Turbosägeblatt für Gestellsäge

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Thomas Sauer
Beiträge: 158
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Thomas Sauer »

[In Antwort auf #106169]
Hallo Marc,

mit Gestellsägen bin ich noch ein Neuling, jedoch verwende ich die 600 mit Längsschnittblatt geren zum Auftrennen von Brettern, von z.B. 50mm Bohle auf 25mm und einer Dicke bis ca 200 mm. Und dies in einer aktzeptabeln Zeit.
Auf Zug habe ich dies nich nicht probiert, aber auf Druck zu sägen funktioniert gut und ohne Kraftaufwand, wenn man keile verwendetet. Ich Spanne das Brett so ein, daß ich von oben nach unten säge.

Ich Schätze hier die Gestellsäge sehr,da man damit nich leichte Korrkturen wärend des Schnittes machen kann, wenn sich die Säge mal um ein paar Zehntel mm verläuft, im Gegensatz zu einer Kataba.

Wenn lt. euren Aussagen ein konventionelles selbstgeschäftes Sageblatt bessser geht muß ich dies bei Gelegenheit probieren.
Noch einen schönen Abend,,

Thomas

Rupert Rudolph
Beiträge: 24
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge u. Gehrungssäge

Beitrag von Rupert Rudolph »

[In Antwort auf #106169]
Hallo zusammen!

Mein Beitrag zum Thema "Turboblatt":
Vor ca. 8 Jahren habe ich mich aus einer zum Abbruch freigegebenen Schreinerei, in der wenige Tage vor dem Ende unverständlicherweise noch Kostbarkeiten lagerten wie ein prallvolles Furnierlager, eimerweise Glutinleim, Holz, eine Ulmiagehrungssäge aus vermutlich den 50-er Jahren, ein guter Schrupphobel, eine exzellente Gestellsäge (ca. 1900-1920) etc., bedient und mitgegenommen, was ging.
Wenige Tage später ist alles übrige was ich noch dagelassen habe der Abrißbirne zum Opfer gefallen. Die Gestellsäge befindet sich immer noch in ihrem wunderschönen Originalzustand, die Gehrungssäge (die ja eine geführte Gestellsäge ist), habe ich mit neuen, von mir auf Spielarmut getrimmten Führungen versehen und dann ein japanisches "Turboblatt" eingebaut. Die Säge hat mir eine leichte Kürzung des Gestells vermutlich verziehen, das Blatt selber brauchte größere Bohrungen, was nach lokaler Hitzebehandlung mit einem HSS-Bohrer möglich war.
Das Ergebnis war im Vergleich zum originalen Ulmia-Blatt (das aktuell hergestellte passte noch), das ordentlich Ausrisse produziert und wenig effizient arbeitet, schlichtweg UNGLAUBLICH!!
Die Schnittfläche bei Hartholz ist nicht wesentlich rauer als eine gehobelte und am Schnittende gibt es bei angemessener Behandlung KEINERLEI Ausrisse, nur ein Grat, der mit 2-3 Schleifstrichen rückstandslos beseitigt werden kann.
Die Säge verläuft weniger als mit Originalblatt, wenn auch hier die Grenzen des Bauprinzips sichtbar werden: alle gespannten Sägen (auch die Bandsäge ist eine!) reagieren stark auf Ungleichmäßigkeiten in der Bezahnung bezüglich Schrank, Schärfezustand und Grate. Letztere sind oft das Hauptproblem; alle maschinell geschärften Sägeblätter haben den unvermeidlichen Grat auf der selben Seite; nach dieser verläuft dann das Blatt mehr oder weniger. Bandsägeblätter sind davon noch mehr betroffen als Handsägeblätter.
Die Gehrungssäge ist mit Turboblatt also auch nicht verlaufsfrei, aber für kleine Querschnitte ist sie nach der Umrüstung trotzdem ein fantastisches Werkzeug geworden, das zu seiner Ehre sogar einen eigenen stabilen, hochbeinigen Tisch aus Buche bekam, der jetzt einen zentralen Platz in der Werkstatt hat.
Gruß von der schwäbischen Alb!

Rupert

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge u. Gehrungssäge

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Rupert,
in der Schreinerei wäre ich gerne auch vor der Abrißbirne gewesen. Jetzt meine Frage. Dieses alte Ulmia Blatt, ob du das wohl noch hast, hm? Ich tät's nehmen. (Ahnst du den gierigen Blick in meinen Augen...). Die Sache mit den sauberen Schnittflächen ist auch so eine Sache. Es ist wahr, die japanische Querverzahnungen hinterläßt einen Glanz fast wie von einem Hobeleisen. Dafür bleibt die Oberfläche aber riefig. Wenn du die 3 mm Verzahnung eines klassischen Blattes ordentlich quer feilst und den Schrank schön niedrig hältst, bleibt die Oberfläche stumpf wird aber in sich ebener und sauberer. Mir ist letzteres wichtiger.

