Turbosägeblatt für Gestellsäge

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Alex Boekholt

Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Alex Boekholt »


Hallo zusammen, ich habe mir vor kurzem von "Dieter Schmidt - Feine Werkzeuge"
ein japanisches Sägeblatt mit Spezialschliff geholt weil dieses dort in den höchsten Tönen gelobt wurde.
Leider komme ich irgendwie damit nicht klar, ich habe den Eindruck, als seien die Zähne nicht ausreichend geschränkt und das Blatt verklemmt sich.
Ich habe auf Stoß gesägt, muß ich damit auf Zug sägen?

Hat jemand von Euch Erfahrung mit solchen Sägeblättern gemacht?

Gruß Alex

Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Marc Waldbillig »


Alex,

Du sprichst wohl von einer Gestellsäge.

Alle mir bekannten japanischen Sägen funktionieren auf Zug. Auf Druck geht's wirklich nicht. Ich hab auch ein ähnliches Produkt und ich muss sagen der Umgang ist nicht so einfach. Vor allem brauchst du Entspannung und Konzentration. Fang mit langsamen, kurzen Zügen an. Der Übergang von Ziehen auf Schieben muss weich sein, dafür die Entspannung. Dann werden die Züge länger, das darf in einer leichten Bogenbewegung enden. Setz das Blatt auf der dir zugewandten Kante an. Säge zuerst an dem obenliegenden Riss bis du auf der gegenüberliegenden Kante bist. Dabei darfst du die Vertikale nicht aus den Augen lassen (Am besten das Gestell ist schräg zum Blatt gedreht und fluchtet nicht). Dann ziehst du den Schnitt an der vorderen Seite an die untere Kante. Sägeblatt und Riss müssen fluchten, d.h. vom Blatt siehst du nicht auf eine Seite nur den Blattrücken, also die Oberkante und die liegt am Riss. Du hast jetzt eine Führung und kannst den Rest abtrennen. Bei quadratischen Querschnitten dreh ich auch mal das Kantholz um eine Viertelumdrehung, das ergibt einen sehr sauberen Schnitt.

Wenn du das mit Ruhe angehst, verklemmt sich das Blatt nicht. Vor allem die Seitwärtsbewegung verschwindet. Zum Anfangen würde ich dir allgemein zu einer gröberen Zahnung raten, da hast du's leichter. Japanische Sägen haben eine sehr feine Schnittfläche, auch bei gröberer Zahnung. Die Gestellsäge erfordert Übung, weil der Schwerpunkt oben liegt und das Ganze zum Wackeln neigt. Es ist einfacher mit einer Ryoba, Kataba oder Temagori anzufangen.

Gruß und hoffe dir geholfen zu haben,

Marc

Stefan Wagner
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Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Stefan Wagner »


Hallo Alex,

diese Sägeblätter habe ich und haben m.W. noch einige andere hier im Einsatz.

Für sie gilt das gleiche, wie für alle japanischen Sägen: Nicht mit zuviel Kraft, sondern die Säge eher "laufen lassen".

Ob man auf Zug oder Druck sägt, ist bei einer Gestellsäge für das Blatt eigentlich egal, es ist ja gespannt. Es ist mehr eine Frage der persönlichen "Sägegewohnheiten".

Ein andrerer Grund für Verklemmen kann noch sein, dass sich der Schnitt durch Druck wieder schließt. Dagegen hilft ein Keil, der besonders bei Längsschnitten oft hilfreich ist. (Nicht umsonst gehört bei Kreissägen der Spaltkeit zur unverzichtbaren Sicherheitsausrüstung.)

Gruß

Stefan

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #106156]
Hallo Alex,
die bisher ergangenen Ratschläge sind sehr gut. Vielleicht noch folgendes:

Wenn die Säge klemmt, heißt das zunächst sie bekommt Druck auf die Seite, weicht dann aus und verläuft. Irgendwann ist dieser Prozess ist unumkehrbar. Es gilt also dem so früh wie möglich und so sanft wie möglich entgegen zu steuern.

Eine Lösung hat Stefan benannt: Bei Längsschnitten einen Keil verwenden.
Zweite Lösung: wenig vertikalen Druck ausüben. Je mehr Druck du ausübst, desto tiefer graben sich die Sägezähne ein. Schneller als man meinen sollte, wird der Stauraum zwischen den Zähnen zu klein und die Späne wird zwischen Holz und Sägeblatt gedrückt. Die Säge verläuft. Die richtige Balance zwischen horizontaler und vertikalen Kräften zu finden ist die eigentliche Kunst. Irgendwann hat man's raus.

Wenn es dann doch passiert: Die Säge nicht lenken wollen, sondern zurück im Sägeablauf und versuchen den Punkt zufinden, an dem das Unglück begann und von dort die äge den Schnitt neu sägen lassen. Dazu darf man die Säge nicht zu fest greifen sondern man muß ganz genau im Handgriff zu ersüren veruchen, was sich im verborgenen an der Schnittstelle von Holz und Zahn so tut.

Viele Grüße, Christof.

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Alex,

Marc und Christof haben Dir schon sehr gut geantwortet, technisch gesehen.
Ich tus nochmals kurz auf meine Art, emotional.

