Ist das die Zukunft des Schreinerns???

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Möbelstile - Nachtrag

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo nochmal,

wie aktuelle das Bauhaus und die Farbenlehre von Charles Edouard Jeanneret(-Gris), besser bekannt unter dem Pseudonym "Le Corbusier" ist kann man sich z.B. auf dieser Seite ansehen.

http://www.ktcolor.ch/

Gruß

Heiko



Heinrich Werner
Beiträge: 570
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???

Beitrag von Heinrich Werner »

[In Antwort auf #26934]
...interessantes Thema, Leute! Mal konkret: Hat jemand schon mal etwas aus dem Bereich "Bauhaus" nachgebaut oder sich dort Anregungen geholt? Gerade das genial-einfache fasziniert mich immer wieder.


Marc
Beiträge: 285
Registriert: Mo 25. Jan 2016, 07:43

Re: Fortschritt

Beitrag von Marc »

[In Antwort auf #26973]
Hi,Till
du redst hier oft vom Zwang-dies kann ich nicht teilen !
die handwerkskammern sind keine befugten totalitären systeme-wer sich deren vorstellungen unterwirft hat weder ein selbstbewußten kreativen Kopf noch das nötige spezialisierte fachwissen zum eigenen erfolg.
es obliegt jedem tischlermeister-seine visionen von zeitlosen,stilsicheren produkten erfolgreich in den Kundenmarkt zu plazieren.

habe leider wenig ahnung ,wie die Kundenmärkte im ausland fungieren-dort soll es ja angeblich ein größeren kundenstamm(bürgerliche Mittelschicht) für traditionelle tischlerarbeiten geben.wenn dem so ist, wäre ein unternehmerische Handlungsweise expansiv in diesen Ländern erfolgreicher?!von dort jedenfalls kommen doch meist die neuen kulturellen Formen her

zum thema CNC:da ist noch längst nicht das potential des maschinellen Könnens ausgeschöpft einschließlich Programmierer/CAD-Zeichner in einer person,m.E. kann man da noch erheblich die traditionellen Handwerkstugenden wieder beleben .
man stelle sich vor ,alle japanischen,europäische Holzverbindungen ohne konstruktive rundungen in maschinensprache umzusetzen-m.E. ne Mammutaufgabe
Gruß Marc
PS: hoffe,das Buch hat dir gefallen!?
wir alle sollten nicht so schnell in resignativen Pessimismus verfallen !


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Möbelstile

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #26981]
Hallo Heiko,

vor einigen Jahren habe ich in Essen die Zeche Zollverein besucht, alle Gebäude sind im Bauhaus-Stil gebaut, sogar die Fallrohre der Dachentwässerung sind nach innen gelegt, nichts stört den Blick. Übrigens ist Zollverein mittlerweile Unesco Weltkulturerbe!

Kennst Du Seiten im Netz wo man typische Bauhausmöbel sehen kann, besonders Tische und Schränke?

Team 7 -Stil ist jetzt genug:-)

Gruß Dietrich


Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #26970]
Hallo zusammen,

interessantes Thema. Nach einem Wochenende zu einem 60. in Genf bei einem Studienkollegen will ich auch noch meinen Senf dazugeben.

Daß nur noch wenige Leute bereit sind, "Handwerkermöbel" zu kaufen liegt einmal daran, daß man Gebrauchsmöbel vom Fließband zum Spottpreis bei ikea und Co kaufen kann und diese Möbel so ca. 10 mal im Sperrmüll landen können, eh man einmal den Preis für ein einfaches massives Möbelstück ausgegeben hat - und man hat halt immer was "modernes" - und wenn es schwarz lackiert ist und jede Minute nach einem Staubtuch lechzt.

Welche junge Familie hat aber auch das Geld, massive Möbel und die noch möglichst handgefertigt zu kaufen????

Machen wir uns doch nichts vor: Die Mehrzahl der Konsumenten ist finanziell gar nicht in der Lage, massive Möbel, geschweige denn handgefertigte Möbel zu kaufen. Wovon soll dann der Schreiner leben, der Möbel traditionell herstellt? Der Konkursverwalter wird schnell die idealistisch gehaltenen Arbeitsplätze plattmachen.

Neue Verfahren rufen fast immer massiven Protest hervor und sicher haben sich nicht alle durchsetzen können, aber deshalb sind alte Methoden lange nicht immer die besten geblieben.

Es ist halt ein Unterschied, ob ich als handwerklicher Laie eine Gestaltungsidee umsetzen will und dabei wenig Rücksicht auf traditionelle Methoden und Materialien lege oder ob ich als handwerklich begabter Mensch ein Stück Massivholz "streicheln" will, welches ich möglichst auch noch selbst geschaffen habe. (Wer streichelt schon gern eine Spanlatte?)

Als Diplomlandwirt möchte ich nur auf die "Bauern" verweisen. Ohne moderne Produktionsmethoden bist Du als Betrieb in der Masse finanziell verloren und dennoch gibt es die "Ökobetriebe", die alte Methoden hochhalten und auch damit leben können. Daraus den Schluß zu ziehen, daß alle landwirtschaftlichen Betriebe doch diesen Weg gehen sollten führt für das Gros der Betriebe unweigerlich zum wirtschaftlichen Untergang. Genauso ist es mit den Schreinern: Einige können mit der Massivmöbelherstellung durchaus gut leben, aber das Gros der Betriebe ...

