Schweifhobel oder / und Schabhobel ?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Hutmacher Beat
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Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Schweifhobel oder / und Schabhobel ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Allerseits,

Kürzlich wurde hier über Schweif- bzw. Schab-Hobel diskutiert. In meinen Beiträgen habe ich das Kind immer Schweifhobel genannt. Eckhard Pohlmann war so freundlich, und hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei meinen angeführten Modellen, um Schabhobel handle. Besten Dank Eckhard, an dieser Stelle.

Nun, ich möchte hier niemanden mit einer kleinlichen, und vielleicht etwas weit hergeholten Wortklauberei langweilen. Andererseits ist mir aber die Terminologie bei Werkzeugen etwas wichtiges ! Ich möchte Euch meinen Standpunkt darlegen, und bitte Euch, mir den Eurigen zu verraten.

Also, die engl. sprachigen Kollegen kennen einfach den "Spokeshave". Einfach übersetzt steht Spoke für Speiche und shave kann sowohl für schaben als auch schneiden stehen. (nach : Wörterbuch der industriellen Technik, von Dr. Ing. Richard Ernst, 5. Auflage 1985, Wiesbaden, Deutschland) Wesentlich scheint mir hier das Wort Speiche. Es steht für etwas, was nicht mit Winkeln, Kanten und Flächen in Beziehung gebracht wird, sondern eher mit Rundungen, Wölbungen, Schweifungen, Einbuchtungen, usw. Also ist der Sinn des Werkzeuges mit Schweifhobel sicherlich besser getroffen, als mit Schabhobel. Schweifhobel sagt über die Form des zu bearbeitenden Stück's etwas aus, genauso wie z.B. Rauhbank. Schabhobel beinhaltet keine Assoziation zu einer Form. Schaben kann ich auf allen erdenklichen Formen ! Kommt hinzu, dass die erwähnten Schweifhobel, (erlaubt mir, in diesem Zusammenhang, nur noch diesen Begriff zu verwenden) im Prinzip baugleich sind wie andere, "normale" Hobel auch. Sie verfügen also über eine Sohle, Mund und eingesetztes Eisen, an dem immer eine Schneide angeschliffen ist. Dieses Eisen steht übrigens auch etwa in einem Winkel, wie die Eisen bei normalen Hobel. Und letztlich : Mit einem Hobel wird gehobelt, und es werden Späne produziert ! Also trifft "schaben" die Sache noch einmal nicht.

Dann haben wir noch den Furnierschabhobel und den Ziehklingenhobel. Was ist technisch gesehen der Unterschied dieser beiden Dinge ? Die Bauweise ist anders, aber die Funktion und das Ergebnis sind dasselbe. Gut, mit dem Furnierschabhobel kann man noch etwas leichter eine geschweifte Form bearbeiten, als mit dem Ziehklingenhobel. Hier haben wir nun als "Eisen" erstmals keine dicke, starre Klinge mehr, wie beim Schweifhobel, oder dem normalen Hobel, sondern schlicht und einfach eine Ziehklinge. (bei den Modellen von Kunz) Also wäre nun hier eigentlich der Verwendung nach, der Begriff Schabhobel eher angebracht ? Wir sind uns vermutlich einig, dass mit einer Ziehklinge geschabt und nicht gehobelt wird ?

Die engl. Bezeichnungen für diese Modelle können im Begriff Scraping Plane oder Scraper Plane zusammengefasst werden. Die 3 verschiedenen Modelle von Lie-Nielsen, verfügen hier jedoch über ein Eisen, das dick und starr ist. Das Modell "Large Scraping Plane" von Lie-Nielsen weist ein Eisen von 1/8" = 3.175 mm, Stärke auf. Das Eisen ist bei diesen Modellen etwas nach vorne "überneigt". Die Anwendung ähnelt also stark der, einer Ziehklinge im Ziehklingenhalter. Diese Hobel produzieren auch Späne, allerdings durch die gerade, bzw. überneigte Position des Eisen's, doch eher schabend als schneidend. Somit erscheint mir der Begriff Schabhobel bzw. Scraping Plane angebracht. Und mit diesen Hobeln werden wohl in der Regel mehr oder weniger "ebene" Flächen bearbeitet, also unterscheiden sie sich auch hier von den Schweifhobeln.

Quintessenz für mich ganz allein : Es gibt Schweifhobel und Schabhobel. Die Anwendung der beiden Hobel unterscheidet sich stark. Das eine kann nicht einfach durch das andere ersetzt werden. Jeder wird mir zustimmen : Einen geschweiften Hammerstiel werde ich mit einem Schweifhobel bearbeiten, währenddem ich für eine ebene Fläche wohl eher zum Schabhobel greiffe.

