Welche Hobel brauche ich?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Thomas Sauer
Beiträge: 158
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: interessanter link!

Beitrag von Thomas Sauer »


Hallo Uli,

was meinst du mit
"einen Jack-LV, und der hobelt Hirnholz einfach traumhaft, aber auf Langholz kann der ein schauderhaftes Massaker anstellen, an das kein konventioneller Hobel herankommt; zugegeben,". Wenn du mit 37 ° Phasenwinkel ohne enges Maul hobels kann ich mit das durchaus vorstellen.

Mit einem Phasenwinkel von ca. 55 - 60 ° habe ich auch Birke geputzt, Low Angel Smooother, das hat sonst keiner meiner anderen Hobel geschaft hat.

Ich habe eine eigene Theorie für die Hobelklappe - diese spannt das Eisen vor damit es nicht zu sehr federt - natürlich im Zusammenhang mit einem engen Hobelmaul. Bei einem Holzhobel ohne Klappe ist mir das im Vergelich aufgefallen.

Die Klappe ist bei konventionellen hobeln etwas im Weg, wenn man eine 2. ausgeprägte Phase an der Spiegelseite anbringt.

Gruß

Thomas



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ist aber wirklich so!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Ulrich,

ich sehe das auch so: mit einem Flachwinkelhobel erreicht man auf schwierigem Holz (bei mir z. B. Birke vom unteren Stammende, wechselnde Faserrichtung überall, ein ausrissfreies Ergebnis; vorausgesetzt natürlich ein relativ großer Keilwinkel (ich mache 40°), ein scharfes Eisen und ein dünner Span. Das enge Maul ist weniger wichtig. So fein kann ich die Klappe an meinen anderen Hobeln gar nicht einstellen, dass die das ebenso schaffen. Dass ein Flachwinkelhobel ein Hirnholzhobel wäre, ist ein überholter Einwand, m. E. herrührend daher, dass eiserne Hobel früher extrem aufwendig waren (verglichen mit hölzernen) und darum nur dort eingesetzt wurden, wo es mit einem flach gebettetem Eisen und entsprechend kleinem Schnittwinkel konkurrenzlos gut geht, also auf Hirnholz.

Beim nächsten Holzwerker- Treffen sollten wir mal einen Vergleich unter Wettkampfbedingungen machen: Mein Flachwinkel- Putzhobel, auf beliebig schwierigem Holz, gegen einen beliebigen Hobel mit Fase unten und Spanbrecher, ich bin dabei!

@ Timo: zum Vergleich low angle- smoother gegen BU in dem angegebenen link : Die Hobelqualität ist wohl vergleichbar, die Masse des BU verschafft aber noch Vorteile oder besondere Genüsse. Denk aber an die Vielseitigkeit: Das Bestoßen auf der Stoßlade ist wirklich ein wichtiger Arbeitsgang, und das kann der BU nicht.

Ich wiederhole mich, aber: Wenn ich nochmal auf die Welt komme, dann nur noch Flachwinkel mit Fase oben.

Friedrich


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

schick mir ein Stück!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #108487]
Hallo Heinz,

wenn es um ein spezielles Problem geht, mein Vorschlag: Schick mir ein (schwieriges) Stück von Deiner Esche. Ich putz es mit meinem Flachwinkel- Putzhobel (Veritas low angle smoother, im Hobelverhalten sicher identisch mit dem breiteren BUS). Da kannst Du dann beurteilen, ob es im Prinzip so möglich ist, wie Du es Dir wünschst.

Friedrich

Timo
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Timo »


Ich danke euch allen für die Beratung!

Werde wieder posten, wenn ich mich entschieden habe was ich kaufe und später ob der "prozess" gut läuft :)

Gruss
Timo

Heinz Roesch
Beiträge: 1268
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Kontaktdaten:

Re: schick mir ein Stück!

Beitrag von Heinz Roesch »


Friedrich,

Du bist wirklich ein extrem hilfsbereiter
Mensch! Das wäre mir aber wirklich peinlich
Dich mit solchem Krims-Krams zu beschäftigen.

Wenn Du mir als fachliche Authorität auf diesem
Gebiet sagst, daß dieser Hobel ein optimales Putz-
ergebnis liefern kann, dann genügt diese Info wirklich
reichlich für einen persönlichen Versuch. Schließlich
muß ich noch schärfen lernen und die eigene Schussligkeit
überwinden, diese beiden Faktoren genügen locker für
ein maximales Debakel, selbst wenn der Hobel perfekt ist :-))

Vielen Dank für Deine Infos!

@Alle:
Wo ordere ich das Ding jetzt? Bei Dieter habe ich ihn nicht gefunden.

