt verkleinert die Winkel DAB und ABC mal auf 80°-85°, setzt das Stück, das ihr vorher abgesägt habt, wieder dran und baut das Eisen wieder in den Hobel ein.
Lasst es aus der Sohle wie ihr es gewohnt seid einige zehntel Millimeter rausschaun und an der Seite, wo jetzt auch Fasen dran sind, ein ganz klein wenig, dann schabt der Hobel da verschwindent wenig Holz weg und ihr habt eine wunderbar saubere Seitenfläche am Werkstück. Die seitlich weggenommene Menge Holz ist vernachlässigbar gering, vorausgesetzt der Winkel ist steil genug und das Eisen schaut nur eine Haaresbreite raus. Bei schräggestellten Eisen ist der Schnittwinkel kleiner/größer, deshalb mus auch der Keilwinkel kleiner(/größer) werden. Falls die Winkel kleiner werden, arbeitet der Hobel mehr schneidend, falls der Schnittwinkel größer wird und (und damit der Keilwinkel größer werden kann, aber nicht muss) arbeitet er mehr schabend. Damit habe ich aber keine Erfahrungen. Hoffentlich konnte ich euch das alles jetzt etwas näher bringen, lehst es euch am Besten noch ein paar mal durch.
Ferdinand Bozem
Hallo Grat-, Falz-, und Simshobelbenutzer!
Anscheinend hab ich euch ein bisschen durcheinander gebracht. Also, ihr habt einen Hobel, dessen Hobeleisen nicht nur an der eigentlichen Schneide Kontakt mit dem zu bearbeitenden Holz hat, sondern auch an der Seite. Namentlich sind das Grat-, Falz- und Simshobel, wobei wir die mit ziehendem Schnitt, d.h. mit schräg gestellter Schneide erst mal außer Acht lassen. Soll heißen, wenn ihr das Eisen(ich nehme als Beispiel einen Simshobel) rausnehmt und mit der Spiegelseite zu euch auf einen Tisch legt, die Kanten, die im 90°-Winkel zur Schneide stehen. Um genau die Kanten geht es. Jetzt stellt euch vor, ihr sägt in die Spiegelseite (falls ihr es übers Herz bringt auch nur daran zu denken) und zwar so, dass der Schnitt parallel zur Schneide liegt und im Lot zum Tisch. Jetzt geht ihr mit den Augen auf die Höhe des Tisches und seht die nur noch die gesägte Fläche, sozusagen den Querschnitt. Das müsste jetzt ein Rechteck sein, wir beschriften es von der linken oberen Ecke der Spiegelseite beginnend, die A heißt. Die rechte Obere trägt den schönen Namen B, die rechte Untere C, die linke Untere D. Also nochmal zur Sicherheit, die Strecke AB ist die Spiegelseite. Ihr könnt euch auch eine Skizze machen. Winkel DAB beträgt 90°, wobei DA der 1. Schenkel ist, A der Scheitelpunkt und AB der 2.Schenkel, der Drehsinn von Winkeln ist entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn. Dass gilt für alle Winkel. Die Winkel ABC, BCD und CDA sind auch jeweils 90° groß. Jetzt verkleinert die Winkel DAB und ABC mal auf 80°-85°, setzt das Stück, das ihr vorher abgesägt habt, wieder dran und baut das Eisen wieder in den Hobel ein.
Lasst es aus der Sohle wie ihr es gewohnt seid einige zehntel Millimeter rausschaun und an der Seite, wo jetzt auch Fasen dran sind, ein ganz klein wenig, dann schabt der Hobel da verschwindent wenig Holz weg und ihr habt eine wunderbar saubere Seitenfläche am Werkstück. Die seitlich weggenommene Menge Holz ist vernachlässigbar gering, vorausgesetzt der Winkel ist steil genug und das Eisen schaut nur eine Haaresbreite raus. Bei schräggestellten Eisen ist der Schnittwinkel kleiner/größer, deshalb mus auch der Keilwinkel kleiner(/größer) werden. Falls die Winkel kleiner werden, arbeitet der Hobel mehr schneidend, falls der Schnittwinkel größer wird und (und damit der Keilwinkel größer werden kann, aber nicht muss) arbeitet er mehr schabend. Damit habe ich aber keine Erfahrungen. Hoffentlich konnte ich euch das alles jetzt etwas näher bringen, lehst es euch am Besten noch ein paar mal durch.
Ferdinand Bozem
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Re: Falzhobel
Hallo Rolf,
Warum das so gemacht wird und wie haben wir schon verstanden. Die Frage ist nur wie viel bei einem Hobel ohne Anschlag wie etwa dem Simshobel weggenommen wird an der Wange.
Du sagst, das Eisen soll um Haaresbreite überstehen. Nun ich stelle meinen Putzhobel so ein, dass er Späne um die 5/100 erzeugt. (Natürlich hat er einen anderen Keilwinkel.) Das ist wesentlich dünner als ein Haar. Beim öfteren Drüberhobeln bin ich dann schnell bei einem halben Millimeter.
Das müsste man mal in der Praxis austesten. Im Moment bin ich jedoch nicht bereit ein teures Eisen zu riskieren, wenn's nicht klappt)
Gruß, Marc
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Re: Falzhobel
Hallo Marc!
Wieviel der Hobel an der Seite wegnimmt, hängt v.a. davon ab, wie fest man ihn an das Werkstück drückt. Bei einem Schnittwinkel von 45° wie bei einem normalen Hobel zieht sich das Eisen gewissermaßen selbst ins Holz, bei einem Winkel von 90° ist das nicht der Fall, da dann mehr schabend gearbeitet wird.
Gruß, Ferdinand
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- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Re: Falzhobel
[In Antwort auf #109438]
Hallo Ferdinand,
Deine Beschreibung habe ich verstanden. Das Eisen bekommt also seitlich einen kleinen Freiwinkel von z. B. 10 Grad. Das geht bei meinen Simshobeln nicht (da Flachwinkel und von oben stark angefast), aber beim Falzhobel (Record 778, Eisen unter 45°, Fase unten) will ich es gern mal probieren. Frage aber dazu: Macht man das einmal? Oder muß die Seite auch nachgeschärft werden? Wenns nur mit einer frischen, scharfen Kante funktioniert, gibt es ja bald Probleme weil das Eisen immer schmaler wird.
Friedrich
Hallo Ferdinand,
Deine Beschreibung habe ich verstanden. Das Eisen bekommt also seitlich einen kleinen Freiwinkel von z. B. 10 Grad. Das geht bei meinen Simshobeln nicht (da Flachwinkel und von oben stark angefast), aber beim Falzhobel (Record 778, Eisen unter 45°, Fase unten) will ich es gern mal probieren. Frage aber dazu: Macht man das einmal? Oder muß die Seite auch nachgeschärft werden? Wenns nur mit einer frischen, scharfen Kante funktioniert, gibt es ja bald Probleme weil das Eisen immer schmaler wird.
Friedrich