Die Sache mit dem konstruktionbedingten Verlauf leuchtet mir nicht ganz ein. Ich meine das da kein Unterschied zu den ungespannten Sägen besteht. Nach dem Schärfen, werden meine Blätter noch mal mit dem 1000 er Stein abgezogen, danach bleibt kein Grat. Jedes 2. oder dritte Mal wird die Säge geschränkt, dann sollte die Gestellsäge auch bei großen Querschnitten nicht verlaufen.

Viee Grüße, Christof.



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Kontemplation ud Geschwindigkeit

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #106176]
Hallo Leute,

Ich würde jedem, der ernstlich anfangen will zu sägen zu einer Temagori Längs raten. Warum? Die Säge hat eine grobe Zahnung, es geht schnell. Sie verkeilt nicht. Das ist mir noch nicht passiert. Aus unerfindlichen Gründen klappt bei mir der Schnitt eher auseinander, als dass die Säge eingeklemmt wird. Das ist so in 9 von 10 Fällen. Da sie grob ist, ist sie auch weit geschränkt, also kann ich gut korrigieren. Da sie groß ist, brauche ich große Körperbewegungen. Das erleichtert die Bildung einer guten Sägehaltung. Wenn ich ein Brett auftrenne, oder einen Balken längs einschneide, werde ich richtig mittig. Ich weiß nicht, wie ich das besser erklären könnte, aber die Säge führt mich zu einer Körperhaltung, die sehr harmonisch, ausgewogen ist, ich fühl mich verbunden mit der Säge, in dem Sinn wie manche Handwerker, die sagen, ihr Werkzeug sei eine Verlängerung ihres Körpers. Feine Sägen machen zwar feine Schnitte, die man aber nicht überbewerten sollte. Meistens kann man mit ein paar Hobelzügen das gröbere Schnittbild einebnen. Die feinen Sägen sagen dem Körper aber nicht so deutlich, wie er sich zu bewegen hat, da sie meistens auch klein sind, ausgenommen 600er TurboCut, macht man auch kleinere Bewegungen aus den falschen Gelenken heraus und das führt nicht zur Maîtrise der Säge und auch nicht zum Sägen.

Das Problem der TurboCut-Gestellsäge ist die Verbindung von feiner Zahnung, großer Länge, hohem Schwerpunkt und gespanntem Sägeblatt. Außerdem muss man oft das Gestell etwas seitlich kippen, um zu sehen oder um am Brett vorbeizukommen. Das erschwert wiederum das Gleichgewicht. Das sind komplizierende Faktoren, die es einem erschweren nach der Gestellsäge zu greifen. Im Gegensatz dazu steht die Temagori, die ich, Beine gespreizt, Arme beide zusammen am Griff nach unten zur Körpermitte führe. Einfach und gerade, die Schwerkraft macht ihr Übriges.

Gruß und das ist mal wieder ne tolle Unterhaltung,

Marc

Rupert Rudolph
Beiträge: 24
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge u. Gehrungssäge

Beitrag von Rupert Rudolph »


Hallo Christof!
Das Blatt habe ich leider nicht mehr, ist schon etliche Jahre her und ich machte damals damit noch einige Experimente mit Querschnittsverzahnungen, die mich aber nicht befriedigten, zum einen weil meine Feilkünste noch nicht so ausgereift waren, zum anderen weil mir klar wurde daß die japanischen Zähne aggressiver und trotzdem sauberer arbeiten. Riefen bekomme ich übrigens durch die straffe Führung der Gehrungssäge nur ganz minimal, Harthölzer kommen tatsächlich wunderbar glatt raus.
Nach dem Kürzen des Gestells war das Blatt für mich wertlos und es flog irgendwann raus. Zum Verlaufen des Blattes: Probleme habe ich vor allem an der Bandsäge, da ist der einseitige Grat nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar. Aber auch an neuen japanischen Handsägeblättern habe ich immer einen leichten Verlauf grundsätzlich nach der selben Seite, der bei größeren Schnitttiefen relevant wird und oft auch durch starken Gegendruck nicht korrigierbar ist (bei einem 70mm hohen Blatt ist nach 10 cm Schnitttiefe halt seitlich auch nicht mehr das Spiel vorhanden, das eine Korrektur zulassen würde). Bei geringeren Schnitttiefen, so bis 4 oder 5 cm gibt's kaum Probleme, es sei denn ich säge halt mal wieder einen Käse zusammen.
Natürlich hast Du recht, den Effekt kann es auch prinzipiell bei ungespannten Sägen geben, diese sind meiner Erfahrung nach aber lange nicht so anfällig gegen ein Verlaufen, weil das Sägeblatt dicker und vor allem breiter ist.
Wie beseitigst Du einen Grat an einem geschränkten Blatt? Er befindet sich ja entlang der ganzen Zahnflanke; meine Versuche mit einem Schleifstein endeten mit seitlich angeschliffenen Zahnspitzen und ansonsten wenig tangierten Flanken, weil die Zähne halt abgewinkelt sind. Eine Lösung dieses Problems würde ich sehr begrüßen.
und noch mal einen schönen Gruß von der Alb
Rupert

