Indianer haben keine Gewinde ... ? *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Indianer haben keine Gewinde ... ? *MIT BILD*

Beitrag von Hutmacher Beat »


... dachte ich bis heute !

Guten Tag Allerseits,

Demnächst will ich in Amerika endlich meine Zoll-Gewindeschneider bestellen. In diesem Zusammenhang hab ich zwei Stanley-Hobel hervorgeholt und die Gewinde von Griff- und Knopf-Schraube nachgemessen.

Das dicke Ende vom Ei : Ø der Schrauben : 5.3 mm ! Gewinde-Umgänge auf 1 Zoll = 20 !

Nach meinem Wissen, meinen Tabellen und meiner Gewindelehre, passt das weder auf UNC noch auf UNF Gewinde-Norm !

Hab ich etwas übersehen ? Oder haben die Leute, die im Zusammenhang mit Zoll -Gewinden, von Indianer-Gewinde reden, doch recht ?

Was ist eure Einschätzung ?

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat ... etwas verwirrt !



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Beat,

du sprichst ein Thema an, das mich auch sehr interessiert. Ich befinde mich da aber total im Tal der Ahnungslosen. Veritas Gewinde haben den Durchmesser von 6,18 mm und ebenfalls 20 Gewindegänge/Zoll. Bringst du das irgendwie so unter, dass du mir sagen kannst, wie solche Schrauben korrekt bezeichnet werden?

Viele Grüsse
Klaus



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3189
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Haha!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Beat,

ich bin gleich begeistert in den Keller und habe genau so eine Gewindestange aus einem alten Stanley nachgemessen.

Ergebnis:

Durchmesser (außen) 5,55. Die Differenz zu Deiner Messung sagt gar nichts, gerade gewalzte Gewinde können deutliche Abweichungen im Außen- Durchmesser aufweisen.

Steigung über 10 Gänge gemessen 12,7, also pro Gang 1,27 das sind exakt 20 Gänge pro Zoll, da sind wir uns einig.

Die zumindestens ähnlichen gängigen Gewinde aus dem Reich ... äh....Zölligen wären UNC (c wie coarse = grob) und British Standard BS(Whitworth).

Ich empfehle dazu folgende Website, die ich hier sicher nenen darf:

http://www.gewinde-normen.de/

Überaschung:

UNC N12 hat bei etwa passendem Durchmesser 24 Gänge pro Zoll (!)

BS 84 7/32: Bei ebenfalls passendem Durchmesser: 24 Gänge pro Zoll!

(möglicherweise sind diese beiden Gewinde weitestgehend identisch)

Schlussfolgerung: Das Stanley- Gewinde, das ich immer für altes Whitworth hielt, ist gar keines, es hat eine nochmal deutlich größere Steigung. Ich vermute, es ist viel älter, möglicherweise längst vor der Normung entstanden. Große Firmen haben Werksnormen, das gibt es auch heute noch.

Interessant wäre, ob Stanley dieses Gewinde bis zuletzt eingesetzt hat, ob vielleicht Anant es immer noch tut.

Also: Indianergewinde ist richtig.

Und: Beat, überleg Dir das noch mal mit den zölligen Gewindebohrern oder -schneidern. Wie sagt der Indianer: wenn das Pferd tot ist, sollte man absteigen :-))

Friedrich (hat wieder was gelernt, danke!)



Michael Hoffmann
Beiträge: 287
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03

20-UN Thread Series ?

Beitrag von Michael Hoffmann »


Hallo Klaus,

die Indianer haben doch auch so UN Gewinde Normen bei denen alle Durchmesser die gleiche Steigung haben. ("Constant Pitch Series" 8-UN ist häufig)
Ich glaube es gibt auch eine 20-UN Serie. Damit wäre dein Gewinde dann 1/4" 20-UN.
Das von Beat ist noch kleiner und finde ich nicht in der Tabelle.
Die bezeichen diesen kleinen Durchmesser mit "Nr.12" da blicke ich aber nicht durch was das nun wieder bedeutet.