Natuerlich ist auf Stoss saegen nonsens, die Zaehne sind auf Zug ausgerichtet. Dass das Blatt gespannt ist aendert an dieser Tatsache nichts. Solange Du Deine Kraft in den Stoss tust kannst Du, uebertrieben ausgedrueckt auch mit dem Ruecken des Blattes nach vorne saegen, es wird nichts vernuenftiges bei rauskommen.

Nun aber ehrlich : auch ich habe mir von der Gestellsaege mit Turboblatt mehr versprochen, habe mich ein klein wenig "verxxxxxt gefuehlt". Es war damals noch von der Konkurrenz, sorry Dieter, ich kannte Dich damals noch nicht. Klar, die Saege ist ein Schmuckstueck, ich hatte mich endlos darauf gefreut. Doch die "Skywalkersche Laserwaffe" ist es nicht. Und schon gar nicht fuer jemand der aus der Zimmererecke kommt. Vielleicht ist es mit Christofs und Marcs meditativ kontemplativer Art eine Freude ihnen beim Saegen mit dem Turboblatt zuzusehen, bei mir bist Du eher zu einer Vorfuehrung mit der Maegiri eingeladen.

Der Schnitt (der Turboblattgestellsaege) ist supersauber, geb ich zu. Man kann damit auch prima grade saegen wenn man es sorgfaeltig und sachte macht wie Marc und Christof. Doch ich mags gern etwas flotter. Und dafuer kaufst Du Dir am besten eine gute Kataba, Punktum. Oder eine von Christof ge"tunte" alte Disston, doch da wird letzterer auf Dauer nicht mitspielen.

Auch mit den edlen Katabas ist allerdings ein moeglichst respektvoller Umgang empfohlen, ich gebe hier mit grosster Schande zu dass ich schon zwei stinketeure Katabablaetter gekillt habe weil ich mich damit an Frischholz vergangen habe, weil es zu hopplahopp gehen musste und ich das gesammelte ausbalancierte kontemplative Element vernachlaessigt habe. Ich bitte meine Kataba um Entschuldigung und fahre zur Strafe damit fort mit dem Blatt meine Zapfen zu saegen das durch einen halbmondforemigen Ausbruch verunstaltet ist und werde mir erst an dem Tag ein neues goennen wenn ich sicher bin dass sich sowas nicht mehr widerholen wird. Derweilen weiche ich noch auf das unverwuestliche und als Wechselblatt erschwinglichere Kariwaku aus, ich spreche hier von Abbund von Balken, nicht von einer Schmuckschatulle.

Also nicht verzagen, Alex, die Saege ist in Ordnung, doch jedes Werkzeug ist nur so gut wie es sein Benutzer ist und nicht fuer jeden Zweck einsetzbar. Gerade bei den hochspezialisierten Japanern haben wir da viel zu lernen. In vielerlei Hinsicht.

Schoene Gruesse aus Athen.
Thomas

Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Turbosägeblatt für Gestellsäge

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Thomas,

Du hast Recht, das Turbooster Dings Blatt ist nicht das Gelbe vom Ei. Ich denke dran, mir ein europäisches Blatt zu beschaffen, oder eins mit gröberer Zahnung, damit das arme Gestell mal wieder benutzt wird. Meine Temagori Längs hingegen (sieht man auf dem Foto meines Profils) ist ein Gedicht. Das ist meine beste Säge und die hat mir noch nichts übelgenommen. Auftrennen (23 cm) 1,50m lange gerade Längsschnitte, sie macht alles.

Gruß, Marc

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Temagori Längs?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Marc, da wüsset ich wie wohl andere auch gern Näheres drüber!

Fridrich

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Temagori Längs?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Aber Friedrich,

Liest Du aus Prinzip nichts vom Thomas? Der hat ja nun ueber die letzten anderthalb Jahre ein Loblied aufs andere auf die Temagori abgelassen, traut sich kaum noch das Thema anzufassen weil er sich denkt jetzt nervt er wieder alle mit seinen Marotten. (Suchfunktion)

Marc, sei herzlich willkommen im Temagori-Fanclub,
Thomas Jacobi

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Kontemplation ud Geschwindigkeit

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #106167]
Hallo Thomas,
du sprichst zwei wichtige Punkte an:

a) die Turbo Cut Blätter waren auch meine ersten Blätter, einfach weil ich mit westlichen Blättern nichts anzufangen wußte. Ulmia und ECE-Blätter sind übrigens bei der Auslieferung in einem Zustand, der allenfalls den Ausdruck "vorgeformt" verdient. Die Turbo-Cut Blätter sind erstmal ordentlich scharf, dennoch sägen sie ratterig und langsam. Ich führe dies darauf zurück, dass die Zähne zu gleichmäßig maschinell geformt sind. Der ruhige Lauf einer guten Säge ergibt sich erst durch kleine Unregelmäßigkeiten beim nachschärfen.

b) oft wird empfohlen gar keinen Druck auszuüben. wenn auch die Empfehlung tendenziell richtig ist, so ist es kaum möglich überhaupt keinen Druck auszuüben. Vielmehr scheint es mir so zu sein, daß man die verschiedenen Kräfte die auf die Zahnreihe wirken gerade in die richtige Balance bringen muß damit die Säge optimal und schnell sägt. Ich merke immer, dass meine ersten paar Schnitte noch hakelig und langsam sind und sich die Säge dann immer mehr einsägt. Man muß also gerade das goldene Mittelmaß finden.

Viele Grüße, Christof

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ich schäm mich ja auch! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »




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