Viele Grüße

Heinz



Ulrich Bergmann

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Ulrich Bergmann »

[In Antwort auf #108493]
Hallo Friedrich und Thomas,
Ihr wisst ja ohne Zweifel, worueber Ihr schreibt (beser als ich auf jeden Fall), doch wundert's mich und ich versuche noch nachzuvollziehen, warum die BU Flachwinkelhobel erst jetzt ihre Wunder vollbringen. Metallhobel gib't seit ueber Hundert Jahren, und die Flachwinkelhobel sind sogar noch einfacher zu machen als die Baileys & Co. Haben die Hobelbauer so lange nicht gemerkt, dass sie auf dem falschen Pferd sitzen? Wozu der Doppelhobel? Klappe zum Vorspannen und stabilisieren des Doppelhobeleisens ist sicher ein Faktor, aber das kann man auch durch ein dickeres Eisen erreichen. Oder liegt der Grund schlicht in der konservativen Haltung der Handwerker, die nur ungern von Konzepten abruecken, die schon bei Walther von der Vogelweide funktioniert haben? Wohl kaum, und so fällt mir noch eine andere Erklärung ein, die Ihr vielleicht bestätigen oder verwerfen könnt. Mit BU und 40Grad Keilwinkel sowie engem Maul kann man nur fein und langsam hobeln, verglichen mit einem Doppelhobel. Ist dieser also (nur) ein Kompromiss, der schnelle Arbeit bei halbwegs akzeptablen Ausrissen ermöglicht?
Irgendwann tu ich die Bus auch mal ausprobieren, hoffentlich muss ich dann nich alle normalen Hobels bei ##### verklappen.
Uli

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uli,

Du hast schon recht, dass das eine wunderliche Geschichte ist. In der Tat gibt es eiserne Hobel schon sehr lange, und auch in der Flachwinkelanordnung mit Fase oben, als "Hirnholzhobel" oder "Vergatthobel".

Die Schreiner haben früher ihre Hobel in der Regel selbst gemacht (nur die Eisen dazugekauft). Und aus Holz sind Flachwinkelhobel kaum möglich wegen der Instabilität der dünn auslaufenden Sohle.

Und ganz sicher sind die Schreiner auch ein sehr konsevatives Volk. Wer immer mit hölzernen Hobeln arbeitet, will auch dabei bleiben. Und wer die Fase immer unten hat, sträubt sich gegen eine andere Anordnung. Ich weiss noch, wie ich selbst gemeint habe, das Eisen sei wohl falsch herum eingesetzt (ein Record- Einhandhobel wars).

Der Spanbrecher (Klappe) ist sicher ein gutes Mittel, einen hölzernen Hobel, an dem flacher Bettungswinkel für das Eisen und dauerhaft enges Maul (wg. Verschleiss) nicht möglich sind, doch zu einem guten Verhalten auf schwierigem Holz zu bringen, bei eisernen Flachwinkelhobeln kommt man aber ganz offenbar auch anders zum Ziel.

Ein besonderer und besonders interessanter Aspekt ist Deine Vermutung, dass man vielleicht im Bereich dickerer Späne doch mit einem Doppelhobel besser oder schneller arbeiten kann. Das kann ich nicht beantworten. Ich setze Flachwinkel ausschliessleich "fürs Genaue" ein, Baileys fürs Gröbere. Das könnte dafür sprechen, aber der Grund ist eigentlich, dass ich nur wenige Flachwinkler habe und ihre Schneiden schone. Ich weiss gar nicht, wie sie sich bei gröberen Arbeiten verhalten. Vielleicht kann da jemand anders seine Meinung dazugeben? Wir sollten ja nicht vergessen, dass wir Amateure nicht dem wirtschaftlichen Druck der Berufsschreiner unterliegen. Die mussten mit ihrer Arbeit fertig werden, immer schon. Wir dagegen freuen uns am 5- Sekunden- Span.

Viele Grüße nach Finnland

Friedrich



Ulrich Bergmann

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Ulrich Bergmann »


Hallo Friedrich, vielleicht haben wir jetzt eine halbwegs plausible Erklärung. Meine Verwunderung kam auf, als ich meinen als Vergatthobel eingestellten Flachwinkel (aus Faulheit) mal eben zum Abputzen von Birke nehmen wollte und das Ergebnis war schauderhaft. Der wirtschaftlich Aspekt, ich meine Effizienz beim Hobeln, könnte den Doppelhobel am Leben erhalten haben; dabei hab' ich nicht die Holzhobel im Sinn, die lassen sich einfach nicht (selber) machen in der Flachwinkelausfuehrung, aber fuer die Stanleys von 18.. gab es keine solchen Beschränkungen, und Stanley-Flachwinkelhobel gibt es ja auch schon eine Weile. Kaum zu glauben, dass niemand gemerkt hätte, dass die (billiger zu produzierenden) Busse in allen Punkten ueberlegen sind.
Gruesse aus Finnland (es regenet und sieht herbstlich aus)

Uli

Detlef
Beiträge: 36
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Detlef »

[In Antwort auf #108493]
Hallo,

ich bin zufällig - und glücklicherweise - auf die "woodworkingseite" gestossen,
weil ich als im Hobeln völlig unerfahrener Heimwerker mir für die Holzarbeiten endlich einen Hobel zulegen wollte.
Euer Forum bzw. Eure Ratschläge haben mich nun zu zwei Veritas-Hobeln geführt:
Flachwinkel-Bankhobel und Flachwinkel-Einhandhobel.
Vielen Dank für Eure Tipps. Nun muss ich mich noch lernen, wie man die Eisen am besten schleift.

Danke und viele Grüße
Detlef

Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: ist aber wirklich so!

Beitrag von Gerhard »


Hallo Detlef,

herzlich willkommen im Forum.

Was meinst Du mit Flachwinkel Bankhobel? Den Low Angle Jack Plane oder den Low Angle Smoother. Beides sind Flachwinkel Bankhobel.

Was das Schärfen angeht:

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2.html

Die Anleitung von Friedrich ist sozusagen das Standardwerk.

Viele Grüße,
Gerhard

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