Grüße aus Heidelberg - Michael

PS:
http://www.efunda.com/designstandards/screws/screwcon.cfm
http://www.gewinde-normen.de



Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Recai Riemer »

[In Antwort auf #122781]
Welch ein Zufall! Gerade läuft im Woodnet-Forum eine ganz ähnliche Diskussion:

http://www.forums.woodnet.net/ubbthreads/showflat.php?Cat=&Number=3996392&page=0&view=collapsed&sb=5&o=&fpart=all&vc=1

Von den Besonderheiten mit den Stanley-Schrauben wußte schon mein Vater. Aber in der Diskussion wird interessanterweise folgende mögliche Diagnose gestellt:

British Pipe Size 1/4"-19
Thread Type BSPP (British Standard Pipe Parallel)
Thread Direction Right-Hand Thread

Da tun sich ja doch unvermutete Schauplätze auf..?!? Der Widerspruch hierauf ließ nicht lange auf sich warten.

Interessanter ist aber der folgende Beitrag, der auch mit einer Bezugsadresse für den außergewöhnlichen 12/20er Gewindeschneider aufwartet:

http://www.forums.woodnet.net/ubbthreads/showflat.php?Cat=&Board=handtools&Number=3872853

Interessant und hilfreich ist auch der Beitrag von Bugbear:

http://www.geocities.com/plybench/tour.html#stanley_threads

Herzliche Grüße



Pedder
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Kontaktdaten:

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #122781]
Hei Beat,

ich habe jetzt nicht alle von Recais links gelesen. Daher bitte ich um Nachsicht bei etwaigen Doppelungen.

Soweit ich weiß, hat Stanley teilweise hanz eigene Gewinde angefertigt, ohn sich um irgend welche Normen zu kümmern. Das hält die Konkurrenz auf Abstand. Man muss sich dazu vergegenwärtigen, dass Stanley durchaus nicht in dem Ruf stand, die allerbesten Hobel zu fertigen. Die haben nur fast die ganze Konkurrenz aufgekauft. Wer jetzt an Schraubzwingen denkt, ist ein Schelm.

Aber jetzt kommt die gute nachricht: Stanley cverkauft die Ersatzteile auch heute noch. vor zwei, drei Wochen hatten wir dazu eine Thread.

Liebe Grüße
Pedder



Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Recai Riemer »


Der Thread hieß "Griffschrauben für Metallhobel - Woher?":
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/37607

Der Beitrag mit den Links zu den Stanley-Ersatzteilen:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/37671

Herzliche Grüße



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Pedder,

das ist ja alles gut und recht. Auch Lee Valley verkauft passende Gewindebolzen und Stockschrauben, wie ich ja von dir weiss. Das ist mit dem Bestellen aber alles nicht so einfach und schnell. Wenn man die genaue Bezeichnung der benötigten Teile kennt, kommt man möglicherweise schneller ans Ziel, wenn man sie sich von einem Dreher kurz anfertigen lässt (zumindest wenn man einen kennt, der das so zwischendurch zu Freundschaftspreisen macht).
Das hat auch den weiteren Vorteil, dass man die Grössen individuell vorgeben kann und somit nicht auf die Standardgrössen angewiesen ist. Gerade bei Hobelgriffen mit durchgehenden Bolzen kann man dann die Griffhöhen nach individuellen Vorlieben und Handgrössen variieren.

Herzliche Grüsse
Klaus



Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Recai Riemer »


Wenn man die die Griffe individualisieren möchte, dann ist das bestimmt die bessere Entscheidung. Aber Hutmacher Beat Ef. schien ja auch ähnliche Gedanken gehabt zu haben. Ich denke auch, mit einem passenden Spezial-Gewindeschneider (z.B. von St. James Bay Tool) hat man die nötige Gestaltungsfreiheit. Die besagte 12er-Stahlware nach amerikanischen Vorgaben wird man schon aus Kostengründen wohl selber drehen (lassen).
Für denjenigen, der nur gelegentlich einen solchen benötigt, wird der Stanley-Service oder andere Zulieferer (wie z.B. besagte St. James Bay Tool; die neben dem Gewindeschneider auch fertige Bolzen anbieten, zudem auf persönliche Wünsche gerne eingehen und IMO als günstig zu bezeichnen sind) vielleicht die präferablere Lösung sein.
Herzliche Grüße



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: 20-UN Thread Series ?

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #122785]
Hallo Michael,

vielen Dank für die beiden Links. Danach handelt es sich bei dem von Veritas verwendeten Gewinde um ein 1/4"-20 UNC.

Viele Grüsse



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