Furnieren eines Spiegelrahmens

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Manuel »


Hallo Detlef,

ich furniere viel mit Maserfurnier und kann bestätigen, dass es sehr brüchig ist. Kantenbrüche damit zu furnieren geht schon, allerdings muss man es dazu weich machen und bräuchtest dazu eine Vakuum-Furnierpresse (im meinem Fall ein Eigenbau). Dazu wird das Furnier bedampft und damit flexibel gemacht, dann wird es mittels Vakuum um die Ecke gepresst, so dass überall genügend Anpressdruck ist.
Das Furnier, wie es jetzt ist, lässt sich nicht um die Ecke im normalen Zustand furnieren, höchstenfalls mit normalem Faserfurnier, insoweit stimme ich völlig mit Heiko und den anderen Vorredner überein.
Außerdem braucht es für solche Arbeiten beim Schleifen sehr viel Übung und Feingefühl, sonst ist man an den Kanten ganz schnell auf das Trägermaterial durch, was nicht besonders schön und auch sehr ermüdend ist.

Gruß
Manuel


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Detlef,

Heikos Hinweis, ein Blindfurnier zu verwenden, bezieht sich nicht darauf, dass das Sichtfurnier ein Maserfurnier ist. Ein Blindfurnier soll beim Furnieren von Massivholz immer quer zur Faser gemacht werden, um das Massivholz zu sperren. Ohne Blindfurnier besteht die Gefahr, das das Sichtfurnier reisst.

Viele Grüsse
Klaus



Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Detlef Fallisch »


Nach all den guten Vorschlägen von euch bin ich an die Arbeit gegangen. Als erstes wurde Heikos Vorschlag, die Fase abzuhobeln in Angriff genommen. Aber wie spannt man einen Spiegel ein? Hier ist meine -nicht ganz so professionelle- Lösung :-)



Na gut, ich hätte auch den Spiegel rausnehmen können und den Rahmen dann in der Schraubstock spannen können, aber zu diesem Zeitpunkt glaubte ich noch, dass es mit dem Furnieren würde schnell gehen. Das war ein Irrtum!

Nachdem die Fase trotz der abenteuerlichen Spannvorrichtung abgehobelt war, habe ich nochmals euere Kommentare gelesen. Vor allen Heikos Bemerkung „Wenn ich deine Fotos richtig deute, so möchtest du einen Massivholzrahmen mit Maserfurnier belegen. Das ist so auch fachlich falsch. Wenn du Massivholz furnieren möchtest, dann muss erst ein Blindfurnier dazwischen, damit das Sichtfurnier nicht reißt.“ hat mich doch nachdenklich gemacht.

Schon das Zuschneiden und Kleben der einzelnen Furnierstreifen ist eine zeitraubende Arbeit, und nun also noch Blindfurniere darunter? Dann ist es ja schneller einen neuen Rahmen aus Multiplex zu bauen. Dann bräuchte ich wenigstens nur einmal furnieren und würde mir viel Arbeit sparen. Das war mein zweiter Irrtum!

Der Rahmen war dank Woodrat zwar wirklich relativ schnell gebaut, hier ein Bild davon,



aber beim Kleben der Furnierstreifen machte ich den Fehler eine Schraubzwinge zu verwenden, die den Druck durch Drehen einer Schraube erzeugt und nicht wie die modernen Zwingen durch Klemmgriffe. Der „ Erfolg“ war, dass sich das Furnier auf dem Rahmen verschoben hatte. Also musste eine gesamte Schmalseite, die bereits fertig gestellt war, komplett wieder abgelöst und der Rahmen an dieser Stelle neu geschliffen werden. Aber so etwas übt ja :-)

Der nächste Fehler ließ nicht lange auf sich warten. Ich hatte die einzelnen Furnierstreifen auf der Rückseite mit Lochklebeband zusammen geklebt und dann genau auf die Längsseiten des Rahmens an die Gehrung der bereits geklebten Schmalseiten angepasst. Zum Kleben habe ich normalen Ponal Leim verwendet. Weil ich in einer vorherigen Furnierarbeit schlechte Erfahrungen mit nur einseitig aufgetragenem Leim gemacht hatte, wurden diesmal sowohl die Furnierstreifen, wie auch die Rahmen mit Ponal versehen. Die Furnierstreifen, die im trockenen Zustand exakt gepasst hatten, dehnten sich durch den feuchten Leim so weit aus, dass sie nun zu lang waren.

Da man ja beim Kleben viel Zeit hat auch noch andere Dinge zu erledigen, kam mir diese Arbeit gerade recht :-)

Leider ragte nun das Furnier auch seitlich ca. 1 mm über den Rahmen hinaus. Kurz entschlossen habe ich einfach einen Inlaystreifen auf die Seiten geklebt. Sieht jetzt aus wie „works as designed“ und gefällt mir besser als die „nackten“ Multiplexseiten. Vielleicht muss ja manchmal Fehler machen um neue Seiten zu entdecken.

Hier sind neuer und alter Rahmen zu sehen. Der neue Rahmen ist zwar furniert aber sonst noch unbehandelt.



Nach dem Furnieren wurde der Rahmen geschliffen (120 + 280 Körnung) und mit drei Lagen Öl fertig behandelt..

Im Flur sieht das dann so aus:



Hier ist die Rahmenseite erkennbar



Trotz der vielen Pannen und Fehler finde ich, dass der Rahmen besser aussieht als vorher. Und als Hobbyschreiner muss man ja sich auch über die kleinen Erfolge freuen können.