Kunz und Dieter Schmid sprechen übereinstimmend von Schab- bzw. Ziehklingen-Hobel. Dick dagegen spricht klar von Schweif- und Schab-Hobel. Rolf Schmid, der ein schönes und stark verbessertes Modell eines Schweifhobel's entwickelt hat, spricht ebenfalls von Schweif- und Schab-Hobel. Und auch Wolfgang Jordan spricht in seinem Lexikon, von Spokeshave = Schweifhobel.

Schlussbemerkung : Ich will nicht das Rad neu erfinden, ich will niemanden belehren, und ich will auch niemandem sagen, wie er eine Sache zu benennen hat. (auch nicht Eckhard Pohlmann, den ich persönlich sehr schätze) Das einzige worauf es mir ankommt : Es ist einfacher vom gleichen zu reden, wenn die Begriffe geklärt sind. Nach der Definition Schweifhobel und Schabhobel, bzw. Spokeshave und Scraping Plane, wie ich sie hier dargelegt habe, erübrigt sich jedenfalls die müssige Frage :

"Welchen Hobel meinst Du denn ?"

Mit allerbesten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der halt alles ganz genau nimmt.


Eckhard Pohlmann
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Re: Schweifhobel oder / und Schabhobel ?

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Hallo Beat,

ich schaue immer bei Heine , Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers, nach, wenn ich etwas über Hobel wissen will.
Der schreibt dazu:
1. Schabhobel:

…… Der Schabhobel eignet sich zur Bearbeitung von Kanten und zum Anbringen von Fasen.

2.Schweifhobel:

Der Schweifhobel konnte sehr starken Krümmungen folgen. ………

Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass die Schabhobel nicht zur Bearbeitung von konkaven Bögen geeignet sind. Wenn man einen Kreisbogen sägt, z.B. mit der Schweifsäge, greift der Hobel, den Heine mit Schabhobel bezeichnet, nicht. Der hölzerne Schweifhobel, auch gemäß Heine, ist aber das ideale Werkzeug dafür.

Gruß, Eckhard


Eckhard Pohlmann
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Re: Schweifhobel *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


das sind Schweifhobel aus meiner Werkstatt, nach Heine-Beschreibung

Thomas Jacobi
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Die mein ich auch-meine Schaetzchen

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Eckhard,

Ja das sind sie, meine Schaetzchen, ich neide Dir nur den letzten links, stark konvex, den hab ich noch nicht. Hast Du ihn zufaellig doppelt (als woodie mein ich, in Eisen hab ich ihn)?

Uebrigens hab ich mittlerweile den alten Preston (in Eisen) mit Durchbruch von dem wir mal gesprochen hatten. Muss ihn noch auf Vordermann bringen.

Beat,

Deine Ausfuehrungen klingen sehr vernuenftig, ich habe die Bezeichnungen ebenfalls immer so verstanden.
Freundliche Gruesse an alle,
Thomas

Thomas Jacobi
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Ersatzmesser ?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Eckhard,

So nebeneinander sind sie wirklich ein Anblick da schlaegt einem das Herz schneller. Sind sie alle aus Buchsbaum oder auch welche aus Buche?

Uebrigens : Kennst Du eine Bezugsquelle fuer diese Art von Messern? Ich habe ein zwei Schweifhobel, da brauch ich Ersatzeisen, die jetzigen sind schon ganz schmal geworden.
Viele Gruesse,
Thomas

Wolfgang Jordan
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Re: Ersatzmesser ?

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Thomas,

zumindest für die graden Schweifhobel hat Dieter Ersatzmesser:
http://www.feinewerkzeuge.de/hobels.htm
Vielleicht kann er auch andere besorgen. Ansonsten vielleicht bei Ron Hock selbst nachfragen.

Gruß, Wolfgang

Thomas Jacobi
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Re: Ersatzmesser ?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Sei herzlich bedankt, Wolfgang,

Du bist wie immer ein wandelndes Nachschlagewerk.
Schoene Wochenendgruesse,
Thomas

Eckhard Pohlmann
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Re: Ersatzmesser ?

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #101959]
Hallo Thomas,

bis auf die beiden rechten sind alle aus Buche.
Doppelt habe ich den linken nicht ;-)
Weitere Bezugsquellen weiß ich leider auch nicht.

Schönes Wochenende !
Gruß, Eckhard

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