Jetzt aber bitte keine Diskussion zur Öko-Landwirtschaft. Ich habe am Wochenende gelernt, daß bei den WTO-Verhandlungen in Genf über landwirtschaftliche Produkte Unterhändler sitzen, die bei einer Exkursion in der Schweiz zum ersten Mal eine Kuh in natura gesehen haben .... und diese Leute verhandeln über das Schicksal von tausenden von landwirtschafltichen Betrieben, die von dem leben, was eine Kuh so hergibt!!! So weit sind wir gekommen.

Mit nachdenklichem Gruß

Heinz



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Möbelstile

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #26981]
Hallo allerseits,

weil's grade so schön in die Diskussion passt, hier ein paar Bilder von der Ausstellung, die jedes Jahr in Karlsruhe im Gewerbeamt stattfindet und bei der aktuelle Meister- und Gesellenstücke gezeigt werden. Einige davon sind Gesellenstücke elsässischer Schreiner; man erkennt sie ziemlich schnell, muss aber dazu sagen, dass diese Leute deutlich mehr Zeit zum Anfertigen ihrer Stücke haben als die deutschen Kollegen. Trotzdem ist ein deutlicher Geschmacksunterschied diesseits zu jenseits des Rheins erkennbar.



















Reine Massivhölzmöbel sind sehr selten in dieser Ausstellung zu sehen; würde man die Stücke der letzten Jahre alle zeigen, dann ergäbe sich ein relativ einheitlicher Stil incl. der verwendeten Holzarten(Furnier). Viele Stücke sind von fraglichem Gebrauchswert, oft muss ein Gag dabei sein, der in der Praxis bedeutungslos ist. Das mag auch an der Aufgabenstellung liegen. Saubere und präzise Arbeit ist natürlich die Regel. Dass wenig Massivholzmöbel zu sehen sind, hat nach meiner Meinung folgende Gründe: Massivholz schränkt die Formgebung ein, will man nicht völlig "am Holz vorbei" konstruieren und damit bei der Prüfungskommission durchfallen (zu Recht). Furnierte Holzwerkstoffe gestatten eine wesentlich freiere Konstruktion. Auch das Bild der Oberfläche ist mit Furnier und Intarsien vielfältiger und freier zu gestalten.

Noch ein paar Bemerkungen zu der laufenden Diskussion: ich setze selbst ganz überwiegend Maschinen beim Möbelbau aus folgenden Gründen ein: das Ergebnis wird genauer, es geht viel schneller und ich kann deswegen Dinge machen, die sonst nie fertig würden. Ich hätte keine Bedenken, mir eine Maschine zuzulegen (theoretisch, praktisch ist mein Laden voll), die mir zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten bieten würde; eine Maschine, mit der ich "billiger" fertigen könnte, wäre Quatsch. Insoweit lässt mich die Diskussion um Laser-, CNC- oder sonstige Maschinen kalt. Das ist Industrie und gehorcht anderen Gestzen. Ich mache nur Massivholzmöbel und da ist es für mich immer noch spannend genug, so zu bauen, dass es technisch richtig und (wenigstens für mich) ansehnlich ist.



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Möbelstile

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #26998]
Hallo Dietrich,

hier mal zwei Liks:

http://www.classic-design24.com/
http://www.classicstyle.org/
(hier ist Mackintosh recht interessant)

Aber im Möbelbau spielt der Werkstoff Holz im Bauhaus ene nicht allzu große Rolle.

Gruß

Heiko


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #26994]
Hallo Heinrich,

Anregungen holen kann man sich sehr gut, nachbauen wird eher schwierig. Zum einen waren die Bauhaus Gründer scheinbar keine Holzfans und wenn dann mit sehr hohem Aufwand.

Moderne Möbel, die dem Bauhaus angelehnt sind, gerade, schnörkellos und eben, werden meist furniert. Bauhaus ist in meinen Augen ein eher industriell gehaltener Stil. Aber wenn man sich mal die Grundregeln der Bauhauslehre zuherzen nimmt, kann man sie denke ich schon auf Massivholzmöbel anwenden.

Ich selbst finde die Architektur ansprechend für öffentliche Bauten, wohnen möchte ich so allerdings nicht, aber einige Grundgedanken sind nicht schlecht und durchaus auch an wohnlichen Möbeln umsetzbar.

Gruß

Heiko


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Möbelstile

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27020]
Hallo,

aufgrund der Vorstellungen der Prüfungskomissionen kommen da manchmal schon kuriose Dinge zustande. Formteile werden gewünscht, eine Schublade mit hölzernem Vollauszug auch. Mit Massivholzmöbeln tun sich viele Prüfer schwer, da hier nunmal größere Toleranzen erlaubt werden müssen und Spaltmaße sich schonmal durch klimatische Bedingungen ändern können etc. (ich weiß wovon ich rede, mein Stück war massiv).

Oft wird auch maßlos übertrieben und es findet eine regelrechte Materialschlacht statt. Daran erkennt man dann gut betuchte Meisterschüler. Das schöne ist aber, dass man sich zumindest einmal in seiner beruflichen Laufbahn richtig austoben kann. Für die meisten kommt eine solche Gelegenheit nicht wieder.

Gruß

Heiko


Antworten