Gruß

Detlef



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Detleff

Du bist immer wieder für Überraschungen gut, haben mich Deine Bemühungen zum Teil verwundert, einen Rahmen zu furnieren, so bin ich von dem Ergebnis doch positiv überrascht, ich sagte schon mal, auf diesem Gebiet hast Du eine Sonderstellung und ich kann mich Deinen Bemühungen eher anschließen, als der im Forum oft gängigen Praxis, alles glatt und eckig herzustellen.
Philipp hat es vor einiger Zeit auf den Punkt gebracht, als er feststellte, es werden tolle Werkstätten eingerichtet, die alle denkbaren Formen am Holz ermöglichen, heraus kommen aber Möbel, glatt wie sie sind, sich von IKEA kaum unterscheiden, da finde ich Deinen Weg schon interessanter und auch logischer.

Dein Rahmen gefällt mir ausgesprochen gut und ich denke an ihm wirst Du lange Deine Freude haben.

Gruß Franz



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Detlef,

tolle Arbeit. Der Rahmen für sich allein trifft zwar meinen Geschmack nicht, aber an Ort und Stelle passt er sich bestens ein. Gratulation.

Auch die Doku mit Darstellung der Fehleinschätzungen find ich gut. Nur aus so was kann doch lernen und will nicht die Fehler anderer wiederholen.

Gruß

Heinz



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #55149]
Hallo,

sieht gu taus, auch wenn es nicht mein Geschmack ist.

Ein Tip fürs nächste Furnieren:
Damit das Furnier nicht verrutscht, kann man das Furnier einfach breiter machen (zur Not einfach ein Stück günstiges Furnier ankleben) Dann legt man das Furnier hin, das tzu furnierende Material positioniert man darauf. Wenn alles richtig liegt, nimmt man kleine Klötzchen, macht ein wenig Leim drauf und drückt diese, mit der Leimfläche auf das überstehende Furnier, aber direkt an die Kante des zu furnierenden Materials. Das läßt man einfach trocknen. Biem Furnieren selbst, braucht man dann nicht in der Eile auszurichten, sondern legt das Furnierblatt mit den aufgeleimten Klötzchen einfach auf. Durch die Klötzchen verrutscht nichts und alles ist richtig ausgerichtet. Überstehendes Furnier und Klötzchen werden nach dem Furnieren einfach entfernt.

Es ist schwieriger zu erklären, als umzusetzen.

Gruß

Heiko


Carsten Rink
Beiträge: 75
Registriert: Fr 2. Feb 2018, 10:17

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Carsten Rink »

[In Antwort auf #55149]
Hallo Detlef,

der Rahmen ist absolut toll geworden - gefällt mir sehr gut. Vielen Dank auch für die gute Dokumentation.

Gruß
Carsten



manfred
Beiträge: 126
Registriert: Di 21. Jan 2014, 22:45

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von manfred »

[In Antwort auf #55149]
Hallo Detlef

Tolle Arbeit !
habe zwar noch nie mit Furnier gearbeitet aber der Bericht macht Lust ...

Was ich aber super finde ist das man nicht alleine ist der ein Projekt mehrmals "umplant".
UND
das du alle "Fehltritte" schilderst finde ich super. Meines Erachtens lernen wir Hobbiisten daraus mehr als aus den vielen guten Beschreibungen der Fachleute. Hier kann man auch seinen eigenen Fehler einschätzen und eventuell früher korrigieren bzw merkt man früher das das dies ein "Verabeitungsfehler" ist und nicht aus sonst einem Grund geschieht.

Danke !

Gruss Manfred



Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Detlef Fallisch »


Manuel,

kannst Du uns mal Bilder von Deiner Furnierpresse zeigen?

Franz und Heinz,

Danke für Eure Anerkennung. Der Gedanke von Phillip und Franz ist mir auch schon gekommen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es in den Beiträgen mehr um die Werkzeuge und Maschinen geht, als um die Ergebnisse, die man damit herstellt bzw. herstellen will. Nun bin ich ja selber ein absoluter Liebhaber guter Qualitätswerkszeuge - meine Frau behauptet sogar ich sei ein Werkzeug-Spinner -, aber so langsam sind doch fast alle Fragen, welche Kreissäge die Beste ist oder welcher Sauger den stärksten Unterdruck erzeugt, hinreichend im Forum diskuttiert und beantwortet worden:-)

Ich finde es viel hilfreicher und auch spannender, Hinweise zu bekommen wie ein Teil hergestellt wurde und welche Schwierigkeiten dabei auftraten und wie diese gemeistert wurden. Wenn man das noch mit Bildern dokumentieren kann (was nicht immer geht), sind das wirklich wertvolle Tipps.

Machmal glaube ich, es wäre besser ein separates Forum, in dem nur die Ergebnisse und deren Herstellung diskuttiert werden, einzurichten. Aber ich bin mir durchaus bewußt, dass dies auch einige Nachteile mit sich bringt.

Heiko,

Dein Vorschlag, das Furnier überstehen zu lassen und nach dem Verkleben bündig zu schneiden, ging in meinem Fall leider nicht. Wenn Du dir das letzte Bild von mir anschaust, erkennt man, dass das der Furnierstreifen für dien Rahmen aus drei einzelnen Streifen zusammen gesetzt ist. Die seitlichen Begrenzungen (der schwarz-weiße Streifen) sind fertige Furnierstreifen, die ich auf der Rückseite mit dem eigentlichen mittleren Furnier verklebt habe. Hier konnte ich nichts überstehen lassen. Die Furnierbreite dieser drei Streifen musste exakt an die Spiegelrahmenbreite angepasst werden.

Gruß
Detlef



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Furnieren eines Spiegelrahmens

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Detlef,

daher ja mein Vorschlag, ein extra Stück noch anzukleben.

Gruß

Heiko


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