Alex Boekholt

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Alex Boekholt »

[In Antwort auf #106164]
vielen Dank zunächst mal für die guten Tipps,
ich habe mal zwischenzeitlich versucht auf Zug zu sägen - das klappt deutlich besser. Ansonsten muß ich wohl noch ein bisschen damit üben.

Gruß Alex

Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Gratentfernung

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Rupert,
mir genügt es, das Sägeblatt auf eine Fensterbank zu legen und mit der einem Schärfstein über die Zähne zu gehen. Ich nehme immer eine Schmalseite, damit mir die Breitseite des Steines nicht riefig wird.

Natürlich wird dabei eher das spitze Ende der Zahnflanke geschliffen. Aber die Säge schneidet eh nur mit einer Schneide und nicht mit der Zahnflanke. Bedingt durch die Schränkung, dürfte ein eventuell vorhandener Grat in der Nähe des Zahngrundes nicht mehr störend sein.

Zum Verlauf: Je nach Relation von Querschnitt, Zahnweite und Schränkung verlaufen meine Gestellsägen so wenig, wie meine anderen Schätzchen, auch bei großen Schnittiefen und Schnittlängen.

Viele Grüße, Christof.

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Saubere Schnittflächen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #106186]
Sehr gut beschrieben Marc, auch wenn ich ähnliche Erfahrungen mit westlichen Sägen mache. Auch in Sachen der Schnittflächen stimme ich dir zu, dass das in den allermeisten Fällen nicht das wichtigste Kriterium ist, es sei denn die rauhe Oberfläche kommt von einer unruhig laufenden Säge.

Viele Grüße, Christof.

Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Umformen der Sägeblätter

Beitrag von Marc Waldbillig »


Christof,

Du sagst die Ulmia- und ECE-Sägeblätter der Gestellsägen seien allenfalls vorgeformt. Wie müssten sie denn am Ende aussehen, sagen wir mal bei einem groben Längsschnittblatt? Veränderst du die Geometrie der Zähne? Da ich mich beim Sägen Feilen gar nicht auskenne und das auch noch nicht probiert habe, wie viel Arbeit ist das?

Eine andere Frage, wohl eher an Dieter oder an jeden, der es weiß: Passen die Ulmia- ECE-Sägeblätter an das Turbo-Cut-Gestell, gleiche Länge natürlich vorausgesetzt?

Gruß, Marc

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Umformen der Sägeblätter

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Marc,

im Auslieferungszustand sind die Ulmia und ECE Bläter nicht gut zu gebrauchen, eher für Querschnitte, aber gar nicht für Längsschnitte.

Erstmal: Der Brustwinkel beträgt 12°. Der Brustwinkel steuert im wesentlichen die Aggressivität der Säge. Viel zu stumpf für Längsschnitt. 0-4° sind ein guter, scharfer Brustwinkel.
Die Schränkung aller Blätter, die ich bisher gesehen habe war viel zu groß. Dadurch wird der Schnitt unsauber und langsam. Wenn man erst schärft hat man einen Großteil der Schränkung schon weggefeilt. Man muß dann nur noch mit der Schränkzange hinterher gehen. Wenn's ganz schlimm ist kann man die Zähne auch mit einer Flachzange etwas zurückbiegen.

Eine Querschnittsäge hat einen Brustwinkel von 12-14° und, wenn man es besonders angenehm und sauber haben will, einen schrägen Anschliff der Zähne von etwa 20°.

Wenn du es versuchen willst empfehle ich dir ausdrücklich ein 5mm Blatt. Kostet nicht viel und Längszähne sind wirklich nicht schwer zu feilen.

Eine hergerichtete Säge und ein Gestellsägeblatt im Auslieferungszustand unterscheiden sich ungefähr so wie ein scharfes und ein stumpfes Hobeleisen.

Viele Grüße, Christof.

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